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Fürs Team zu allem fähig?
Teamqualitäten aus Bewerbersicht: Was verlangt wird, wie man’s nachweist.

Gerhard Winkler

Gerhard Winkler

Arbeiten Sie gern zusammen mit anderen? Na prima. Jobanbieter schwärmen von starken Teams und favorisieren teamstarke Mitarbeiter. Eine ausgewiesene Teambefähigung gilt über alle Branchen und Berufe hinweg schlechterdings als die Bedingung, ohne die es nicht geht. Schon, um eine nicht verhandelbare Eintrittsklausel zu erfüllen, signalisieren Jobsuchende deshalb so einhellig wie scheinheilig ihren Glauben an das Team, ihre Liebe zur Teamarbeit und ihre Hoffnung, künftig zum Teamerfolg beitragen zu können.
 
Bei aller Liebe zum angestrebten Job wird man aber hoffentlich nicht glauben, dass die ritualisierte Beschwörung eines Mannschaftsgeists im Grunde etwas anderes meint als:
 
1. Ich gelobe, Vorgesetzte und Kollegen nicht zur Verzweiflung zu bringen.
2. Ich verspreche, den Betrieb weder aufzuhalten noch dem Geschäft zu schaden.  
 
So gesehen, wird der für die Ängste von Jobanbietern sensible Selbstvermarkter im Anschreiben zumindest pauschal bemerken: Meine Teamstärke und meine Projekterfahrung kann ich nachweisen.

Natürlich lässt sich diese Aussage präziser formulieren und sehr zielgenau auf die unterschwelligem Wünsche und Erwartungen der Gegenseite ausrichten. Schließlich sind Sie unter anderem deshalb ein besonders starker Leistungsanbieter, weil Sie noch genauer erfassen, was Jobanbieter brauchen, als diese selbst.
 
Das ist auch überhaupt nicht schwer, denn als Jobprofi wissen Sie selber am besten, was Ihr Job eigentlich verlangt.
 
Je nach Ihrem Metier werden Sie eher jemandem zuarbeiten oder im Nebeneinander vor sich hin wursteln oder vereint mit anderen denselben schweren Brocken angehen oder aber eingebettet in eine Gruppe, mehr oder minder unter Aufsicht und hoffentlich regelgeleitet Ihr von einer Gesamtaufgabe abgetrenntes Teilstück bearbeiten. Signalisieren Sie also in Ihrer Bewerbung, dass Sie das Konzept der Kooperation im laufenden Betrieb verstanden haben:

Ich entlaste umsichtig, vorausschauend und wirkungsvoll meine Vorgesetzten und arbeite ihnen so effizient wie termingetreu zu.
 
Ich arbeite auch unter konstanter Belastung stets zuverlässig und sorgfältig und trage somit zum Erfolg meiner Abteilung bei.
 
Ich integriere mich ohne Anpassungsschwierigkeiten in interdisziplinäre Teams und werde insbesondere für meine Hilfsbereitschaft, meine Verlässlichkeit und meinen Mannschaftsgeist rundum gelobt.

Ihr alltägliches berufliches Handeln wird darüber hinaus eine deutliche Ausrichtung haben. Je nach Job und Aufgaben werden Sie bevorzugt arrangieren, aufpassen, ausführen, darstellen, erziehen, fördern, führen, gestalten, instand setzen, motivieren, organisieren, planen, produzieren, prüfen, stabilisieren, umsetzen, verwalten ... – Ganz sicher steht Ihnen da ein ganzes Bündel an Zeitwörtern zur Hand, um konkret zu beschreiben, was Sie eigentlich im Job tun. Pflastern Sie damit Ihr Anschreiben!
 
Benennen Sie obendrein, was ein Job tatsächlich an spezifischen Qualitäten verlangt. Das liegt sicher jenseits der floskelhaften persönlichen Stärken, die manche Jobofferten so verkleben wie dicker Zuckerguss die Rosinenschnecke. Welches Set an Charakteristika braucht es in Ihrem besonderen Arbeitsfall wirklich, um etwas besser als gut zu machen? Initiative? Handlungsfreude? Selbstverpflichtung? Charakter? Loyalität? Kooperationsfähigkeit? Lernbereitschaft? Genuines fachliches Interesse? Beharrlichkeit? Emotionale Intelligenz? Mannschaftsgeist? Eine systematische und regelgeleitete Arbeitsweise?

Um Jobanbieter mit Ihrer Bewerber-Präsentation voll und ganz zu befriedigen, identifizieren Sie zunächst Ihre gewohnte und erfolgreiche Arbeitsmethode. Sie kleben an den Fakten, vermeiden den inhaltsleeren Sonnenschein-Talk und folgen im Übrigen ganz Ihrer Intuition. Vertrauen Sie am meisten Ihrem professionellen Instinkt. In Sachen Teameignung verbietet es Ihnen meist schon die berufliche Standesehre, das Thema mit einer Floskel abzuhaken. Vermitteln Sie in allen Phasen Ihres beruflichen Marketings, dass Sie kollegial handeln, stets den Bezug von der Eigenleistung auf die Gesamtleistung nicht aus den Augen verlieren, dass Sie sich für das größere Ganze zurücknehmen können, dass Sie gemeinsame Ziele und Erfolge über die eigenen stellen.
 
Vergessen Sie als ausgewiesener Mannschaftsspieler darüber jedoch keinesfalls Ihre Fähigkeit, auch solo zurecht zu kommen. Kommunizieren Sie, dass Sie unbeaufsichtigt und ohne Gruppendruck stetige Leistung bringen, dass Sie von sich aus Arbeit erkennen, Aufgaben angehen und alles zum guten Ende führen. Es klingt ein bisschen widersprüchlich, aber so ist die Arbeitswelt: Sie haben sich insgesamt anzupassen, sich in eine zugewiesene Rolle zu fügen, diese Rolle produktiv zu definieren und falls es darauf ankommt, auch über sie hinauszuwachsen.
10-10-05

Ein Beitrag von Gerhard Winkler,
www.jova-nova.com

 gwinkler@jova-nova.com

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