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Crosswater
Job Guide Marktübersicht
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Esoterik statt Hartz: Wie Arbeitsamt und private Jobbörsen mit Feng-Shui
den Konkurrenzkampf bestreiten.
Dem Virtuelle
Arbeitsmarkt der Bundesanstalt für Arbeit treten die
kommerziellen Jobbörsen mit dem Konzept "Wettbewerb im Netz"
entgegen. Ob sich die BA davon beinflussen lässt, ist mehr
als fraglich. |
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Esoterik statt
Hartz:
Yin und Yang oder WiN und VAM |
26. November 2003. Fast klingen die Publicity-Statements der
kommerziellen Jobbörsen und der Bundesanstalt für Arbeit
als kämen sie direkt aus dem Katalog einer
Esoterik-Messe: Mit WiN und VAM kann das breite Publikum
eher die fernöstliche Philosophie mit
den natürlichen Gegensätzen von Yin und Yang als die
unterschiedlichen Konzepte von WiN und VAM assoziieren.
Während der Projektstart des Virtuellen Arbeitsmarkts
am 1. Dezember 2003 näher rückt, stecken die
kommerziellen Jobbörsen und die Bundesanstalt für Arbeit
im Argumentations-Stau. Skandale über die PR-Budgets
von Florian Gerster drohen, die öffentliche
Aufmerksamkeit vom wichtigen Reformschritt VAM abzulenken
und das Finanzgebaren der BA in den Vordergrund zu
stellen.
Von Yin und Yang zu
WiN und VAM
Hinter der Abkürzungen VAM verbirgt sich die
Umschreibungen für die neue Jobbörse des Arbeitsamts,
den "Virtuellen Arbeitsmarkt", mit WiN umschreiben die
privaten kommerziellen Jobbörsen das Konzept "Wettbewerb im Netz".
VAM: Der neue Virtuelle Arbeitsmarkt.
Die neue elektronische Plattform des Arbeitsamts soll
die in die Jahre gekommenen Jobbörsen der BA ersetzen
und mittels Profiling und Matching Verfahren zu einem
umfassenden elektronischen Arbeitsmarkt ausbauen. Man
stellt sich in Nürnberg hoffnungsvoll vor, dass dies Europas größte
elektronische (Arbeitslosen)-Jobbörse wird.
Pünktlich zum 1. Dezember 2003 soll der Startschuß
fallen - und nur für wenige Experten ist es deutlich,
daß nach den Plänen von Jürgen Koch,
Projektleiter der Nürnberger Behörde, erst im Mai
2004 die essentiellen Funktionen des
Multi-Millonenprojekts verfügbar sein werden.
Die BA geht bei ihrer Konzeption des VAM davon aus, dass
alle Marktteilnehmer (Unternehmen, Personalvermittler,
Zeitarbeitsfirmen und natürlich die zahlreichen
kommerziellen Jobbörsen) ihre Stellenangebote an den
BA-Computer des VAM weitergeben.
WiN:
Die privatwirtschaftlichen Jobbörsen, angeführt vom
Quartett der Marktführer Jobscout24, jobpilot, Monster
und Stepstone, kontern nun den zentralwirtschaftlichen
Ansatzpunkt der BA und propagieren mit WiN ("Wettbewerb
im Netz") ein Konzept, welches die bisherigen Strukturen
des Marktes intakt lässt und den langfristig
beschrittenen Weg zur Privatisierung des
Öffentlich-Rechtlichen Vermittlungsmonopols konsequent
fortsetzt. Das WiN-Konzept sieht
- im Gegensatz zu VAM - eigentlich den umgekehrten Weg vor: Nach den
Vorstellungen des Jobbörsen-Quartetts soll sich die
Nürnberger Behörde schwerpunktmässig um die Vermittlung
der Arbeitslosen kümmern, keine eigenen kostenlosen
Stellenanzeigen im VAM veröffentlichen und eher die
Arbeitslosen je nach Qualifikation und Bedarf an die
dafür geeignete (privatwirtschaftliche) Jobbörse
verweisen.
Die Bundesbehörde beruft sich auf den gesetzlichen
Auftrag zur Vermittlung von Arbeitslosen und
verinnerlicht die Argumentationskette aus den vielfach
zitierten Hartz-Konzepten. Gerne und häufig rechnet sie
vor, dass eine Beschleunigung der Vermittlung von
Arbeitslosen in eine Erwerbstätigkeit um nur wenige Tage
schon Milliarden-Beträge einsparen könnte - die dafür
notwendigen offenen Stellen werden tunlichst nicht als
grundlegende Voraussetzung erwähnt. Die
Notwendigkeit, durch Wirtschafts- und Strukturreformen
auch zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen, wird dann
schon eher von den Arbeitsmarktexperten und
Wissenschaftlern des IAB (Institut für Arbeits- und
Berufsforschung), dem BA-eigenen "Think-Tank",
in Erinnerung gerufen.
Mit einer grossen Portion Gelassenheit setzen sich die
Führungskräfte der BA über die Kernargumente der
privatwirtschaftlichen Jobbörsen hinweg.
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Florian Gerster (BA) im Intrerview |
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Wirtschaftswoche: Die
kommerziellen Zeitarbeitsfirmen beschweren sich,
dass sie durch die Personal-Vervice-Agenturen aus
dem Markt gedrängt werden. Die gleiche Klage
erheben die Internetjobbörsen, die mit Ihrem
virtuellen Arbeitsmartk konkurrieren. Gerster:
"Ich bin ziemlich sicher, dass diese Debatte
entschärft wird, wenn sich der Arbeitsmarkt belebt
und die kommerzielle Zeitarbeit und das Geschäft
wieder zulegen".
Quelle: Wirtschaftswoche Nr. 40, 25.9.2003 |
Personalwirtschaft: Was sagen Sie zu dem Vorwurf
der Wettbewerbsverzerrung? Alt: "In der Tat
sind die Leistungen für die Unternehmen bei uns
gebührenfrei. Aber das ist keine Verzerrung des
Wettbewerbs. Bisher sind alle mit der Diesel-Lok
gefahren. Jetzt steigt die BA auf die E-Lok um und
die Jobbörsen klagen plötzlich über einen verzerrten
Wettbewerb. Dabei ist das doch nur ein Schritt zur
Anpassung der Technik, der mit den Beiträgen der
Arbeitgeber und Arbeitnehmer finanziert wird. Das
ist schließlich gesetzlich so gewollt".
Quelle: Personalwirtschaft Nr. 10/2003 |
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Heinricht Alt (BA) im Intrerview |
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Jürgen Koch (BA) Foto: ZDF |
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Jürgen Koch, Projektleiter VAM bei der BA:
"Natürlich machen alle Jobbörsen mit, nur
nicht schon am 1. Dezember" [1]
"Alternativkonzept
der Jobbörsen ist ein Witz"
[2]
Quellen:
[1] Spiegel-Online: Zoff um
Online-Jobbörsen: Die Job-Piraten vom Arbeitsamt.
Artikel von Bärbel Schwertfeger.
[2]
High-Text-Verlag iBusiness |
Holländische Entwicklungshilfe
für Nachbar Deutschland
Und auch Projektleiter Jürgen Koch wollte die beteiligte
Öffentlichkeit vor vollendete Tatsachen stellen und
demonstrierte mit der Demo-Version des VAM auf der CeBIT
2003 in Hannover schon Zukunftsvisionen und den Einbezug
der privaten Jobbörsen mit ihren Firmen-Logos auf den
Bildschirmen der Arbeitsamt-Jobbörse. Die Vorführversion
wurde im Rahmen der öffentlichen Ausschreibung zum VAM
vom Anbieterkonsortium der Accente-Berater und den
holländischen ELISE-Software-Entwicklern quasi "auf die
Schnelle" zusammengeschraubt. Dazu kommentiert Peter
Went, Chef des mittelständischen holländischen WCC
Software- und Consulting-Unternehmen im Originalton:
"We
are
delighted
to work
with
Accenture
on such an
important
project
for
the
German people",
said
Peter
Went,
founder
and CEO of
WCC.
"We
were
impressed
by
the
knowledge
and
dedication
of
Accenture.
