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Online-Recruiting steht mehr denn je im Blickpunkt der betrieblichen Personalbeschaffung

Doch wohin wird sich die Personalgewinnung über das Medium Internet entwickeln?
Werden andere „klassische“ Personalrekrutierungsmethoden in der Zukunft nur noch ein Schattendasein führen? Wohin geht der Weg der reformierten Agentur für Arbeit?

Ein Beitrag von Sven Lohberg

Mein Buch „Online-Recruiting - externe Personalgewinnung über das Internet“ befasst sich mit diesen Fragestellungen und geht dabei auf Trends im Bereich der betrieblichen Personalbeschaffung ein, angefangen bei der Stellenanzeige in der Zeitung, über die Suche anhand von Headhuntern, Personalberatern und privaten Arbeitsvermittlern bis zur Betrachtung der stattlichen Vermittlungseinrichtung „Bundesagentur für Arbeit“. Es werden im Hauptteil Tendenzen im Bereich des „Electronic Recruiting“ aufgezeigt und mehrere inländische, als auch ausländische Jobbörsen analysiert und Arbeitgeber-Stellenportale betrachtet. Eine Evaluierung des größten Online Stellenmarktes Deutschlands, des „virtuellen Arbeitsmarktes“, bildet den Abschluss der Ausführungen zu den externen Personalgewinnungsmethoden. Die genaue Entwicklung der externen Personalgewinnung vorauszusagen, gleicht einem Blick in die Glaskugel. Es sind allerdings Entwicklungen zu beobachten, die sich auch in der nahen Zukunft fortsetzen werden.

Ein schematisches Vorgehen bei der Stellenbesetzung wird es in der Zukunft noch weniger geben, als es heutzutage der Fall ist, da die Möglichkeiten der externen Personalgewinnung vielfältiger und unübersichtlicher sind. Die Tendenz geht in Richtung eines Rekrutierungsmixes in Abhängigkeit von der ausgeschrieben Position, den gestellten Anforderungen, der Wertigkeit der Stelle innerhalb des Betriebes und der Anzahl und der Qualität möglicher Bewerber, die für die Vakanz in Frage kommen.

Für Facharbeiter, die in ausreichendem Maße vorhanden sind, als auch für Hilfskräfte oder Aushilfen wird die Einschaltung der Arbeitsvermittler der Agentur für Arbeit oder die Schaltung einer Stellenanzeige in der örtlichen Tageszeitung auch zukünftig ausreichen, um diese Stellen adäquat zu besetzen.

Bei der Schaltung einer Printanzeige sollten die Zielgruppe, der Anzeigenträger, der Anzeigetermin und die Anzeigeart genau aufeinander abgestimmt sein. Schließlich tragen Stellenanzeigen auch zum Meinungsbild über ein Unternehmen in der Öffentlichkeit bei.

Die Personalbeschaffung über Empfehlungen der eigenen Mitarbeiter ist ebenfalls nicht zu unterschätzen, da die eigenen Mitarbeiter in der Regel die betriebliche Abläufe und die Anforderungen an den neuen Stellenbesitzer besser einzuschätzen wissen als ein externer Researcher. Bei der Zufriedenheit von Arbeitgebern mit unterschiedlichen Rekrutierungsmethoden schneidet der Suchweg über die eigenen Mitarbeiter stets überdurchschnittlich gut ab.

Allerdings ist selbst im Bereich der „blue-collar-jobs“ eine Verschiebung hin zu Online-Stellenmärkten zu verzeichnen, die den Vorteil der Rund- um- die Uhr-Verfügbarkeit („Twentyfour-seven“) im Gegensatz zu den herkömmlichen Suchmethoden haben.

Sven Lohberg

Sven Lohberg, Diplom- Betriebswirt (FH) Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Dortmund. Der Autor hat mehrere Jahre als Arbeitsvermittler gearbeitet und ist derzeit in der Arbeitgeberbetreuung tätig.

