Finanzkrise zum Trotz: Kreditinstitute rechnen 2009
mit stabiler Geschäftsentwicklung
[Crosswater Systems]
Trotz Finanzkrise und Rezessionsszenarien fallen die
Renditeerwartungen der Kreditinstitute in Deutschland
überwiegend positiv aus. 37 Prozent der Topbankmanager
rechnen für 2009 mit Zuwächsen bei der
Eigenkapitalrendite. Weitere 32 Prozent erwarten eine
stabile Renditeentwicklung. Kurzfristig reagieren die
meisten Institute besonnen auf die Krise und nehmen
keine übereilten Kurskorrekturen vor. Bis 2011 stellt
allerdings jede zweite Bank ihre Geschäftsstrategie auf
den Prüfstand. Insgesamt wird die Gefahr, die von einer
schrumpfenden Volkswirtschaft ausgeht, stärker
eingeschätzt als die direkten Folgen aus der
Finanzkrise. Dies ergab die Studie „Branchenkompass 2008
Kreditinstitute – Sonderausgabe Finanzmarktkrise“ von
Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem
F.A.Z.-Institut.
Insgesamt stufen die Entscheider die Rezessionsgefahr im
Vergleich zu anderen Risikofaktoren am höchsten ein. 42
Prozent der Befragten sehen im wirtschaftlichen
Abschwung eine mögliche Bedrohung für das eigene
Institut. Dem stehen 35 Prozent der Entscheider
gegenüber, die speziell die Risiken aus der
Finanzmarktkrise als existenzbedrohend wahrnehmen. Dabei
verweisen 23 Prozent der Befragten auf die Risiken im
Abschreibungsbedarf bei Kapitalanlagen und Krediten.
Nur jedes zehnte Institut befürchtet, dass es infolge
des stockenden Interbankenhandels zu existenziellen
Gefahren bei der Refinanzierung kommt. Zudem glauben
acht von zehn Befragten nicht, dass es in Deutschland
eine starke Verknappung der Kreditgewährung
(Kreditklemme) geben wird. Fast alle Befragten erwarten
allerdings verschärfte Kontrollvorschriften für
Kreditinstitute seitens des Gesetzgebers und der
Aufsichtsbehörden. 82 Prozent rechnen zudem damit, dass
bereits im Laufe des nächsten Jahres die EU-weite – oder
gar globale – Finanzaufsicht die Initiative ergreifen
wird.
Der Vorwurf, die Risiken strukturierter Anlageprodukte
unterschätzt und sich zu sehr auf die Bewertungen der
Ratingagenturen verlassen zu haben, veranlasst
insbesondere die Genossenschafts- und Kreditbanken zu
Investitionen in ihr Risikomanagement. Jeweils sieben
von zehn Entscheidern aus diesen Instituten planen bis
2011, die internen Prozesse der Risikosteuerung und des
Controllings zu überprüfen. Übergreifend gibt immerhin
jeder dritte Befragte an, seine Bank werde verstärkt in
Risikoklassifizierungsverfahren investieren, um im
Kreditgeschäft Ausfallrisiken besser zu messen und um
die Kredite entsprechend zu bepreisen. Hier besteht
offenbar ein Nachholbedarf, denn 88 Prozent der Banken
haben bereits in der Vergangenheit in diesen Bereich
investiert.
Als eine weitere Konsequenz aus der Finanzmarktkrise
erwarten 93 Prozent der Entscheider, dass Privatkunden
ihr Geldvermögen verstärkt in sichere Finanzprodukte mit
geringeren Renditechancen investieren werden. Um
Vertrauen beim Kunden zurückzugewinnen, haben die
Kundenberatung und der Kundenservice für die
Topentscheider höchste Priorität. Vor allem die
Genossenschaftsbanken, die als Gewinner der
Finanzmarktkrise gelten, wollen ihren zahlreichen
Neukunden besseren Service bieten und die
Beratungskapazitäten aufstocken.
Hintergrundinformationen
Im November 2008 wurden 100 Führungskräfte aus den
größten Kreditinstituten in Deutschland zur
Finanzmarktkrise, zu den geplanten Maßnahmen und zur
mittelfristigen Geschäftserwartung der Banken befragt.
Die Topentscheider vertreten die drei Bereiche des
deutschen Bankensektors: die öffentlichen Institute, die
Genossenschaftsbanken und die privaten Geschäftsbanken
(„Kreditbanken“ laut Bundesbankdefinition). Die
Interviewpartner waren Vorstandsvorsitzende,
Geschäftsführer, Leiter der Bereiche Finanzen,
Controlling, Vertrieb, Marketing, Risikomanagement,
Kreditabteilung sowie Vermögensverwaltung. Das
Marktforschungsinstitut forsa aus Berlin führte die
Befragung in Telefoninterviews nach der Methode des
Computer Assisted Telephone Interview (CATI) durch. Die
Basis der Telefoninterviews bildete ein strukturierter
Fragebogen.
Kontakt:
Jörg Forthmann
Faktenkontor
Tel.: +49 (0) 40 22703-7787
E-Mail: joerg.forthmann@faktenkontor.de
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