Anlässlich der diesjährigen
Hannover-Messe äusserte sich Dr. Hans-Peter Klös,
Geschäftsführer des Instituts der deutschen Wirtschaft
(IW) in Köln, über diesen wichtigen zentralen Faktor für
das Wirtschaftswachstum.
Eine Fülle von Forschungsergebnissen der neueren
Wachstumstheorie zeigt, dass dem Faktor Humankapital
eine Schlüsselrolle für das Wachstumspotenzial einer
Volkswirtschaft zukommt. Zusätzliche
Bildungsanstrengungen der Bevölkerung führen zu mehr
Wirtschaftswachstum. Dabei sind sowohl die Anzahl der
Hochqualifizierten als auch die Qualität der Ausbildung
von Bedeutung. Deshalb ist gerade die Ausstattung mit so
genannten MINT-Qualifikationen - darunter werden
Hochschulabsolventen oder Meister in den Fächern
Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik
verstanden - für die Innovationskraft und damit auch für
die Wachstumschancen einer Volkswirtschaft von großer
Bedeutung.
Eine Studie der OECD zeigt deutlich, dass Deutschland in
der letzten Dekade im Unterschied zu anderen
Volkswirtschaften nahezu keine Wachstumsbeiträge mehr
aus der Verbesserung seines Humankapitals gezogen hat.
Der gleiche Befund gilt für die Entwicklung der
Arbeitszeit, der Erwerbstätigenquote sowie der
demografischen Struktur der Bevölkerung. Lediglich die
Entwicklung der Stundenproduktivität hat nennenswerte
Wachstumsbeiträge geleistet. Die Komponentenzerlegung
der OECD verdeutlicht, welcher Anteil der
Produktivitätssteigerung auf eine Verbesserung der
Qualifikationsstruktur der Bevölkerung zurückzuführen
ist. Gerade hier hat Deutschland in den letzten 10
Jahren an Boden verloren. Während andere
Volkswirtschaften den Anteil der Hochqualifizierten
deutlich steigern konnten, stagniert Deutschland.
MINT-Ersatzquoten verschlechtern sich
Ein Blick auf die für die Innovationsfähigkeit besonders
wichtigen technischen Qualifikationen verdeutlicht dies.
Nach unseren Berechnungen dürfte der demografische
Wandel zu einem Engpass bei tertiären
MINT-Qualifikationen führen. Während gegenwärtig auf
eine ältere Person im Alter zwischen 55 und 64 Jahren
mehr als eine jüngere Person zwischen 25 und 34 Jahren
kommt, wird sich dieses Verhältnis ab 2020 auf etwa 0,6
verschlechtern. Der bereits jetzt in unserer Umfrage von
mehr als einem Viertel der Unternehmen beklagte
Fachkräftemangel dürfte spätestens dann eine Mehrheit
der Unternehmen vor Schwierigkeiten stellen.
MINT-Lücke im internationalen Vergleich
Schon jetzt ist die Ausgangslage im internationalen
Vergleich nicht befriedigend. Die Zahl der
Hochschulabsolventen in den MINT-Fächern ist zwischen
1998 und 2002 in Deutschland bezogen auf die Zahl der
25-bis 34-jährigen Erwerbspersonen in etwa konstant
geblieben. Andere wirtschaftlich erfolgreiche Nationen
konnten die Zahl der MINT-Absolventen in diesem Zeitraum
deutlich steigern. In Finnland, Großbritannien,
Frankreich und Australien kommen auf 100.000
Erwerbspersonen zwischen 25 und 34 Jahren mehr als
doppelt so viele Hochschulabsolventen eines Jahrgangs.
Diese Lücke wird zudem größer.
Sinkende Ingenieurabsolventenzahlen in Deutschland im
internationalen Vergleich
Die Zahl der Hochschulabsolventen in den
Ingenieurwissenschaften ist in Deutschland zwischen 1998
und 2002 um etwa 18 Prozent gesunken. In der gleichen
Zeit nahm die Zahl der Absolventen in der Mehrzahl der
OECD-Länder deutlich zu. Um mehr als ein Drittel stieg
die Zahl in Finnland, in Polen um 41 Prozent, in
Österreich um 44 Prozent und in Schweden sogar um 68
Prozent. Gerade vor dem Hintergrund des demografischen
Wandels ist es deshalb wichtig, den Anteil der
Hochschulabsolventen in den Ingenieurwissenschaften zu
steigern.
