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Die sieben tödlichen Sünden der langzeitarbeitslosen Jobsuchenden

Ungute Einstellung, unüberlegte Verhaltensmuster und die Jobsuche wird zur Hölle. So kommt man jedenfalls nicht in den Jobhimmel.
 

Gerhard Winkler, Jova Nova

Gerhard Winkler
Jova Nova

Fromme Lügen gehören zum guten Ton, wenn es darum geht, lang suchende Arbeitswillige bei Laune zu halten. Dabei haben Arbeitslose besonderen Anspruch darauf, dass man klar benennt, was ihrer Rückkehr in einen Beruf alles entgegenstehen kann.

Am Ende der Skala des misserfolgsorientierten Bewerberverhaltens stehen die sieben biblischen Sünden. Wer ihnen anhängt, befördert sich in das soziale Abseits – also in die moderne Form der Hölle.

1. Todsünde: Zorn
 
Dass man keinen Job für Sie hat, ist nicht persönlich gegen Sie gemeint. Vielleicht ist die Massenarbeitslosigkeit ja vom System her bedingt. Andererseits beschäftigen Sie sich in Ihrer Situation besser damit, sich selber Arbeit zu machen, als das System zu verwünschen. Auch auf die Vertreter in Management, Politik und Gewerkschaft zu belfern hat etwas zutiefst Verlogenes. Wer von den Herren dort oben redet, siedelt sich selbst ganz unten an.
 
Bei aller höflichen Betroffenheit der Jobinhaber: Nichts trifft im Grunde mehr auf tiefstes Unverständnis als der Zorn der Arbeitslosen. Danke für die unfreundlichen Hinweise, aber wir sind alle damit beschäftigt, zu überleben.
 
Dass Sie zur Zeit beruflich nicht integriert sind, das ist für Sie und für das System gleichermaßen ein gravierender Nachteil. Arbeiten Sie, arbeiten Sie mit anderen voller Nachdruck daran, dass Sie eine Beschäftigung finden. Doch dafür brauchen Sie einen klaren, nicht durch Zorn oder Ressentiments getrübten Blick.

2. Todsünde: Trägheit
 
Sobald man arbeitslos wird, erlebt man, dass die Allgemeinheit anscheinend wenig von einem erwartet und sich noch weniger mit einem beschäftigen will. Das eigene Zeitbudget wächst ins Grenzenlose. Die Tage verrinnen einem zwischen den Fingern.
 
Zu jedem Zeitpunkt Ihres Lebens ist Zeit allerdings Ihr kostbarstes und knappstes Gut. Gerade Arbeitslose haben nicht unendlich viel davon. Die Zeit läuft ihnen davon, während sie recherchieren, kontakten, sich präsentieren, Ideen entwickeln, sich weiterbilden und Know-how erwerben, sich selber Arbeit machen, anderen Arbeit und Sorgen abnehmen, sich beschäftigen und insgesamt sich selbst, ihre Agenten, Berater, Betreuer auf Trab halten.
 
3. Todsünde: Neid
 
Neiden Sie den Menschen in Arbeit nicht ihren Job. Sehen Sie Arbeit nicht als im Grunde reichlich vorhandenes Gut an, das man nur gerecht verteilen müsste. Definieren Sie dagegen Arbeit als etwas, das Sie sich selber schaffen.
 
Erfolg beneidet man nicht. Man kopiert ihn. Freiberufler, Selbständige und andere engagierte Leute erfahren beglückt, dass sich ihr Einsatz, ihre Aufbauarbeit und ihre Vorleistungen auf lange Sicht auszahlen. Folgen Sie ihnen. Achten Sie nicht auf den Besserwisser in der Zeitung oder im Webforum, der das Konzept, dass man sein eigener Unternehmer ist, kapitalismuskritisch belächelt. Dahinter steckt der Neid des Konkurrenten oder parasitärer Hochmut
 
4. Todsünde: Habsucht
 
Wenn Sie heute die Wahl haben zwischen staatlicher Grundversorgung und einem schlechter bezahlten Job, nehmen Sie den Niedriglohn-Job. Es ist leichter, aus einer Beschäftigung in die nächste und bessere zu kommen als sich aus einer ewig fortlaufenden Jobsuche heraus irgendwo hinein zu hieven.
 
Lassen Sie sich ebenso wenig auf die Angebote ein, ohne große Anstrengung schnelles Geld zu machen. Es gibt gewiss Märchen und Wunder, aber kein Wunder, das man zuerst jemandem abzukaufen hat, hat jemals geklappt.
 
5. Todsünde: Hochmut

In Zeiten echter Not gibt man Ansprüche auf eine bestimmte Jobposition auf. Machen Sie sich klar: Eine mehrmonatige erfolglose Suche nach einem Broterwerb ist der existentielle Notfall schlechthin.
 
Die hochmütige Ablehnung eines miesen Jobs resultiert auch aus der Angst, dass man dann niemals mehr in seinen angestammten Beruf zurückkommt. Wer die Arbeitsbiographien in der heutigen Welt kennt, der kann aber nur konstatieren: Das Arbeitsleben ist eine wahre Achterbahn. Wir leben in interessanten Zeiten. Nehmen wir besser, was da kommt.
 
6. Todsünde: Wollust
 
Mehr Muße für die Freuden der Konsum- und Spaßgesellschaft zu haben ist kein glücklicher Nebeneffekt der Arbeitslosigkeit, sondern leider nur die nächste Eskalationsstufe der privaten Depression. Jede Vergnügung erinnert Jobsuchende nur an die größere Freude, die sie hätten, wenn sie sich jetzt in einer Mannschaft oder für andere nützlich machen könnten.
 
Eine Arbeitslosigkeit übersteht man am besten, indem man sich selbst in die Pflicht nimmt und nicht viel mehr für seine Freizeit reserviert, als wenn man in Arbeit wäre.
 
7. Todsünde: Völlerei
 
Alles mitnehmen, was der Staat einem bietet, macht Sie nicht wirklich satt. Staatliche Leistungen sind ein bisschen wie Entwicklungshilfe: Das Geld hilft meist nur denen nachhaltig, die sich auch selber helfen können.
 
Stopfen Sie nicht wahl- und kritiklos in sich hinein, was Sie an Maßnahmen und Fortbildungen ergattern können. Ihr Lebenslauf darf nicht so aussehen, als bestünde er im Wesentlichen aus Warteschleifen mit Zwischenabstürzen. Selbstinitiierte, punktuelle Weiterbildungen verschaffen Ihnen Wettbewerbsvorteile. Gleichen Sie Ihr Leistungsprofil immer mal wieder mit den Marktanforderungen ab. So steuern Sie weit besser Ihre Vermarktungsfähigkeit.
 
Und die Bewerbertugenden? Da gibt es einige: Haltung bewahren. Die eigenen Defizite und Chancen klug abwägen. Seine  Eigenverantwortung nicht von sich schieben. Sich nicht selber ins Abseits stellen. Sein Leben selbst in die Hand nehmen. Bereit sein, sich zu entwickeln und sein Leben zu verändern.
 

Ein Gastbeitrag von Gerhard Winkler, www.jova-nova.com

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