IAB-Studie: Mehrwertsteuererhöhung dient unterm Strich nur der
Haushaltskonsolidierung
Die Zusatzeinnahmen aus der Mehrwertsteuererhöhung
fließen unterm Strich vollständig in die
Haushaltskonsolidierung, zeigt eine aktuelle Studie des
Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Ein Prozentpunkt der dreiprozentigen Erhöhung diene zwar
der Senkung des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung,
gleichzeitig würden aber die steuerfinanzierten
Zuschüsse für die Renten- und Krankenversicherung in
nahezu gleicher Höhe gekürzt. Anhand einer
Simulationsstudie hat das IAB zudem errechnet, dass die
Mehrwertsteuererhöhung binnen drei Jahren knapp 190.000
Arbeitsplätze kosten wird. Die positive
Beschäftigungsentwicklung werde dadurch 2007 deutlich
gebremst. Würden die Mittel aus der
Mehrwertsteuererhöhung stattdessen dafür verwendet, die
Sozialversicherungsbeiträge zu senken, wäre nach drei
Jahren mit einem zusätzlichen Beschäftigungseffekt von
180.000 Personen zu rechnen. Langfristig wirke sich aber
auch ein verringerter Schuldenstand positiv auf den
Arbeitsmarkt aus, so die Nürnberger
Arbeitsmarktforscher.
Die Einnahmen aus der Mehrwertsteuererhöhung dienen
gemäß dem Haushaltsbegleitgesetz 2006 zu zwei Dritteln
der Haushaltskonsolidierung und zu einem Drittel der
Beitragssenkung bei der Arbeitslosenversicherung. Die
zusätzlichen Steuermittel, die der
Arbeitslosenversicherung zugute kommen, wurden aber dem
IAB zufolge in fast gleicher Höhe bei der Renten- und
Krankenversicherung gekürzt. Die Sozialversicherungen
insgesamt würden damit nicht mehr Geld aus Steuern
erhalten, die bisherigen Zuwendungen nur anders auf die
einzelnen Zweige verteilt. Damit könne zwar die
Bundesagentur für Arbeit ihren Beitragssatz um einen
Prozentpunkt senken. Gleichzeitig würden aber die
Rentenversicherungsträger ihre Beitragssätze um 0,4
Prozentpunkte und die gesetzlichen Krankenversicherungen
um mindestens 0,5 Prozentpunkte erhöhen. Bezogen auf die
Beitragssätze aller Sozialversicherungen ergäbe sich
also ein Nullsummenspiel, schreibt die
Arbeitsmarktforscherin Sabine Klinger. Eine Entlastung
bei den Sozialabgaben trete nur ein, weil die
Bundesagentur für Arbeit weitere 1,3 Prozentpunkte ihrer
Beitragssatzsenkung aus eigener Kraft finanziere.
Deutlich gebremste Beschäftigungsentwicklung
Die Simulationsstudie des IAB zeigt, dass die
vollständige Verwendung der zusätzlichen
Mehrwertsteuer-Einnahmen für die Haushaltskonsolidierung
Wachstum und Beschäftigungsentwicklung zunächst deutlich
bremst. Die Mehrwertsteueranhebung verursacht einen
Ausfall an privater Nachfrage, da die Kaufkraft der
verfügbaren Einkommen sinkt. Ohne die
Mehrwertsteueranhebung würde die Beschäftigung nach
einem Jahr um fast 130.000 und nach drei Jahren um fast
190.000 Personen höher ausfallen, hat das IAB errechnet.
Langfristig gingen von einem geringeren Schuldenstand
des Staates jedoch auch positive Wirkungen auf den
Arbeitsmarkt aus, so das IAB. Ein Grund dafür liege in
einer geringeren Steuerquote und damit geringeren
Kosten, die zu höheren Investitionen führen würden. Dazu
trage auch die zunehmende Glaubwürdigkeit der
Finanzpolitik bei, die einerseits das Vertrauen der
Wirtschaft stärke und andererseits die
Handlungsfähigkeit des Staats erhalte.
Würde die Regierung die Zusatzeinnahmen aus der
Mehrwertsteuererhöhung dagegen ausschließlich dafür
nutzen, die Sozialabgaben zu senken, könnte die
Beschäftigung sofort erhöht werden. Nach drei Jahren
würde der Beschäftigungsgewinn gegenüber dem
Referenz-Szenario rund 180.000 Personen betragen,
errechnete die IAB-Forscherin Klinger.
Die IAB-Studie kann unter
http://doku.iab.de/kurzber/2006/kb2906.pdf
abgerufen werden.
Quelle:
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der
Bundesagentur für Arbeit (IAB)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Wolfgang Braun,
Christiane Spies
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