Zeitarbeit: Boomende Branche mit hoher Fluktuation
Mit der Flexibilisierung des
Arbeitnehmerüberlassungsrechts wurden die
Beschäftigungsverhältnisse der Leiharbeiter immer
kürzer, berichtet das Institut für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung (IAB). Die Deregulierung habe aber auch
positive Effekte: Arbeitslose erhalten häufiger die
Gelegenheit zu einer Erwerbstätigkeit in der
Zeitarbeitsbranche.
Die Zeitarbeitsbranche expandiert seit Jahren mit hohen
Wachstumsraten. So hat sich die Zahl der
Leiharbeitnehmer von 47.000 im Juni 1980 auf 453.000 im
Juni 2005 beinahe verzehnfacht.
Allerdings ist die Leiharbeitsquote - die Zahl der
Leiharbeitnehmer im Verhältnis zu allen
sozialversicherungspflichtig Beschäftigen - nach wie vor
niedrig. Im Jahr 2005 lag sie bei 1,7 Prozent.
Erst wenn man die Dynamik der Branche berücksichtigt,
wird die Bedeutung der Zeitarbeit deutlich: Im Jahr 2005
wurden 738.000 neue Leiharbeitsverhältnisse geschlossen
und 724.000 beendet.
Die Beschäftigungsdauer in der Zeitarbeitsbranche streut
breit. Es gibt viele Leiharbeitnehmer, die nur wenige
Tage beschäftigt sind. Doch finden sich auch
Leiharbeiter, die über mehrere Jahre bei einem
Zeitarbeitsbetrieb tätig sind. Im Jahr 2003 standen etwa
65 Prozent der Leiharbeiter nach einem Monat noch im
gleichen Arbeitsverhältnis. Nach zwei Monaten waren es
nur noch rund 50 Prozent und nach sechs Monaten 25
Prozent. Nur 13 Prozent aller Leiharbeiter waren ein
Jahr oder länger ununterbrochen beim selben
Zeitarbeitsbetrieb tätig.
Die Befürchtung, dass Unternehmen systematisch reguläre
Arbeitskräfte durch Leiharbeiter ersetzen, wird durch
die IAB-Studie nicht bestätigt. Lange
Arbeitsverhältnisse sind selten - und nur sie wären
geeignet, reguläres Personal zu ersetzen.
Immer häufiger erhalten Arbeitslose - wenn auch meist
nur für kurze Zeit - die Gelegenheit zu einer
Erwerbstätigkeit in der Zeitarbeitsbranche. Nur ein Teil
fällt im Anschluss in die Arbeitslosigkeit zurück.
Dennoch zieht die IAB-Studie eine zwiespältige Bilanz
der wiederholten Flexibilisierung des
Arbeitnehmerüberlassungsrechts in den vergangenen
Jahren: Das dadurch erzielte Beschäftigungswachstum in
der Zeitarbeitsbranche sei mit einer Verkürzung der
Beschäftigungsdauer einhergegangen. "Der
Beschäftigungsgewinn ist anscheinend nur um den Preis
einer geringeren Beschäftigungsstabilität zu haben",
lautet das Fazit der Nürnberger Arbeitsmarktforscher.
Die IAB-Studie kann unter
http://doku.iab.de/kurzber/2006/kb1406.pdf
abgerufen werden.
Leiharbeit, Zeitarbeit oder Arbeitnehmerüberlassung?
"Leiharbeit" und "Arbeitnehmerüberlassung" sind die
Begriffe des Gesetzgebers. Die Branche selbst spricht
von "Zeitarbeit". Alle drei Begriffe meinen dasselbe.
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der
Bundesagentur für Arbeit (IAB)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Wolfgang Braun
90327 Nürnberg
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