In two
weeks
time they
were
able
to
present a
prototype
based
on ELISE
which
covered
all major
functionality
requested
by
the
Bundesanstalt..." Dass die düpierten Jobbörsen von
dem taktischen CEBIT-Messe-Trick vorher nicht informiert
waren, ließ natürlich die Wellen der Gegensätzlichkeiten
hoch schlagen.
Hartz-Hype sichert Renovierungs-Budget
Dabei hat die BA ihren Handlungsbedarf bei den
mittlerweile in die Jahre gekommen Jobbörse geschickt
kaschiert und im Rahmen der Hartz-Hype als eines der 13
Innovationsmodule so dargestellt:
Das Projekt "Der
Virtulle
Arbeitsmarkt" zielt auf einen umfassenden Online-Service
für alle am Arbeitsmarktgeschehen beteiligten
Kundengruppen ab. Arbeitgeber verfügen über einen
kompletten
Workflow
in der Personalgewinnung via Internet. Zusätzlich
vereinfacht eine Job-Clearing-Datenbank arbeitssuchenden
Menschen den Einstieg in die Online-Jobbörsen. Stellen
aus über 300 Job-Börsen werden unter der Adresse
www.arbeitsamt.de
abrufbar. Mit ihrem Projekt "Der Virtuelle Arbeitsmarkt"
hat die BA den
eGovernment-Wettbewerb
2001 in der Kategorie Verwaltung - Bürger (B2C)
gewonnen. (Quelle: Moderne Dienstleisten am Markt.
Vorschläge der Kommission zum Abbau der
Arbeitsdlosigkeit
und zur Umstrukturierung der Bundesanstalt für Arbeit.
16. August 2002).
Dieser Argumentation folgte der Ruf nach
Projektfinanzierung in Millionenhöhe, angesichts der
suggerierten Beschleunigungseffekte bei der
Arbeitsvermittlung und der damit einhergehenen
Kostenersparnis wurde natürlich jeder
haushaltspolitische Widerstand gebrochen. Florian
Gerster stellt es im Interview mit der Wirtschaftswoche
vom 25.9.2003 so dar:
"Wir haben uns
für dieses Jahr das Ziel gesetzt, die durchschnittliche
Dauer der Arbeitslosigkeit von 33 Wochen auf 32 Wochen
zu verkürzen. Die BA könnte etwa eine Milliarde Euro
sparen. Nach erfolgreichem Umbau kann eine optimierte BA
die Arbeitslosenquote um einen Prozentpunkt drücken, das
sind ungefähr 400.000 Arbeitslose weniger. Alles andere
muss
durch Wirtschaftswachstum und Beschäftigungspolitik
kommen."
Bisher hatte die BA kurzfristig für fast jede neue
Vermittlungsinitiative des Gesetzgebers eine neue
Jobbörse gebastelt, die mit den vielen bereits
bestehenden Jobbörsen der BA kaum
integriert waren.
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Alles unter einem Dach:
das Online-Jobbörsen-Sortiment
der Bundesanstalt für
Arbeit |
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Arbeitgeber-Informations-Service |
Ausbildungs-Stellen-Informationsservice |
Vermittlungsbörse für Firmennachfolger,
Kooperationen und Existenzgründer |
Bewerberbörse für Ingenierinnen und Ingenieure |
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Vermittlungsbörse für IT-Fachkräfte Green Card |
JOB-Vermittlungsbörse Nebenbeschäftigungen |
Künstlerdienste |
Managementvermittlung |
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Praktikumsbörse |
Stellen-Informations-Service |
Zentrale Bühnen-, Fernseh- und Filmvermittlung |
Zentrale u. Internationale Management- u.
Fachvermittlung für Gaststättenpersonal |
Platz |
TOP-20 Berufe
Internet-Jobbörsen |
TOP-20 Berufe
SIS Arbeitsamt |
1. |
Gastronom |
Köche |
2. |
Naturwissenschaftler |
Handelsvertreter,
Reisende |
3. |
Buchhalter |
Verkäufer |
4. |
Finanzberater |
Kellner, Stewards |
5. |
Sekretär |
Bürofachkräfte |
6. |
Arzt |
Kraftfahrzeugführer |
7. |
Konstrukteur |
Krankenschwestern,
Hebammen |
8. |
Controller |
Elektroinstallateure,
-monteure |
9. |
Geschäftsführer |
Ingenieure Maschinen-
Fahrzeugbau |
10. |
Koch |
Sozialarbeiter,
Sozialpfleger |
11. |
Ingenieur Elektrotechnik |
Groß- und
Einzelhandelskaufleute, Einkäufer |
12. |
Pharmazeut |
Masseure,
Krankengymnasten |
13. |
Ingenieur Maschinenbau |
Lebens-,
Sachversicherungsfachleute |
14. |
Mechaniker |
Friseure |
15. |
Vertriebsleiter |
Ärzte |
16. |
Ingenieur Wirtschaft |
Raum-,
Hausratreiniger |
17. |
Ingenieur Physik |
Rohrinstallateure |
18. |
Verkaufsleiter |
Verbraucherberater |
19. |
Ingenieur Engineering |
Werbefachleute |
20. |
Betriebswirt Elektrotechnik |
KfZ-Instandsetzer |
Quelle:
http://www.jobworld.de/artikel/charts/top20AA.html
Mit Ausnahme des SIS - mit etwa 308.000 Stellenangeboten
(Stand 19.11.2003) der Quasi-Monopolist im Markt der
Jobbörsen - fristen die anderen berufsspezifischen
Arbeitsamt-Jobbörsen für qualifizierte Fach- und Führungskräfte
eher ein Schattendasein. Die Jobbörse für
Management-Vermittlung bietet gerate einmal 96
Stellenangebote, die Fachbörse für Gastronomie- und
Hotelpersonal kommt auf nur 8 Stellenangebote bundesweit
und die IT-Fachkräfte-Börse - einst stark umworbener
Berufszweig zu Zeiten der Green-Card-Initiative - bietet
gerade einmal 53 Stellenangebote zur Auswahl. Die
Arbeitsamt-Fachbörse für Ingenieure zog gleich von
Anfang an die Konsequenzen: Stellenangebote werden nicht
veröffentlicht - nur Stellengesuche sind hier zu finden.
Eingefangen in eine viel zu detaillierten und
unhandliche Schlüsselsystematik des Berufskennzeichens wurden die
Suchmöglichkeiten SIS dem wichtigsten Stellen- und
Informations-Service zum Albtraum der Arbeitslosen. Dann
traten privatwirtschaftliche Unternehmen auf den
Plan und führten der Öffentlichkeit (natürlich mit dem
offiziellen Kooperationssegen der BA) vor, wie
effiziente Stellensuche im Datenbestand der BA gestaltet werden kann.
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Die allesklar.com AG entwickelt und betreibt das größte
deutsche Städteportal www.meinestadt.de mit nützlichen
lokalen Informationen und Marktplätzen für jede der
13.000 Städte und Gemeinden. Gleichzeitig unterhält das
Unternehmen den umfangreichsten deutschen Webkatalog
www.allesklar.de als Instrument der deutschlandweiten
Websuche. meinestadt.de ist Deutschlands größtes
Städteportal mit Informationen zu allen 13.490 Städten
und Gemeinden und enthält - gegliedert nach diesen
Städten und Gemeinden - Stellenangebote der BA, und
Lehrstellen.
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Aus dem Hause Internext stammt das Portal Jobworld
(Jobturbo). Durch regelmässige Analysen des
Datenbestands der BA werden zusätzliche Informationen
bereitgestellt: Welche Jobs stehen auf dem Arbeitsmarkt
hoch im Kurs? Bei welchen fällt der Job-Index in den
Keller? Haben Sie einen Beruf mit Zukunft oder lohnt es
sich umzusatteln? Jobturbo durchsucht jede Woche
rund 25 deutsche Online-Stellenmärkte und zeigt
anhand eines Charts, welche Berufe gefragt sind.
