Aschaffenburg 21 April -. „Der
Shareholder Value-Gedanke ist eine Irreführung“, sagt
Christiane Eckardt vom Managerinnen-Netzwerk EWMD. Und
auch Martin Suffel, Präsident der IHK Aschaffenburg konstatiert, dass
bloße Gewinnmaximierung im Takt der Quartalsberichte
nicht die einzig verbliebene gesellschaftliche Aufgabe
für Unternehmen sei. „Die profitabelsten Unternehmen
wirtschaften nachhaltig. Ohne Nachhaltigkeit kann der
Erfolg schnell brüchig werden“, bestätigt Professor
Astrid Szebel-Habig von der Fachhochschule Aschaffenburg
vor achtzig Gästen aus großen und mittelständischen
Unternehmen und Mitgliedern des Managerinnen-Netzwerks
European Women´s Management Development Network (EWMD),
die das Management Forum 2000und organisiert haben.
Das Personalmanagement steckt in
einem Dilemma: Für immer komplexer werdende Aufgaben
müssen gut ausgebildete und hoch motivierte Mitarbeiter
eingestellt und gehalten werden. Andererseits werde in
ökonomisch schwierigen Zeiten vorzugsweise an der
Personalkostenschraube gedreht – mit dem Blick auf Lohn-
und Arbeitsstrukturen in anderen Volkswirtschaften, so
Szebel-Habig.
„Wir sprechen von einer
Nachhaltigkeit, die flexibel und sicher ist“, sagt die
Wirtschaftswissenschaftlerin. Es gehe nicht um
Umweltschutz und Ökoromantik sondern um langfristigen
Profit. „Personalprozesse müssen wirtschaftlich
zweckmäßig und sozial verantwortlich gestaltet werden.
Davon profitieren Mitarbeiter, Stakeholder und im
Endeffekt das Unternehmen.“ Statt an bloßen Kostenabbau
müsse man an einen Aufbau für die Zukunft denken.
Angst um Arbeitsplätze
„Die Lage in Deutschland ist
ernst“, sagt Szebel-Habig. „Jeder vierte Deutsche hat
Angst, seinen Arbeitsplatz in den nächsten sechs Monaten
zu verlieren.“ Nur 12 Prozent der Mitarbeiter seinen
loyal und motiviert, erklärt sie unter Bezug auf eine
Studie des Meinungsforschungsinstituts Gallup. Der Rest
warte ab oder hätte innerlich gekündigt. Da Sicherheit
ein Grundbedürfnis der Menschen sei, würden
Kündigungsdrohungen und verunsicherndes
Quartalsberichtdenken nicht zur Profitabilität
beitragen.
Handlungsbedarf bestätigen die
Praktiker aus verschiedenen großen und kleinen
Unternehmen, die auf dem Podium vertreten sind.
„Nachhaltigkeit kostet auf den ersten Blick Kraft,
Nerven und Geld“, sagt Peter Ballweg, Personalleiter der
WIKA. Aber auf die Mitarbeiter einzugehen und sie im
Unternehmen zu halten lohnt sich. Wer gehe, nehme Wissen
mit sich, das schwer zu ersetzen sei, wer innerlich
kündige bringe keine Leistung.
Sicherheit und Flexibilität
ermöglichen
Eine kurze Verweildauer ist
selbst für Dieter Scheiff, Vorstandsvorsitzender DIS AG,
Forum Zukunftsvertrag Zeitarbeit, nicht erstrebenswert:
„Natürlich überlassen wir Mitarbeiter befristet. Aber
wer bei uns anfängt, erhält einen unbefristeten
Vertrag.“ Erst kürzlich hätte er einen
Niederlassungsleiter nach 45 Jahren
Betriebszugehörigkeit verabschiedet. Der
überbetriebliche Einsatz in verschiedenen Unternehmen
verschaffe den Mitarbeitern höhere
Arbeitsplatzsicherheit und den Unternehmen mehr
Flexibilität, versicherte Scheiff.
