Die Erwerbsbevölkerung in Ostdeutschland wird bis zur
Jahrhundertmitte voraussichtlich um mehr als 50
Prozent schrumpfen - von derzeit mehr als 10 Millionen
auf ungefähr 4,5 Millionen im Jahr 2050. Das Institut
für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) warnt
deshalb in einer aktuellen Studie vor den Risiken für
die wirtschaftliche Entwicklung und die Zukunft
Ostdeutschlands.
Nach Ansicht der Arbeitsmarktforscher ist keineswegs
sicher, dass der Rückgang der Erwerbsbevölkerung den
Druck vom ostdeutschen Arbeitsmarkt nehmen wird. Wie
sich der Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials auf
den ostdeutschen Arbeitsmarkt auswirkt hängt von
zahlreichen Faktoren ab, vor allem der Zahl der
Arbeitsplätze und der Qualifikation der Arbeitskräfte.
Vom Rückgang und der Alterung der Bevölkerung gehen
nach Einschätzung des IAB erhebliche Gefahren für das
ostdeutsche Wirtschaftswachstum aus. Zum einen
schwächt ein sinkendes Erwerbspersonenpotenzial das
Wachstumspotenzial. Zum anderen verringert der
rückläufige Bevölkerungstrend auch die Zahl der
Konsumenten und droht dadurch die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu dämpfen. Die
Gesamtbevölkerung im Osten wird sich von heute knapp
15 Millionen auf rund 9 Millionen im Jahr 2050
reduzieren, also um rund 40 Prozent.
Um den Abwärtstrend aufzuhalten, wäre eine rasche und
kräftige Erhöhung der Geburtenrate notwendig. Dies sei
aber eher unwahrscheinlich und wirke sich zudem erst
langfristig aus, geben die Arbeitsmarktforscher zu
bedenken. In den neuen Ländern werde man sich wohl
darauf einstellen müssen, dass der
Bevölkerungsrückgang nur durch eine Zuwanderung von
In- und Ausländern gebremst werden kann. Um dem in
Zukunft drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken
seien außerdem verstärkte Investitionen im
Bildungsbereich erforderlich.
Die Bevölkerungsentwicklung in den neuen Ländern ist
dabei nur zu einem kleinen Teil der Abwanderung
Ostdeutscher in den Westen zuzuschreiben. Ganz ohne
Wanderungen fällt der Rückgang der Erwerbsbevölkerung
kaum schwächer aus - im Jahre 2050 wären es nur etwa
300.000 Personen mehr, also 4,8 Millionen. Der
wesentliche Grund für die stark negative
Bevölkerungsentwicklung ist der Geburtenausfall nach
der Wende, der unter anderem auf ökonomische
Unsicherheit und eine Angleichung der Verhaltensmuster
an den Westen zurückzuführen ist.
In den alten Bundesländern ist ebenfalls ein Rückgang
der Erwerbsbevölkerung zu erwarten, der jedoch mit
rund 25 Prozent sehr viel schwächer ausfallen wird.
Der Grund: Im Westen wirkt die Zuwanderung dem
Rückgang entgegen.
Der IAB-Kurzbericht "Dramatischer Rückgang der
Bevölkerung im Osten" kann im Internet abgerufen
werden unter
http://doku.iab.de/kurzber/2005/kb1905.pdf.
Quelle:
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
der Bundesagentur für Arbeit (IAB)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
90327 Nürnberg
wolfgang.braun@iab.de