Crosswater Job Guide
Markt+Meinung

 

 

 

 

Wie Phoenix aus der Asche: Die Ära des DotCom-Sterbens ist vielleicht nicht entgültig vorbei - aber gut positionierte Karriereportale können ihre Marken- und Lizenzrechte gut verwerten.

Worldwidejob:
Das Ende ist der Neuanfang

Wie Phoenix aus der Asche mutet die Saga von worldwidejobs an: Nachdem die Gründerin Ursula Triller im September die Betriebsaufgabe ankündigte, schienen alle Experten Recht zu bekommen, die schon lange von der überfälligen Konsolidierung geredet haben und die elektronischen Jobbörsen als "Titanic-Branche" sahen. Wie Branchen-Insider nun berichten, hat hinter den Kulissen quasi ein Poker um die Erhaltung des Firmenwerts und der Marke "worldwidejobs" stattgefunden. Am Ende war man sich handelseinig und ein sechsstelliger Betrag hätte den Firmentransfer über die Bühne gebracht, berichten Kenner der Szene.

Der Firmensitz verlagert sich vom Hamburger Grossneumarkt in die Frankfurter Beethovenstrasse 8-10, wo zufälligerweise auch eine Reihe von Jobbörsen der Firma Karriere 24 Ltd (Deutschland) angesiedelt sind. Offiziell ist nun worldwidejobs im Besitz einer Frankfurter GmbH, als Geschäftsführer fungiert Jens Hagendorff.

PR-Talent Ursula Triller: gut gepokert beim Firmenverkauf

Ebenfalls mit von der Partie soll ein anderer ehemaliger jobpilot-Manager sein: Stu Davies. Als Managing Director von jobpilot in Großbritannien war Davies für die Workflow-Lösung zuständig und konnte mit dem prestigeträchtigen Verkaufsabschluss beim Diamanten-Konzern "de Beers" glänzen. Die von der englischen Software-Schmiede "Virtual Village" entwickelte "Workflow-Lösung" galt lange Zeit als Zugpferd für jobpilot's e-Recruiting-Geschäft, mittlerweile wurde "Virtual Village" in Intellicruit umbenannt.

Als früherer Personalberater brachte Hagendorff die notwendigen Kenntnisse und Kontakte mit, um bei der damals noch selbständigen Jobbörse jobpilot eine Management-Position zu übernehmen.

Doch als im Zeichen der drohenden Arbeitsmarkt-Flaute Chef-Jobpilot Dr. Roland Metzger auch auf die Kostenbremse treten musste, verliess Hagendorff das Jobbörsen-Pionier-Unternehmen - wie so mancher andere Manager auch - und trat bei der damaligen jobpilot-Tochter Virtual Village in Großbritannien ein, wo er auch Stu Davies kennen lernte.

Nach der Übernahme von jobpilot durch die Schweizer Adecco AG wartete Metzger eine Weile ab und schied dann ebenfalls aus - nicht ohne vorher seinen umfangreichen Aktienanteil an Adecco zu verkaufen. (Wir berichteten über Metzger's Ausscheiden im Januar 2003). Als Früh-Pensionär mit gut gefüllter "Kriegskasse" (Dr. Metzger verkaufte seine jobpilot-Aktien bei der Übernahme für 29.8 Mio Euro an Adecco) konnte  Pionier-Unternehmer Metzger in Ruhe die Entwicklung des Jobbörsen-Marktes verfolgen. Sein guter Bekannter und  Weggenosse Hagendorff, Nachbar aus dem Taunusstädtchen Friedrichsdorf, überlegt mittlerweile, wie das zukünftige Geschäftsmodell von worldwidejobs funktionieren soll.

Eine Entscheidung ist schon getroffen: Die jetzige Firmenbezeichnung "Blitz FO2-599 GmbH" wird in Kürze umbenannt, wie auf der Webseite www.wwj.de mitgeteilt wird.

Vom Bodensee zum Matterhorn: Gipfelstürmer

Gipfelstürmer24.de:
vom Bodensee das Matterhorn vor Augen?

Ein weiteres Beispiel für die Begehrlichkeit von Webportalen im e-Recruiting-Markt liefert jobfair24.de. Schon seit geraumer Zeit rankten sich Gerüchte über die Liquiditätsprobleme der Innovatoren für 3D-Cyber-Rekruitingmessen, jetzt wurde es zur Gewißheit.

Sang und klanglos wurde die Webseite aus dem Netz genommen - und wer sich als Bewerber im Cyber-Chat mit den Personalvertretern namhafter Konzerne in Deutschland über Karrierechancen informieren wollte, dem wurde eine schnöde Fehlermeldung "Error 404" entgegengeschleudert: Das WWW-Kürzel für die Situation "Nichts geht mehr".

Plötzlich war das Feld der virtuellen Karrieremessen nur noch vom Leipziger Studenten-Spinoff Unister besetzt. Auch bei Unister scheint sich die Begeisterung für die nächste virtuelle Online-Recruiting-Messe in Grenze zu halten: Der Terminkalender ist noch unbenutzt wie frischer Schnee und der nächste Termin steht noch nicht fest.

Ganz anders geht ein ehemaliger Mitarbeiter von jobfair24.de an die Sache heran. Trotz Liquidation seines früheren Arbeitgebers jobfair24.de ist er nach wie vor von der Idee einer Kontaktplattform zwischen Unternehmen und Bewerbern im Internet überzeugt und möchte mit dem bei jobfair24 gewonnenen Know-how Berge versetzen. Jochen Schlolaut setzt unter dem visionären Namen Gipfelstürmer24 den langen Marsch fort.

Es scheint, daß das Ende des Internet-Hype so langsam entgültig vorbei ist und die sterbenden DotCOM-Unternehmen nicht sang- und klanglos verschwinden. WorldwideJobs wurde wiederbelebt,  Versum existiert konzeptionell weiter, denn die Print-Medien haben eine Reihe von eigenen "Baby-Versums" zum Leben gebracht.

Ähnliches passiert jetzt mit jobfair24.de: Der Klaus-Resch-Verlag, Betreiber des Karriere-Portals "Berufsstart aktuell" hat sich kurzerhand die Marken- und Lizenzrechte an jobfair24.de gesichert und setzt das Konzept fort. Mit beachtlichen Summen dürften die Markenrechte an diesen Webportals den Besitzer wechseln, der ganz große Zahltag bleibt vermutlich aber den Betreibern der Online-Autobörse mobile.de vorbehalten. Wie die FAZ am 24. meldete ("Bieterwettstreit um Online-Autobörse Mobile.de entbrannt") dürfte dem Verkäufer, dem britischen Venture-Capitalist "Granville Baird" geschätzte 50 Millionen Euro betragen. Legt man diesem konservativ geschätzten Betrag allerdings amerikanische Bewertungsmaßstäbe an, "könnte der Preis auf 100 Millionen Euro steigen", meint die FAZ.