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Mehrarbeit, Lohnverzicht und die Gehälter von Spitzenmanagern - EMNID-Umfrage im Auftrag von Jobware

Im Gegensatz zu der vor allem bei den Gewerkschaften populären, nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik, die den Konjunkturaufschwung durch Stärkung der inländischen Kaufkraft (in Worten: höhere Löhne) erreichen möchte, wird im Rahmen angebotsorientierter Konzepte die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in den Mittelpunkt gestellt. Demnach kommt es für die wirtschaftliche Erholung in erster Linie darauf an, die Unternehmen durch Senkung der Kosten (in Worten: geringere Löhne) zu entlasten, eine Forderung die namentlich im Lager der Arbeitgeber mit großem Nachdruck vertreten wird.

Weniger Urlaub, Streichung von Feiertagen, unbezahlte Mehrarbeit und Lohnverzicht: die Liste der für erforderlich gehaltenen Maßnahmen ist lang, und kaum ein Verbandsvertreter oder Top-Manager, der sich mit Blick auf den internationalen Wettbewerb nicht schon dahingehend geäußert hätte. Auch die Bevölkerung ist davon überzeugt, dass Opfer unumgänglich sind. Eine Mehrheit (56 Prozent) geht davon aus, dass in Zukunft bei gleichem Gehalt mehr gearbeitet werden muss, damit die Wirtschaft wieder in Schwung kommt.

Abbildung 1: Damit die Wirtschaft in Deutschland wieder in Schwung kommt, muss bei gleichem Gehalt in Zukunft mehr gearbeitet werden.



Die Zustimmung ist dabei im Westen und bei Männern größer als dies bei Frauen und in den neuen Bundesländern der Fall ist. Dass die davon unmittelbar betroffenen Berufstätigen (Zustimmung: 50 Prozent) sich etwas bedeckter halten als diejenigen, die nicht berufstätig sind (Zustimmung: 64 Prozent) überrascht im übrigen ebenso wenig wie die Tatsache, dass ausgerechnet die über 60jährigen - im wesentlichen Rentner und Pensionäre - den diesbezüglich größten Enthusiasmus (Zustimmung: 74 Prozent) an den Tag legen.

Während unbezahlte Mehrarbeit für die Beschäftigten keine Einkommensausfälle, sondern lediglich Freizeiteinbußen zur Folge hätten, würde sich ein teilweiser Lohnverzicht - auch wenn er vorübergehend wäre - unmittelbar im Geldbeutel bemerkbar machen. Umso bemerkenswerter ist, dass auch dies von immerhin 45 Prozent der Bevölkerung als sinnvoller Beitrag der Arbeitnehmer angesehen wird, um Unternehmen in schwierigen Zeiten zu entlasten.

 

Abbildung 2: Ein vorübergehender Lohnverzicht (also auf Teile des Lohns) wäre ein sinnvoller Beitrag der Arbeitnehmer, um Unternehmen in schwierigen Zeiten zu entlasten.

Abbildung 3: Die Gehälter der Spitzenmanager sind gemessen an der Leistung, die sie erbringen, in den meisten Fällen viel zu hoch.

Dass dabei am Ende mit zweierlei Maß gemessen wird, ist der Bevölkerung aber schon heute ein Dorn im Auge. Eine überwältigende Mehrheit von 88 Prozent hält die Gehälter der Spitzenmanager, „gemessen an der Leistung, die sie erbringen, in den meisten Fällen für viel zu hoch”. Negativer könnte die Beurteilung kaum ausfallen und egal, ob Ost oder West, ob Männer oder Frauen, ob Abitur oder Hauptschulabschluss: alle sind sich darin einig, dass die Top-Manager nicht verdienen, was sie verdienen.

Fazit: Appelle zur Mäßigung an die eigenen Belegschaften sind die eine Seite der Medaille. Ob und inwieweit sie zum Ziel führen, hängt aber mit Sicherheit auch davon ab, ob diejenigen, die solche Appelle formulieren, im eigenen Verhalten durch persönliche Glaubwürdigkeit überzeugen. Denn klar ist: Wer, mit dem vollen Weinglas in der Hand, Wasser predigt, wird sich nicht darüber beklagen dürfen, wenn die Botschaft am Ende wirkungslos verhallt.
 

Untersuchungssteckbrief
Auftraggeber: Karriere-Portal Jobware (www.jobware.de)
Institut: TNS EMNID, Bielefeld
Methode: CATI (computergestützte Telefoninterviews)
Grundgesamtheit: deutsche Bevölkerung, 14 Jahre und älter
Stichprobe: 1.000 Befragte, bundesweit, repräsentativ

 

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