Crosswater Job Guide
Markt+Meinung

 

 

 

 

 

 

Rückblick in Raten: Das Jahr 2003 für Jobbörsen.

Teil 1: Die Kommunikatoren.

      Das Jahr 2003 stand ganz im Zeichen der steigenden Arbeitslosigkeit und den Bemühungen der Bundesagentur für Arbeit, ihr neues Flaggschiff, den Virtuellen Arbeitsmarkt, flott zu bekommen und als Heilmittel im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit einzusetzen. Die kommerziellen Jobbörsen - sonst eher im Wettbewerb untereinander und mit fallenden Erträgen und reduzierten Marketingbudgets vollauf beschäftigt, entdeckten in  den Plänen der BA einen gemeinsamen Feind und machten sich und die Öffentlichkeit mobil. Die Stunde der Kommunikatoren hatte geschlagen. Das Thema "Internet Jobbörsen" entwickelte sich zum Dauerbrenner in den Medien und eignete sich für manche Story der Journalisten. Der wirtschaftspolitische Zwist über die Staats-Jobbörse und die Rückkehr zum staatlichen Vermittlungsmonopol brachte eine neue Dimension in die Debatte. Vorhang auf für die Kommunikatoren.

Scharf wie ein Rasiermesser

Wolf Lotter
Foto: z-punkt.de

Wenn Texte aus Tastaturen verletzen könnten, bräuchte Wolf Lotter, Redakteur beim Hamburger Wirtschaftsmagazin brandeins, eigentlich einen Waffenschein. Glasklare Argumente, gnadenlose Aufdeckung der Widersprüche und Geiselung der Staatsallmacht - das ist der rote Faden, der sich durch seine Berichterstattung zum Arbeitsmarkt und zum Arbeitsamt zieht.

Leseprobe 1: Feuern und Vergessen. Die Ich-AG im Praxis-Test. "Die großspurig angekündigte Revolution der Hartz-Reform wird zum Milliardengrab. Statt Selbständigkeit zu fördern, werden Gründungswillige gegängelt und ausgetrickts wie nie zuvor. Statt auf eine Reparatur setzt die Regierung auf ein Feuerwerk neuer Gesetze - die meisten davon sind handwerklicher Pfusch erster Güte." (brandeins Wirtschaftsmagazin, Mai 2003)

 

Wolf Lotter ist Redakteur beim Wirtschaftsmagazin brandeins - Teilsystem "Wirtschaft und Unternehmen". Jahrgang 1962, íst beim Hamburger Wirtschaftsmagazin Brand eins für Entwicklung & Schwerpunkte verantwortlich. Seit 1985 Wirtschaftsjournalist mit dem Themenschwerpunkt Innovative Technologien war er Mitglied der Redaktionen von Cash Flow (Wien), News (Wien) Profil (Wien). Seit 1998 arbeitet er mit  Gabriele Fischer zusammen, zunächst als Redakteur des Wirtschaftsmagazins Econy, danach als Gründungsmitglied von brandeins (1999). Sein Fachgebiet ist Neue Wirtschaft, also die Ökonomie des Wandels von der Industrie- in die Wissensgesellschaft mit weitreichenden Konsequenzen auf Gesellschaft und Staat. Er ist Herausgeber von "Neue Wirtschaft. Das Kursbuch der New Economy" (DVA, 2000) und verfasste u.a. mit Jürgen Kluge, Reinhard K. Sprenger und Thilo Bode "Patient Deutschland" (DVA, 2002). Für Brand Eins verfasst Lotter die Leitartikel zu Schwerpunktthemen des Wandels und der Neuausrichtung der Ökonomie und Gesellschaft.

Leseprobe 2: Simulanten - Die Reform der Arbeitsämter geht wie Reform des Staates: Auf Kosten anderer Leute wird die Wirklichkeit verdrängt.
 
