Erwartung an Studienreform: Mehr
Praxisnähe und Internationalität.
Abschied vom Diplom-Ingenieur:
Unternehmen begrüßen kürzere Studiendauer und jüngere
Absolventen
Düsseldorf, 08.10.2004. 80% der
Unternehmen fühlen sich nicht ausreichend über die
Studienreform informiert und die damit verbundene
Tatsache, dass die Bachelor- und Masterabschlüsse den
Diplom-Ingenieur ersetzen sollen. Dass die
ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge auf Grund der
Erklärung von Bologna* reformiert werden sollen, ist in
den meisten Unternehmen auch erst seit einigen Monaten
oder noch kürzer bekannt. Informationen über die neuen
Ausbildungsgänge erwarten die Unternehmen an erster
Stelle von den Hochschulen. An zweiter Stelle wünscht
man sich Aufklärung von den Landes- und
Bundesministerien, danach folgen die Berufsverbände für
Ingenieure.
Dies sind Ergebnisse einer
Befragung der VDI nachrichten und des
Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und
Organisation IAO (Fraunhofer IAO), an der rund 300
Unternehmen teilgenommen haben. Die befragten
Unternehmen kommen aus den Branchen Maschinen- und
Anlagenbau, Fahrzeugbau, Elektrotechnik, Chemie, Pharma
und technische Dienstleister. Mehr als 70% der befragten
Betriebe sind international aufgestellt. Die
Betriebsgrößen verteilen sich über alle Klassen, wobei
Großunternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeiter stärker
vertreten sind.
In der Studie zum Thema „Bachelor
und Master statt Diplom“ konnten rund 17% der
Unternehmen darauf verweisen, dass sie bereits Bachelor-
oder Masterabsolventen eingestellt haben. Es sind
mehrheitlich die großen Unternehmen mit mehr als 1000
Mitarbeitern, die Absolventen mit den neuen Abschlüssen
beschäftigen. Ihrer Erfahrung nach ist der Bachelor of
Engineering gleichzusetzen mit dem Abschluss
Diplom-Ingenieur an der Fachhochschule oder
Berufsakademie. Ein Viertel dieser Unternehmen beurteilt
ihn als weniger qualifiziert.
Insgesamt begrüßen die befragten
Betriebe zu mehr als Zweidritteln die Bologna-Erklärung
in vollem Umfang bzw. teilweise; nur 8% lehnen sie ab.
Im Gegensatz zu der bisherigen Ausbildung, die mit dem
Diplom abgeschlossen wird, erwarten sie von der
zweistufigen Ausbildung in erster Linie eine kürzere
Studiendauer und jüngere Absolventen. Auch gehen sie
davon aus, dass die Reform aktuellere Studienkonzepte
und internationale Erfahrung während des Studiums
gewährleistet. Die Unternehmen erhoffen sich zudem,
dass die Absolventen praxisorientierter als bisher
ausgebildet sind, über mehr Fremdsprachenkenntnisse und
internationale Erfahrung verfügen.
Ein Drittel der Unternehmen
befürchtet allerdings, dass der hohe Qualitätsstandard
der bisherigen Ausbildung verloren geht, und dass „die
Schmalspurausbildung das Forschungs- und
Innovationspotenzial gefährdet“. Dass die Abschaffung
des akademischen Grades „Diplom-Ingenieur“ den
Technologie-Standort Deutschland gefährden könnte,
findet nur bei 17% der befragten Unternehmen Zustimmung.
Über die berufliche Entwicklung
der Bachelor-Absolventen, und ob sie über die gleichen
Karrierechancen verfügen wie Diplom-Ingenieure, herrscht
noch große Unsicherheit. Ebenso über die Frage, ob ein
Masterabschluss Voraussetzung für eine Führungsposition
ist.
Insgesamt lassen sich viele
Unsicherheiten, gleichzeitig jedoch wenig Vorbehalte,
bezüglich der neuen Abschlüsse aus Sicht der Wirtschaft
konstatieren.
* Mit der Erklärung von Bologna
(1999) haben sich die europäischen
Bildungsminister darauf verständigt, gemeinsame
Strukturen der Hochschulsysteme zu schaffen. Auch für
die Ingenieurwissenschaften bedeutet dies eine
Umstellung auf das zweistufige System von Bachelor- und
Masterabschlüssen statt des akademischen Abschlusses
Diplom-Ingenieur. Bis 2005 soll die Umstellung in allen
Ländern begonnen und 2010 abgeschlossen sein. Der
Bachelor of Engineering ist ein berufsqualifizierender
Abschluss, der nach sechs bis sieben Semestern erreicht
wird. Das Master-Studium kann im Anschluss,
berufsbegleitend oder bei Unterbrechung der
Berufstätigkeit absolviert werden und berechtigt zur
Promotion.
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