Xing war gestern - Yasni kommt morgen: Der gläserne
Bewerber im e-Recruiting
[Crosswater Systems]
15.10.2007/ghk.
Längst ist es kein Geheimnis mehr, was
Bewerberberater empfehlen und Headhunter nutzen: die
Web-basierte Personensuche. In Zeiten des Mitmach-Web
hinterlassen Internauten ihre Spur, sei es in
Blog-Kommentaren, Diskussionsgruppen, in Social Networks
oder in Web-Publikationen.
Da es in den weiten des Cyberspace keinen Taifun,
Passat oder Sirocco gibt, gilt das Motto "Vom Winde
verweht" nicht für das Web. Wer einmal in den
Saugarmen des Kraken Google gelandet ist, für den gibt
es kein Entrinnen mehr. Peinliche Party-Bilder,
emotionale Diskussionen in Foren, Kommentare jenseits
der "Political Correctness" - die flüchtige Tastatur des
Mit-Mach-Web meisselt alles in Stein - und macht dies
für die überschaubare Ewigkeit verfügbar. Für Headhunter ist diese
Situation ein gefundenes Fressen, denn ihre Spurensuche
nach Wunschkandidaten beginnt bei XING oder LinkedIn.
Was früher die persönliche Telefonkontaktliste war, sind
heute Printouts von XING, die über den Schreibtisch
eines jeden Headhunters verstreut sind.
Für Bewerber können diese Spuren im Web allerdings
auch einige Risiken bergen, geben sie doch gelegentlich
Aufschluß über Hobbies und Weltanschauungen, die man
nicht unbedingt in einem Bewerbungsprofil aufführen
würde.
Mit Yasni (http://www.yasni.de/)
beginnt eine neue Personensuchmaschine das Licht des
Webs zu erblicken - und die Macher hinter Yasni gehen
diesen Launch zwar in der branchenüblichen Hektik der
Gründerszene an, schalten aber trotzdem einen
systematischen Beta-Test vor das eigentliche "Go-Live"
Ereignis.
Was ist Yasni? So erläutern es die Yasni-Gründer um
Steffen Rühl:
"Bei yasni handelt es sich eine Personensuchmaschine,
die alle öffentlich verfügbaren Informationen und
Suchergebnisse zu einem Namen auf nur einer Website
anzeigt. Egal ob Texte, Bilder oder sonstige Daten, egal
ob Medienberichte, Netzwerk-Profile oder Forenbeiträge.
Jeder kann für sich, seine Freunde oder Bekannten die
Suchergebnisse, individuelle Weblinks oder Tags zu einem
persönlichen Web-Profil zuordnen, die auch wirklich zu
dieser Person gehören.
Denn die meisten Namen gehören zu mehreren verschiedenen
Personen und wer will schon mit unseriösen Namensvettern
in Verbindung gebracht werden?"
Über die genaue Herkunft des Namens "Yasni" schweigt
sich Rühl momentan noch aus, Spannungsaufbau gehört
schliesslich zum Handwerkszeugs des Marketing-Machers.
Das hatte auch jüngst das umbenannte Unternehmen Evonik
("Wer macht denn sowas?") zu Beginn seiner Werbekampagne
vorexerziert. Ob Yasni ein Acronym für "Yet Another
Searchengine with a New Interface"
ist, wird sich in angemessener Frist zeigen.
Doch wer gedacht hätte, daß es sich bei Yasni um eine
wirklich neuartige Idee der Web-Gründerszene handelt,
sieht sich getäuscht. Die Suche nach neuen Ideen für
Web-basierte Geschäftsmodelle ähnelt fast dem Versuch, die
nächste Primzahl zu berechnen. Jochen Mai, Autor des Blogs "Die Karriere-Bibel", führt eine ganze
Reihe von Personen-Suchmaschinen auf und beschreibt auch
gleich die Risiken und Nebenwirkungen, die im E-Recruiting mit dem knackigen Begriff "Digitales
Reputationsmanagement" umschreiben werden:
http://karrierebibel.de/reputation-20-dienste-fuer-einen-besseren-ruf/
Die Köpfe hinter Yasni haben auch eine Schwäche der
Internet-Suchmaschinen-Technologie mit den inherenten
Schwächen der semantischen Zuordnung vorweg genommen.
Falls Yasni Textbeiträge oder Bilder zu einer der
gesuchten Personen zuordnet, kann der Nutzer die
Korrektheit der Zuordnung mit einem kleinen Häkchen
bestätigen. Doch auch diese nette Mitmach-Idee zur
Qualitätssteigerung hat ihren Preis: Wer prüft, ob nicht
das grosse Häkchen-Monster alles korrekt markiert hat?
Dass die Suche nach Persönlichkeiten im e-Recruiting
alltägliche Praxis ist, beweist auch eine Auswertung der
Zugriffsstatistiken des Crosswater-Portals im Zeitraum
von März bis Oktober 2007. In den Statistiken werden
auch die Suchbegriffe aufgeführt, mit welchen Surfer auf
die Webseite
www.crosswater-systems.com gelangen. Und wenn der
Suchbegriff ein Name ist, war da sicherlich etwas
Neugierde über die betroffenen Personen dabei.
Die TOP-30 der meistgesuchten Personen im
e-Recruiting:
Rang |
Anzahl
Treffer |
Personen / Suchbegriff |
1 |
73 |
Christoph Beck |
2 |
59 |
Thomas Züchner |
3 |
56 |
Harald Lenz |
4 |
56 |
Stephen Cooney |
5 |
39 |
Kai Deininger |
6 |
36 |
Jörg Teichler |
7 |
33 |
Thomas Reitz |
8 |
33 |
Udo Klein-Bölting |
9 |
30 |
Larry Page |
10 |
27 |
Karl Hecken |
11 |
26 |
Klaus Unger |
12 |
21 |
Ute Stümpel |
13 |
20 |
Christian Boehnke |
14 |
20 |
Thomas Kleb |
15 |
20 |
Tobias Trevisan |
16 |
20 |
Tonio Riederer von Paar |
17 |
19 |
Bernd Sydow |
18 |
19 |
Christopher Funk |
19 |
19 |
Jens Hagendorff |
20 |
19 |
Werner Wiersbinski |
21 |
18 |
Michael Weideneder |
22 |
18 |
Thomas Dörflein |
23 |
17 |
Jürgen Koch |
24 |
16 |
Achim Kassow |
25 |
15 |
Jürgen Smid |
26 |
13 |
Alexander Schell |
27 |
12 |
Katrin Bergert |
28 |
12 |
Ralf Sporleder |
29 |
12 |
Susanne Stollhoff |
30.10.2007
Kenner der Recruiting-Szene werden bei dem Namen
Thomas Dörflein aufhorchen - was hat der Tierpfleger aus
dem Berliner Zoo denn mit dem Recruiting zu tun?
Eigentlich nichts, doch sein glückliches Händchen bei
der Aufzucht des Eisbären-Baby Knut dürfte ihn für das
Tätigkeitsfeld "Training and Development" hinreichend
qualifiziert haben.