"Ab Dezember 2003 soll der „Virtuelle Arbeitsmarkt“ im Internet verfügbar sein. Dann kann man eine Website der Bundesanstalt für Arbeit angucken, auf der, falls vorhanden, Jobangebote stehen. Oha. Eine ganz normale Website mit ein bisschen Datenbank dahinter. Man darf sich fragen: Warum gibt’s das nicht längst? Ganz einfach: Weil dutzende verschiedener Systeme, Datenbanken und Angebote der Bundesanstalt für Arbeit, im Netz oder auch nicht, bisher derart plan- und lustlos zusammengeschustert wurden, dass sie nicht den Ansprüchen genügen, die heute jeder Zwei-Mann-Laden hat. Sie sind veraltet, unzugänglich, schwer oder gar nicht verfügbar, kurz und gut: Schrott.

Deshalb wird der Virtuelle Arbeitsmarkt geschaffen. Was ist da drin? Die Inhalte der privaten Jobvermittler im Netz, Stellenanzeigen aus Zeitungen, Web-Magazinen und von anderen privaten Veranstaltern: „Bundesweit werden dann alle Stellen und Bewerber unter einer einzigen Adresse zu finden sein“, schreibt die Anstalt. „Arbeitgeber und Arbeitnehmer können selbstständig ihre Stellen- und Bewerberprofile einstellen.“ So einfach ist das.

Die Kosten für das Projekt: zwischen 50 und 60 Millionen Euro. Für eine Website. Mit den Inhalten anderer Leute. Ja, Herrschaften, so macht man Geschäfte, wenn man die Macht hat. Können wir nicht gibt’s nicht. Irgendwer kann. Irgendwer hat. Das holen wir uns.

Die Panzerknacker-Mentalität der Regierung in Sachen private Arbeitsmarkt-Dienste ist geübt: bei den berüchtigten Personal-Service-Agenturen (PSA), die zwar immer noch nicht funktionieren, aber zig Millionen verschlungen haben. Zu welchem Zweck?

Diese aus den Arbeitsämtern geschaffenen „Vermittler“ bieten Leiharbeiter zu Dumping-Preisen an. Die Differenz zahlt der Steuerzahler. Ruiniert werden Leiharbeitsfirmen, die sich nicht aus der öffentlichen Kasse bedienen können. Die PSA der Arbeitsämter kassieren für jeden Monat pro Arbeitslosen 1000 Euro. Unfassbar? Nein, Realität. Fakt ist auch, dass die Unternehmer dabei keine Chance haben, weder als Leiharbeitsfirmen noch als Anbieter von Jobs im Web.

Die fünf führenden Jobvermittler im Netz verhandeln seit langem mit der Bundesanstalt für Arbeit. Naiv könnte man annehmen, dass der Staat eingesehen hat, dass das Angebot der Unternehmen auch deshalb erfolgreich ist, weil einige leistungsfähige Jobanbieter miteinander konkurrieren. Das ist falsch. Die Tonlage in der Staatswirtschaft ist eine andere: Entweder ihr liefert eure Angebote schnurstracks an uns, oder wir ruinieren euch. Der Staat hat genug Geld, um mit Werbung und Marketing die Privaten zu übertönen, deren Ideen zu klauen und deren Erfolg zunichte zu machen. Am Werk sind Gesinnungstäter, die zudem wissen, dass sie ihre Existenzgrundlage der Not anderer Menschen verdanken. Die Staatswirtschaft ist teuer, dreist und menschenverachtend. (brandeins Wirtschaftsmagazin, 10/2003)
 

    Bärbel Schwertfeger: Die Arroganz der Mächtigen - rücksichtslose Bulldozer-Strategie

Bärbel Schwertfeger

Leseprobe: "Ein Blick zurück ergibt vor allem ein Lehrstück über die Arroganz des Mächtigen: Bereits auf der CeBit im März verkündete die Behörde (Bundesanstalt für Arbeit) die Kooperation mit großen Jobbörsen und schmückte sich sogar mit deren Logos - obwohl die nichts davon wussten.