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Seit Mai 2003 kooperiert die Online-Community opusforum
mit der Bundesanstalt für Arbeit. Tagesaktuell übernimmt
opusforum aus dem Stellen-Informations-Service (SIS) der
Bundesanstalt offene Arbeitsstellen in seine regionalen
Stellenbörsen. Zusammen mit eigenen Stellenanzeigen
ermöglicht opusforum somit den direkten Blick auf über
200.000 offene Stellen in Deutschland. „Diesen schnellen
Zugriff auf die SIS-Daten bietet fast keine andere
deutsche Stellenbörse“, sagt Klaus Gapp, Gründer und
Betreiber von opusforum. Mit nur einem Klick bekommt der
Nutzer dabei eine erste Auswahl von Anzeigen seiner
gewählten Rubrik. Mittels einfacher Volltextsuche kann
er dann das Angebot gezielt eingrenzen.
In Kooperation mit der
Bundesanstalt für Arbeit (BA) veröffentlicht Rekruter.de
die tagesaktuellen Stellenangebote aus dem
Stellen-Informations-System (SIS).
Rekruter.de betreibt den Stellenmarkt von
Bild.T-Online.de.
Von Mäusen und Menschen
Von der Zentrale in die
Provinz: Die Stimmungslage. |
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Florian Gerster über den
inneren Zustand der BA-Mitarbeiter: "Der Umbau wird sichtbar, braucht
aber auch seine Zeit", betont Vorstandsvorsitzender
Florian Gerster. Die Diskussionen um die Reformen am
Arbeitsmarkt haben bei den rund 90 000 Mitarbeitern
der Bundesanstalt tiefe Spuren hinterlassen. "Die
alte Bundesanstalt ist überfordert, fremdbestimmt
und missbraucht", beschreibt BA-Chef Gerster die
Entfremdung vieler Mitarbeiter.
Quelle: Stern-Online |
Sozialdezernent Hans-Jürgen
Hielscher (FDP) bemängelt, dass durch die
Regierungs-Bestandsgarantie an die BA für die
Vermittlung von Arbeitslosen das "Aus" für das
Job-Offensiv-Centers der Selbsthilfe im Taunus (SiT)
vorprogrammiert sei. Unter dem Dach des
Job-Offensiv-Center des Main-Taunus-Kreises kümmert
sich das Sozialamt und das Arbeitsamt gemeinsam
erfolgreich um die Vermittlung von
Sozialhilfeempfängern . Seit seiner Eröffnung am 1.
Juli dieses Jahres wurden dort 318 Personen betreut,
davon haben 53 inzwischen wieder eine Arbeitsstelle
angetreten. Weiterhin wurde 48 Menschen ein
Praktikum vermittelt, um wieder Anschluß an den
Arbeitsmarkt zu finden. 19 Personen haben eine
Qualifizierung angetreten, weitere 19 Personen sind
in Projekten der gemeinnützigen Arbeit tätig. Das
Job-Offensiv-Center arbeitet dabei mit der
Selbsthilfe im Taunus zusammen, die als
Beschäftigungsträger den direkten Kontakt zu
potentiellen Arbeitgebern herstellt und
Arbeitsplätze akquiriert. Die Erfolge seien
eindeutig in der Flexibilität der SiT begründet,
lobt Hielscher. Die gemeinsame Zusammenarbeit mit
den ebenso hochmotivierten Mitarbeitern aus Sozial-
und Arbeitsamt markierten den einzig
erfolgversprechenden Weg für die Zukunft: "Von
solchen Vermittlungszahlen träumt das Arbeitsamt
nur".
Quelle: FAZ 20. November 2003 |
Im Rückenwind der
Hartz-Euphorie und angesichts leerer Haushaltskassen
aller Orten investiert die Bundesanstalt für
Arbeit kräftig: 57 Millionen Euro soll das
VAM-Projekt kosten.
Bereits im November 2001 wurde die Anzahl der
eingesetzten Vermittler mit 1000 internen und 1000
zusätzlichen Mitarbeitern von außen erhöht, der laufende
Bundeshaushalt deckt mit zusätzlichen 760 Millionen Euro
weitere 12.000 Vollzeitstellen in 2002 und 2003 ab.
Damit kommt die BA im Vermittlungs-Kampf gegen die
Arbeitslosigkeit mit 12.000 aktiven Vermittlern von
insgesamt 90.000 Beschäftigten auf ganze 13.3%
Frontkämpfer, der Rest sitzt in der
"Verwaltungs-Etappe".
Daß es Gerster nicht nur bei den millionenschweren
Entwicklungskosten für den VAM bewenden läßt, machen die
Zusatzkosten deutlich: Im Finanzhaushalt für 2003 sind
20 Millionen Euro für Öffentlichkeitsarbeit, vornehmlich
für die Propagierung des VAM, vorgesehen. Hinzu kommt
ein gesonderter PR-Reptilienfonds, der nur aus einer
Vorstands-Budget-Position bezahlt wird. Dieser ist mit
35 Millionen Euro dotiert.
Schon am 4. Juli berichtete Crosswater
Job Guide im Artikel "Die
Deutsche Job ArGe wird vernetzt" über die Vernetzung
der PR-Lobby mit der BA: "Mit der Unterstützung beim
Werbetrommeln auf den regionalen Jobmessen haben die
Nürnberger die in Wiesbaden domizilierte PR-Agentur
''Fink & Fuchs" schon beauftragt. Auch BA-Projektleiter
Jürgen Koch vertraut auf die Erfahrungen des
Medien-Experten Professor Dr. Wolfgang Jäger, der schon
bei der Konzeption der Unternehmensjobbörse JobStairs
mitgewirkt hat: er wurde als persönlicher "Coach" unter
Vertrag genommen. Bei der politischen Lobby-Arbeit wird
der Vorstand der Bundesanstalt für Arbeit von Bernd
Schiphorst (ehemaliger Multimedia-Vorstand bei
Bertelsmann) und der Agentur WMP EuroCom in Berlin
beraten. In der Berliner Agentur, die sich auf Politik-,
Wirtschafts- und Medienberatung spezialisiert, sitzen
mit Günter Rexrodt, Roland Berger, Karl Otto Pöhl und
Hans-Dietrich Genscher einflussreiche Persönlichkeiten
in den Unternemensgremien."
Jetzt ist auch die Höhe des PR-Vertrags
mit WMP EuroCom in die Öffentlichkeit gelangt:
Hauptzahlungsempfänger ist der ex-Bertelsmann-Manager
Schiphorst, dem in einem Beratervertrag für
"PR-Neukonzeption" eine Vergütung von Euro 820.000
zugestanden wird. Nach der ersten Sensationsmeldung der
"Bild am Sonntag" am 23.11.2003 kristallisierte sich
allerdings heraus, dass es sich um ein PR-Rahmenvertrag
mit WMP EuroCom handelt, der über zwei Jahre mit 1.3
Millionen Euro dotiert ist.
Die Tagesschau meldete dazu: "In
der jüngsten Sitzung des Wirtschaftsausschusses des
Bundestages hatte Gerster auf Fragen von Abgeordneten
Auskünfte über den Beratervertrag verweigert. Zur
Begründung sagte er, der Berater werde nicht aus
Steuermitteln bezahlt, sondern aus Beiträgen der
Arbeitnehmer und Arbeitgeber zur
Arbeitslosenversicherung". Auch in einem anderen
hochpolitischen Grossprojekt der Regierung zum Aufbau
eine LKW-Mautsystems versuchten die Beteiligten,
Einblick in das Vertragswerk des
Bundesverkehrsministeriums und den Auftragnehmern zu
verwehren. Kommt nun nach "Toll Collect" ein "Job
Collect"?
Gegenüber dem Jahr 2003 ist geplant, die
Verwaltungsausgaben um 330 Millionen auf 4,85 Milliarden
zu steigern. 5,2 Milliarden Euro Fehlbedarf im
Gesamtetats für 2004 muss die Bundesregierung -
und dies angesichts eines historisch hohen
Staatsdefizits und bereits dreifach wiederholten
Verstössen der Bundesregierung gegen den
EU-Stabilitätspakt - ausgleichen.
Trotz allen Steigerungen im Haushalt der BA behauptet
Florian Gerster im Interview mit der FAZ vom 23.11.2003:
"wir können schon nach
einem Jahr nachweisen, daß wir mit weniger Aufwand
bessere Leistung erbringen.
Mit Blick auf Berlin sieht Florian Gerster diese auf
Pump finanzierten Ausgaben gelassen: "Es gibt eine
Defizithaftung des Bundes - da kann Herr Eichel gar
nichts deckeln". (Quelle: Wirtschaftswoche).
