Arbeitsmarkt Energiewirtschaft: Branche der
Energieversorger steht vor Fusionswelle
[Crosswater Systems]
24.4.2008
Kooperieren statt abschotten: Jeder vierte
Energieversorger in Deutschland plant bis 2010 eine
Fusion mit anderen Unternehmen der Branche. Jeder fünfte
sucht zumindest nach Verbündeten, um seine Marktstellung
zu behaupten. Noch 2005 waren nur sechs Prozent der
Energielieferanten an einer Zusammenarbeit mit anderen
Unternehmen interessiert. Das sind die Ergebnisse der
Studie „Branchenkompass Energieversorger 2008“ von
Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem
F.A.Z.-Institut.
Grund für den Sinneswandel sind vor allem die strengen
Effizienzvorgaben durch die Anreizregulierungsverordnung
(ARegV). Neun von zehn Topentscheidern sind davon
überzeugt, dass der staatlich verordnete Sparkurs die
Wachstumsaussichten zahlreicher Strom- und
Gasnetzbetreiber erheblich beeinträchtigt. Um dieser
Gefahr entgegenzuwirken, will die große Mehrheit der
Versorger (79 Prozent) mit strategischen Partnern
kooperieren. Kleinere Stadtwerke schließen sich
beispielsweise zu Einkaufsgemeinschaften zusammen, um
ihre Einkaufsposition zu stärken. Fusionen und
Übernahmen stehen dagegen hauptsächlich bei großen
Versorgern auf der Agenda, um neue Geschäftsfelder zu
erschließen.
Oberstes Ziel der Kooperationsbemühungen der
Energieversorger ist das Senken der Kosten. Die
Umsetzung der Vorgaben des Energiewirtschaftsgesetzes
und der ARegV bindet mittelfristig bei 68 Prozent der
Versorger erhebliche Mittel. Mit strategischen Partnern
wollen die befragten Fach- und Führungskräfte massive
Einsparungen erzielen, um sich einen größeren
finanziellen Spielraum für Investitionen in neues
Wachstum zu verschaffen. Einkaufsgemeinschaften bringen
den Versorgern vor allem eine höhere
Versorgungssicherheit sowie Mengenrabatte beim Kauf von
Energie und Materialien. Synergieeffekte ergeben sich
darüber hinaus bei der gebündelten Nutzung der
IT-Infrastruktur oder beim gemeinsamen Anbieten von
Dienstleistungen, beispielsweise dem Zählermanagement.
Zu den Wunschkandidaten der Energieversorger auf der
Vertriebsseite gehören in erster Linie andere
Stadtwerke. Vier von fünf befragten Entscheidern geben
für die Neukundengewinnung andere kommunale Versorger
als bevorzugter Kooperationspartner an. Der Grund:
Stadtwerke haben die Hoheit über den Endverbrauchermarkt
und liefern somit den Zugang zu neuen Kunden. Außerhalb
der Energiebranche nutzen die Stromversorger nach wie
vor bevorzugt Kreditinstitute als Vertriebsplattform. 46
Prozent der Befragten haben oder planen
Vertriebskooperationen mit Banken. Darüber hinaus
strecken 27 Prozent der Strom- und Gaslieferanten ihre
Fühler nach Immobiliengesellschaften aus. Hier spielt
der Zugang zu den Zählern und damit zur
Kundenschnittstelle eine wichtige Rolle. Aufgrund der
Liberalisierung des Zählermarktes und der zunehmenden
Verwendung intelligenter Zähler ist hier mit neuem
Wettbewerb zu rechnen.
65 Prozent der Befragten wollen zudem bis 2010 mit Hilfe
strategischer Allianzen neue Geschäftsfelder aufbauen.
Hierzu gehört beispielsweise die Erweiterung des
Dienstleistungsangebots über die Energielieferung
hinaus. Etwa jedes vierte Energieunternehmen plant zu
diesem Zweck, andere Unternehmen oder Teile von
Unternehmen zu akquirieren. Der Konzentrationsprozess in
der Energiebranche wird sich somit fortsetzen,
vorausgesetzt, es finden sich auch Verkäufer. Denn nur
sieben Prozent der befragten Energiemanager geben an,
dass sie den Verkauf von Unternehmen oder
Unternehmensteilen planen.
Steria Mummert Consulting auf der 12.
EUROFORUM-Jahrestagung „Stadtwerke 2008“
Steria Mummert Consulting ist auf der 12.
EUROFORUM-Jahrestagung „Stadtwerke 2008“ mit einem Stand
vertreten. Vom 22. bis 24. April 2008 haben
Führungskräfte von Stadtwerken und Regionalversorgern
die Möglichkeit, weitere Details aus der erschienenen
Studie „Branchenkompass Energieversorger 2008“ zu
erfahren.
Hintergrundinformationen
Für den „Branchenkompass Energieversorger 2008“ wurden
100 Führungskräfte aus 100 der größten
Energieversorgungsunternehmen Deutschlands zu den
Branchentrends, Investitionszielen und
Unternehmensstrategien befragt. Die befragten
Unternehmen repräsentieren die drei wichtigsten Gruppen
der deutschen Energiewirtschaft: die Stadtwerke, die
Regionalversorger und die vier großen Energiekonzerne.
Die Marktforschungsgesellschaft forsa führte die
Erhebung in Telefoninterviews durch. Befragt wurden
jeweils die Vorstandsvorsitzenden, Vorstandsmitglieder,
die Geschäftsführer, die Leiter von Finanzen und
Controlling, die Vertriebs- und Marketingleiter sowie
sonstige Führungskräfte.
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