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„Wovon reden die eigentlich?“ - Verständlichkeit in der HR-Kommunikation
Von Manfred Böcker (Personal & Text)

[Crosswater Systems] Köln, 20. Februar 2007 – Ob in der Personalentwicklung, dem Recruiting oder beim Selbstmarketing der Personalabteilung: Texte entscheiden über den Erfolg von HR-Kommunikation. Hier gilt: Ohne Verständlichkeit geht nichts. Die wiederum hängt von messbaren Kriterien ab – und von der Perspektive der Autoren.

Dr. Manfred Böcker, Personal & Text

Dr. Manfred Böcker

Allein mit bunten Bildern können Arbeitgeber ihre Mitarbeiter von morgen nicht mehr beeindrucken. Bewerber wünschen sich handfeste Informationen – zum Beispiel über Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen.

Bei den Texten sind sie kritischer geworden, wie die 2006 erschienene Potentialpark-Studie zeigt. Die Zielgruppe hat in den vergangenen Jahren deutlich mehr Erfahrungen im Umgang mit Websites gewonnen und wünscht sich noch stärker als früher unternehmensindividuelle Informationen statt Marketingphrasen.

Qualität bei den Texten fällt der Zielgruppe auf – positiv wie negativ.

Zwei Dimensionen von Verständlichkeit

Qualität aber beginnt bei der Verständlichkeit. Die aktuelle, 5. Auflage der Studie „Human Resources im Internet“ (Wolfgang Jäger/Sören Frickenschmidt) benennt das Problem, dass Sprache eine Hürde beim Zugang zu einer Karrierewebsite darstellen könne und empfiehlt als Heilmittel „für jedermann verständliche Texte“. Was bedeutet das? Verständlichkeit bezieht sich zunächst auf die rein sprachliche Ebene. Auf der Ebene der Kommunikation als Interaktion baut ein verständlicher Text eine Brücke zwischen den Kommunikationspartnern. Dazu müssen die Autoren die richtige Perspektive einnehmen und ihre Zielgruppen genau kennen.

Sprache – messbare Kriterien

Lässt sich die Forderung nach sprachlicher Verständlichkeit in messbare Kriterien umsetzen? Zumindest zum Teil. Jedenfalls könnten sich Personalprofis, die mit Sprache umgehen, weitaus mehr als bisher mit sprachlichen Fakten beschäftigen als mit ihrem „Bauchgefühl“, der richtigen „Tonality“ und ähnlich esoterischen Dingen. Messbare Faktoren sind zum Beispiel die Satz- oder Wortlänge, der Anteil an Fremdwörtern und Fachausdrücken, Nominal- und Passivkonstruktionen. Diese Elemente wirken einer möglichst großen Verständlichkeit ebenso entgegen wie Fremdwörter und Abkürzungen. Professionelle HR-Kommunikatoren sollten hier verbindliche Standards setzen, indem sie etwa die Satzlänge auf eine bestimmte Anzahl von Wörtern beschränken.


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Zielgruppen im Blick

Wortwahl und Sprachstil orientieren sich an der Zielgruppe. Deshalb sollte der Text einer Stellenanzeige für Auszubildende anders aussehen als für Führungskräfte. In der externen Kommunikation müssen Arbeitgeber firmeninterne Bezeichnungen vermeiden. Im Zweifelsfall hilft die einfache Kontrollfrage: Was sagt das jemandem aus der Außenwelt? Das Prinzip Zielgruppenorientierung sollte sich ebenso in der internen HR-Kommunikation niederschlagen. Wenn die Personalentwicklung ihre Produkte an die Frau und an den Mann bringt, so spricht sie in der Regel nicht zu Personalentwicklern. Die Begriffswahl einer im Intranet veröffentlichten Beschreibung eines Qualifizierungsangebots darf daher grundsätzlich nicht einem Beitrag für eine HR-Fachzeitschrift ähneln.

Auswahl dank richtiger Perspektive

Die Auswahl der richtigen Töne auf der sprachlichen Tastatur ist also eine Frage der Perspektive. Gleiches gilt für die Auswahl der Inhalte. Jeder in der Personalkommunikation benutzte Text hat eine oder mehrere Zielgruppen. Ein guter Text beantwortet in erster Linie die Fragen, die sich diese Zielgruppen im Hinblick auf das verhandelte Thema stellen. Wie in jeder Form der „bezahlten Kommunikation“ (Malte Altenbach, Kommunikation neu denken) ist auch die Rolle des Kommunikatoren in der Personalkommunikation die des Verkäufers. Dieser Verkäufer schließt in seiner Strategie an die Fragen der möglichen Käufer an. Das Produkt bei diesem Geschäft ist zum Beispiel ein Job- oder ein Qualifizierungsangebot der Abteilung für Personalentwicklung.

Nutzen erklären

Im Zentrum gelingender Personalkommunikation steht im Kern die Antwort auf die Frage der Zielgruppe nach dem speziellen Nutzen des verhandelten Gegenstands: „Was habe ich davon?“

Dazu einige Beispiele:

• Verstehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, warum Sie an der Mitarbeiterbefragung teilnehmen sollen? Inwiefern sie davon persönlich profitieren?

• Sind die verschiedenen Karrierepfade im Unternehmen in der Personalentwicklungs-Broschüre so dargestellt, dass die passenden Mitarbeiter den richtigen Entwicklungsweg als den ihren erkennen?

• Ist die Aufgabenbeschreibung in der Stellenanzeige so formuliert, dass ich als externer Bewerber meine Rolle in der Abteilung und im Gesamtunternehmen verstehe? Sind mir die Vorzüge des Jobs klar?

Dialog und Verkauf

Derzeit ist der Qualitätsbegriff im Hinblick auf Kommunikationsmaßnahmen in vielen Unternehmen zu stark auf die Frage fixiert, ob die Texte „alle Informationen“ auf möglichst unternehmspolitisch korrekte Weise berücksichtigt haben. Diese Art der Kommunikation geht von einem simplen Sendermodell aus. Deshalb schicken solche Kommunikatoren häufig ein umfangreiches Paket an Botschaften heraus, das sich in Form und Inhalt an Bedarf und Gedankenwelt der Sender orientiert. Ausgangspunkt für die Auswahl solcher Botschaften aber sollten die Fragen der Zielgruppen sein. Nur eine solche Kommunikation kann den Dialog eröffnen und zu einer „Kaufentscheidung“ führen, zum Beispiel zu einer Bewerbung. Derart durchdachte Kommunikation aber wird für den Erfolg von HR künftig noch wichtiger werden, wenn der Slogan vom „Business-Partner“ kein bloßes Etikett bleiben soll. Zum Business gehört eben auch der Verkauf. Und ohne erfolgreichen Dialog findet kein Verkauf statt.

Kontakt
Dr. Manfred Böcker
Personal & Text
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E-Mail: info@personaltext.de
Internet: www.personaltext.de

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