BA-Chef Florian
Gerster ordnet die öffentliche Diskussion um das
PR-Budget der BA mittlerweile als eine "gezielte
Medienkampagne" ein. Zeitgleich mit der BA-Budget-Affäre
muss sich Bundesfinanzminister Hans Eichel vor der
EU-Kommission in Brüssel über seine Rekordverschuldung
im Rahmen des Euro-Stabilitätspakts rechtfertigen - und
auch der Bundesrechnungshof tritt zeitgleich mit seinem
neuesten Bericht über die Verschwendungssucht der
öffentlichen Haushalte an die Öffentlichkeit. ("Ohne
Verschwendung wäre die Defizitquote zu halten".
Handelsblatt vom 26. November 2003). Wer auch immer
die angebliche Medienkampagne steuert, mit dem Timing
dieser Meinungsmache hätte er sein Meisterstück
abgeliefert.
Die jüngste öffentliche Diskussion um die PR-Ausgaben
der BA machen allerdings auch deutlich, dass die
"Kriegskassen" für Publicity-Massnahmen zwischen der
Behörde und den privatwirtschaftlichen Jobbörsen
unterschiedlich ausgestattet sind.
Macht und Ohnmacht der
BA-Aufseher
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Ursula Engelen-Kefer Foto: ZDF |
Im Jahre 2003 verfügt die BA über 20 Millionen Euro
Budgets für Öffentlichtsarbeit, für 2004 wird dieser
Betrag noch erhöht: "Insgesamt
hat die Bundesanstalt für Arbeit nach eigenen Angaben im
kommenden Jahr 42 Millionen Euro für
Marketing-Maßnahmen, Informationskampagnen,
Publikationen und Online-Dienste budgetiert. Von diesem
Betrag seien 25 Millionen Euro für Marketing-Aktivitäten
vorgesehen, die noch vom Verwaltungsrat nach Vorlage
eines umfassenden Konzeptes freigegeben werden."
(FAZ.net
vom 24. November 2003). Zum Vergleich: Die
Entwicklungskosten des VAM sind mit 57 Millionen Euro
budgetiert. BA-Chef Florian Gerster praktiziert
pragmatische Transparenz und verweigert dem zuständigen
Bundestagsausschuss als auch dem eigenen Verwaltungsrat
Einblick in die Verträge mit PR-Agenturen. Ursula
Engelen-Kefer kann ihrer Kontrollaufgabe in den
Aufsichtsgremiem nicht nachkommen und resigniert. Im
Interview mit NDR Info hört sich das so an:
"NDR
Info:
Wozu braucht die Bundesanstalt für Arbeit ein
Marketingkonzept, wenn ihr größter Erfolg die Erfüllung
ihrer Aufgabe, nämlich das Bekämpfen der
Arbeitslosigkeit wäre?
Engelen-Kefer:
Wir wissen, dass
ohne Marketing sehr schwierig zu arbeiten ist - und
gerade bei einem solch enormen Umbruch, den die
Bundesanstalt vor sich hat, deshalb tragen wir dies ja
auch als Gewerkschaften mit. Aber auf der anderen Seite
ist die Bundesanstalt schon recht üppig ausgestattet mit
Mitteln für Unternehmensberatungen, die ja gerade diese
Veränderungen mitgestalten sollen. Und deshalb hatten
wir Probleme damit, dass
noch zusätzlich ein derartig großzügig bemessener Etat
für Öffentlichkeitsarbeit verabschiedet werden sollte.
Deshalb haben wir uns ja auch nicht daran beteiligt. Das
war auch einer der Gründe, weshalb wir am Ende auch den
gesamten Haushalt nicht mittragen konnten, weil wir die
Verantwortung dafür nicht übernehmen können. Wir können
es nicht nachvollziehen, dass
auf der einen Seite die Maßnahmen gerade zur Bekämpfung
der immer weiter steigenden Langzeitarbeitslosigkeit
reduziert werden und auf der anderen Seite gerade die
Marketingmaßnahmen so üppig und zusätzlich ausgestattet
werden.
NDR Info:
Florian Gerster ist nun in gewisser Weise bekannt für
seine Großzügigkeit. Er hat schon die Vorstandsetage für
1,8 Millionen Euro sanieren lassen. Er soll die
Dienstwagennutzung sehr intensiv betreiben. Er kommt
auch nicht gern ins Parlament, um sich dort zu erklären.
Passt diese etwas feudale Art Ihrer Ansicht nach zu der
Behörde, die er leitet?
Engelen-Kefer: Genaue Insider-Kenntnis
haben wir auch nicht, weil wir, wie gesagt, auch nicht
die letzten Feinheiten der Ausgabengebarung des Herrn
Gerster beurteilen können. Und ansonsten müssten Sie
besser Herrn Gerster selber fragen, was er sonst an
seinen eigenen Ausgaben tut. Und dann muss man sehen,
wie man das bewertet.
NDR Info: Fehlt ein bisschen an
Transparenz in der Behörde?
Engelen-Kefer: In diesem Punkt
offensichtlich. Wir hatten uns darum bemüht, gerade den
Kommunikationsetat etwas näher kennenzulernen und wir
hatten auch ein Konzept vorgestellt bekommen von Herrn
Schiphorst. Nun ist das nicht nur die
Gewerkschaftsmeinung gewesen, dass das, was dort
vorgetragen wurde, nicht überzeugend war. Und deshalb
ist auch von allen gemeinsam der Sperrvermerk verfügt
worden. Aber wir sind natürlich nur sehr begrenzt
handlungsfähig. Denn die Verträge mit Herrn Gerster, da
hat die Selbstverwaltung überhaupt keinen Einblick. Und
das zweite, die Verträge zwischen Herrn Gerster und
Herrn Schiphorst, die kennt die Selbstverwaltung genauso
wenig. (Quelle:
NDR Info vom 24.11-2003)
Der rote Teppich für die ersten VAM-Teilnehmer
Entscheidend für den Erfolg
des Virtuellen Arbeitsmarkts, so das Konzept der BA, ist
die möglichst umfassende Teilnahme aller
Marktteilnehmer. Zwar intensiviert die BA seit dem
Frühjahr die Kontakte zu Arbeitgebern und setzt 25
spezielle Mitarbeiter für diese Aufgabe und
VAM-Promotion ein, doch kurz vor Betriebsbeginn kann die
BA gerade einmal vier teilnehmende Unternehmen
vermelden. Die Hanauer Jobbörse Jobs.de hat schon
frühzeitig eine Kooperation mit der Nürnberger Behörde
signalisiert, und die von 28 Konzernen finanzierte
und ins Leben gerufene Jobstairs versteht sich eher als
Gegengewicht zu den kommerziellen Jobbörsen und
avisierte ebenfalls eine Zusammenarbeit mit der BA an.
Aus der Zeitarbeitsbranche haben die Manpower GmbH
Zustimmung signalisiert und die DEGUSSA will auch beim
VAM mit im Boot sein.
Bei näherem Hinsehen wird
klar, dass nur die Stellenangebote von Jobs.de eine
quantitative Bereicherung der VAM-Datenbank sind. Bei
Jobstairs beziehen sich mit 1213 weniger als die Hälfte
der angebotenen Stellen auf Vollzeitstellen für
berufserfahrene Bewerber, die Mehrzahl der
Stellenangebote sind Praktikumsjobs,
Diplomarbeiten-Gelegenheiten, Ausbildungs- oder
Lehrstellen. Mit dem Datentransfer zu den Rechnern des
VAM wird damit ein Platzierungs-Overkill eingeleitet,
denn diese Stellenangebote sind dann beim Arbeitgeber,
bei JobStairs und letztlich beim VAM dreifach
publiziert. Die Personalchefs der Großkonzerne können
sich dann über zu geringe Initiativ-Bewerber nicht
beklagen, haben Stellensuchende doch dann gleich drei
Kanäle, um Online-Bewerbungen auf den Weg ins
elektronische Postfach der Personalchefs zu bringen.
Manpower trägt 250
überwiegend Zeitarbeits-Angebote bei, und von Degussa
kommen 10 (in Worten: zehn) Stellenangebote.
