Quelle:
Stern
14. August 2003. Mit dem 'Job-Roboter' wollen die
Arbeitsämter das Internet auf der Suche nach freien
Stellen durchkämmen. Viele Stellenangebote seien nur
auf den Webseiten der Unternehmen gemeldet, berichtete
die Bundesanstalt für Arbeit (BA). Die neue
Suchmaschine soll den Arbeitsvermittlern Zugang zu
allen Stellenangeboten verschaffen, die Firmen im
Internet anbieten.
"Trotz mäßiger Konjunktur gibt es in Deutschland
Hunderttausende offener Stellen", so die BA. Aber nur
360.000 davon seien bei den Arbeitsämtern gemeldet.
Der 'Job-Roboter' durchsucht Internetseiten von
Unternehmen, Innungen und Verbänden. Wird er fündig,
übernimmt er das Stellenangebot in eine Liste.
Die Software wird seit kurzem in 15 Arbeitsämtern in
Berlin, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Kiel, Krefeld,
Mönchengladbach, Nürnberg, Oberhausen, Solingen und
Wuppertal getestet. Die Vermittler könnten bereits auf
15.000 zusätzliche Jobangebote zugreifen, hieß es.
Nach der Testphase soll der 'Job-Roboter' ab Dezember
2003 in das neue Service-Portal der Bundesanstalt, den
'Virtuellen Arbeitsmarkt', integriert werden.
Internet-Jobbörsen sind sauer
Gar nicht glücklich mit diesem Vorstoß der
Bundesanstalt sind die großen Internet-Jobbörsen. Sie
waren zwar ursprünglich bereit, das Projekt
'Virtueller Arbeitsmarkt' zu unterstützen, sind nun
aber irritiert. Sie fürchten, dass die Bundesanstalt
in ihrem Gebiet wildern will, nachdem sie aus den
Medien erfahren mussten, dass der 'Virtuelle
Arbeitsmarkt' nicht nur unter einem neutralen Namen
online gehen will, sondern auch mit Hilfe des
'Job-Roboters' Stellenausschreibungen aus dem Netz
fischen will.
Die inzwischen bekannt gewordenen Fakten sind den
Online-Stellenmarkt-Anbietern bei einem ersten
Sondierungsgespräch mit der BA am 30. Juni 2003
verschwiegen worden, so der Vorwurf der vier
Geschäftsführer von jobpilot, jobscout24, Monster und
StepStone. Mit einem anonymen Label und kostenlosen
Dienstleistungen, die sie zusätzlich nicht nur auf
Arbeitslose, sondern auf alle Arbeitnehmer ausdehnen
wolle, werde die BA aber zum konkurrierenden
Marktteilnehmer. Das Ganze geschehe mit öffentlichn
Geldern und einem geplanten Millionen-Werbebudget.
Gemeinsam warnen die vier großen Online-Stellenmärkte
die Bundesanstalt für Arbeit davor, sich gegen die
Marktentwickler und eingeführten Unternehmen der
Branche positionieren zu wollen. Das selbst gesteckte
Ziel der BA, im Zuge der anstehenden Reformen zur
"Nummer Eins der Internet-Stellenportale" zu werden,
schieße erheblich über den gesetzlichen Auftrag
hinaus.
Gegen den 'Job-Roboter'
Die Online-Stellenmärkte sehen ihr Aufgabengebiet
vorwiegend bei der Suche nach Fach- und
Führungskräften und argumentieren, viele Unternehmen
würden in diesem Spezialsegment bewusst auf die
Meldung offener Stellen an das Arbeitsamt verzichten.
Weil sie genaue Vorgaben für die zu besetzende Stelle
und dafür geeignete Bewerber formulieren, wollten sie
unter wenigen Kandidaten den besten auswählen können.
Das würde durch den 'Job-Roboter', der alle offenen
Stellen einsammelt und in den zukünftigen 'Virtuellen
Arbeitsmarkt' einbringen soll, unterlaufen.
"Zusammenarbeit kann es nicht geben, wenn die BA den
Schutz der Kunden übergeht, indem sie gegen deren
Willen die Stellenangebote abscannt. Dagegen werden
sich die führenden Anbieter der Online-Stellenmärkte
zu wehren wissen. Jedenfalls schlägt die BA damit die
Tür zu einer zielführenden, effektiven Zusammenarbeit
mit den Profis zu", lautet die einhellige Reaktion der
Geschäftsführer.
Bundesanstalt fühlt sich im Recht
Jürgen Koch, der das Projekt 'Virtueller Arbeitsmarkt'
bei der Bundesanstalt leitet, wies die Vorwürfe
zurück. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP
betonte er, dass die Meta-Suchfunktion mit einem so
genannten Job-Roboter nur den Mitarbeitern der
Arbeitsämter zur Verfügung stehe. Die Suchfunktion
solle private Firmen-Websites nach Stellen absuchen -
das sei problemlos, so Koch.
Mit den Stellenbörsen werde ein Abkommen über ein so
genanntes Cross-Posting angestrebt: Den
Jobbörsen-Kunden sollte ermöglicht werden, ihre
Anzeige bei Arbeitsamt.de mitzuschalten. Auch
umgekehrt solle dies möglich sein, so Koch. Dabei
werde jeder Einzelfall geprüft, betonte er.
Koch wies auch den Vorwurf der Marktverzerrung zurück.
Das Arbeitsamt sei bereits seit Januar 1997 online und
seitdem Marktführer für Jobs im Internet. Unter
Arbeitsamt.de gebe es seit jeher auch Fachbörsen im so
genannten gehobenen Bereich, etwa für Ingenieure. "Das
ist auch Teil des gesetzlichen Auftrags", sagte Koch.