Generell werden die Zyklen beim
Arbeitsplatzwechsel immer kürzer: „Die Mitarbeiter
wollen gefordert werden und sich weiter entwickeln“,
gibt Juliane Pochowski zu bedenken, Geschäftsführerin
von Search Partners Services. „Früher wurde man gefragt,
warum man sich traue, das Unternehmen zu wechseln. Heute
muss man sich rechtfertigen, wenn man zehn Jahre im
gleichen Job bleibt.“
Strategie des Entgegenkommens
Das Gehalt alleine gibt nicht
den Ausschlag. Das haben auch Unternehmen wie Böhm
Consultants erfahren. Sie sind auf dem Spezialgebiet der
Implementierung und der Neuordnung betrieblicher
Altersvergung tätig und müssen auf ihre Leistungsträger
in großem Maße zugehen. „Wir ermöglichen für eine
Work-Life-Balance Teilzeitarbeit für Mütter und achten
selbst auf Sonderfälle wie Triathleten, die nachmittags
mal Pause machen wollen“, sagt Matthias Edelmann,
Vorstand des Unternehmens, das über 60 Mitarbeiter hat
und bis Ende des Jahres auf 80 wachsen will. Dass die
Strategie des Entgegenkommens profitabel ist, weiß
Szebel-Habig aus ihrer Forschung: „Wer am Freitag
Zuhause arbeiten darf, der bringt automatisch mehr
Leistung, wenn er im Büro ist. Um zu zeigen, dass er
des Entgegenkommens würdig ist.“
Ohne gute Führungsqualität geht
gar nichts, sagen die Referenten. Personalbefragungen
gehören zum Standard, aber auch das ist nicht immer
einfach. Jürgen Klug, Personaldirektor DPD Geopost
Deutschland aus Aschaffenburg, berichtet von besonderem
Aufwand, der sich aber lohne: „Wir müssen sie in
Türkisch, Griechisch und Russisch übersetzen und
bearbeiten, da wir einen sehr internationalen
Mitarbeiterstamm haben.“
In der Zukunft muss einiges
getan werden: „Die Technologiesprünge sind eine große
Herausforderung“, sagt Klug. Am Beispiel der Firma Lego,
deren Umsatz mit dem Interesse der Jugend an
Videospielen beständig zunahm, sehe man, dass Vorplanung
und schnelle Reaktion wichtig seien. Die Globalisierung
mache generell Druck, da sind sich die Anwesenden einig:
„Die Lohnkosten in Deutschland sind zu hoch.“
Die nächsten beiden Stationen
der dreiteiligen Veranstaltung: Am Montag, 9. Mai, um 18
Uhr, in der IHK Rheinhessen in Mainz, beleuchtet
Wirtschaftsweise Prof. Dr. Beatrice Weder di Mauro den
gesamtwirtschaftlichen Fokus. Der dritte Abend,
Mittwoch, 8. Juni, um 18 Uhr, in der IHK Frankfurt am
Main, gilt der betriebswirtschaftlichen Sicht und
unternehmerischen Praxis mit dem Unternehmer und
Managementberater Dr. Robert Bachfischer. Weitere
Informationen und Anmeldung im Internet unter
www.ewmd-2000und.de.
Das Management Forum 2000und
Hinter dem Management Forum
2000und stehen sechs Managerinnen und Unternehmerinnen –
Christiane Eckardt, Waltraud Dehning van Lammeren,
Ingrid Heinz, Juliane Pochowski, Sieglinde Schneider,
Astrid Schramm. Sie haben sich 1993 als Projektgruppe
innerhalb des internationalen Managerinnen Netzwerk EWMD
(European Women´s Management Development Network)
konstituiert.
Ziel der nonprofit Projektgruppe
ist es,
* aktuelle Managementthemen
aufzugreifen und sie auf ihre Praxistauglichkeit hin zu
hinterfragen
* einen eigenen Beitrag zur
Förderung von Frauen im Management zu leisten
* die Zukunft von Frauen und
Männern in Wirtschaft und Gesellschaft mitzugestalten
Die Unterstützung durch
gleichgesinnte Förderer aus der Wirtschaft, durch die
IHK Kooperationspartner und den Medienpartner brandeins
macht es möglich, hochkarätige Besetzungen der
Veranstaltungen für einen größeren Teilnehmerkreis zu
gewährleisten.
+++ Ein Presse-Service von Crosswater Systems Ltd.
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Arbeitsmarkt, Personaldienstleistungen, Human Resources
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