Die Stellenanzeige in der Tageszeitung als Suchmedium wird in der Zukunft einen weiteren Verlust gegenüber den elektronischen Suchwegen erleiden und wird gerade in überregionalen Zeitungen wie der FAZ oder der Süddeutschen Zeitung eher aus Prestigegründen im Führungskräftebereich eingesetzt werden.

Eine Lösungsmöglichkeit für die Zeitungsverlage die abflauende Nachfrage im Stellenanzeigenbereich abzumildern, könnte eine Weiterentwicklung der Kooperationen zwischen den Verlagen und Online-Jobbörsen in Form von Medientransformatoren sein, die durch gleichzeitige Veröffentlichung in Print-, und Onlinemedien dafür sorgen könnten (und dieses in vielen Fällen bereits tun), das der Stellenteil der Tageszeitung eine feste Größe in der betrieblichen Personalbeschaffung bleibt.

Für die „High Potentials“ (Akademiker, Führungskräfte, etc.) bleiben elektronische Jobbörsen und Ausschreibungen das Maß aller Dinge und nach neusten Umfragen unter Jobbsuchenden der primäre Weg, eine neue Anstellung zu erlangen.

Die Ausweitung des Hochschulmarketings und die Einschaltung von Personalberatern sind ergänzende Elemente für Personalentscheider, um im „war of talents“ zu bestehen und gegenüber Mitkonkurrenten die Nase vorne zu haben. Die Einschaltung von Personalberatern und Headhuntern stellt in diesem Zusammenhang zwar die effektivste Methode der Bewerbersuche dar, doch die hohen Kosten rechtfertigen deren Einschaltung in der Regel nur für Führungskräfte. Von „war of talents“ zu reden, mag für manchen Leser komisch wirken, doch die geburtenschwachen Jahrgänge werden in vielen Bereichen schon in den nächsten Jahren zum Arbeitskräftemangel in bestimmten Berufssparten führen So ist diese Entwicklung im Bereich der Mediziner schon jetzt spürbar.

Die Ausweitung des Online-Recruiting wird sukzessive weiter voranschreiten. Gerade für Personalverantwortliche bietet der Online-Weg die Möglichkeit viele Prozesse der Personalbeschaffung zu automatisieren und zu vereinfachen, so dass sie sich auf die eigentliche Kernaufgabe, nämlich die Personalauswahl, konzentrieren können. Eine komplette elektronische Abwicklung der Personalsuche und der anschließenden Einstellung ist längst keine Fiktion mehr. Weiterhin sind die bereits angesprochenen Zeitvorteile nicht von der Hand zu weisen. Ferner gibt es auch im monetären Bereich Vorteile des Online-Recruiting, wenn man die Kosten einer Online-Anzeige mit den Kosten der Schaltung in einer überregionalen Zeitung vergleicht. Die Verbreitung der Stellensuche über das Internet wird durch eine immer noch steigende Anzahl von Internetnutzern, als auch durch größer werdende Akzeptanz der Online-Stellenmärkte zusätzlich forciert.

Hierbei wird es in Zukunft eine Konzentration auf 2-3 Karriereportale mit breitem Stellen-, und Bewerberangebot und einige kleinere branchenspezifische Jobbörsen geben. Ein Entwicklung, die auch den letzen Crosswater-Marktstudien zu entnehmen war.

Die größten Online-Jobbörsen in Deutschland bieten schon heute einen umfangreichen Service rund um die Themen Arbeit, Jobsuche und Bewerbung, allerdings bestehen immer noch Optimierungsmöglichkeiten, wenn man einen Blick in die U.S.A., quasi dem Mutterland der Online-Stellensuche, wirft.

