Ein
triftiger Einwand gegenüber meinem Text über die
Todsünden der Arbeitslosen lautete: „Ich bin ja
zu jeder Arbeit bereit. Bewerbe mich auch auf die
undankbarste Stelle. Würde sogar für einen Braeburn und
ein Ei malochen. Doch keiner nimmt mich. Was sollen da
Ihre wohlfeilen Worte?“
Lieber Leser, Sie haben Recht. Sie dürfen von einem
Bewerbungshelfer konkrete Handlungsanweisungen erwarten.
Die Fragestellung lautet also: Wie verbessere ich als
Langzeitsuchender meine Jobchance? – Hier sind meine
Sofortmaßnahmen am Arbeitslosenort.
1. Arbeiten Sie in jedem Fall an Ihrer Präsentation
weiter.
Bei ausgeglichener Lage des Jobmarkts kommen
taugliche Jobsuchende auch mit den üblichen unsäglichen
Unterlagen zu ausreichend vielen Jobinterviews. Heute
ist es aber so, dass selbst starke Leistungsbringer nur
mit dicker Mappe und etwas Klappern nicht mehr ohne
weiteres beeindrucken.
Die uralte Bewerberfrage Wie kann ich mich abheben,
stellt sich bei 5 Millionen Konkurrenten in aller
Schärfe. Massenanschreiben und Schnellschuss-Lebensläufe
wirken weniger denn je. Mein Rat: Sie feilen solange an
Ihrer schriftlichen Präsentation, bis alles drin ist,
was faktisch für Sie spricht und alles draußen ist, was
nicht direkt auf Ihre Eignung verweist.
Streichen Sie wie ein eiskalter Text-Sanierer jedes
nichtssagende, belanglose Wort. Ihre Präsentation zeigt
auf, was man davon hat, wenn man Sie einstellt. Nicht
mehr und nicht weniger.
2. Argumentieren Sie aus Ihrer Position der
Schwäche.
Jede jobbezogene Überzeugungsarbeit funktioniert am
besten, wenn Sie sich so stark wie möglich aufbauen.
Die beste schriftliche Präsentation entfaltet aber keine
Wirkung, wenn der Markt tot ist oder der Bewerber zu
lange draußen steht. Eine selbstbewusste
Selbstdarstellung lässt sich außerdem um so schwerer
durchhalten, je länger Sie suchen und je weiter
außerhalb des angestammten Berufsfelds Sie sich bemühen.
Vor allem flexible Arbeitswillige auf der Suche nach
Jobalternativen bekommen zu hören, sie seien zu
überqualifiziert, zu alt und zu teuer.
Sie haben also ziemlich schlechte Karten. Spielen Sie
dennoch immer wieder Ihr Spiel. Und warum nicht bei
immer denselben, von Ihnen ausgewählten Jobanbietern!
Ihre Strategie: Sie rufen eine Zeitlang immer mal wieder
an. Sie appellieren direkt an das soziale Gewissen Ihres
Jobkontakts. Sie machen klar, dass Sie eine schlechte
Vergütung akzeptieren. Sie bestehen darauf, dass Sie
zuverlässig sind, sich in die Aufgabe fügen, den Job
ausgezeichnet machen. Sie haben nicht vor, als
lebendiges Mahnmal an die Ungerechtigkeit der
Arbeitswelt zu erinnern, sondern engagiert und gut
gelaunt Ihren neuen Job machen. Sie werden wohl eines
Tages kündigen, sobald sich der Jobmarkt für Sie wieder
öffnet, aber bis das soweit kommt, werden Sie problemlos
einen Nachfolger einarbeiten. Kurzum: Je früher man Sie
einstellt, desto länger profitiert man von Ihnen.
Sprechen Sie immer wieder vor. Wenn Jobs eine knappe
Ressource sind, dann kämpfen Sie um den Zugang zu dieser
Ressource. Dass Sie sich nicht entmutigen lassen und
ausdauernd nachfragen, wird einer eines Tages
honorieren. Sie haben nichts zu verlieren außer Ihrer
Arbeitslosigkeit.
