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Wahlempfehlung für Arbeitslose

Weiter so wie bisher oder tief durchatmen und losstarten? Sie haben die Wahl!

Gerhard Winkler, Jova Nova

Gerhard Winkler, Jova Nova

Ein triftiger Einwand gegenüber meinem Text über die Todsünden der Arbeitslosen lautete: „Ich bin ja zu jeder Arbeit bereit. Bewerbe mich auch auf die undankbarste Stelle. Würde sogar für einen Braeburn und ein Ei malochen. Doch keiner nimmt mich. Was sollen da Ihre wohlfeilen Worte?“
 
Lieber Leser, Sie haben Recht. Sie dürfen von einem Bewerbungshelfer konkrete Handlungsanweisungen erwarten. Die Fragestellung lautet also: Wie verbessere ich als Langzeitsuchender meine Jobchance? – Hier sind meine Sofortmaßnahmen am Arbeitslosenort.
 
1. Arbeiten Sie in jedem Fall an Ihrer Präsentation weiter.

Bei ausgeglichener Lage des Jobmarkts kommen taugliche Jobsuchende auch mit den üblichen unsäglichen Unterlagen zu ausreichend vielen Jobinterviews. Heute ist es aber so, dass selbst starke Leistungsbringer nur mit dicker Mappe und etwas Klappern nicht mehr ohne weiteres beeindrucken.
 
Die uralte Bewerberfrage Wie kann ich mich abheben, stellt sich bei 5 Millionen Konkurrenten in aller Schärfe. Massenanschreiben und Schnellschuss-Lebensläufe wirken weniger denn je. Mein Rat: Sie feilen solange an Ihrer schriftlichen Präsentation, bis alles drin ist, was faktisch für Sie spricht und alles draußen ist, was nicht direkt auf Ihre Eignung verweist.
 
Streichen Sie wie ein eiskalter Text-Sanierer jedes nichtssagende, belanglose Wort. Ihre Präsentation zeigt auf, was man davon hat, wenn man Sie einstellt. Nicht mehr und nicht weniger.
 
2. Argumentieren Sie aus Ihrer Position der Schwäche.
 
Jede jobbezogene Überzeugungsarbeit funktioniert am besten, wenn Sie sich so stark wie möglich aufbauen.
 
Die beste schriftliche Präsentation entfaltet aber keine Wirkung, wenn der Markt tot ist oder der Bewerber zu lange draußen steht. Eine selbstbewusste Selbstdarstellung lässt sich außerdem um so schwerer durchhalten, je länger Sie suchen und je weiter außerhalb des angestammten Berufsfelds Sie sich bemühen. Vor allem flexible Arbeitswillige auf der Suche nach Jobalternativen bekommen zu hören, sie seien zu überqualifiziert, zu alt und zu teuer.
 
Sie haben also ziemlich schlechte Karten. Spielen Sie dennoch immer wieder Ihr Spiel. Und warum nicht bei immer denselben, von Ihnen ausgewählten Jobanbietern!
 
Ihre Strategie: Sie rufen eine Zeitlang immer mal wieder an. Sie appellieren direkt an das soziale Gewissen Ihres Jobkontakts. Sie machen klar, dass Sie eine schlechte Vergütung akzeptieren. Sie bestehen darauf, dass Sie zuverlässig sind, sich in die Aufgabe fügen, den Job ausgezeichnet machen. Sie haben nicht vor, als lebendiges Mahnmal an die Ungerechtigkeit der Arbeitswelt zu erinnern, sondern engagiert und gut gelaunt Ihren neuen Job machen. Sie werden wohl eines Tages kündigen, sobald sich der Jobmarkt für Sie wieder öffnet, aber bis das soweit kommt, werden Sie problemlos einen Nachfolger einarbeiten. Kurzum: Je früher man Sie einstellt, desto länger profitiert man von Ihnen.
 
Sprechen Sie immer wieder vor. Wenn Jobs eine knappe Ressource sind, dann kämpfen Sie um den Zugang zu dieser Ressource. Dass Sie sich nicht entmutigen lassen und ausdauernd nachfragen, wird einer eines Tages honorieren. Sie haben nichts zu verlieren außer Ihrer Arbeitslosigkeit.

