Sonntag, 24. August 2003
5 Mio. Arbeitslose oder
nicht?
Verwirrspiel mit der
Prognose
Das
Bundeswirtschaftsministerium rechnet weiterhin nicht mit
einem Anstieg der Arbeitslosigkeit über die
Fünf-Millionen-Marke. Eine Sprecherin des
Bundeswirtschaftsministeriums wies einen Bericht des
Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" zurück, nach dem die
Bundesanstalt für Arbeit im Januar einen Anstieg der
Arbeitslosenzahl über 5 Millionen befürchte.
Dies gehe aus laufenden Prognosen hervor, mit denen die
Nürnberger Behörde monatlich die Entwicklung auf dem
Arbeitsmarkt fortschreibe, berichtet das Hamburger
Magazin in seiner neuesten Ausgabe.
Diese Vorhersage stütze sich auf veraltete
Konjunkturprognosen, die man nicht mehr verwende, sagte
die Sprecherin von Bundeswirtschaftsminister Wolfgang
Clement (SPD), Sabine Maas, und sprach von einem "alten
Hut". Der "Spiegel "-Bericht beruhe auf einem Szenario
des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der
Bundesanstalt für Arbeit, das bereits zwei Monate alt
und in dem die ungünstigste Entwicklung angenommen
worden sei. Neuere Prognosen rechneten nicht mit einem
Erreichen der Fünf-Millionen-Marke, und auch das
Institut halte nicht mehr daran fest, da die jüngsten
Konjunkturdaten dagegen sprächen.
Union verlangt sofortiges Handeln
Dagegen forderte Bayerns Ministerpräsident Edmund
Stoiber die Bundesregierung zu sofortigem Handeln auf.
Der CSU-Chef sprach von einem "unerträglichen
Verwirrspiel" der Regierung mit den Arbeitslosenzahlen.
Eine Arbeitslosigkeit jenseits der Fünf-Millionen-Grenze
sei "absolut inakzeptabel", sagte Stoiber der "Bild am
Sonntag". Die Bundesregierung müsse jetzt alle ihr zur
Verfügung stehenden Zahlen und Fakten auf den Tisch
legen und Bundeskanzler Gerhard Schröder müsse
"augenblicklich mit einer umfassenden Arbeitsmarktreform
beginnen".
Dieser Kritik schloss sich die CDU-Vorsitzende Angela
Merkel an. "Bild am Sonntag" zitierte sie mit den
Worten: "Die Bundesanstalt für Arbeit soll die Menschen
nicht verunsichern, sondern ihre Arbeit tun. Und die
Bundesregierung soll endlich damit aufhören, die Lage
schönzureden."
Auch CSU-Generalsekretär Thomas Goppel verlangte von der
Bundesregierung zusätzliche Anstrengungen, um das
Ansteigen der Arbeitslosigkeit auf fünf Millionen zu
verhindern. "Ich erwarte, dass der Bundeskanzler zu
Beginn der parlamentarischen Beratungen im September
einen Krisenplan vorlegt", erklärte Goppel in München.
Er kritisierte, dass die Regierung bislang keine
Reformen am Arbeitsmarkt umgesetzt habe.
Rogowski wegen Wachstumsschwäche besorgt
In derselben Zeitung nannte der Präsident des
Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Michael
Rogowski, die vom Bundeswirtschaftsministerium als
überholt bezeichnete Prognose der Bundesanstalt "leider
realistisch". Es müsse endlich etwas getan werden, damit
wenigstens 2004 wieder neue Jobs entstünden. Daher sei
es für Deutschland wichtig, dass Bundestag und Bundesrat
die anstehenden Reformen "jetzt mit Volldampf
beschließen".
Quelle:
n-tv