Frankfurt/Main, 2. September
2003 – Mit einem marktorientierten Alternativkonzept
gehen die vier großen Online Stellenmärkte jobpilot,
JobScout24, Monster und StepStone nach dem Abbruch der
Gespräche durch die Bundesanstalt für Arbeit in die
Offensive. Sie setzen auf ein offenes Netzwerk
dynamischer, im Wettbewerb stehender Spezialisten, in
dem der BA die Rolle des Koordinators zukäme. In dem
zentralistischen Ansatz der BA für ihren virtuellen
Arbeitsmarkt (VAM) sehen die kommerziellen Anbieter
einen Rückfall in das Zeitalter des
Vermittlungsmonopols. Für ihre Dialogoffensive haben die
vier Unternehmen die auf arbeitsmarktpolitische Themen
spezialisierte PR-Agentur Accente Communication
verpflichtet.
Die vier Online Stellenanbieter
präsentieren am Dienstag in Frankfurt ein alternatives
Marktmodell, das im Gegensatz zum Aufbau einer
bürokratischen Mega-Jobbörse durch die BA die Stärken
aller seriösen Anbieter bündelt. „Der Arbeitsmarkt
braucht differenzierte Lösungen und kein neues
Vermittlungsmonopol im Internet“, warnen die vier großen
Online Stellenmärkte jobpilot, JobScout 24, Monster und
StepStone im Hinblick auf den für den 1. Dezember 2003
geplanten Online-Neuauftritt der BA (VAM). Die
millionenteure Markteinführung des VAM geht von einer
zentralen Marktbearbeitung der BA für alle
Stellensuchenden aus. Dabei will die BA auch
wechselwillige Fach- und Führungskräfte einschließen.
Damit schießt sie deutlich über ihr primäres Ziel,
Arbeitslose zu vermitteln, hinaus.
VAM – Ordnungspolitisch
falsch konstruiert
Die Konzeption des virtuellen
Arbeitsmarktes der BA (VAM) hat nach Einschätzung der
Geschäftsführer der vier großen Online Stellenmärkte
drei gravierende Konstruktionsfehler:
1. Die Struktur ist
planwirtschaftlich und zentralistisch, damit
ineffizient, zeitraubend und teuer
2. Die BA drängt sich in
Erwartung schneller Erfolge in funktionierende
Marktsegmente und vernachlässigt damit das eigentliche
Klientel, die Arbeitslosen
3. Der staatlich subventionierte
Eintritt in privatwirtschaftliche Märkte schafft
Wettbewerbsverzerrungen, die die Vermittlungsaktivitäten
im Markt behindern und zu schlechteren
Vermittlungsquoten führen werden.
Die fällige Überarbeitung der
veralteten Online-Aktivitäten der BA droht damit ins
Gegenteil zu kippen, weil sie maßlos überzogen wird. Wie
schon beim Job-Aqtiv-Gesetz, den Vermittlungsgutscheinen
und bei den aktuell stark in der Kritik stehenden
Personal-Service-Agenturen (PSA) kündigen sich hier
ähnliche Fehlentwicklungen an. „Die BA sollte eigentlich
gelernt haben, dass ein zentralistisch-bürokratischer
Ansatz nie funktionierende Märkte ersetzen kann, schon
gar nicht die im Hartzschen Sinne bereits vielfältig und
erfolgreich agierenden privaten Online Stellenmärkte“,
so die Einschätzung der Geschäftsführer der vier großen
Online-Unternehmen. Zu konstruktiven Gesprächen sind die
Anbieter trotz des Gesprächsabbruchs durch die BA weiter
bereit.
Offenes System nutzt Stärken
des pluralistischen Marktes
Statt sich auf Marktexperimente
zulasten der vorhandenen Märkte einzulassen, sollte die
BA die Schwerpunkte und Stärken der bestehenden Online
Stellenmärkte gezielt nutzen. In ihrem marktorientierten
Netzwerk-Konzept sehen die professionellen Anbieter das
Internetportal der BA als Verteiler für Arbeitsuchende.
Auf der Plattform würden Stärken und Schwerpunkte aller
Anbieter erfasst. Dazu müsste die BA die Bedürfnisse der
Bewerber und der Kunden abfragen. Mit diesen
Informationen könnten die Arbeitsämter die
Arbeitsuchenden an die passenden, miteinander
konkurrierenden, spezialisierten Online Stellenmärkte
weiterleiten. Je nach Schwerpunkt würden sie automatisch
an die am besten passenden Stellenbörsen weiter
geleitet. Dies könnte das Online-Angebot der BA ebenso
sein wie die spezialisierten privaten Anbieter, die im
Wettbewerb untereinander die besten Bewerber für ihre
Kunden suchen. So würden Kandidaten gezielt auf passende
Branchen- oder Regionalanbieter oder zu den
Stellenmärkten für Fach- und Führungskräfte gelenkt. Die
Vermittlungschancen der Arbeitsuchenden würden so
verbessert und beschleunigt. Die BA müsste dazu keine
neuen Angebote mit hohem Kosten- und Personalaufwand
selber schaffen. Die Arbeitsämter würden bei der
Vermittlung sogenannter "Marktkunden" erheblich
entlastet und könnten sich auf die eher
unterstützungsbedürftigen „Kunden“ konzentrieren.
Die Marktalternative ganz im
Hartzschen Sinne
Der Vorschlag der vier großen
Online Stellenmärkte geht auf die Grundgedanken der
Reformkonzepte von Peter Hartz und BA-Chef Florian
Gerster zurück. Schnellere Vermittlung unter Einsatz und
im Zusammenspiel professioneller Teams, Spezialisten
statt Generalisten, Zielgenauigkeit statt
Gießkannenprinzip. Die Umsetzung dieses
Netzwerk-Konzepts ist einfach und effizient und kann
schrittweise erfolgen.