Offensichtlich war speziell die Anzahl der
Stellenangebote von Degussa eine ausreichend
signifikante Grösse, dass die unter Erfolgsdruck für
positive Meldungen stehende Presseabteilung der BA
diesen VAM-Marktteilnehmer ausdrücklich in einer
Pressemeldung hervor hob.
Allerdings könnten sie auch für die
Datenbank-Spezialisten des VAM noch nützlich werden: Da
diese Stellenangebote auch doppelt bei JobStairs
angeboten werden, können die Programmierer des VAM diese
Angebote gleich zum Testen benutzen, um etwaige
Duplikate von Stellenangeboten in den Datenbanken des
VAM zu identifizieren und aus den Statistiken entfernen.
Noch sind die Skandale um die gefälschten
Arbeitsvermittlungsstatistiken aus der Ära des Bernd
Jagoda nicht ganz vergessen.
Konzept des
Jobbörsen-Quartetts
Zusammenfassend stufen
die vier grossen Jobbörsen die Pläne der BA für den
Virtuellen Arbeitsmarkt als eine "Rückkehr zum
staatlichen Vermittlungsmonopol" ein.
Ihr WiN-Konzept dagegen
fundiert auf den Bausteinen der privatwirtschatlich
orientierten Markt- und Wettbewerbs. Das
WiN-Konzept sei mit erheblich geringeren Investitions-
und gesamtwirtschaftlichen Allgemeinkosten verbunden,
argumentieren die Jobbörsen. Es
basiert auf dem Netzwerkgedanken: die Stärken aller im
Internet tätigen Akteure auf dem Arbeitsmarkt werden
genutzt und gefördert – zum Wohle aller. Die Umsetzung
ist einfach und könnte in mehreren Schritten erfolgen.
Das WiN-Konzept:
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Empfehlungen für Stellensuchende
Die BA sollte Stellensuchende auf geeignete
Stellenmärkte lenken. Dabei werden die individuelle
berufliche Ausbildung und Erfahrung sowie die
persönlichen Bedürfnisse des Suchenden
berücksichtigt. In der Regel sollte der Bewerber vom
Arbeitsamt eine Auswahl der für ihn relevanten
Stellenmärkte erhalten, bei denen er seine Bewerbung
selbst einstellen kann.
Die Online Stellenmärkte bieten dem Bewerber neben
Stellenanzeigen unterschiedlichste Dienstleistungen
an, die ihn zusätzlich bei seiner Stellensuche
unterstützen. Der Bewerber wird dazu motiviert,
seinen Lebenslauf zu veröffentlichen.
Empfehlungen für Unternehmen
Nach demselben Prinzip kann von der BA ein System
aufgebaut werden, nach dem Unternehmen, die Stellen
ausschreiben wollen, an die geeigneten und
erfolgversprechendsten Online-Stellenmärkte weiter
geleitet werden.
Die BA als zentrale Verteilerstelle
Als zentrale Verteilerstelle sollte die BA alle
Marktteilnehmer der Online Stellenmärkte erfassen
und einen Mindest-Qualitätsstandard vorgeben. An
Verteilkriterien werden die Schwerpunkte und Stärken
der einzelnen Stellenmärkte erhoben und regelmäßig
aktualisiert. Von Bedeutung sind z.B.
Unterscheidungen nach Branchen, Berufsgruppen und
Regionen (Schwerpunkte wie Tourismus, Gastronomie,
Ingenieure, Städte und Landkreise etc). Die
Vermittler in den Arbeitsämtern hätten einen
besonderen Zugriff auf alle teilnehmenden Anbieter
und könnten passende Stellenanzeigen für die
Bewerber finden und weiterleiten. Dies gilt vor
allem für solche Bewerber, die nicht in der Lage
sind, selbstständig bei den Anbietern zu navigieren. Vielfalt
des Angebots auch für gewerbliche Arbeitskräfte
Die Liberalisierung des Arbeitsmarktes hat sich
gerade im Bereich der Fach- und Führungskräfte, in
dem die BA bisher nicht signifikant tätig war,
vorteilhaft ausgewirkt. Mit der Entwicklung des
Internets ist ein effizienter Markt entstanden, der
kompetitiv, hoch dynamisch und innovativ ist.
Dank der günstigen Kostenstruktur im Internet sowie
der Akquisitionsleistungen von kommerziellen
Stellenmärkten und nicht kommerziellen Initiativen
haben sich online mehr und vielfältigere Angebote
herausgebildet, als dies in den traditionellen
Printmedien je der Fall war. Nahezu für jedes
Segment existieren heute Nischenmärkte – nur für die
gewerblichen Berufe nicht. Hier hat die BA durch die
Veröffentlichung kostenloser Stellenangebote den
Markt dramatisch verzerrt und behindert.
Subsidiaritätsprinzipbbeachten:
Keine behördlichen kostenlosen Stellenanzeigen
Ein starker und differenzierter Markt mit
kundennahen Leistungen und marktgerechten Preisen
ist der beste Garant für eine hochwertige und
schnelle Vermittlung. Es ist nicht Bestimmung und
gesellschaftlicher Auftrag der BA, Größe und Stärke
zu zeigen, sondern als Verteiler und Beschleuniger
erfolgreich zu sein. Das Subsidiaritätsprinzip – der
Staat greift nur dann ein, wenn private Initiative
nicht funktioniert – darf nicht aufgegeben werden;
es muss gestärkt werden.
Das Anbieten "kostenloser Leistungen", wie etwa von
Stellenanzeigen, ist keine relevante Aufgabe. Die BA
sollte deshalb die Schaltung kostenloser Anzeigen
auf ihrer Plattform unterlassen, da das andernfalls
ausgelöste Preisdumping nicht im Einklang mit den
geltenden Regeln des Wettbewerbsrechts stünde. Für
nicht angemessen oder ausreichend vertretene
Berufsgruppen, wie z.B. im gewerblichen Bereich,
sollte die BA übergangsweise die Schaltung bei
privaten Anbietern finanziell fördern. Sie würde so
die Entstehung kommerzieller Angebote auch in diesen
Marktsegmenten beschleunigen.
Günstiger Aufbau und Betrieb
Die Einrichtung und selbst die dauerhafte Pflege
einer solchen Verteiler-Plattform ist
vergleichsweise einfach und günstig. Dazu müssten
nicht zwingend Beamte eingesetzt werden. Die gesamte
Aufgabe könnte auch von einem privaten Dienstleister
bewältigt werden. Dann würden bei der BA erhebliche
Kapazitäten für Unterstützungs- und
Beratungsmaßnahmen frei.
|
Die vier Jobbörsen fassen die Vorteile des WiN-Konzepts
zusammen:
-
Das Netzwerk-System ist
schnell und günstig zu realisieren und zu betreiben.
Jede teilnehmende Online-Stellbürse wird ihr Angebot
kontinuierlich verbessern, um im Wettbewerb zu
bestehen. Damit trägt die Privatwirtschaft die Kosten
für den Ausbau der Infrastruktur, und nicht der
Steuerzahler.
-
Es erhöht das
Stellenangebot quantitativ und qualitativ. Damit
steigt die Vermittlungswahrscheinlichkeit.
-
Das WiN-Konzept stärkt
den Markt und die privaten Anbieter.
-
Es fürdert die
Eigenverantwortung der Stellensuchenden und beugt
Missbrauch vor (Keine vorgetäuschten Bewerbungen zur
Vermeidung von Leistungskürzungen).
-
Das
WiN-Konzept schafft eine win-win-Situation. Die
privaten Stellenmärkte arbeiten mit der BA Hand in
Hand und unterstützen ihre Anstrengungen statt ihr als
Konkurrenten gegenüber zu stehen.
