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Jede siebte deutsche Klinik vor dem Aus

Patienten in Deutschland sind künftig möglicherweise länger unterwegs in das nächste Krankenhaus. Der Grund: Mehr als 330 Kliniken werden in den nächsten zehn Jahren ihre Pforten schließen oder von der Konkurrenz aufgekauft. Betroffen ist jede siebte Klinik. Die Häuser sind nicht genügend ausgelastet, während ihnen die Kosten für medizinisches Gerät und Personal über den Kopf wachsen. 1,2 Milliarden Euro fehlen den Krankenhäusern allein für das laufende Jahr. Drastische Sparmaßnahmen, beispielsweise Bettenabbau und Reduzierung der Personaldecke, sind die Folge. Notwendige Investitionen bleiben auf der Strecke. Das ist das Ergebnis des aktuellen „Branchenkompasses 2004 Gesundheitswesen“, für den Mummert Consulting zusammen mit dem F.A.Z.-Institut 100 Top-Entscheider aus dem Gesundheitswesen befragte.

Besonders betroffen von den Schließungen sind kleine Kliniken mit weniger als 200 Betten sowie Häuser, deren Kapitaldecke sehr dünn ist. Das trifft in erster Linie auf öffentliche Krankenhäuser zu. Manch ein Krankenhausbetreiber sucht deshalb Geld auf dem Kapitalmarkt. Doch nicht jede Kommune will privatisieren. Manche versucht stattdessen, durch eigene Sparprogramme ihre maroden Häuser wieder flottzumachen. Private Krankenhausbetreiber hingegen profitieren von der Misere der öffentlichen Kliniken. Sie rechnen sich gute Wachstumschancen aus, indem sie wirtschaftlich angeschlagene Häuser aufkaufen.

Die meisten Kliniken haben damit begonnen, ihre Betten besser auszulasten, um ihre Kosten zu senken. Die Dauer eines Krankenhausaufenthaltes ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Ein Patient in Deutschland verbrachte 1999 durchschnittlich noch mehr als zehn Tage im Krankenhaus. 2003 waren es weniger als acht. Allerdings dauert die stationäre Behandlung heute immer noch fast doppelt so lange wie in anderen europäischen Ländern. Immer häufiger gehen Kliniken deshalb dazu über, Operationen ambulant durchzuführen. Viele Betten können somit gespart werden. Im Vergleich zu 1990 stehen heute 20 Prozent weniger Betten auf den Stationen.

Die Wirtschaftlichkeitspotenziale der Krankhäuser sind in vielen Bereichen vorhanden. Dies zeigt sich beispielsweise bei der Verpflegung: Erst rund 20 Prozent der Kliniken haben ihre Küchen an externe Dienstleister ausgelagert. Für fast 80 Prozent der Klinik-Entscheider ist die Krankenhauslogistik ein Kandidat für Outsourcing. Ebenfalls zu teuer ist der Einkauf: Schätzungsweise drei Milliarden Euro zu viel geben die Hospitäler bei der Beschaffung aus. Allein durch den Einsatz von E-Procurement, also die Nutzung des Internets für die Beschaffung, ließen sich die Krankenkassenbeiträge um 0,4 Prozent senken, fanden Experten heraus. Bisher wickeln aber nur zehn Prozent der Krankenhäuser ihre Bestellungen über E-Procurement-Systeme ab.

Für den „Branchenkompass 2004 Gesundheitswesen“ befragten Mummert Consulting und das F.A.Z.-Institut im Mai 2004 100 Top-Entscheider aus 35 deutschen und 15 österreichischen Krankenhäusern sowie 50 deutsche Krankenkassen und -versicherungen über ihre Investitionsziele und ihre Marktpolitik bis 2006.

 

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