Ölpreis belastet den Arbeitsmarkt vor allem
kurzfristig
Nürnberg, 8.11.2005. Massiv steigende Ölpreise würden
innerhalb von zwei Jahren die Zahl der Erwerbstätigen um
bis zu 200.000 reduzieren, zeigen Simulationsrechnungen
des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
(IAB). Innerhalb von 15 Jahren dürften sich die
negativen Beschäftigungseffekte jedoch deutlich
zurückbilden, so dass sich am Ende des
Simulationszeitraums nur noch ein ölpreisbedingter
Beschäftigungsverlust zwischen 30.000 und 90.000
Erwerbstätigen einstellen würde. Eine Abwärtsspirale
droht den Berechnungen zufolge selbst dann nicht, wenn
es zu einem dauerhaft starken Anstieg der Ölpreise
kommen sollte. Auf längere Sicht passt sich die
Volkswirtschaft an die Gegebenheiten an und findet
wieder auf den alten Wachstumspfad zurück, lautet das
Fazit der Nürnberger Arbeitsmarktforscher.
Dass der Anstieg der Ölpreise die konjunkturelle
Entwicklung in Deutschland belastet, ist dem IAB zufolge
zumindest in der kurzen Frist durchaus zu befürchten.
Ein Ölpreisanstieg führe in den Öl importierenden
Volkswirtschaften wie Deutschland nahezu sofort zu
höheren direkten Kosten, besonders in den Branchen, die
energieintensiv sind oder die Vorleistungen beziehen,
die selbst stark vom Mineralöl abhängen. Daher würden
nicht nur die Benzin- und Heizölpreise steigen und
Kaufkraft entziehen, sondern auch viele Produkte teurer
werden, geben die Arbeitsmarktforscher zu bedenken. Der
reale Konsum ginge zurück. Auf das Bruttoinlandsprodukt
und die Beschäftigung wirken steigende Ölpreise somit
zwangsläufig negativ.
Um die Stärke der negativen Effekte abschätzen zu
können, haben die Arbeitsmarktforscher des IAB zwei
Varianten gerechnet. Bei der "unteren Variante" gehen
sie davon aus, dass es sich bei der zuletzt beobachteten
Preissteigerung um einen Niveausprung von 10 Dollar auf
insgesamt 55 Dollar je Barrel handelt, der ursprüngliche
Preissteigerungspfad aber beibehalten wird, bis der
Preis im Jahr 2020 bei 62 Dollar je Barrel liegt.
Dadurch fällt das Bruttoinlandsprodukt in den ersten
Jahren um rund 0,4 Prozent niedriger aus als ohne den
Preissprung und die Zahl der Erwerbstätigen liegt um
etwa 100.000 unter dem Basiswert.
In der "oberen Variante" wird unterstellt, dass die
aktuelle Entwicklung erst der Anfang einer Preisspirale
für Rohöl ist. Der Niveausprung im ersten Jahr wird mit
20 Dollar angesetzt, so dass der Durchschnittspreis bei
65 Dollar je Barrel liegt und bis 2020 auf 92 Dollar
steigt. Hierbei ergeben sich anfangs ein um knapp 1
Prozent niedrigeres Bruttoinlandsprodukt und ein Minus
von 200.000 Erwerbstätigen gegenüber dem Basisszenario.
In der langen Frist bestehe jedoch kein Anlass zur
Panik, so das IAB. Die Volkswirtschaft würde sich an die
neuen Gegebenheiten anpassen und wieder auf den alten
Wachstumspfad zurückkehren. Selbst bei einem anhaltend
starken Anstieg der Ölpreise zeigen sich nach 15 Jahren
für die Beschäftigung deutlich geringere Abweichungen
gegenüber dem Basisszenario als zu Beginn: Der
Beschäftigungsverlust beträgt dann bei der "unteren
Variante" weniger als 30.000 bzw. bei der "oberen
Variante" rund 90.000 Erwerbstätige.
Quelle:
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
der Bundesagentur für Arbeit (IAB)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
90327 Nürnberg
E-Mail
wolfgang.braun@iab.de
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