Tabelle:
Preisübersicht ausgewählter Jobbörsen, Preis pro
Standard-Stellenanzeige mit einer Laufzeit von 4
Wochen bzw. 1 Monat ohne Sonderkonditionen oder
Rabatte. (Stand November 2003)
Jobbörse |
Preis (Euro) |
Süddeutsche
Zeitung Jobcenter |
800 |
jobpilot |
750 |
Jobware |
695 |
StepStone |
625 |
Stellenanzeigen.de |
580 |
Jobscout24 |
540 |
Jobs.de |
480 |
Monster |
450 |
Ingenieurkarriere |
400 |
Feng Shui: Ein
Leben in Gegensätzen
Wie erwartet, stellen die
grossen Jobbörsen die privatwirtschaftliche Variante
einer Lösung in den Vordergrund. Trotz überzeugender
Argumentation ist das Konzept noch nicht konkret
verfügbar und eine Umsetzung kann nicht durchgesetzt
werden, weil es der konstruktiven Mitarbeit der
Bundesanstalt für Arbeit - und deren Zustimmung -
bedarf. Die kann mit einem (hoffentlich) reibungslosen
Start der neuen Jobbörse zunächst Fakten am Markt
schaffen.
Nachteilig für die
Jobbörsen zur Umsetzung dieses Konzepts ist nicht nur
die generell schwierige Lage am Arbeitsmarkt und die
damit einhergehende Flaute bei den Umsätzen und der
geringen Investitionsbereitschaft. Auch das Timing -
quasi zwei Wochen vor dem Startschuss des Virtuellen
Arbeitsmarktes - wirkt sich für die Jobbörsen
nicht gerade förderlich aus wenn man von der BA
erwartet, dass sie in der
heißen Phase der VAM-Implementierung Nachdenken
und Handlungsbereitschaft demonstrieren würde.
Ein anderer Faktor spielt jedoch eher den Jobbörsen in die
Hände: Die von der BA konzipierte automatische
Übermittlung der Stellenangebotsdaten soll nach dem von
der Nürnberger Behörde und ihren Kronberger Accente-Beratern konzipiertem
BA-HR-XML-Datenstandard erfolgen. Eine Anpassung der
proprietären Unternehmens-Stellendatenbanken auf die
neuen Schnittstellenformate würde bei vielen Firmen
Programmieraufwand erfordern und Zeit und Geld Kosten -
beides eher Mangelware. Da konzentrieren sich
Unternehmen eher auf Kosten- und Personaleinsparungen
oder gar Outsourcing von Arbeitsplätzen über die
Landesgrenzen hinweg.
Die BA im Zick-Zack-Kurs
Es scheint, als wäre der Zick-Zack-Kurs der BA in vielen
grundlegenden Fragen die bevorzugte klare
Planungslinie - gekennzeichnet von fehlender interner
Abstimmung, kurzfristig motivierten Entscheidungen und
IT-Konzepten, die nicht den vorhandenen Markt- und
Vermittlungsstrukturen entsprechen.
Schon im Jahre 2000 wurden die ersten organisatorischen
Reformvorhaben nach starren Umsetzungskonzepten
und ohne wissenschaftliche Begleitung durch
Arbeitsmarktexperten angegangen. Das BA-eigene Institut
für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) kam im
Werkstattbericht (Ausgabe Nr. 15 vom 21. Oktober 2002),
zur Schlußfolgerung, daß die Bundesanstalt tief in einer Vertrauenskrise
steckt. Das ins Leben gerufene "Organisationskonzept AA
2000", quasi ein Vorläufer zum Virtuellen
Arbeitsmarkt, sollte diese
Vertrauenskrise beheben. Als dann nach Ablauf
der Pilotphase Unzulänglichkeiten in den neu
geschaffenen Teamstrukturen, Defizite beim
Informationsmanagement und Überlastungen der Mitarbeiter
auftreten, führte dies zu Unsicherheit und
Unzufriedenheit in den Ämtern.
Solange die soziale Sicherheit an der bezahlten
Arbeit hängt, bleibt nur ein Weg, den Bürgern ihre
Zukunftsangst zu nehmen. Man muß Arbeit schaffen,
weil nur Arbeit Sicherheit verspricht, und so
gerät der Arbeitsmarkt, für den der Staat formell
gar keine Zuständigkeit besitzt, ins Zentrum der
Politik.
|
Konrad Adam: "Die Ohnmacht der Macht. Wie man den
Staat ausbeutet, betrügt und verspielt. Siedler
Verlag, 1994. |
Die Erfolgsaussichten einer staatlichen
Arbeitsvermittlung stuften die Experten vom IAB als eher
gering ein. Dedizierte Studien untersuchten die
Strukturen und Erfolgsfaktoren der Arbeitsvermittlung in
Österreich, der Schweiz, in Großbritannien und den
Niederlanden, und fanden keine erfolgversprechenden
Konzepte, die einer staatlichen Arbeitsvermittlung
Vorteile gegenüber der privatwirtschaftlichen
Marktalternative begründen würde. Und in Australien gar
stiessen die IAB-Forscher auf das vielleicht extremste
Erfolgsmodell: 1998 wurde in Australien die regulären
Vermittlungsdienste als auch die intensiven Beratungs-
und Vermittlungsdienste für schwervermittelbare
Arbeitslose privatisiert. Lediglich die offenen Stellen
werden landesweit noch öffentlich registriert und an die
privaten Anbieter weiter gegeben.
Auch der OECD-Arbeitsmarkt-Experte Hugh
Mosley kommt in seiner viel beachteten Studie über
"Marktanteil und Marktsegment der
Arbeitsvermittlung in der EU" zu einer klaren
Schlussfolgerung: Die vorliegenden
internationalen Daten zeigen, dass Monopolsysteme der
staatlichen Arbeitsvermittlung keinen hohen Marktanteil
sichern, und im Hinblick auf das individuelle
Beschäftigungsverhalten gibt es auch keinen Beweis für
eine Verdrängung der Nutzung staatlicher
Arbeitsvermittlung durch die privaten
Arbeitsvermittlungsdienste oder umgekehrt. Der
Marktanteil der staatlichen Arbeitsvermittlungen hängt
primär von der Qualität der von ihnen erbrachten
Dienstleistungen sowie von ihrer eigenen Marktstrategie
ab.
Effizienzsteigerung durch internen und
externen Leistungswettbewerb und Steuerung durch
Zielführung: Diese Kernprinzipien ziehen sich wie ein roter
Faden durch die Arbeitsvermittlungs-Konzepte der Länder, die von der IAB unter die Lupe genommen wurden. Fazit: Die Option für Reformen durch mehr Wettbewerb
und Privatisierung oder durch Modernisierung des
öffentlichen Vermittlungssystems wird entscheidend
begrenzt von den gewachsenen institutionellen
Strukturen. Die zentralistisch-technokratische
Konzeption des Virtuellen Arbeitsmarkts ignoriert in
weiten Teilen die Erkenntnisse der hauseigenen
Arbeitsmarktforschung, deutlich ausformuliert im IAB
Werkstattbericht Nr. 15 vom 21. Oktober 2002. Unter dem
konzeptionellen Anspruch der Vernetzung des VAM mit
allen Arbeitsmarktteilnehmern - dessen Umsetzung
technisch schwierig und kostenintensiv ist oder mit
zusätzlichen Bearbeitungsschritten seitens der
Unternehmen manuell erledigt
werden muss - werden die bestehenden gewachsenen
Strukturen des Marktes weitestgehend ignoriert. Es gibt
keine erkennbaren Wettbewerbsanreize, die
Rahmenbedingungen dafür sind nicht geschaffen, eine
vollständige Markttransparenz ist nur in einem
monopolistischen VAM zu erreichen.
Ohne langfristige Konzeption hat die BA neben der SIS Stellenbörse und ASIS
(Ausbildungsplätze) in kurzer Zeit weitere Jobbörsen
implementiert, auf eine Gesetzesinitiative (z.B.
Job-AQTIV-Gesetz) wurde
mit einer neuen, zusätzlichen proprietären Jobbörse reagiert. Die jüngste
Neugründung, die JOB-Vermittlungsbörse, weniger als 2
Jahre im Wirkbetrieb, wird nach
Betriebsaufnahme des VAM einfach wieder eingestampft,
die angefallenen Entwicklungskosten werden stillschweigend
abgeschrieben.
