Arbeitsmarkt Energiewirtschaft: Energieversorger
nehmen Kunden ins Visier
[Crosswater Systems]
22.6.2008
Zehn Jahre nach Öffnung des Energiemarktes kommt
Bewegung in die Branche. Allein im vergangenen Jahr
haben sich 1,3 Millionen Haushalte einen neuen
Stromlieferanten gesucht, so Schätzungen der
Bundesnetzagentur. Und die Wechselbereitschaft nimmt
aufgrund steigender Preise weiter zu. Die Unternehmen
reagieren und setzen künftig verstärkt auf
Kundenbindung. Jeder fünfte Euro soll in den kommenden
Jahren für Vertrieb und Kundenmanagement ausgegeben
werden – neben der Infrastruktur ist das der größte
Posten in den Investitionsbudgets der Energieversorger.
Dies sind die Ergebnisse des Branchenkompass 2008
Energieversorger von Steria Mummert Consulting in
Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut.
Noch 2005 waren nur rund zwei von drei Energieversorgern
überzeugt, dass sie sich intensiver um ihre Kunden
kümmern müssen, inzwischen haben dies 83 Prozent der
Unternehmen erkannt. Die von der Bundesregierung
beschlossene Anreizregulierung mit ihren strengen
Effizienzvorgaben zwingt die Energieunternehmen
allerdings dazu, die Mehrinvestitionen in
Kundenmanagement und Vertrieb dosiert einzusetzen. Vor
allem Privat- und Gewerbekunden, die margenstarke
Leistungen nachfragen, – wie Ökoprodukte oder sogenannte
Bündelprodukte aus Strom und Gas – sollen besser betreut
und verstärkt auch persönlich angesprochen werden. 60
Prozent der befragten Unternehmen planen entsprechende
Investitionen, 16 Prozent gehen zum ersten Mal das Thema
aktives Kundenmanagement an.
Leistungen, die sich für die Energieversorger weniger
rechnen, standardisieren die Versorger hingegen. Jedes
dritte Unternehmen plant beispielsweise weitere
Selbstbedienungsangebote im Internet. Sie bieten dem
Kunden einen bequemen Rund-um-die-Uhr-Service und sparen
den Versorgern gleichzeitig Kosten für Personal.
Adressänderungen oder der Wechsel in andere Tarife sind
inzwischen allerorts elektronische Grundstandards.
Zu den dynamischsten Feldern des Kundenmanagements und
Vertriebs zählt das sogenannte Energiedatenmonitoring
für Endverbraucher. Künftig will nahezu die Hälfte der
Versorger ihren Kunden einen besseren Überblick über
deren Stromverbrauch geben. Mit Hilfe elektronischer
Zähler können die Unternehmen ihren Kunden Daten,
aufgeschlüsselt nach Verbrauchsquellen, in Echtzeit zur
Verfügung stellen und entsprechend bedarfsgerechte
Angebote erstellen.
Fast jedes zweite Unternehmen plant außerdem
Investitionen in Kundenzufriedenheitsbefragungen.
Telefonisch, schriftlich und auch mit „virtuellen“
Umfragen wollen sie herausfinden, wie zufrieden die
Kunden mit den Leistungen sind und wo
Verbesserungsbedarf besteht. Mindestens genauso
bedeutend ist ein Beschwerdemanagement, das Klagen von
Kunden systematisch auswertet. Denn Kunden, die ihrem
Ärger Luft machen, anstatt sich durch eine Kündigung
„still und leise“ zu verabschieden, geben dem
Unternehmen, die Chance nachzubessern.
Hintergrundinformationen
Für den „Branchenkompass Energieversorger 2008“ wurden
100 Führungskräfte aus 100 der größten
Energieversorgungsunternehmen Deutschlands zu den
Branchentrends, Investitionszielen und
Unternehmensstrategien befragt. Die befragten
Unternehmen repräsentieren die drei wichtigsten Gruppen
der deutschen Energiewirtschaft: die Stadtwerke, die
Regionalversorger und die vier großen Energiekonzerne.
Die Marktforschungsgesellschaft Forsa führte die
Erhebung in Telefoninterviews durch. Befragt wurden
jeweils die Vorstandsvorsitzenden, Vorstandsmitglieder,
die Geschäftsführer, die Leiter von Finanzen und
Controlling, die Vertriebs- und Marketingleiter sowie
sonstige Führungskräfte.
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