So werden dort in vielen Stellenportalen nicht nur einfach die angebotenen Jobs und deren Anforderungen beschrieben, sondern man erhält zusätzliche Informationen über die Peripherie des zukünftigen Arbeitsortes, z.B. Verkehrsverbindungen, Wetter, Betreuungs-, und Schulmöglichkeiten für Kinder, etc. Die Mitarbeitersuche über Arbeitgeber-Stellenportale wird sich im Rahmen der allgemeinen Erweiterung von Firmenpräsentationen im Internet verstärken.
Ein guter „Inhouse-Stellenmarkt“ zeichnet sich vor allen Dinge durch Aktualität und umfangreiche Information zu Arbeitsplatz-, und Karrieremöglichkeiten in der entsprechenden Firma aus. Hier kann das Unternehmen bei Bewerbern durch ein schlüssiges, transparentes, in das Corporate-Design des gesamten Unternehmens eingebundenes Rekrutierungskonzept eine gute Visitenkarte abgeben.

Es besteht aber die Möglichkeit ins Hintertreffen gelangen, wenn der geneigte Bewerber in einem Stellenportal sucht, welches eher einem Datenfriedhof gleicht oder die Firma nur unzureichend vorgestellt wird. Die Pflege von entsprechenden Karriere-Seiten kostet viel Aufwand und Geld, so dass ein eigenes Stellenportal erst für Unternehmen interessant wird, wenn regelmäßig Vakanzen zu besetzen sind.

Private Arbeitsvermittler können regional in Teilbereichen eine Alternative im Bereich der Personalbeschaffung sein, zumal dem Arbeitgeber, anders als bei Headhuntern keine Kosten entstehen, da sich private Arbeitsvermittler über Vermittlungsgutscheine (die ironischerweise vom „Konkurrenten“ Bundesagentur für Arbeit ausbezahlt werden) finanzieren. Allerdings ist hier die langfristig politische Willensbildung hinsichtlich der weiteren Existenz dieser Konkurrenz zur staatlichen Arbeitsvermittlung abzuwarten.

Der Bereich der Zeitarbeit bzw. Arbeitnehmerüberlassung stellt mit jährlich steigenden Zuwachsraten eine prosperierende Branche im Personalbereich dar. Zeitarbeit wird von Unternehmen auch zukünftig für Randbelegschaften, Auftragsspitzen und Tätigkeiten im Helferbereich verstärkt in Anspruch genommen. Arbeitnehmerüberlassung bietet ferner die Möglichkeit die Eignung von Bewerbern im Vorfeld eines Beschäftigungsverhältnisses abzuklären.

Die steigenden Zahlen im Bereich der Zeitarbeit zeigen auch, dass diese Form der Beschäftigung nicht mehr in der „Schmuddelecke“ angesiedelt wird, sondern eine ernsthafte Alternative geworden ist, auch wenn der Versuch staatliche Zeitarbeitsunternehmen im Zuge der Hartz-Reformen als Personalserviceagenturen zu etablieren, gescheitert ist. Die Perspektive der oft als schwer zu manövrierenden Tanker beschriebene Bundesagentur für Arbeit hängt davon ab, ob die eingeleiteten Reformen der letzten Zeit konsequent weiterverfolgt werden.

Daneben ist die permanente Weiterentwicklung und benutzerfreundliche Verbesserung der Online-Jobbörse „virtueller Arbeitsmarkt“ auch in der Zukunft notwendig. Des weiteren ist es erforderlich, dass die Bundesagentur für Arbeit sich auf Ihre Kernkompetenz, nämlich die Vermittlung und Beratung konzentriert und in diesem Zusammenhang nicht, wie es zur Zeit der Fall ist, nur aufgrund von quantitativen Gesichtpunkten Ihre Geschäftspolitik steuert, sondern auch Qualitätsgesichtspunkte und Mitarbeit-, und Kundenzufriedenheit wieder in Ihr Zielportfolio mit aufnimmt.

Last but not least gilt es, die Beratungskapazität von Arbeitgebern und Bewerbern weiter auszuweiten , um so die Arbeitsergebnisse der Mitarbeiter in den Arbeitsagenturen vor Ort anzuheben. Es ist für die Bundesagentur für Arbeit aber noch ein weiter Weg, um wieder die Stellung eines „primus inter pares“ unter den Personalrekrutierungsmethoden zu erlangen.

Ein Gastbeitrag von Sven Lohberg

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