Beim Einsatz von Job-Suchmaschinen wurde vom
Arbeitsamt München ein Probebetrieb des "Wimmi" Roboters
initiiert, an den Entwicklungskosten beteiligte sich das
Arbeitsamt mit 300.000 Euro. In einer undurchsichtigen
Nacht- und Nebelaktion wurde das Projekt gestoppt. Der
SPIEGEL
berichtet darüber am 24.11.2003: "Arbeitsmarkt: Krimi
mit Wimmi. Weil er eine erfolgreiche Computervermittlung
aufbaute, drangsalierte die Bundesanstalt für Arbeit
einen ihrer Amtsleiter. Nun startet sie ein ähnliches
System.". Über die Initiative schreibt Michael Sauga
im
Spiegel weiter: "Die Münchner Alternative passte nicht
mehr ins Konzept. Arbeitsamtschef Blume drohte die
Zentrale zwischenzeitlich mit einem
Disziplinarverfahren, die übrigen Ämter wurden per
E-Mail gewarnt, das Modell auch nur zu testen. Etwaige
Angebote, heißt es, seien abzulehnen".
Arbeitsamtdirektor Blume ist mittlerweile im Ruhestand.
Die
BA hat nach dem zwangsverordneten Abbruch des
Pilotbetriebs mit financialbot.com einen anderen
Anbieter für die Jobsuchmaschinen ausgewählt. Dieser
wurde ursprünglich zu Zeiten des Internet-Hype und den
damit verbundenen Börsenboom für die Suche nach
Börsenkursveränderungen konzipiert. Spezifische Praxiserfahrung im Personalmarkt
haben die Entwickler des Robots noch nicht gesammelt -
dies wird vermutlich im Praxiseinsatz in den
Arbeitsämtern nachgebessert.
Auch mit dem hochgelobten
XML-Standard gibt es einen Schlingerkurs der Nürnberger.
Seit langer Zeit war die BA - zusammen mit der
schwedischen Arbeitsamts-Behörde - Mitglied in den
internationalen Standardisierungs-Gremien des HR-XML-Konsortium.
Deren
Aufgabe bestand darin, einen neuen zukunftsweisenden
XML-Datenstandard (XML Extended Markup Language) auf
die Belange des Arbeitsmarkts zu definieren. Trotz aktiver
Mitwirkung in diesem Gremium entschieden sich die
Nürnberger mit ihren Kronberger Accenture-Beratern zum
Alleingang und es wurde der sogenannte proprietäre "HR-BA-XML-Standard" geschaffen. Die
Arbeitsmarkt-Teilnehmer sollen nun nach diesem
Verfahren, der mit dem internationalen HR-XML-Standard
nun inhaltlich nicht mehr kompatibel ist, ihren Datentransfer
zwischen ihren proprietären Stellendatenbanken und dem VAM
bewältigen. Dass dieser "Dialekt" in der XML-Sprache
nicht der Weisheit letzter Schluß ist, haben die BA und
die beteiligten Projektleiter noch vor dem offiziellen
Startschuss für den VAM erkannt: Branchenexperten
verweisen auf technische Absprachen unter den
Projektbeteiligten, nach denen der stark proprietäre
Ansatz aufgegeben werden soll und eine neuerliche
Anpassung im Frühjahr 2004 an den "reinen
HR-XML-Standard" erfolgen soll. Hinzu kommt, dass der
stark von amerikanischen Bedingungen abhängige
internationale Standard weiter verändert wird. Im Herbst
2003 hat sich eine europäische HR-XML-Arbeitsgruppe in Brüssel
formiert, um in diesem Standard die europäischen
Anforderungen besser berücksichtigen können. Es kann
nicht ausgeschlossen werden, dass diese dann
zu wiederholt neuen Anpassungen des BA-Standards führen.
Aufbruchstimmung:
Lobby-Strukturen der Jobbörsen
In der Vergangenheit waren
die Jobbörsen mit intensivem Wettbewerb
untereinander beschäftigt und es hat sich in der noch
jungen Branche keine gewachsene Verbands-Struktur für
die Wahrung gemeinsamer Interessen speziell von
privatwirtschaftliche Jobbörsen herausgebildet.
Arbeitsplatzvernichtung |
|
"Mit
dem 'VAM' vernichtet die Bundesanstalt für Arbeit
mittelfristig mindestens 50.000 Arbeitsplätze in der
Verlags- und Internetwirtschaft", verweist Kai
Deininger, Leiter der Initiative Arbeitsmarkt im
eco-Verband, auf Expertenschätzungen: "Besonders
skandalös ist, dass die BA mit einem Startbudget von
über 70 Mio. Euro Steuergeldern den Kampf gegen die
Privatwirtschaft antritt. Wir fordern Minister
Wolfgang Clement auf, diesem Frontalangriff auf die
soziale Marktwirtschaft durch BA-Chef Florian
Gerster ein Ende zu setzen!"
Quelle:
eco-Verband |
Die schnell
zusammengeführte Intitiative der vier grossen Jobbörsen
unter der Koordination der
Arbeitsmarkt-Kommunikations-Spezialisten von Accente und
dem Publizitäts-Schulterschluss mit ECO und dem BDZV
(Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger) war ein
erster Schritt.
Der BDZV als
Interessenwahrer der Zeitungsverlage trägt seit einiger
Zeit ähnliche
ordnungspolitische Bedenken in die Öffentlichkeit, die dem Print-Mediensektor verbundenen
Jobbörsen sind noch zurückhaltend. Doch das gemeinsame
Interesse an fairen Wettbewerbsbedingungen führten ECO,
BDZV und die privatwirtschaftlichen Jobbörsen auf der
jüngst in Berlin anberaumten Pressekonferenz zusammen,
womöglich diente dies als eine Initialzündung für
weitere Abstimmungsgespräche und PR-Massnahmen.
Im Argumentations-Stau
Solange BA und
kommerzielle Jobbörsen im Argumentations-Stau blockiert
sind, ändert sich bei der Arbeitsvermittlung nichts -
nur die Technik ist neu.
Nicht einmal die lang
anhaltende Flaute auf dem Arbeitsmarkt und die
Verwässerung der Stellenanzeigenpreise durch den Wegfall
des Hochpreis-Schutzes der Print-Stellenanzeigen haben
zu der viel vorausgesagten Konsolidierung am Markt der
Jobbörsen geführt, auf dem es nur wenige Überlebende
geben würde, das Arbeitsamt und eine Handvoll private
Jobbörsen. Im Gegenteil: Der Markt der Jobbörsen kann
eine gute Akzeptanz melden:
"Fast 40 Prozent der Bewerbungen, die in den
Personalabteilungen von Deutschlands Großunternehmen
eingehen, kommen heute auf elektronischem Weg in die
Firma - noch vor einem Jahr waren es erst rund 30
Prozent", so die noch unveröffentliche Studie der
Universität Frankfurt/M und Monster Deutschland "Recruiting
Trend 2004).
|
Anonymer Beitrag in einem
Internet-Diskussions-Forum über die Pläne der BA,
eine zentrale einheitliche Jobbörse für Deutschland
zu errichten:
"Das wäre so, als ob Beate Uhse alle
Single-Treff-Börsen verbieten würde" |
Hinzu kommt eine verstärkte
Nischenbildung bei Jobbörsen, denn viele
Organisationen und Verbände nutzen ihre Ausrichtung auf
eine klar umgrenzte Zielgruppe, in ihren Webportalen
auch Jobbörsen-Funktionen anzubieten. Mittlerweile führt dieser
"Boutiquen-Ansatz" dazu, dass es in Deutschland über 750
Jobbörsen gibt, die zum Teil mit nur wenigen, aber
zielgerichteten Stellenangebote ihre Klientel bedienen.
Zwischen Theorie und
Praxis:
Der Markt für Zitronen und der Markt für Gourmets
Die internationale arbeitsmarktpolitische Erfahrung
hat gezeigt, dass es aufgrund von Informations-
und Transparenzdefiziten über die Marktteilnehmer
"Bewerber" oder "Arbeitgeber" zu Einschätzungen kommt,
die den Arbeitsmarkt in einen
"Markt für Zitronen" (Akerlof) verwandeln
kann. Zu diesem Aspekt schreibt Regina Konle-Seidl
(IAB Nürnberg, Langfristige Vorausschau und
internationale Analysen) im IAB-Werkstattbericht:
|
|
Regina Konle-Seidl ist beim IAB Nürnberg für
Langfristige Vorausschau und internationale Analysen
zuständig. Foto: IAB |
"Hintergrund hierfür ist, dass asymmetrische
Informationen zugunsten des Anbieters (Agentur)
und zulasten des Nachfragers (Kunde) vorherrschen.