Im Juni beklagte sich das Quartett der vier großen Jobbörsen, dass es noch immer kein Modell für eine Zusammenarbeit gebe. Erst im Juli wurde vereinbart, dass die Jobbörsen einzelne Stellenangebote an den "Virtuellen Arbeitsmarkt" weiterleiten, sofern das Unternehmen zustimmt."

 

Bärbel Schwertfeger: Studium der Psychologie an der Universität München (Diplom Psychologin), seit 1985 freie Journalistin vor allem im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung für Wirtschaftsmagazine, Tageszeitungen und Fachzeitschriften (u.a. Wirtschaftswoche, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Welt, Welt am Sonntag, Financial Times Deutschland, Handelsblatt, die ZEIT, Stern, <e> market, Personalwirtschaft, Personalmagazin, Spiegel online). Autorin von acht Büchern, u.a. "Macht ohne Worte" (1988), "Der Therapieführer" (1989 und 1995), "Die Körpersprache der Bosse" (1990), "Das MBA-Handbuch" (1994), "Der Griff nach der Psyche" (1998), "Die Bluff-Gesellschaft" (2002) und "Der Ayurveda Boom" (2004). Im Buchvorspann lesen wir: In ihrer Tätigkeit als Journalistin stößt Bärbel Schwertfeger immer wieder auf Blender, Bluffer und Scharlatane. Dabei ist sie manchmal fassungslos, mit welcher Dreistigkeit man versucht, sie an der Nase herumzuführen.

Fragetechnik:  "Was sagen Sie zu dem Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung?" Heinrich Alt (Vorstand der BA): "In der Tat sind die Leistungen für die Unternehmen bei uns gebührenfrei. Aber das ist keine Verzerrung des Wettbewerbs. Bisher sind alle mit der Diesel-Lok gefahren. Jetzt steigt die BA auf die E-Lok um und die Jobbörsen klagen plötzlich über einen verzerrten Wettbewerb. Dabei ist das doch nur ein Schritt zur Anpassung der Technik, der mit den Beiträgen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer finanziert wird. Das ist schließlich gesetzlich so gewollt". Quelle: Personalwirtschaft Nr. 10/2003

     Bärbel Schwertfeger setzt sich im Spiegel mit dem Erfolgsdruck der BA und dem Scheinargument des Vermittlungsanspruchs für Fach- und Führungskräfte auseinander: "Die Bundesbehörde erlebte in den letzten Monaten heftige Kritik an den Personal Service Agenturen, an Mini-Jobs und Jobfloatern. Nun braucht sie ein Erfolgerlebnis und pumpt 57 Millionen Euro in den Aufbau des "Virtuellen Arbeitsmarktes", der möglichst viele der in Deutschland offenen Stellen im Internet zugänglich machen sowie Arbeitgeber und Bewerber zusammenführen soll. Schon die Einführungskampagne wird teuer; allein für 2004 soll ein Werbebudget von 20 Millionen Euro bereitstehen. Doch die Sache hat einen Haken: Für eine wirklich umfassende Stellenbörse fehlen der BA schlicht die Jobangebote. Bisher wird nur jede dritte offene Stelle den Arbeitsämtern gemeldet. Denn viele Unternehmen sind unzufrieden mit der Qualität der Bewerber. Daher nutzen sie verschiedene Rekrutierungskanäle: Wer einen Lagerarbeiter braucht, geht meist übers Arbeitsamt. Wer dagegen Fach- und Führungskräfte sucht, nutzt eher Zeitungen oder Online-Jobbörsen". (Quelle: Spiegel Online).

Constantin Gillies: Those were the days my friend...

Constantin Gillies
Foto: Marcus Gloger

Klicken für Millionen: "Man könnte meinen, die goldene Internetzeit sei nie vergangen: Ein Unternehmen lässt sich eine neue Internetseite einrichten, und das mit großem finanziellen Aufwand. Allein der Online-Auftritt kostet 57 Mio. Euro, weitere Millionen fließen in die Werbung.

