Die Lage auf dem deutschen Ausbildungs-Stellenmarkt hat sich
im Vergleich zum Vorjahr weiter verschlechtert. Beträchtlich
größer als vor Jahresfrist ist dabei vor allem die rechnerische
Lücke zwischen unbesetzten Ausbildungsplätzen und unversorgten
Bewerbern. Nach Berechnungen der Bundesanstalt für Arbeit
zeichnet sich zum Ende des Berufsberatungsjahres im September
ein Defizit von 60.000 bis 70.000 Lehrstellen ab.
Von Oktober 2002 bis Mai 2003 sind den Arbeitsämtern
insgesamt 433.100 Ausbildungsstellen gemeldet worden, das sind
52.500 oder elf Prozent weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig
haben mit 600.800 etwa gleichviel Bewerber wie im Vorjahr zur
Vermittlung eines Ausbildungsplatzes die Berufsberatung
eingeschaltet. Erheblich angewachsen ist per Ende Mai die Lücke
zwischen unbesetzten Lehrstellen (136.000) und noch nicht
vermittelten Bewerbern (307.300). Sie liegt mit 171.300 deutlich
über der Zahl des Vorjahres (130.600).
Äußerst angespannt zeigt sich die Situation weiterhin in den
neuen Bundesländern einschließlich Berlin. Ende Mai standen hier
27.000 unbesetzten Ausbildungsstellen rund 111.800 nicht
vermittelte Bewerber gegenüber. Die rechnerische Differenz
zwischen offenen Stellen und unversorgten Bewerbern liegt mit
84.800 ungefähr auf der Höhe des Vorjahres (85.200).
In Westdeutschland lag die Zahl der unbesetzten
Ausbildungsstellen Ende Mai bei 109.000 und damit 20 Prozent
unter dem Vorjahr. Gleichzeitig suchten jedoch noch 195.600
Bewerber eine Lehrstelle, 13.800 oder acht Prozent mehr als vor
einem Jahr. Somit hat die rechnerische Lücke zwischen offenen
Lehrstellen und unversorgten Bewerbern per Ende Mai von 45.400
im Vorjahr auf 86.500 beträchtlich zugelegt.
Impulse für den Schlussspurt im Berufsberatungsjahr 2002/2003
soll der Tag des Ausbildungsplatzes am 24. Juni 2003 setzen.
Ziel ist es, an diesem Tag neue betriebliche Ausbildungsstellen
zu akquirieren und die Betriebe bei der Gewinnung von Bewerbern
zu unterstützen. Vorgesehen sind unter anderem
Lehrstellenbörsen, Infotage bzw. Tage der offenen Tür im
Arbeitsamt, Gespräche mit Ausbildungs- und Personalleitern
zwecks Öffnung von Ausbildungsstellen auch für
leistungsschwächere Bewerber, Umschüler oder besonders
mobilitätsbereite Bewerber sowie gemeinsame Aktionen mit lokalen
Medien über Hotlines oder Expertentelefone. Hinzu kommen
Veranstaltungen mit Schwerpunktthemen, etwa zur Situation
bestimmter Bewerbergruppen, Sprechstunden in Berufsschulen oder
Bildungsträgern mit berufsvorbereitendem Angebot sowie
Aktionstage zum Thema "Förderung der Ausbildung junger Frauen in
IT-Berufen".
Im Gegensatz zu den bisherigen Tagen des Ausbildungsplatzes
werden in diesem Jahr die Akzente besonders sorgfältig an die
Bedürfnisse und Gegebenheiten vor Ort angepasst. So gibt es in
den neuen und in Teilen der alten Bundesländer zwar einen
Lehrstellenmangel, andererseits haben manche Betriebe in
bestimmten Regionen, vor allem in Bayern und Baden-Württemberg,
Schwierigkeiten, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Ziel dieses
Tages ist daher nicht nur die Vermittlung bisher unversorgter
Ausbildungsplatzbewerber, sondern auch die Besetzung offener
betrieblicher Ausbildungsstellen.
Nicht nur der Ausbildungs-Stellenmarkt, auch der Arbeitsmarkt
insgesamt bleibt für junge Menschen unter 25 Jahre angespannt.
Mit 486.200 erreichte die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen im
Mai den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung und lag um
sieben Prozent über der des Vorjahres. Zudem befanden sich im
Mai weitere 558.000 junge Menschen in verschiedenen Maßnahmen
aktiver Arbeitsmarktförderung (SGB III, JuSoPro), was gegenüber
dem Vorjahr eine Steigerung von vier Prozent bedeutet.
Neben den vielfältigen Anstrengungen der Bundesanstalt für
Arbeit zur Verbesserung der Situation von Jugendlichen bei der
Suche nach einem Ausbildungs- oder einem Arbeitsplatz soll
künftig auch das vom Bund initiierte Sonderprogramm "Jump Plus"
zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit beitragen. Ziel des
Programms ist es, im Vorgriff auf das durch die Zusammenführung
von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe entstehende neue
Leistungssystem, 100.000 arbeitslose Jugendliche zwischen 15 und
25 Jahren bei einem Einstieg in Ausbildung und Beschäftigung zu
fördern. Der Schwerpunkt des Programms liegt bei
Sozialhilfeempfängern und räumlich in den neuen Bundesländern.