Besitzt eine Marktseite einen
Informationsvorsprung und damit einen
strategischen Vorteil, können sich Märkte
herausbilden, in denen sich schlechte Leistungen
lohnen. Es kann zu Marktversagen kommen. Akerlof
nennt für die Herausbildung eines solchen
"Marktes für Zitronen" zwei Bedingungen: Erstens
muss es sich um Erfahrungsgüter handeln, deren
Qualität erst nach dem Kauf beurteilt werden kann.
Die zweite Voraussetzung ist, dass der Käufer
nicht in der Lage ist, den Anbieter für seine
schlechte Qualität individuell durch "Abwanderung"
zu bestrafen. Auch für Personaldienstleistungen
wie die Arbeitsvermittlung gelten die
Akerlof-Bedingungen. Für die Marktteilnehmer geht
es darum, Kontraktpartner zu finden, deren
Information und Versprechen sie vertrauen können.
Bei der Suche können Arbeitsvermittler eine
Filterfunktion für Arbeitgeber und Arbeitssuchende
übernehmen. Sie können ihrerseits versprechen,
Marktteilnehmer zusammenzuführen, bei denen die
wechselseitigen Erwartungen an Arbeitsleistungen
bzw. Arbeitsbedingungen und Karrieremöglichkeiten
möglichst weitgehend übereinstimmen. Die
Einhaltung dieses Versprechens, also letztlich die
Qualität der Arbeitsvermittlung, lässt sich aber
deshalb erst im Laufe des
Beschäftigungsverhältnisses beurteilen. Wegen des
Erfahrungsgutcharakters der
Vermittlungsdienstleistung hängt ihre Qualität
also davon ab, ob das Vertrauen der
Marktteilnehmer in den Vermittler gerechtfertigt
ist."
|
Regina
Konle-Seidl's Hinweis auf den "Markt der Zitronen"
beleuchtet die Sensitivität des
Personalvermittlungsmarkts. Bei transparenten Märkten, z.B. Wertpapierbörsen
oder dem globalen Devisenhandel, deren Produkte
hochgradig standardisiert sind
und deren Marktteilnehmer sich kennen (z.B.
Devisenhändler), verfügen die Teilnehmer in der Regel über den
gleichen Informationsstand (jedoch entgegengesetzte
Zukunftserwartungen). Im Arbeitsmarkt hingegen herrscht bei der
Personalbeschaffung ein Informationsnotstand, der erst
sukzessive im Laufe der Probezeit bereinigt wird. Dann
entscheidet sich, ob Bewerber die Erwartungen erfüllt
haben oder auch nicht. Allerdings haben die
Marktteilnehmer (Bewerber und Arbeitgeber) gleiche
Zukunftserwartungen.
Das
Akerlof-Zitronen-Modell
|
|
George A. Akerlof: Nobelpreis für
Zitronen-Markt-Modell.
Foto: Noah Berger |
Falls Marktteilnehmer die
Qualität nicht sinnvoll beurteilen können, ist Vertrauen
der einzige Faktor, um die Kosten der
Informationsbeschaffung über den anderen Martteilnehmer
und dessen angebotenen Produkte oder Dienstleistungen wirtschaftlich zu vertreten.
Ohne gesicherte Qualitätsbeurteilung werden sie
nicht akzeptieren, überdurchschnittliche Preise zu
zahlen. Anbieter mit qualitativ hochwertigen Produkten
oder Dienstleistungen sind demzufolge nicht bereit,
niedrigere Preise zu akzeptieren. Akerlof zieht daraus
die Schlussfolgerung, dass bei "asymmetrischen
Informationen" eines Marktes das Transaktionsvolumen und
die Qualität der ausgetauschten Produkte und
Dienstleistungen abnimmt. In der Folge stehen
Informationsanbieter, die diese Wissenslücke schliessen
könnten, vor der Herausforderung, die unterschiedlichen
Qualitäten der Marktteilnehmer zu signalisieren.
Akerlof's Marktmodell gilt für Produkte und
Dienstleistungen unabhängig von dem damit verbundenen
Risiko. Zwei Alternativen sind nach Akerlof's Theorie verfügbar: Märkte
entwickeln sich für Produkte oder Dienstleistungen,
deren Qualität bekannt ist oder Märkte entwickeln
Mechanismen, das Vertrauen beinhaltet. Diese
Vertrauensbildung wird heute als "Branding" bezeichnet.
Mangels qualifizierter Informationen werden bei
Personaleinstellungen Sekundär-Informationen
herangezogen, um bereits in der Vorauswahl bestehende
Informationslücken zu schliessen. Beispiele:
Klassische Sekundär-Referenzen |
Zeugnisse |
Persönliche Referenzen |
Renomme früherer Arbeitgeber |
Renomme Praktika-Stellen |
Ranking der Universitäten differenziert nach
Fachbereichen bei Hochschulabsolventen |
Ranking von Post-Graduate Studiengängen |
Ranking der beliebtesten Arbeitgeber |
Zukünftige Sekundär-Referenzen bei
Online-Arbeitsvermittlung |
Zielgruppen-Orientierung einer Jobbörse (Branche,
Tätigkeit, Spezialisierung) |
Zielgruppen-Orientierung staatlicher Arbeitsämter
(Arbeitslosen-Vermittlung) |
Quantitatives Ranking der Jobbörsen (Grösse,
Marktanteile, Spezialisierung) |
Qualitatives Ranking der Jobbörsen (Qualität der
Bewerbung, Vermittlungseffizienz) |
Qualitatives Ranking der Bewerberdatenbanken |
"Employer
Branding", "Candidate Branding" |
Schon
lange berücksichtigen viele Personal-Praktiker bei
Einstellungsentscheidungen intuitiv die klassischen und
einige der zukünftigen Sekundär-Referenzen, um die
Unsicherheiten zu reduzieren, wie sie der
Wirtschaftswissenschaftler George A. Akerlof von der
Berkeley-Universität in Kalifornien eloquent als
"Zitronenmarkt infolge asymetrischer Informationslage"
bezeichnet - und dafür im Jahr 2001 den Nobelpreis für
Wirtschaftswissenschaften erhielt.
Ob der
zentralistische Ansatz des Virtuellen Arbeitsmarkt alle
differenzierten Informationen und Qualitätsmerkmale der
Marktteilnehmer in Zukunft zu einem standardisierten
Einheitsbewerberprofil verwässert, bleibt abzuwarten. In
automatisierten Profiling & Matching-Verfahren, wie es
von der BA stark propagiert wird,
schlummert auch die Gefahr eines nivellierten
Cyber-Profils, welches die für Personalchefs notwendigen
Differenzierungen bei der Bewerberauswahl verwischt.
Personalchefs können Zeugnisse sehr wohl auch
"zwischen den Zeilen" lesen und Hochschulabsolventen
werden nicht nur nach Examens-Noten sondern
routinemässig auch nach dem Renommee der Universität und
des spezifischen Fachbereichs beurteilt. Wenn die
automatischen Profiling-Verfahren des VAM nicht
differenziert genug sind, erhält der Personalchef als
Folge davon eine unnötig grosse Bewerbervorschlagsliste.
Das Gourmet-Modell
|
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Vertrauenswürdiger Marktteilnehmer:
Fugu-Koch in Japan |
Auch ohne Akerlof's fundierten theoretischen
Begründungen zu kennen, hat sich in Japan bereits vor
Jahrhunderten ein spezieller Markt herausgebildet, in
welchem die Marktteilnehmer mangelnde
Qualitätsinformationen durch ein besonderes Vertrauen
ersetzten. Gourmets und Geniesser des Fugu Fischs,
der das tödliche Gift Tetrodotoxin in den inneren
Organen aufweist, vertrauen in die qualitativ hohen
Fähigkeiten des anderen Marktteilnehmers, des Fugu
Kochs, die giftigen Bestandteile restlos zu entfernen.
Und erst im modernen Japan heutiger Prägung haben die
Regierungsbehörden in Ergänzung zu diesem
lebenswichtigen Vertrauen mittels Fähigkeitsnachweise
der Fugu-Köche und spezieller Lizenzen für diese
Spezial-Restaurants vorgeschrieben, und damit quasi ein
"trusted certificate" geschaffen.
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