Die Täter bedienen sich dabei immer raffinierterer
Methoden und "ziehen ihren ganz persönlichen Nutzen aus
der raschen Fortentwicklung neuer Technologien und der
nach wie vor unzureichenden Implementierung geeigneter
Sicherheitsmaßnahmen", wie Evangelos Ouzounis von der
European Network and Information Security Agency (ENISA),
neben dem eco Verband der deutschen Internetwirtschaft
Veranstalter des Antispam-Kongresses, bemerkt.
Ein
großes Problem stellen dabei heute so genannte Bot-Netze
dar. Mit Würmern oder Trojanischen Pferden infizierte
PCs kommunizieren fremdgesteuert miteinander, ohne dass
der Nutzer etwas davon bemerkt. Die Netzwerke können
eine Größe von mehreren tausend Rechnern erreichen und
eignen sich dadurch hervorragend für die Verbreitung von
Spam. Da die IP-Adressen ständig wechseln, lässt sich
kaum noch nachvollziehen, wer für den Versand
verantwortlich ist.
Richard Cox, CIO bei "Spamhaus",
berichtet, dass bei einer Untersuchung alleine am 24.
Juni dieses Jahres 882.565 neue infizierte Rechner,
wenig charmant auch als "Zombies" bezeichnet, entdeckt
wurden. "Ein weiteres Problem liegt in der rasanten
Geschwindigkeit der Verbreitung: Zwischen der Infektion
eines PCs und dem Versand der ersten Spam-Mail liegen
gerade einmal 36 Sekunden." Daneben stellen aktuell auch
PDF- und ZIP-Dateien eine neue Bedrohung dar. Die
Formate werden als "Container" für Bild-, Text- oder
Excel-Dokumente verwendet, in denen sich
Spam-Nachrichten verbergen. Ein weiterer Trend: Spammer
versenden heute im Gegensatz zu früher viel kürzere
Nachrichten (rund zehn Kilobyte), diese aber in einer
wesentlich größeren Menge.
Die Politik spielt nur noch eine untergeordnete Rolle
Was die Lösungsansätze betrifft, spricht heute kaum noch
jemand über Maßnahmen der Politik beziehungsweise des
Gesetzgebers - ganz im Gegensatz zur Veranstaltung im
vergangenen Jahr, als die Debatte über die
Anti-Spam-Regelung im Telemediengesetz die Gemüter
erhitzte. Sven Karge, Leiter des Fachbereichs Content
bei eco und alljährlich Organisator des Kongresses: "Die
Wirtschaft geht mehr und mehr dazu über, sich selbst zu
helfen und Gruppierungen zu bilden, die international
aufgestellt zum Gegenschlag ausholen. Die Organisation
auf internationaler Ebene ist auch bitter nötig,
da die Spam-Problematik nationale Grenzen nicht kennt
und ein globales Phänomen darstellt."
Selbstregulierungs-Maßnahmen der Wirtschaft: "Spotspam"
und "Spamhaus"
Ein Beispiel hierfür ist die Initiative "Spotspam",
die in Köln mit einem finalen Prototyp der
Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die von eco gemeinsam
mit der polnischen Naukowa i Akademicka Siec Komputerowa
(NASK) initiierte Anti-Spam-Datenbank soll noch in
diesem Herbst online gehen. Künftig werden Beschwerden
von Verbrauchern und Providern aus ganz Europa über so
genannte "Nationale Spamboxes" gesammelt und an einem
zentralen Ort (www.spotspam.net) hinterlegt, um auf
diese Weise die Verfolgung der Täter zu vereinfachen.
Die Informationen werden sowohl
Internet-Service-Providern, Unternehmen und
Strafverfolgungsbehörden auf entsprechenden Antrag zur
Verfügung gestellt. Einen anderen Weg beschreitet die
internationale Non-Profit-Organisation "Spamhaus
Project" (www.spamhaus.org). Sie spürt im Netz direkt
die infizierten Rechner auf, über die Spam-Mails
versendet wurden und erstellt Listen zur Blockade dieser
PCs. Außerdem nimmt Spamhaus die Domain-Registrare in
die Pflicht, "weil diese der einzig effektive
Kontrollpunkt sind und über die meisten Informationen
verfügen", so Richard Cox. "Nur sie können sprachliche,
kulturelle und zonenbedingte zeitliche Barrieren
überwinden." Auch das Bundeskriminalamt (BKA) weitet
seine Maßnahmen gegen Spam aus und arbeitet weltweit eng
mit Providern sowie Interpol und Europol zusammen.
Unterstrichen wird die internationale Bedeutung der
Problematik zusätzlich durch die Anwesenheit Andrey
Alexeevs vom russischen Unternehmen COMSTAR-Direct CJSC:
Zum ersten Mal überhaupt konnte der Vertreter eines
Unternehmens aus dem ehemaligen Zarenreich dafür
gewonnen werden, einen Vortrag über die Verhältnisse in
seinem Heimatland zu halten.
"Die Selbsthilfemaßnahmen der Wirtschaft sind konkreter
geworden und ehrgeizige sowie langfristige Projekte wie
Spotspam haben jetzt die Marktreife erlangt. Die
Einbindung der betroffenen Verbraucher und Unternehmen,
Provider sowie Behörden auf internationaler Ebene ist
der einzig vernünftige Weg, um der Spam-Problematik
besser entgegen wirken zu können", resümiert Sven Karge.
eco (www.eco.de) ist seit über zehn Jahren der Verband
der Internetwirtschaft in Deutschland. Die etwa 330
Mitgliedsunternehmen beschäftigen über 200.000
Mitarbeiter und erwirtschaften einen Umsatz von ca. 45
Mrd Euro jährlich. Im eco-Verband sind die rund 190
Backbones des deutschen Internet vertreten. Verbandsziel
ist es, die kommerzielle Nutzung des Internet
voranzutreiben, um die Position Deutschlands in der
Internet-Ökonomie und damit den Wirtschaftsstandort
Deutschland zu stärken. Der eco-Verband versteht sich
als Interessenvertretung der deutschen
Internetwirtschaft gegenüber der Politik, in
Gesetzgebungsverfahren und in internationalen Gremien.
Weitere Informationen: eco Verband der deutschen
Internetwirtschaft e.V., Lichtstr. 43h, 50825 Köln,
Tel.: 0221/700048-0, E-Mail:
info@eco.de, Web:
www.eco.de
PR-Agentur: Team Andreas Dripke, Tel.: 0611/97315-0,
E-Mail: team@dripke.de
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