(13. Mai 2005 / Eigenbericht) In den Diskussionen um
die Kostenexplosion beim Virtuellen Arbeitsmarkt der
Bundesagentur für Arbeit wird wieder ein neues Kapitel
geschrieben. Nachdem die BA einen scheinbar vorläufigen
Schluss-Strich unter die Kostendiskussion gezogen hatte
und den vereinbarten Gesamtkostenrahmen bis zum Jahr
2008 auf 163 Millionen Euro gedeckelt hatte, tauchen nun
weitere Informationen auf, die eine nochmalige
Kostensteigerung befürchten lassen.
So meldet die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 11.
Mai 2005 unter Berufung eines ihr vorliegenden
Schreibens des bayerischen Staatssekretärs Jürgen Heike
an die Verwaltungsratsvorsitzende Ursula Engelen-Kefer,
daß eine nochmalige Kostensteigerung auf 228 Millionen
Euro zu befürchten sei.
Hintergrund ist eine Stellungsnahme der BA zum
Prüfbericht des Bundesrechnungshofes vom Februar 2005,
in der die BA einerseits eine Unterscheidung zwischen
externen Projektkosten (die gedeckelten 163 Millionen)
und internen Projektkosten für Schulung, Hardware,
Betrieb in Höhe von 65 Millionen Euro macht.
Andererseits - und das ist die Pikanterie der
BA-Stellungnahme - seien diese internen Projektkosten
zusätzliche Kosten und demzufolge in der Gesamtrechnung
„hiervon nicht erfaßt”,
so die FAZ weiter.
BA-Verwaltungsratsmitglied Heike wirft in dem Schreiben
dem Vertreter der Bundesregierung im Kontrollgremium
vor, sich nicht an bestehende Beschlüsse zur
finanziellen Obergrenze zu halten. Eine solche
„Differenzierung nach internen und externen Kosten
widerspricht (...)eindeutig der Beschlußlage und kann so
nicht aufrecht erhalten werden.” Heike fordert
Engelen-Kefer auf, „dafür Sorge zu tragen, daß die
Beschlußlage im Verwaltungsrat nicht in unzulässiger
Weise uminterpretiert wird.” Fehlinformationen und
Fehlinterpretationen wie im Falle des VAM-Projektes
seien umgehend zu vermeiden, führt die FAZ in ihrem
Zitat weiter aus.
Die Erklärungsversuche des BA-Vorstandes, des
Verwaltungsrates und des Bundesrechnungshofs über die
tatsächlichen Gesamtkosten des Virtuellen Arbeitsmarktes
sind nicht von einer besonderen Systematik und
Transparenz gekennzeichnet - so kommt es in
regelmässigen Abständen zu Diskussionen in Medien und
Öffentlichkeit, die natürlich einen gewissen
parteipolitischen Charakter nicht immer verschleiern.
Der Leidensweg des Virtuellen Arbeitsmarktes ist
geprägt von euphorischen Ankündigungen der BA, hohen
Erwartungen und trister Realität in den
Benutzer-Reaktionen. Hinzu kommt eine diffuse
Sichtweise, wenn die Öffentlichkeit die Funktionalität
des Online-Stellenmarkts mit den
Gesamtentwicklungskosten des Virtuellen Arbeitsmarktes
vergleicht. Aus Sicht der BA ist der "Virtuelle
Arbeitsmarkt" wesentlich mehr als nur die reine
Online-Stellenbörse - es gehören auch alle internen
Vermittlungs- und Verwaltungssysteme dazu, die
entsprechende IT-Infrastruktur und die Konversion der
umfangreichen Datenbestände auf die neuen Systeme. Diese
wichtige Differenzierung wird in der Öffentlichkeit
nicht immer wahr genommen, und so ergibt sich die
vereinfachende und verfälschende Auffassung, daß die
Gesamtkosten des Virtuellen Arbeitsmarktes für den
sichtbaren Teil der Online-Stellenbörse aufgewendet
werden.
Mittlerweile ist die Online-Stellenbörse der BA auf
dem Boden der Realität angelangt, leidet aber noch unter
den Geburtsfehlern. Organisatorisch ist der VAM nun von
einer Projekt-Organisation in eine Linien-Organisation
eingebettet worden und zahlreiche - wenn auch nicht alle
- Kinderkrankheiten in der Bedienerfreundlichkeit des
Stellenmarkts sind mittlerweile behoben worden.
Eine andere wichtige Funktionalität des VAM wurde von
den Entwicklern des VAM still zu Grabe getragen: Bei
Betriebsstart konnten Stellenangebote im VAM mit
konkreten Gehaltszahlen veröffentlicht werden und
Stellensuchende konnten Suchabfragen nach der
Gehaltshöhe durchführen. Nachdem viele Personalchefs auf
dem bundesdeutschen Einheitslohn ("Gehalt nach
Vereinbarung") beharren, hat die BA auf diese sinnvolle
Information und damit auf eine wichtige Transparenz im
Arbeitsmarkt verzichtet und kurzerhand diese
Suchfunktionen abgeschafft.
+++ Ein Presse-Service von
Crosswater Systems Ltd. zu den Themengebieten
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