Deutscher Bundestag - Ausschuss für Wirtschaft und
Arbeit
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Heinricht Alt, Bundesagentur für
Arbeit
Foto: ZDF |
Berlin: (hib/VOM) 20.4.2005 Bei dem von der Bundesagentur für
Arbeit (BA) eingerichteten "Virtuellen Arbeitsmarkt"
handelt es sich nach den Worten des
BA-Vorstandsmitglieds Heinrich Alt um die größte
Jobbörse in Europa. Wie Alt am Mittwochvormittag im Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit berichtete, gibt
es derzeit rund 384.000 elektronische Stellenangebote,
denen rund 2,7 Millionen Stellen suchende Bewerber
gegenüberstünden.
Im Gegensatz dazu summierten sich
die Stellenangebote der privaten Jobbörsen in
Deutschland auf lediglich rund 82.500. Das System sei
mittlerweile zu "99,9 Prozent" verfügbar. Der
"Virtuelle Arbeitsmarkt" habe inzwischen 200 Millionen
Seitenaufrufe verzeichnet, während es bei den privaten
elektronischen Jobbörsen lediglich 70 Millionen
gewesen seien. Täglich griffen rund 500.000
Arbeitsuchende auf das Angebot zurück. Darüber hinaus
habe die BA eine Telefon-Hotline geschaltet, bei der
sich täglich rund 500 Nutzer meldeten. Alt räumte ein,
dass das System seine volle Leistungsfähigkeit noch
nicht erreicht hat. Trotzdem sei der Zeitraum, in dem
eine freie Stelle angeboten wird, relativ kurz. Im
Westen belaufe er sich im Schnitt auf 19 und im Osten
Deutschlands auf elf Tage.
Auf Fragen aus der CDU/CSU
zum Vergabeverfahren für den "Virtuellen Arbeitsmarkt"
in den Jahren 2002 und 2003 und zur damit verbundenen
Kostenexplosion gab Alt an, der Auftragnehmer, die
Firma "Accenture", sei an der Formulierung der
Ausschreibung nicht beteiligt gewesen. Es habe auch
keinen Vertrag der BA mit Accenture zu diesem
Zeitpunkt gegeben. Die Ausschreibung sei von April bis
Juni 2002 von sechs Projektgruppen der BA vorbereitet
worden.
Auf Fragen zur Zusammenarbeit von
Arbeitsagenturen und Kommunen in den vor Ort
gebildeten Arbeitsgemeinschaften sagte Alt, dabei
seien tatsächlich unterschiedliche
Verwaltungsvorstellungen aufeinander getroffen. Viele
Arbeitsgemeinschaften arbeiteten daher mit "gemischten
Teams", um voneinander zu lernen. Man könne noch nicht
sagen, dass alles funktioniere. Er habe jedoch den
Eindruck, dass das erste Ziel sei, den Arbeitslosen
bei der Integration in den Arbeitsmarkt zu helfen.
"Kulturkämpfe" aufgrund der unterschiedlichen
Verwaltungsherkunft gebe es nicht.
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Frank J. Weise
Bundesagentur für Arbeit |
Der Vorstandsvorsitzende der BA, Frank-Jürgen
Weise, berichtete zum Stand der Umsetzung der
Hartz-Reformen, von 180 Arbeitsämtern seien inzwischen
59 zur Arbeitsagentur umgebaut worden. Die dadurch
eingerichteten Kundenzentren hätten zu einer höheren
Effizienz geführt, sodass sich die Mitarbeiter mehr um
die Beratung und Vermittlung von Arbeitsuchenden
kümmern könnten. 80 Prozent der Fälle würden bereits
bei der ersten Begegnung abschließend geklärt, so
Weise. Die verbleibenden Arbeitsämter würden alle noch
in diesem Jahr zu Agenturen gemacht.
Die Sozialdemokraten sprachen von der "größten
Arbeitsmarktreform in der Geschichte". Zwar höre man,
dass es vor Ort noch "hakt", doch sei ein
Konfliktlösungsmanagement aufgebaut worden, um
festgefahrene Züge wieder in Bewegung zu setzen. Die
CDU/CSU stellte im Hinblick auf den "Virtuellen
Arbeitsmarkt" fest, dass das angepeilte Ziel noch
nicht erreicht sei, Geld einzusparen und die
Betroffenen schneller in Arbeit zu bringen. Im
Hinblick auf die Kostenexplosion bei dem Projekt gebe
es noch viele Ungereimtheiten.
Bündnis 90/Die Grünen
sprachen die etwa 80.000 arbeitslosen Jugendlichen an,
die im ersten Quartal noch kein Angebot erhalten
hätten. Alt führte dies darauf zurück, dass die neue
Arbeitsverwaltung noch im Aufbau sei. Die FDP nahm
sich vor allem die Kostenentwicklung beim "Virtuellen
Arbeitsmarkt" vor. Wenn es stimme, was der
Bundesrechnungshof dazu ermittelt habe, sei dies ein
"großer Skandal". Die Bundesregierung wies diesen
Vorwurf jedoch zurück. Die Sache gebe nicht genug her,
um "einen großen öffentlichen Skandal aufzublasen".