Arbeitsmarkt Energiewirtschaft: Kapazitätsabbau
gefährdet Versorgungssicherheit
[Crosswater Systems]
20.5.2008
Vier von fünf Führungskräften der deutschen
Energiewirtschaft halten die Versorgungssicherheit mit
Strom in Deutschland künftig nicht mehr für gegeben. Als
Hauptursache wird der Abbau von Kernkraft- und
Kohlekapazitäten im deutschen Stromnetz gesehen. Ein
mangelhafter Ausbau der Netze verschärft die Situation
zusätzlich: Nur etwa jeder zweite Energieversorger (54
Prozent) plant bis 2010, den Aus- oder Aufbau seines
Stromnetzes voranzutreiben. Im Jahr 2005 lag die
Investitionsbereitschaft noch bei 63 Prozent.
Planungsunsicherheiten sowie neue
Regulierungsbestimmungen sind die wichtigsten Gründe für
die Zurückhaltung. Dies ergab die Studie „Branchenkompass
2008 Energieversorger“ von Steria Mummert Consulting in
Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut.
Überlegungen der EU, eine komplette eigentumsrechtliche
Trennung von Netzbetrieb und Stromversorgung – zumindest
für die großen Versorger – durchzusetzen, verunsichert
die Branche. 86 Prozent der Befragten gehen davon aus,
dass es zur Trennung kommen wird. Zurückhaltung bei
Infrastrukturvorhaben ist die Folge. Zwar bleibt die
Infrastruktur mit einem Anteil von rund 50 Prozent der
größte Posten in den Budgets der Versorger, doch die
Tendenz ist abnehmend. Im Vergleich zu 2007 wollen 44
Prozent der Energieversorger die Ausgaben für den Ausbau
und die Modernisierung ihrer Netze zurückfahren, nur 14
Prozent planen, mehr zu investieren.
Stattdessen haben Investitionen in aufsichts- und
kundenrelevanten Bereichen Priorität. 68 Prozent der
Versorger wollen bis 2010 ihr Regulierungs- und
Informationsmanagement ausbauen, 61 Prozent planen
Investitionen in Marketing und Vertrieb. Hieran zeigt
sich, dass die Umsetzung des Energiewirtschaftsgesetzes
(EnWG) und der Anreizregulierung offenbar erhebliche
Investitionssummen bindet. Die neuen Regelungen kurbeln
den Wettbewerb an und zwingen die
Versorgungsunternehmen, eine an die veränderte Lage
angepasste Geschäftsstrategie zu entwickeln. Ziel ist
dabei, sich stärker auf den Vertrieb, insbesondere
außerhalb des eigenen Versorgungsgebietes, zu
konzentrieren sowie die Effizienz des Kundenservice zu
stärken.
Hintergrundinformationen
Für den „Branchenkompass 2008 Energieversorger“ wurden
100 Führungskräfte aus 100 der größten
Energieversorgungsunternehmen Deutschlands zu den
Branchentrends, Investitionszielen und
Unternehmensstrategien befragt. Die befragten
Unternehmen repräsentieren die drei wichtigsten Gruppen
der deutschen Energiewirtschaft: die Stadtwerke, die
Regionalversorger und die vier großen Energiekonzerne.
Die Marktforschungsgesellschaft forsa führte die
Erhebung in Telefoninterviews durch. Befragt wurden
jeweils die Vorstandsvorsitzenden, Vorstandsmitglieder,
die Geschäftsführer, die Leiter von Finanzen und
Controlling, die Vertriebs- und Marketingleiter sowie
sonstige Führungskräfte.
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