Deutschland profitiert von der EU-Osterweiterung
[Crosswater Systems]
31.3.2007. Das Institut für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung (IAB) zieht eine positive Bilanz der
EU-Osterweiterung. Der Außenhandel zwischen Deutschland
und den acht im Jahr 2004 beigetretenen mittel- und
osteuropäischen Ländern hat sich nach der Erweiterung
dynamisch entwickelt. Die Exporte Deutschlands in die
Beitrittsländer sind von 56,2 Milliarden Euro im Jahr
2003 auf 64 Milliarden Euro im Jahr 2005 gestiegen, die
Importe im gleichen Zeitraum von 55,3 auf 59 Milliarden
Euro. In der Summe betrachtet könne also von einer
Verlagerung der Wertschöpfung in die neuen
Mitgliedsstaaten keine Rede sein, so die Autoren der
Studie Timo Baas, Herbert Brücker und Elmar Hönekopp.
Die EU-Osterweiterung führe zu erheblichen
Wohlfahrtsgewinnen für die deutsche Volkswirtschaft. Der
Außenhandel Deutschlands mit den acht Beitrittsländern
habe inzwischen das Niveau des Handels mit den USA
erreicht. "Eine Abschwächung des dynamischen
Wachstumstrends ist gegenwärtig nicht zu erkennen",
schreiben die IAB-Wissenschaftler in ihrer Studie.
Noch ist offen, ob Deutschland die derzeit geltenden
Beschränkungen der Arbeitnehmerfreizügigkeit bereits
2009 oder erst 2011 aufheben will. In der Studie wurden
drei Szenarien simuliert: ab sofort volle Freizügigkeit
für alle zehn mittel- und osteuropäischen
Beitrittsländer einschließlich der 2007 hinzugekommen
Länder Rumänien und Bulgarien, Beschränkung der
Arbeitnehmerfreizügigkeit für alle zehn Beitrittsländer
bis 2011 oder Beschränkungen nur für Rumänien und
Bulgarien bis 2011. Die Modellrechnungen zeigen, dass
durch die EU-Osterweiterung in jedem Falle das
Bruttoinlandsprodukt (BIP) und die Löhne steigen,
während die Arbeitslosenrate sinkt.
Mehr Wachstum, aber geringerer Rückgang der
Arbeitslosigkeit bei sofortiger Freizügigkeit
Sofort die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit einzuführen,
brächte für das deutsche BIP ein zusätzliches Plus.
Bleibt die Zuwanderung bis 2011 beschränkt, wird das BIP
laut den IAB-Simulationsrechnungen durch die
EU-Osterweiterung insgesamt um 1,02 Prozent steigen. Bei
dem hypothetischen Szenario der sofortigen Einführung
der Freizügigkeit für alle zehn Beitrittsländer würde
das Wachstum des BIP mit 1,44 Prozent dagegen um 0,42
Prozentpunkte höher ausfallen. Der erweiterungsbedingte
Rückgang der Arbeitslosigkeit und das Lohnwachstum wären
in diesem Fall allerdings geringer. Der Rückgang der
Arbeitslosenrate reduziert sich in dem hypothetischen
Szenario um 0,25 Prozentpunkte von 0,64 auf 0,39
Prozent. Auch ergeben sich in diesem Szenario aufgrund
der Ausweitung des Arbeitskräfteangebotes in einzelnen
Sektoren sinkende oder weniger stark steigende Löhne.
Davon wären insbesondere die Bauwirtschaft, der Handel
und in geringerem Umfang auch die Dienstleistungen
betroffen.
Die drei Autoren der Studie sprechen sich dennoch für
die frühzeitige Öffnung des Arbeitsmarktes aus. Sie
betonen, dass die gesamtwirtschaftlichen Gewinne die
möglichen deutschen Kosten deutlich übersteigen dürften,
vor allem wenn man aus europäischer Perspektive auch die
Gewinne für Migranten und die Sendeländer
berücksichtige. Gegen eine unerwartet hohe Zuwanderung
könnte der deutsche Arbeitsmarkt während der
Übergangsfristen durch eine Quote oder Sicherungsklausel
geschützt werden.
Die Internetadresse der Studie lautet:
http://doku.iab.de/kurzber/2007/kb0607.pdf.
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der
Bundesagentur für Arbeit (IAB)
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