 

Constantin Gillies. Jahrgang 1970, Diplom-Volkswirt. Freier Wirtschaftsjournalist und Buchautor. Von 1999-2003 fester Wirtschafts-korrespondent der WELT in Bonn. Constantin Gillies schreibt für WELT, Handelsblatt, Financial Times Deutschland, FAZ, VDI-Nachrichten, Handelszeitung (CH) und die Weltwoche (CH). Themen: Wirtschaft, Management, E-Business, Technologie, Internet. Buch: "Wie wir waren" (2003).

Das Unternehmen ist allerdings nicht in der Lage, diese Summen selbst aufzubringen. Darum macht es Schulden. Wir schreiben das Jahr 2003 und nicht das Jahr 1999, bei dem besagten Unternehmen handelt es sich um die Bundesanstalt für Arbeit (BA). Und die Kosten für deren Internet-Ambitionen müssen deutsche Steuer- und Beitragszahler  tragen.

"Virtueller Arbeitsmarkt" nennt sich das neue Großprojekt aus Nürnberg. Mit einer eigenen Jobbörse will die Behörde den Sprung ins Netzzeitalter schaffen. Am kommenden Montag geht das neue digitale Angebot unter www.arbeitsagentur.de an den Start. Auf der Seite sollen Jobsucher und Arbeitsplätze zusammengebracht werden: Unternehmen können hier Stellen ausschreiben, Arbeitssuchende sich bewerben oder ihren Lebenslauf hinterlegen - alles völlig kostenlos. Und genau hier liegt das Problem." (DIE WELT, 28. November 2003)

Claudia Bröll: Im Schleudersitz

 

Claudia Bröll ist Wirtschaftsredakteurin bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit den Themenschwerpunkten Arbeit und Soziales sowie Buch- und Verlagswesen.

"In weit höherem Maße als die Interessen der Beitragszahler hat Gerster bisher jedoch das Marktumfeld der Behörde ignoriert. Private Personalvermittler, Zeitarbeitsfirmen, Internet-Jobbörsen und die Tageszeitungen mit ihren Stellenmärkten schlagen angesichts seiner Versuche, in ihren Märkten zu fischen, seit längerem Alarm. Um endlich Erfolge auf dem Arbeitsmarkt vermelden zu können, scheuen er und seine Vorstandskollegen nicht, die aus Beitrags- und Steuermittel finanzierte Vormachtstellung der Bundesanstalt auf den privaten Vermittlungsmärkten auszubauen.

Dies gilt für die Personal-Service-Agenturen ebenso wie für den nächste Woche startenden virtuellen Arbeitsmarkt. Statt private Angebote zu nutzen und mit den Unternehmen Kooperationen einzugehen, baut die Bundesanstalt auf eigene Präsenz - zum Schaden der privaten Anbieter und des Wettbewerbs. Das Vermittlungsmonopol für die Bundesanstalt für Arbeit ist glücklicherweise vor einigen Jahren gefallen. Der Aufbruch in eine neue Ära der Behörde darf nicht zu einem Rückfall in diese Zeiten führen. (Quelle: Claudia Bröll: "Auf dem Schleudersitz der Republik". FAZ 28. November 2003).

Teil 2: Kurz und bündig. Der Virtuelle Arbeitsmarkt in Zahlen

 
1 Anzahl Zeitarbeitsunternehmen, die als Marktteilnehmer*) am VAM mitwirken (Manpower)
1 Anzahl Konzerne, die als Marktteilnehmer*) am VAM mitwirken (Degussa)
3 Anzahl Jobbörsen, die als Marktteilnehmer*) am VAM mitwirken (Jobs.de, JobStairs, ArbeitAnzeige)
4 Anzahl Werktage, bis die für Bewrbungsprofile notwendige PIN per Post zugestellt werden.
4 Anzahl der Stellenangebote, die der Degussa-Konzern im VAM veröffentlicht
14 Anzahl der Stellenangebote, die der Degussa-Konzern auf der eigenen Karriere-Homepage veröffentlicht
350.000 Anzahl Stellenangebote im VAM
2.000.000 Anzahl Bewerberprofile im VAM
4.184.500 Anzahl Arbeitslose Stand November 2003
15.000.000 Entwicklungskosten für das Online-Portal arbeitsagentur.de (in Euro)
20.000.000 Kostensteigerungen des VAM-Projekts in 2003 (in Euro)
20.000.000 geplante Ausgaben für Öffentlichkeitsarbeit im Haushaltsplan 2003 (in Euro).
77.000.000 Gesamt-Entwicklungskosten des VAM (in Euro)
  *) Marktteilnehmer übermitteln automatisch ihre Stellenangebote nach dem BA-HR-XML-Standard. Die Herkunft dieser Stellenangebote ist bei Suchabfragen unter der Bezeichnung "Datenbankquelle" ersichtlich.
Alle Angaben Stand 15.12.2003