Geringer Frauenanteil in MINT-Fächern
Besonders gilt es deshalb, das Potenzial an Frauen
besser für die technischen Fächer zu mobilisieren. Im
Vereinigten Königreich, Frankreich, Schweden und den USA
liegt der Anteil der Frauen an den technischen
Hochschulabsolventen bei über 35 Prozent. Mit 27 Prozent
liegt Deutschland hier unter dem internationalen
Durchschnitt.
Neue Chancen durch Bachelor- und Masterstudiengänge
Bachelor- und Masterstudiengänge bieten aus Sicht des
Instituts der deutschen Wirtschaft Köln gute
Möglichkeiten, die Zahl der Hochschulabsolventen in
Deutschland zu steigern und so die Auswirkungen des
demografischen Wandels besser in den Griff zu bekommen.
Ein wichtiger Vorteil dieser konsekutiven Studiengänge
besteht darin, dass sie den Studierenden mehrere
Optionen bieten: Ein Bachelorabsolvent hat die Option,
mit dem Master eine weitere Qualifikation zu erwerben,
diese aber zeitlich zu verschieben oder sie auch in
einem anderen Fach zu erwerben. In der Praxis kann man
damit gleich zwei zentralen Problemen der derzeitigen
Akademikerausbildung in Deutschland begegnen: Zum einen
kann der Ingenieurarbeitsmarkt besser atmen - Zyklen bei
Absolventen lassen sich in einem gestuften System eher
vermeiden. Zum anderen haben gerade Akademikerinnen ein
breiteres Zeitfenster, um Beruf, Familie und Studium zu
vereinbaren.
Bachelor- und Masterstudiengänge werden in unserer
Umfrage zur Deckung des Ingenieurbedarfs von den
befragten Unternehmen bereits jetzt akzeptiert. Auf die
Frage, ob die Unternehmen ihren Bedarf an Ingenieuren in
der Zukunft durch Bachelorabsolventen decken wollen,
antwortete eine Mehrheit von 53 Prozent, dass sie dies
zumindest teilweise vorhaben. Besonders hoch ist die
Akzeptanz bei den befragten Unternehmen der Branchen
I&K, Energie/Wasser und Maschinenbau. Eher skeptisch
werden die Absolventen von der Baubranche betrachtet.
Dies lässt sich vor allem dadurch erklären, dass die
Akzeptanz der Absolventen stark davon abhängt, inwieweit
sich die Unternehmen mit den neuen Abschlüssen bereits
auseinander gesetzt haben. Bei kleinen Unternehmen, die
bisher eher wenig Erfahrungen mit Bachelor- oder
Masterabsolventen sammeln konnten, liegt die
Zustimmungsrate zur Deckung des Ingenieurbedarfs bei
knapp 40 Prozent. Von den Unternehmen mit mehr als 200
Mitarbeitern waren es aber knapp 70 Prozent der
Unternehmen, die ihren Bedarf zukünftig vorrangig oder
teilweise durch Bachelorabsolventen decken wollen.
Zusammenfassung:
Die demografische Entwicklung und die
Bildungsstagnation drohen, die Wachstumsperspektiven in
Deutschland zu belasten und einen spürbaren Mangel an
qualifizierten Fachkräften nach sich zu ziehen.
Im internationalen Vergleich ist die Absolventenzahl
bei Mathematikern, Informatiken, Naturwissenschaftlern
und Technikern in Deutschland deutlich zu niedrig.
Deutschland fällt bei diesem wichtigen
Innovationsindikator zurück.
Bachelor- und Masterstudiengänge bieten gegenüber dem
bisherigen System erhebliche Vorteile für Studierende.
Die Akzeptanz für diese Abschlüsse seitens der
Unternehmen ist auch im Ingenieurbereich vorhanden und
nimmt mit steigender Unternehmensgröße zu.
Quelle: VDI / Institut der
deutschen Wirtschaft Köln (IW)
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