Europa-Studie: Fusionen gehen weiter
Wiesbaden, 21. April 2004 Die Fusionswelle geht
weiter: In den nächsten zwei bis drei Jahren erwarten 50
Prozent der europäischen Unternehmen einen Anstieg ihrer
Merger- und Akquisitions-Aktivitäten. 28 Prozent rechnen
mit einem gleichbleibenden Niveau und lediglich 12
Prozent mit einem Rückgang. Bei Expansionsvorhaben
stehen Transaktionen als Wachstumsstrategie an erster
Stelle. Dies bestätigen 90 europäische und deutsche
Großunternehmen mit internationalem Zuschnitt in der
Studie "Merger und Akquisitionen in Europa" der
Managementberatungen Hewitt und Kienbaum.
Kurzfristige Ziele dominieren
"Fusionen sind kein Allheilmittel. Viele
Transaktionen verlaufen negativ. Die angestrebten
Wachstumsziele werden nicht erfüllt und das Einzige, was
generiert wird sind Verluste", so Frank Friedrich,
Projektleiter der Studie bei der Managementberatung
Hewitt. In der Phase der Integration ist die kulturelle
Anpassung die größte Herausforderung. Dabei dauert die
Anpassung von Unternehmenskulturen in der Regel
signifikant länger als geplant. Planten rund 60 Prozent
der befragten Unternehmen einen Zeitraum von einem Jahr
für die kulturelle Integration ein, so erreichten
lediglich 30 Prozent dieses Ziel planungsgemäß,
wohingegen 70 Prozent 1,5 Jahre oder mehr benötigten. In
der Konsequenz werden auch die avisierten Synergieziele
erst zeitverzögert realisiert.
Wesentlicher Erfolgsfaktor für das Gelingen von
Fusionen ist die Integration der Mitarbeiter durch einen
frühzeitigen und zielgerichteten Einsatz
personalpolitischer Instrumente. Doch auch nach
zahlreichen praktischen Erfahrungen fällt den meisten
Unternehmen die Umsetzung dieser Erkenntnis schwer. In
der Phase der Beteiligungs-vorbereitung wird weniger als
10 Prozent der Management-Zeit für Human Resource Themen
verwandt. Es dominieren hier kurzfristige
finanzwirtschaftliche und rechtliche Analysen wie die
Ermittlung des "angemessenen" Kaufpreises, zu
übernehmende Verbindlichkeiten, der Zeitpunkt der
Übernahme sowie zu erwartende finanzielle Synergien. Bei
rund der Hälfte der Unternehmen werden bereits während
der Due Diligence Phase Human Resource-Vorgehensweisen
und -Verfahren entwickelt und festgelegt. Allerdings
bereitet nur ein Fünftel der Unternehmen die
HR-Mitarbeiter systematisch auf die Planung und
Durchführung von Integrationsmaßnahmen vor.
Lessons learned
Befragt nach den bedeutendsten Beiträgen zum
Transaktionserfolg verwiesen die Personalexperten der
Unternehmen auf die Anpassung von Vergütungs- und
Nebenleistungssystemen sowie die Bindung von
Spitzenkräften. Maßnahmen zur kulturellen Integration
rangieren an hinterer Stelle. Analog verfügen lediglich
14 Prozent der europäischen Unternehmen über Instrumente
zur Erhebung und Gestaltung kultureller Merkmale - alle
übrigen verweisen auf informelle Arbeitsweisen. Hier
sehen die Befragten durchaus Optimierungsbedarf. Bei
künftigen Projekten wollen sämtliche Teilnehmer der
kulturellen Integration verstärkt Beachtung schenken.
Mehrheitlich geben die Unternehmen den frühzeitigeren
Einstieg in die Integrationsplanung sowie die
intensivere Auseinandersetzung mit Themen der
Unternehmenskultur und Mitarbeiterkommunikation an. "Das
Fusionsfieber hat seine Spuren hinterlassen und die
Personalexperten haben ihre Lektion gelernt. Damit die
Motivation und das Engagement der Mitarbeiter in dieser
belastenden Integrationsphase erhalten bleibt, ist es
unabdingbar, zeitnah und inhaltlich fundiert zu
kommunizieren", so Frank Friedrich.
Hewitt Associates (www.hewitt.com)
ist ein Beratungs- und Outsourcing-Unternehmen im
Bereich Human Resources. Hewitt ist global ausgerichtet
und bietet seine Dienstleistungen in weltweit 38 Ländern
an.