 

Teil 3: Im Spiegelbild der Zitate.

"Mit der E-Lok ins E-Recruiting"  - und dann mit der Postkutsche zum Personalchef.

Florian Gerster

     "Ich war in der Jugend kein Marxist und ich bin heute kein Hartzist." (Florian Gerster)

"Die alte Bundesanstalt ist überfordert, fremdbestimmt und missbraucht", beschreibt BA-Chef Gerster die Entfremdung vieler Mitarbeiter.

Trotz allen Steigerungen im Haushalt der BA behauptet Florian Gerster im Interview mit der FAZ vom 23.11.2003: "wir können schon nach einem Jahr nachweisen, daß wir mit weniger Aufwand bessere Leistung erbringen."

Heinrich Alt

"In der Tat sind die Leistungen für die Unternehmen bei uns gebührenfrei. Aber das ist keine Verzerrung des Wettbewerbs. Bisher sind alle mit der Diesel-Lok gefahren. Jetzt steigt die BA auf die E-Lok um und die Jobbörsen klagen plötzlich über einen verzerrten Wettbewerb.

Dabei ist das doch nur ein Schritt zur Anpassung an den Stand der Technik, der mit den Beiträgen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer finanziert wird.

Das ist schließlich gesetzlich so gewollt". Heinrich Alt, Vorstand der BA zum Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung.

    "Ich bin ziemlich sicher, dass diese Debatte entschärft wird, wenn sich der Arbeitsmarkt belebt und die kommerzielle Zeitarbeit und das Geschäft wieder zulegen. "(Florian Gerster auf die Frage, dass der Virtuelle Arbeitsmarkt mit den Personal-Service-Agenturen und den Internetjobbörsen konkurrieren und diese aus dem Markt drängen könnte)

Prof. Dr. Wolfgang König

     Die empirische Untersuchung "Bewerbungspraxis 2004 (König; Keim; von Westarp: "Bewerbungspraxis 2004 - Eine empirische Untersuchung mit über 6.200 Stellensuchenden im Internet", Frankfurt am Main, 2003) hat gezeigt, dass etwa die Hälfte der Stellensuchenden den Erhalt einer Eingangsbestätigung nach bis zu sieben Tagen erwartet.

Dies kann auch für die Zeit zwischen dem Eingang der Bestätigung und der Einladung zum Interview gesagt werden. Etwa drei Viertel der Befragten erwarten eine Einladung zum Interview nach höchstens weiteren 14 Tagen.

Dr. Falk von Westarp

Dennoch erreicht fast jedes zweite Unternehmen die internen Ziele nicht. Der Vergleich der angestrebten Bearbeitungsdauern mit der Summe der tatsächlichen Prozesszeiten ergibt, dass nur 49 Prozent der Unternehmen die internen Vorgaben erreichen.

Es wird deutlich, dass Unternehmen nicht nur in der internen Koordination, sondern auch in der Kommunikation nach außen Effizienzsteigerungspotenziale ungenutzt lassen.

