„Die Zahl der arbeitslosen Menschen ist in diesem
Dezember weitaus weniger gestiegen als üblich.
Saisonbereinigt gab es sogar einen erfreulich starken
Rückgang der Arbeitslosigkeit. Die Entwicklung der
letzten Monate gibt uns Zuversicht für das jetzt
begonnene Jahr 2006“, erläuterte der
Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA),
Frank-J. Weise.
Arbeitslosenzahl im Dezember: +75.000 auf 4.606.000
Arbeitslosenquote im Dezember: +0,2 Prozentpunkte auf
11,1 Prozent Arbeitslosenzahl im Jahr 2005: 4.863.000
Arbeitslosenquote im Jahr 2005: 11,7 Prozent
Die Zahl der Arbeitslosen hat sich im Dezember im
Zuge der einsetzenden Winterpause um 75.000 auf
4.606.000 erhöht (West: +40.000 auf 3.120.000; Ost:
+36.000 auf 1.486.000). Das ist erheblich weniger als im
Durchschnitt der letzten fünf Jahre (+175.000) und vor
allem als im letzten Jahr (+207.000). Entsprechend hat
sich der Vorjahresabstand deutlich verkleinert, und zwar
von +273.000 im November auf +142.000 im Dezember (West:
+258.000, Ost: -117.000). Der so genannte
Hartz-IV-Effekt wird für den Dezember auf bis zu 330.000
geschätzt; ohne die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und
Sozialhilfe wäre die Arbeitslosenzahl im
Vorjahresvergleich also spürbar gesunken.
Die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl hat sich von
November auf Dezember außergewöhnlich stark verringert,
und zwar um 110.000. Das könnte zum Teil auf einer
Verlagerung der üblichen saisonalen Belastungen von
November und Dezember in den Januar beruhen. So gab es
für die Jahreszeit vergleichsweise wenig Zugänge von
Arbeitslosen aus der Baubranche und einen geringeren
Anstieg von Arbeitslosen mit witterungsabhängigen
Außenberufen. Vermutlich sind die Belegschaften in den
Baubetrieben mittlerweile so ausgedünnt, dass
witterungsbedingte Entlassungen möglichst lange
hinausgeschoben werden. Das Saisonbereinigungsverfahren
kann solche außergewöhnlichen Effekte nicht
berücksichtigen. Der Einsatz von Arbeitsmarktpolitik –
insbesondere Arbeitsgelegenheiten, Qualifizierungen und
die vorruhestandsähnliche Regelung des § 428 SGB III –
hat ebenfalls zu der aktuellen Entwicklung beigetragen.
Aber auch wenn diese Effekte in Rechnung gestellt
werden, bleibt das saisonbereinigte Minus mehr a ls
beachtlich; es setzt die günstige Entwicklung der
letzten sechs Monate mit monatsdurchschnittlichen
Abnahmen von 32.000 fort (dabei wurde der Sondereffekt
im September durch den vollständigen Einbezug von
Arbeitslosen in Optionskommunen herausgerechnet).
Die Zahl der Erwerbstätigen im Inland hat sich im
November nach vorläufigen Angaben des Statistischen
Bundesamtes saisonbereinigt praktisch nicht verändert.
Nicht saisonbereinigt nahm die Erwerbstätigkeit um
10.000 auf 39,15 Millionen ab. Gegenüber dem Vorjahr hat
sich die Erwerbstätigkeit nach den neuesten Berechnungen
des Statistischen Bundesamtes um 191.000 verringert.
Ausschlaggebend für den Rückgang war, dass die
sozialversicherungspflichtige Beschäftigung weiter unter
dem Niveau des Vorjahres lag. Die erste vorläufige
Hochrechnung für den Oktober ergibt 26,61 Millionen
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 210.000 oder
0,8 Prozent weniger als vor einem Jahr. Allerdings
werden die Abnahmen deutlich kleiner, denn im März hatte
der Rückgang noch 428.000 betragen.
Die nach dem ILO-Erwerbskonzept vom Statistischen
Bundesamt ermittelte Erwerbslosenzahl belief sich in
Deutschland für den November auf 3,50 Millionen, die
Erwerbslosenquote auf 8,2 Prozent.
Das Stellenangebot hat im Dezember nicht mehr weiter
zugenommen. Saisonbereinigt hat sich der Bestand an
offenen Stellen leicht um 2.000 verringert. Dabei sind
allein die ungeförderten Stellenangebote, die stärker
die Marktenwicklung widerspiegeln, gesunken, und zwar um
8.000. Nicht saisonbereinigt gab es im Dezember 394.000
Stellen, von denen 84 Prozent sofort zu besetzen waren.
Neben den gemeldeten offenen Stellen kennt die BA noch
zusätzliche Stellen für Freiberufler und Selbstständige
sowie Stellen aus ihrer Jobbörse und dem Jobroboter.
Insgesamt waren dies im Dezember 560.000 Stellen. Nach
Untersuchungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung (IAB) kennen die Agenturen für Arbeit
damit etwa die Hälfte des gesamtwirtschaftlichen
Stellenangebots und können darauf Bewerber vermitteln –
teilweise aber erst nach Rücksprache mit dem
Arbeitgeber.
Die Veränderung der Arbeitslosigkeit im Jahr 2005 ist
im Wesentlichen von der Zusammenlegung von Arbeitslosen-
und Sozialhilfe geprägt. Im Jahresdurchschnitt waren
4.863.000 Personen arbeitslos gemeldet, 482.000 mehr als
vor einem Jahr (West: 3.246.000 bzw. +464.000; Ost:
1.617.000 bzw. +18.000). Davon können bis zu 380.000 mit
dem so genannten Hartz-IV-Effekt erklärt werden. Dieser
Effekt beruht zum größeren Teil auf einer Verschiebung
von der Stillen Reserve in die registrierte
Arbeitslosigkeit und zum kleineren Teil auf einem
zusätzlichen Arbeitskräfteangebot. Gleichzeitig gab es –
bei rückläufiger sozialversicherungspflichtiger
Beschäftigung – im Vorjahresvergleich deutlich weniger
Arbeitslosmeldungen von zuvor Erwerbstätigen und auch
von Arbeitslosengeld-Empfängern. Dabei haben die
knapperen Beschäftigungsmöglichkeiten vor allem die
Eingliederungschancen von eher arbeitsmarktfernen
Gruppen verschlechtert, die in den Zuständigkeitsbereich
des neuen SGB II fallen. Jedenfal ls nahm nach der
Umstellungsphase auf die neue Grundsicherung etwa ab dem
2. Quartal die Arbeitslosigkeit im Rechtskreis SGB III
im Jahresverlauf tendenziell deutlich ab, während sie im
SGB II – trotz Ausweitung der Arbeitsmarktpolitik für
diesen Personenkreis – weitgehend stagnierte.
Die Arbeitslosenquote, bezogen auf alle zivilen
Erwerbspersonen, belief sich im Jahresdurchschnitt 2005
auf 11,7 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sie
sich um 1,2 Prozentpunkte. In Ostdeutschland war sie mit
18,8 Prozent nach wie vor deutlich größer als in
Westdeutschland mit 9,9 Prozent. Im Vorjahresvergleich
stieg die Quote im Westen um 1,4 Prozentpunkte, im Osten
dagegen nur um 0,4 Prozentpunkte. Die Veränderungen sind
um den Hartz-IV-Effekt zu relativieren.
Quelle:
Bundesagentur für Arbeit
Presseteam
Regensburger Strasse 104
D-90478 Nürnberg