IAB: Zuwanderung mit Punktesystem steuern
[Crosswater Systems]
23.1.2008
Migranten sind in den USA, Kanada und Australien sehr
viel höher qualifiziert als in Deutschland und
Frankreich, zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für
Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Zudem sind sie
in den klassischen Einwanderungsländern im Durchschnitt
auch deutlich besser ausgebildet als die Bevölkerung
ihrer Herkunftsländer. Die Zuwanderer in Deutschland
verfügen dagegen sogar über niedrigere
Bildungsabschlüsse als ihre Landsleute daheim. Die
Arbeitsmarktforscher Herbert Brücker und Sebastian
Ringer schlagen vor, die Zuwanderung in Deutschland wie
in Kanada, Australien und den USA mit einem Punktesystem
zu steuern.
In Deutschland hat nur ein Viertel der ausländischen
Bevölkerung über 25 einen hohen Schulabschluss mit 13
Jahren Schulzeit. In den klassischen
Einwanderungsländern ist ihr Anteil doppelt so hoch. Der
Studie zufolge ist die geringere Qualifikation der
ausländischen Bevölkerung in Deutschland bis heute davon
geprägt, dass bei der Anwerbung von Gastarbeitern in den
60er und 70er Jahren gezielt Arbeitskräfte mit niedriger
Qualifikation gesucht wurden.
Migranten kommen verstärkt aus Ländern mit geringen
Bildungsinvestitionen
1970 stammten noch zwei Drittel der in Deutschland
lebenden Migranten aus den 15 Staaten, die bis 2004 die
EU gebildet haben. 2007 ist dieser Anteil auf weniger
als ein Drittel gesunken. Gleichzeitig ist die Zahl der
Einwanderer aus Ländern mit einem deutlich geringeren
Pro-Kopf-Einkommen wie der Türkei, den Ländern auf dem
Balkan und den osteuropäischen Ländern gestiegen.
Brücker und Ringer prognostizieren, dass Migranten
künftig immer stärker aus Regionen mit geringen
Bildungsinvestitionen kommen werden. „Die
Qualifikationsstruktur der ausländischen Bevölkerung
wird deshalb künftig davon abhängen, in welchem Umfang
es gelingt, Zuwanderer mit höheren und mittleren
Bildungsabschlüssen auch aus diesen Ländern zu
gewinnen“, schreiben die Autoren der Studie.
Arbeitsmarktforscher für eine gezielte Steuerung der
Einwanderungspolitik
Die Arbeitsmarktforscher weisen darauf hin, dass der
wichtigste Faktor für die Qualifikationsstruktur der
Zuwanderer die Einwanderungspolitik sei. Die
Bildungsabschlüsse der Einwanderer seien deutlich höher,
wenn die Zuwanderung nach diesem Kriterium gesteuert
wird. „Die Zuwanderung könnte wie in Kanada, Australien
und den USA nach einem Punktesystem gesteuert werden,
das neben den Bildungsabschlüssen auch Berufserfahrung
und das Lebensalter berücksichtigt“, schlagen Brücker
und Ringer vor.
Allerdings würde auch bei einer stark veränderten
Einwanderungspolitik die Qualifikation der Migranten in
Deutschland erst mittel- und langfristig spürbar
steigen. Wollte man die Qualifikationsstruktur der
Bevölkerung mit Migrationshintergrund rasch
beeinflussen, wäre es erforderlich, den Umfang der
Zuwanderung deutlich zu erhöhen.
Die IAB-Studie kann unter
http://doku.iab.de/kurzber/2008/kb0108.pdf
abgerufen werden.
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