e-Governement: Ämter wollen bis Ende 2009
flächendeckend per E-Mail erreichbar sein
[Crosswater Systems]
29.12.2007
Wer umziehen will, seinen Pkw neu zulässt oder ein
Gewerbe anmeldet, kann die nötigen Formulare bis Ende
2009 in ganz Deutschland auch elektronisch einreichen.
Bislang zählt dieser Service nur in großen und mittleren
Städten und Gemeinden zum Standard. 88 Prozent der
Kommunen wollen vor allem per E-Mail für Bürger und
Unternehmen erreichbar sein. Nahezu jede
Kommunalverwaltung erweitert darüber hinaus die
Informationspalette für Bürger und Unternehmen.
Online-Transaktionen, wie beispielsweise das Bezahlen
von Gebühren, werden ebenfalls online möglich sein. Dies
sind die Ergebnisse der Studie Branchenkompass Public
Services 2007 von Steria Mummert Consulting in
Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut.
Mit den geplanten E-Government-Aktivitäten gehen die die
deutschen Behörden sogar weiter, als sie eigentlich dazu
aus Brüssel verpflichtet sind. So sieht die
EU-Dienstleistungsrichtlinie nur vor, dass Unternehmen
sämtliche Verwaltungsangelegenheiten zur Aufnahme einer
Dienstleistungstätigkeit bis Ende 2009 EU-weit aus der
Ferne und elektronisch abwickeln können. Beispielsweise
soll die Kommunikation per E-Mail und über
Internetportale Unternehmen einen Großteil der Besuche
und Anrufe bei Behörden ersparen. Daneben sollen
elektronische Kommunikationswege Privatpersonen zur
Verfügung stehen. Dies betrifft vor allem das
Einwohnermeldewesen sowie das Übermitteln von
Verwaltungs- und Steuerformularen, so die befragten
Entscheider. Rund jede vierte Kommune plant hierfür,
ihre Verwaltungsprozesse entsprechend anzupassen.
Beispielsweise können Bürger ihren Reisepass oder
Personalausweis per E-Mail beantragen, Dokumente
einreichen und die anfallenden Gebühren via
Online-Banking überweisen.
Jede vierte Kommune, die das eigene Angebot an
E-Government-Leistungen ausbauen will, möchte dabei
grundsätzlich auf den Zwang zur elektronischen Signatur
verzichten. Dies erleichtert die Nutzung für Bürger und
Unternehmen erheblich, da die Anschaffung zusätzlicher
Hardware entfällt. Ein Teil der Kommunen plant darüber
hinaus, weitere Serviceangebote per E-Mail zur Verfügung
zu stellen. Hierzu gehören unter anderem allgemeine
Bürgerdienste, beispielsweise das Beantragen von
Beglaubigungen oder Führungszeugnissen. Auch Gewerbe-
und Kfz-Anmeldungen, Antragsverfahren im Bauwesen sowie
Vorgänge rund um die Abfallwirtschaft sollen künftig in
mehr Städten als bislang per E-Mail möglich sein.
Eine große Herausforderung für die Kommunen ist das
Bearbeiten von Anfragen sowie das Bereitstellen von
Informationen für Bürger und Unternehmen aus anderen
Mitgliedstaaten. Sieben von zehn befragten Kommunen
wollen hierfür ihren Internetbesuchern ein
mehrsprachiges Portal anbieten. Eine knappe Mehrheit der
Städte und Gemeinden plant, Neubürgern und neu
angesiedelten Unternehmen bei Verwaltungsangelegenheiten
so genannte Fall-Manager zur Seite zu stellen. Sie
erleichtern ihnen die Behördengänge oder sollen sie,
sofern möglich, komplett abnehmen. Auf Call-Center für
telefonische Verwaltungsanfragen wollen die meisten
Städte und Gemeinden allerdings verzichten. Nur 38
Prozent beziehen Call-Center in ihre
E-Government-Planung ein.
Hintergrundinformationen
Für den Branchenkompass Public Services 2007
informierten im Juni und Juli 2007 100 Top-Entscheider
deutscher Groß- und Mittelstädte im Rahmen einer
Befragung zu Maßnahmen und Strategien ihrer
Kommunalverwaltungen in Bezug auf die
EU-Dienstleistungsrichtlinie. Die Befragten sind in
ihren Kommunen für die Umsetzung der Richtlinie
verantwortlich. Die Marktforschungsgesellschaft forsa
führte die Erhebung in Telefoninterviews durch. Daneben
wurden Entscheider in den Landesregierungen mehrerer
Länder telefonisch zur Umsetzung der
EU-Dienstleistungsrichtlinie interviewt.
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