 

Ursula Engelen-Kefer

    Ursula Engelen-Kefer, Verwaltungsrat der BA, im Interview: "NDR Info: Wozu braucht die Bundesanstalt für Arbeit ein Marketingkonzept, wenn ihr größter Erfolg die Erfüllung ihrer Aufgabe, nämlich das Bekämpfen der Arbeitslosigkeit wäre? Engelen-Kefer: Wir wissen, dass ohne Marketing sehr schwierig zu arbeiten ist - und gerade bei einem solch enormen Umbruch, den die Bundesanstalt vor sich hat, deshalb tragen wir dies ja auch als Gewerkschaften mit. Aber auf der anderen Seite ist die Bundesanstalt schon recht üppig ausgestattet mit Mitteln für Unternehmensberatungen, die ja gerade diese Veränderungen mitgestalten sollen. Und deshalb hatten wir Probleme damit, dass noch zusätzlich ein derartig großzügig bemessener Etat für Öffentlichkeitsarbeit verabschiedet werden sollte. Deshalb haben wir uns ja auch nicht daran beteiligt. Das war auch einer der Gründe, weshalb wir am Ende auch den gesamten Haushalt nicht mittragen konnten, weil wir die Verantwortung dafür nicht übernehmen können. Wir können es nicht nachvollziehen, dass auf der einen Seite die Maßnahmen gerade zur Bekämpfung der immer weiter steigenden Langzeitarbeitslosigkeit reduziert werden und auf der anderen Seite gerade die Marketingmaßnahmen so üppig und zusätzlich ausgestattet werden.

NDR Info: Fehlt ein bisschen an Transparenz in der Behörde? Engelen-Kefer: In diesem Punkt offensichtlich. Wir hatten uns darum bemüht, gerade den Kommunikationsetat etwas näher kennenzulernen und wir hatten auch ein Konzept vorgestellt bekommen von Herrn Schiphorst. Nun ist das nicht nur die Gewerkschaftsmeinung gewesen, dass das, was dort vorgetragen wurde, nicht überzeugend war. Und deshalb ist auch von allen gemeinsam der Sperrvermerk verfügt worden. Aber wir sind natürlich nur sehr begrenzt handlungsfähig. Denn die Verträge mit Herrn Gerster, da hat die Selbstverwaltung überhaupt keinen Einblick. Und das zweite, die Verträge zwischen Herrn Gerster und Herrn Schiphorst, die kennt die Selbstverwaltung genauso wenig.

    "Wenn ich mich sowieso beim Arbeitsamt arbeitslos melden muss, wieso muessen die dann EUR 25 Mio. fuer Marketing ausgeben?" aus einem Leserbrief an die BILD-Zeitung von Anfang Dezember 2003.

    Kai-Uwe Deininger, Managing Director von Monster Deutschland, erläutert die ordnungspolitische Bewertung des VAM-Projekts. Das BA-Konzept ist Rückfall in die Zeit des Vermittlungsmonopols: "Die Behörde macht alles, aber nichts passiert". "Das ist doch nichts anderes als die virtuelle Wiedereinführung des Vermittlungsmonopols auf Kosten der Arbeitslosen".

Kai Deininger

"Mit dem 'VAM' vernichtet die Bundesanstalt für Arbeit mittelfristig mindestens 50.000 Arbeitsplätze in der Verlags- und Internetwirtschaft", verweist Kai Deininger, Leiter der Initiative Arbeitsmarkt im eco-Verband, auf Expertenschätzungen: "Besonders skandalös ist, dass die BA mit einem Startbudget von über 70 Mio. Euro Steuergeldern den Kampf gegen die Privatwirtschaft antritt. Wir fordern Minister Wolfgang Clement auf, diesem Frontalangriff auf die soziale Marktwirtschaft durch BA-Chef Florian Gerster ein Ende zu setzen!"

    "Das wäre so, als ob Beate Uhse alle Single-Treff-Börsen verbieten würde"

Anonymer Beitrag in einem Internet-Diskussions-Forum über die Pläne der BA, eine zentrale einheitliche Jobbörse für Deutschland zu errichten.

