Arbeitsmarkt Banken: Kreditinstitute befürchten
Konkurrenz durch unabhängige Internetplattformen
[Crosswater Systems]
7.10.2008
Drei Viertel der Entscheider in deutschen Banken
befürchten, dass ihnen branchenfremde Wettbewerber
Marktanteile abnehmen. Insbesondere das Geschäftsfeld
Services für private Bankkunden könnte schon bald die
Aufmerksamkeit führender Internetplattformen auf sich
ziehen. Die deutschen Kreditinstitute tun sich selbst
derzeit schwer, ihre Privatkunden mit neuen
Mehrwertdiensten per Internet oder Handy zu begeistern.
Dabei will jedes fünfte Institut mit neuen Produkten und
Serviceangeboten wachsen. Das sind die Ergebnisse der
Studie Branchenkompass 2008 Kreditinstitute von Steria
Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem
F.A.Z-Institut.
Neue Serviceideen bieten sich insbesondere für Kunden
an, die gleichzeitig mehrere Konten bei verschiedenen
Instituten führen. Der Grund: Immer häufiger suchen sich
Kunden außerhalb ihrer Hausbank verschiedene Konten,
Geldanlagen und Finanzierungen, die miteinander
koordiniert werden müssen. Im Schnitt verfügen die
Deutschen bereits über mehr als 1,8 Bankverbindungen -
Tendenz steigend. Die Fähigkeit, verschiedene
Bankverbindungen von Kunden in einer Plattform
zusammenzuführen, eröffnet Marktnischen für neue
Anbieter außerhalb der traditionellen Finanzwirtschaft.
Innovative Internetplattformen, die dieses leisten, sind
zurzeit in den USA sehr gefragt: Sie bieten ihren Kunden
mit einem einzigen Online-Passwort jederzeit
institutsübergreifenden Zugang zu allen Konten und
liefern Instrumente für das Cash Management für
Privatkunden gleich mit. Die Plattformen ermöglichen den
Kunden eine genaue Übersicht über Ausgaben und
Einnahmen, eine entsprechende Planung und die
integrierte Abwicklung des Zahlungsverkehrs über
unterschiedliche Banken. "Spätestens in zwei bis drei
Jahren werden sich diese Internetportale auch in
Deutschland etabliert haben", prognostiziert Thorsten
Schweigert von Steria Mummert Consulting. Die Anbieter
dieser unabhängigen Plattformen bieten vor allem
Bequemlichkeit und Service. Im Gegenzug erhalten sie von
den Kunden wertvolle Nutzerdaten und damit die
Möglichkeit, neue Vertriebskanäle zu erschließen. Das
macht sie auch für führende Internetunternehmen, wie
beispielsweise Yahoo oder Google, interessant.
"Speziell deutsche Direktbanken könnten solche Services
aber auch selbst entwickeln und zur Kundenbindung
nutzen. Dadurch lässt sich der Druck des
Preiswettbewerbs ein Stück weit kompensieren.
Bestehenden Kunden bietet man dadurch Mehrwertdienste,
die die Loyalität gegenüber dem Anbieter stärken.
Gleichzeitig schaffen die Anbieter Berührungspunkte für
die Ansprache neuer Kunden und für Cross-Selling", so
Schweigert.
Kunden deutscher Banken müssen derzeit noch
Softwareprogramme kaufen oder herunterladen, um ihre
Konten, Kredite und Geldanlagen zu verwalten. Dabei wäre
der Aufwand für die Institute vergleichsweise gering,
wenn sie einen derartigen Service direkt online anbieten
würden.
Um auf dem deutschen Bankenmarkt erfolgreich zu sein,
müssen solche Online-Dienstleistungen neben dem
Bequemlichkeitsaspekt auch dem Thema Sicherheit Rechnung
tragen. Deutsche Bankkunden legen deutlich mehr Wert auf
Sicherheitsaspekte als beispielsweise Kontoinhaber in
den USA. Nur wenn sich die Bankkunden hierzulande durch
wirksame Mechanismen wirklich sicher fühlen, werden sie
Zahlungs- und Cash-Management- Funktionen im Internet
nutzen.
Hintergrundinformationen
Im Frühjahr 2008 befragte forsa im Auftrag von Steria
Mummert Consulting 100 Entscheider aus 100 der größten
Kreditinstitute Deutschlands zu den Branchentrends,
Strategien und Investitionszielen bis 2011, und das
F.A.Z.-Institut interviewte 14 Entscheider der größten
Banken Österreichs. Die Entscheider vertreten die
wichtigsten Bankengruppen in ihren jeweiligen Ländern.
Befragt wurden die Vorstandsvorsitzenden,
Vorstandsmitglieder, die Geschäftsführer, die Leiter der
Unternehmensentwicklung, die Leiter von Finanzen und
Controlling oder die Vertriebs- und Marketingleiter. Die
Befragungen wurden mit der Methode des Computer Assisted
Telephone Interview (CATI) durchgeführt.
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