Arbeitsmarkt Banken + Sicherheit:
Grenzüberschreitender Betrug nimmt bei Kartenzahlungen
weiter zu
[Crosswater Systems]
12.7.2008
Während in Deutschland der Betrug mit gestohlenen
Bankkarten zurückgeht, nimmt der Missbrauch bei
grenzüberschreitenden Zahlungen deutlich zu. Der Schaden
durch den Einsatz gefälschter deutscher Bankkarten im
Ausland wird in diesem Jahr erneut um rund ein Viertel
ansteigen, so eine aktuelle Einschätzung von Steria
Mummert Consulting. Der Grund: Während Betrüger ohne
nennenswerte Einschränkungen über Grenzen hinweg
operieren, gilt dies nicht für Banken und
Ermittlungsbehörden. So behindern in der EU national
abweichende Datenschutzregelungen übergreifende oder gar
zentrale Lösungen, um Betrügereien bereits im Vorfeld
aufzudecken.
Beim grenzüberschreitenden Transfer von Informationen
zur Aufdeckung und Bekämpfung von Kartenmissbrauch
existieren erhebliche Barrieren. Dazu zählen Hürden in
Bezug auf den Datenfluss sowie die strikten nationalen
Datenschutzbestimmungen für die Verarbeitung
persönlicher Daten. Diese Problematik behindert unter
anderem den länderübergreifenden Aufbau von
Anti-Betrugs-Datenbanken oder den Austausch von
Betrugsmusterprofilen.
Mehr Sicherheit für Kartenbesitzer in Europa wird der
EMV-Chip bieten, der bis 2011 auf den rund 350 Millionen
Bankkarten in der EU vorhanden sein soll. Allerdings
können Betrüger immer noch in Länder ausweichen, in
denen Kartenzahlungen auf Basis des Magnetstreifens ohne
EMV-Chip weiterhin möglich sind. Wann die
EMV-Technologie weltweit verfügbar ist und auf den
Magnetstreifen ganz verzichtet werden kann, ist aufgrund
der dafür notwendigen Umrüstung aller Kartenleser auf
Chiptechnologie noch nicht erkennbar.
Darüber hinaus erschwert der zunehmende Wettbewerb unter
den Kartenzahlsystemen in Europa die Betrugsabwehr für
grenzüberschreitende Zahlungen mit Bankkarten: Bisher
wurden nahezu alle Auslandszahlungen mit deutschen
Karten über ein einziges Kartenzahlsystem abgewickelt.
Das vereinfachte die Betrugsabwehr erheblich. Die
Möglichkeit, Auslandszahlungen nun über verschiedene
Kartenzahlsysteme durchzuführen, beispielsweise Maestro,
V Pay oder EAPS, schafft zwar Wettbewerb, von dem
Händler und Karteninhaber profitieren. Allerdings erhöht
sich damit auch der Aufwand für eine übergreifende
Betrugserkennung.
Angesichts der eingeschränkten Möglichkeiten für ein
EU-weites Vorgehen und der Auffächerung der
Kartenzahlungen auf unterschiedliche Stellen steigt die
Bedeutung der Kartenherausgeber bei der Betrugsabwehr:
„Die Kartenherausgeber können den nationalen
Datenschutzbedingungen am besten Rechnung tragen“, ist
Johannes Prinz von Steria Mummert Consulting überzeugt.
„Letztendlich können vor allem sie die Karteninhaber
wirksam schützen, da alle nationalen und internationalen
Kartenzahlungen über sie abgewickelt werden.“ Wegen der
Auffächerung der Kartentransaktionen auf
unterschiedliche Brands und europäische Kopfstellen
müssen die Stellen mehr Gewicht bekommen, die bei allen
Transaktionen mit einer Karte involviert sind. Um dem
Kartenbetrug nachhaltig zu begegnen, ist dabei der
Einsatz moderner Systeme zur Identifikation auffälliger
Transaktionsmuster notwendig. In Zusammenarbeit mit den
nationalen und internationalen Akteuren der
Betrugsabwehr kann so ein weiterer Anstieg der
Betrugsfälle verhindert werden. Im besten Fall wird
sogar ein deutlicher Rückgang erzielt – wie
beispielsweise in den USA im Zeitraum zwischen 1992 und
2006.