    "Es gibt eine Defizithaftung des Bundes, da kann Herr Eichel gar nichts deckeln." (Florian Gerster zur Absicht des Bundesfinanzministers, den Zuschuss des Bundes im Jahr 2004 auf 5,2 Milliarden Euro zu deckeln).

    "Wir wollten gern mehr über die konzeptionelle Umsetzung wissen, aber das wusste man bei der BA offenbar auch nicht". Kai Deininger, Monster Deutschland, über die Kooperationsgespräche zwischen BA und den Internet-Jobbörsen zum Thema Mitwirkung beim Virtueller Arbeitsmarkt.

Jürgen Koch

    "Alle Jobbörsen machen mit beim Virtuellen Arbeitsmarkt. Nur nicht schon am 1. Dezember 2003".

Jürgen Koch, BA-Projektleiter Virtueller Arbeitsmarkt.

Frank Hensgens

    "Die möchten einfach bessere Vermittlungserfolge haben als mit den Arbeitslosen, um ihr Image aufzupolieren", glaubt Frank Hensgens, Marketing-Direktor bei der Jobbörse Stepstone.

"Dabei würde es viel mehr Sinn machen, sich auf ihre Kernsegmente der schwerer vermittelbaren Arbeitslosen zu konzentrieren."

    Statt die Jobbörsen von Anfang an in die Strategie mit einzubeziehen, verfolgte man bisher eine Art Bulldozer-Politik. So wurde bereits auf der CeBIT im März 2003 die Kooperation mit den großen Jobbörsen verkündet. Sogar mit deren Logos schmückte die BA die Demoversion des "Virtuellen Arbeitsmarktes" - obwohl die Jobbörsen noch nichts davon wussten." (Bärbel Schwertfeger, Journalistin).

Christopher Funk Foto: Der Spiegel

    "Wenn alle Bewerber - so wie es die BA möchte - irgendwann auf den Virtuellen Arbeitsmarkt gehen, dann bräuchten die Unternehmen bei privaten Anbietern keine Anzeigen mehr zu schalten", sagt Christopher Funk, Deutschland-Manager bei Jobpilot.

Die Bundesanstalt solle sich daher auf ihr Kerngeschäft beschränken und überlegen, wie sie die Prozesse unter Einbindung der großen Jobbörsen gestalten könne, forderte Funk daher bereits im September gemeinsam mit seinen Kollegen von Monster, Stepstone und Jobscout24.

    "Subventionierte Marktkonkurrenz durch die BA ist Kampfansage" (Die Jobbörsen Jobpilot, Jobscout24, Monster und StepStone zu den VAM-Plänen der BA).

     "Wir sehen den Virtuellen Arbeitsmarkt definitiv nicht als Wettbewerb, sondern eher als Ergänzung.

Schliesslich verdiene Jobs.de nur noch einen geringen Teil seiner Einnahmen mit den Anzeigen, das Gros käme von Zusatzleistungen im Personalmarketing und Bewerbermanagement". Thomas Züchner, Leiter Marketing bei der Jobs.de Karrieremarkt GmbH.

    Der Job-Roboter ist eine hochinteressante Möglichkeit, wie wir Jobs einsammeln können. Da gibt es keine juristische Grauzone. Denn technisch ist es möglich, jede Website für Job-Roboter zu sperren. Jedes Unternehmen kann sich also wehren. Wer das nicht tut, ist unserer Ansicht nach damit einverstanden. Aber wir gehen natürlich nicht auf die Seiten der Jobbörsen. Heinrich Alt, Vorstand der BA.

     "17 Prozent aller Stellenangebote für Akademiker entfallen auf die fünf größten privaten Internet-Jobbörsen. Dabei haben wir die Jobportale Jobpilot, Jobs, Stellenanzeigen, Stellenmarkt und Stepstone ausgewertet." Beate Raabe, Arbeitsmarkt-Informationsservice der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung in Bonn.

    "Durch intelligentes Auffinden von gespeicherten Unternehmensdaten erkennt finBot auf der Basis der ähnlichkeitsbasierten Suche semantische Zusammenhänge zwischen einzelnen Begriffen und findet so auch auf sehr unspezifische Anfragen schnell die relevanten Antworten. (Financialbot.com, Suchroboter-Lieferant der BA, zur Funktionsweise des Roboters).