3. Lernen Sie. Auch wenn es weh tut.
Als wahrer Balzac unter den Bewerbungsberatern
schaue ich tagein, tagaus in die Lebensläufe von Großen
und Kleinen. Ich blicke in die Unterlagen der
Angelernten und Ausgebufften und arbeite mich in die
persönlichen Daten der Wasserträger wie der
Apollinaris-Trinker ein.
Ein konstantes Merkmal von Leuten, die es im Beruf
zu etwas gebracht haben, sind sicher deren fortwährende
Lernanstrengungen. Leistungswillige sind aufs Lernen
fixiert. Sie fordern sich selbst, arbeiten an sich
selbst, definieren ihre Ziele selbst. Ihre Karriere ist
nicht nur mit einem Zuwachs an Macht und Geld verknüpft.
Karriere bedeutet für viele Erfolgreiche das
außerordentlich befriedigende Privileg, Jobs
auszufüllen, in denen man nie auslernt.
Konzentrieren Sie sich mit Ihren Selbstbildungsprojekten
nicht allein auf berufsbezogenes Fachwissen. Es gibt so
viel, an dem man ansetzen kann: Schriftlicher Ausdruck
und korrektes Deutsch. Rede- und Verhandlungsfähigkeit
in der Muttersprache sowie in einer oder zwei
Weltsprachen. Soziale Umgangsformen. Wirtschaftliches
Grundwissen. Verständnis der aktuellen
Naturwissenschaften. Sozial- und Wirtschaftsgeschichte.
Praktisches Web- und PC-Anwenderwissen.
Bildung ist der weltweit gültige Reisepass. Lassen Sie
sich nicht zum Weiter- und Umlernen tragen.
Konzentrieren Sie sich auf Ihre persönlichen Defizite.
Nehmen Sie sich in die Pflicht. Alle Anstrengung, die
Ihren persönlichen Horizont erweitert, ist auch für Ihr
berufliches Weiterkommen gut.
4. Gehen Sie dorthin, wo es Jobs gibt. Oder gehen Sie
zumindest unter die Leute.
Sie haben im Web diesen Artikel gefunden. Im Web
finden Sie, wie Sie natürlich wissen, landesweite und
internationale Jobbörsen sowie Informationen über
Länder, die Arbeitswillige willkommen heißen. Haben Sie
da schon recherchiert?
Im erlernten Beruf ein paar Jahre im Ausland zu arbeiten
bringt Ihnen berufliche Erfahrung, Selbstbewusstsein und
Fortüne. Selbst als Gastarbeiter auf der unter der
Bezeichnung Dänemark vermarkteten Schnarchpiste werden
Sie die Heimat nicht all zu sehr vermissen.
Und selbst wenn. Was sind hier Ihre Karriereoptionen?
Mit anderen Montagsdemonstranten auf die Stornierung der
Globalisierung warten? Sich in das Hinterhof-Desaster
einer Ich-AG flüchten? Als zu kurz gebackener
Vermögensberater in fremden Wohnzimmern den
rechenstarken Checklistenankreuzer markieren? Eisern
stillhalten, bis das Bürgergeld kommt?
Können Sie nicht weg, dann bleiben Sie wenigstens
nicht zu Haus. Je mehr Leute Sie kennen, je mehr Leute
von Ihrer Jobsuche wissen, desto eher hören Sie von
einer Arbeitsgelegenheit.
Bei Arbeitslosigkeit droht Vereinzelung. Dagegen steuern
Sie aktiv an: Rein in den Verein. Ja zum Ehrenamt. Sport
in der Gruppe. Lernen im Team.
Sollte Ihr Budget nicht für Ihre Jobfindungsaktionen,
Lernaktivitäten und für ein soziales Leben reichen, dann
machen Sie einen Kassensturz und schichten Sie um.
Kündigen Sie den Kabelempfang und stellen Sie Ihren TV
auf ebay ein. Es gibt ein paar tödliche Sünden von
Joblosen, aber nur einen tödlichen Fehler: den
kompletten Rückzug ins Private.
Ein Gastbeitrag von Gerhard Winkler,
Jova-Nova
+++ Ein Presse-Service von Crosswater Systems Ltd.
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