3. Lernen Sie. Auch wenn es weh tut.
 
Als wahrer Balzac unter den Bewerbungsberatern schaue ich tagein, tagaus in die Lebensläufe von Großen und Kleinen. Ich blicke in die Unterlagen der Angelernten und Ausgebufften und arbeite mich in die persönlichen Daten der Wasserträger wie der Apollinaris-Trinker ein.

Ein konstantes Merkmal von Leuten, die es im Beruf zu etwas gebracht haben, sind sicher deren fortwährende Lernanstrengungen. Leistungswillige sind aufs Lernen fixiert. Sie fordern sich selbst, arbeiten an sich selbst, definieren ihre Ziele selbst. Ihre Karriere ist nicht nur mit einem Zuwachs an Macht und Geld verknüpft. Karriere bedeutet für viele Erfolgreiche das außerordentlich befriedigende Privileg, Jobs auszufüllen, in denen man nie auslernt.
 
Konzentrieren Sie sich mit Ihren Selbstbildungsprojekten nicht allein auf berufsbezogenes Fachwissen. Es gibt so viel, an dem man ansetzen kann: Schriftlicher Ausdruck und korrektes Deutsch. Rede- und Verhandlungsfähigkeit in der Muttersprache sowie in einer oder zwei Weltsprachen. Soziale Umgangsformen. Wirtschaftliches Grundwissen. Verständnis der aktuellen Naturwissenschaften. Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Praktisches Web- und PC-Anwenderwissen.
 
Bildung ist der weltweit gültige Reisepass. Lassen Sie sich nicht zum Weiter- und Umlernen tragen. Konzentrieren Sie sich auf Ihre persönlichen Defizite. Nehmen Sie sich in die Pflicht. Alle Anstrengung, die Ihren persönlichen Horizont erweitert, ist auch für Ihr berufliches Weiterkommen gut.
 
4. Gehen Sie dorthin, wo es Jobs gibt. Oder gehen Sie zumindest unter die Leute.
 
Sie haben im Web diesen Artikel gefunden. Im Web finden Sie, wie Sie natürlich wissen, landesweite und internationale Jobbörsen sowie Informationen über Länder, die Arbeitswillige willkommen heißen. Haben Sie da schon recherchiert?
 
Im erlernten Beruf ein paar Jahre im Ausland zu arbeiten bringt Ihnen berufliche Erfahrung, Selbstbewusstsein und Fortüne. Selbst als Gastarbeiter auf der unter der Bezeichnung Dänemark vermarkteten Schnarchpiste werden Sie die Heimat nicht all zu sehr vermissen.
 
Und selbst wenn. Was sind hier Ihre Karriereoptionen? Mit anderen Montagsdemonstranten auf die Stornierung der Globalisierung warten? Sich in das Hinterhof-Desaster einer Ich-AG flüchten? Als zu kurz gebackener Vermögensberater in fremden Wohnzimmern den rechenstarken Checklistenankreuzer markieren? Eisern stillhalten, bis das Bürgergeld kommt?

Können Sie nicht weg, dann bleiben Sie wenigstens nicht zu Haus. Je mehr Leute Sie kennen, je mehr Leute von Ihrer Jobsuche wissen, desto eher hören Sie von einer Arbeitsgelegenheit.
 
Bei Arbeitslosigkeit droht Vereinzelung. Dagegen steuern Sie aktiv an: Rein in den Verein. Ja zum Ehrenamt. Sport in der Gruppe. Lernen im Team.
 
Sollte Ihr Budget nicht für Ihre Jobfindungsaktionen, Lernaktivitäten und für ein soziales Leben reichen, dann machen Sie einen Kassensturz und schichten Sie um. Kündigen Sie den Kabelempfang und stellen Sie Ihren TV auf ebay ein. Es gibt ein paar tödliche Sünden von Joblosen, aber nur einen tödlichen Fehler: den kompletten Rückzug ins Private.
 

Ein Gastbeitrag von Gerhard Winkler, Jova-Nova

+++ Ein Presse-Service von Crosswater Systems Ltd. zu den Themengebieten e-Recruiting, Jobbörsen, Arbeitsmarkt, Personaldienstleistungen, Human Resources Management. Die in den Firmen-Pressemitteilungen vertretenen Meinungen müssen nicht notwendigerweise mit der Redaktion von Crosswater Systems übereinstimmen +++