    "Internet-Suchmaschine unterstützt Arbeitsvermittler - Roboter schaffen Transparenz auf dem Arbeitsmarkt. Trotz mäßiger Konjunktur gibt es in Deutschland hunderttausende offene Stellen. 360.000 sind bei den Arbeitsämtern gemeldet, viele aber nur auf den websites der Unternehmen. Deshalb wird seit August mit dem so genannten Roboter ein Instrument eingesetzt, das die Vermittler in den Arbeitsämtern bei der Suche nach offenen Jobs unterstützt. Die neue Software wird zunächst in insgesamt 15 Arbeitsämtern getestet. Die Vermittler erhalten durch die neue Technologie Zugang zu allen Stellenangeboten, die Firmen im Internet anbieten. (Pressemitteilung der BA)

    "Wir können den Arbeit Suchenden seither rund 2000 Stellen mehr anbieten", freut sich Gerd Bleier, Teamleiter des Arbeitsamtes München, "durch die neue Maschine haben wir unser Potenzial um rund ein Drittel erhöht". (Gerd Bleier, Arbeitsamt München, zu den Testergebnissen der Suchmaschine Wimmi)

    In Deutschland gibt es derzeit 64 878 offene Stellen, von denen der Bundesanstalt für Arbeit (BA) nichts bekannt ist. Insgesamt ermittelten DMEuro und 3satbörse, dass es in Deutschland derzeit 223 343 offene Stellen gibt. Der Nürnberger Bundesanstalt sind davon nur 158 465 Stellen bekannt. Mitarbeiter für 64 878 Stellen suchen die Unternehmen direkt, ohne Einschaltung des Bundesamtes. (DMEuro und 3satbörse am 27.7.2003)

    "Nur Jobs, kein Schnickschnack" Bärbel Schwertfeger (Journalistin) über den Start von JobStairs.

    Die von der Bundesanstalt für Arbeit betriebenen Datenbanken "sis", "asis" und "ais" unterliegen dem Schutz der §§ 87a - 87e des Urheberrechtsgesetzes (UrhG). Gem. § 87 b Abs. 1 UrhG hat nur die Bundesanstalt für Arbeit das Recht, ihre Datenbanken zu vervielfältigen. Eine "Vervielfältigung" (vgl. § 16 Abs. 1 UrhG) ist dann gegeben, wenn beim Browsen von Datenbanken eine kurzzeitige Festlegung der digitalisierten Fassung eines Werkes im Arbeitsspeicher eines Computers erfolgt (vgl. z.B. Schricker, UrhG, § 16 Rd. 19). Diese kurzfristige Festlegung kann durch die Bundesanstalt für Arbeit nicht geduldet werden (Aus einem Schreiben der BA zur Nutzung von den BA-Datenbanken)

Prof. Dr. Stefan Sell,
FH Koblenz

    "Diese Erlasse sind ein typisches Beispiel für die Mentalität in der Bundesanstalt für Arbeit, alles in Eigenregie zu machen.

Man hat manchmal den Eindruck, das hat so ein bisschen Kombinatscharakter in der Bundesanstalt für Arbeit, man will alle Vorprodukte selber herstellen.

Das ist betriebswirtschaftlich überhaupt nicht nachzuvollziehen, das ist nicht begründbar."

Dr. Peter Hartz
Foto: Bundesregierung

Das Wort von der Kanzel. Peter Hartz: „Wir haben eine Bibel für den Arbeitsmarkt geschrieben!“ (Stern v. 2.10.02).

Bei der Präsentation des Kommissionsberichts "Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt" im Französichen Dom zu Berlin.

 

 

    "Die können da meinetwegen 'ne Micky Maus vorne draufpacken, neue Jobs bringt das auch nicht", schimpft ein 48-jähriger Diplom-Kaufmann über die generalüberholten Internetseiten der BA.