Die Situation junger Ärzte in Deutschland ist weniger
dramatisch als berichtet
24.08.2005 - Die Einkommenssituation junger Ärzte im
öffentlichen Dienst in Deutschland hat sich im Zeitraum
1993 bis 2002 absolut und relativ verschlechtert.
Allerdings verdienen junge Ärzte in Deutschland heute
immer noch mehr als andere Akademiker im öffentlichen
Dienst. Darüber hinaus sind die günstigen
Einkommensperspektiven eines Arztes über sein gesamtes
Berufsleben hinweg zu berücksichtigen. Zu diesem
Ergebnis kommt der aktuelle Wochenbericht des DIW Berlin
Nr. 34/2005 auf Grundlage einer Analyse der
anonymisierten Mikrodaten der amtlichen Mikrozensen.
Tatsächlich hat sich das durchschnittliche reale
Monatsnettoeinkommen von Ärzten unter 35 Jahren von 2170
Euro im Jahre 1993 um etwa 7,5 % auf 2009 Euro im Jahre
2002 verringert. Damit stellen sich Ärzte dieser
Altersgruppe in der Einkommensentwicklung schlechter als
andere im öffentlichen Dienst beschäftigte Akademiker
dieser Altersgruppe (mit Universitätsabschluss), deren
Durchschnittsgehälter real um rund 3 % gestiegen sind,
und auch schlechter als die Gesamtheit der
Erwerbstätigen, die einen Lohnzuwachs von 6 % zu
verzeichnen haben. Allerdings teilen die Ärzte ihr
'Schicksal' mit Gymnasiallehrern, die Lohneinbußen von
3,5 % (bezogen auf den Mittelwert) bzw. sogar um fast 10
% (bezogen auf den Median ihres Nettogehaltes) hinnehmen
mussten.
Das Ausmaß dieser Verschlechterung muss aber in
verschiedener Hinsicht relativiert werden: Zum einen
verdienen junge Ärzte in Deutschland heute immer noch
mehr als andere Akademiker (insbesondere
Gymnasiallehrer) im öffentlichen Dienst und werden diese
Position künftig durch den Wegfall der Pflicht zu einer
schlecht bezahlten 18-monatigen Ausbildungszeit als
'Arzt im Praktikum (AiP)' zum 1. Oktober 2004 auch
wieder ausbauen. Zum anderen sind die günstigen
Einkommensperspektiven eines Arztes über sein gesamtes
Berufsleben hinweg zu berücksichtigen, und ferner in
Betracht zu ziehen, dass der Arbeitsmarkt für Ärzte –
anders als der für Lehrer oder Juristen – nicht national
begrenzt ist. Auch fallen die Arbeitszeiten, die junge
Ärzte selbst in der Mikrozensus-Erhebung angeben, mit
durchschnittlich 46,3 Stunden in der Woche keineswegs
aus dem Rahmen. Ältere Ärzte und andere Erwerbstätige
arbeiten teilweise länger.
Quelle:
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin)
Königin-Luise-Str. 5
114195 Berlin
Tel. +49-30-897 89 249
Fax +49-30-897 89 119
mailto:presse@diw.de
www.diw.de