Auf zwei Beinen durch das Tal der
Tränen:
StepStones Strategiewechsel bringt erste Erfolge als
Anbieter von e-Recruitment-Lösungen.
Der Wettbewerb zwischen Print-Medien und
Online-Jobbörsen um die Platzierung von
Stellenanzeigen ist schon seit einiger Zeit zugunsten
der Internet-basierten Jobbörsen entschieden. Und wenn
sich der Kanonendonner der diversen Affären um den
Virtuellen Arbeitsmarkt der Bundesagentur für Arbeit
gelegt hat, wird eines klar sein: Die
Jobvermittlung per Internet hat sich nun auch im
Bewußtsein der Arbeitslosen, Stellensuchenden,
Politiker und Journalisten als moderne, effiziente
Methode für Bewerbungen eingeprägt.
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Ralf Baumann,
Managing Director Germany and ERS Division |
In den letzten Jahren haben führende kommerzielle Jobbörsen ein Tal der
Tränen durchschritten: der exzessive Internet-Hype,
die Börsen-Seifenblase, hohe Marketingausgaben
und geographische Expansion, finanziert durch
von zahlreichen Aktienemissionen (IPO) angeschwemmtes
Kapital, markierten die Wegstrecke.
Konjunkturelle und strukturelle Krisen am
Arbeitsmarkt, eine lahmende Konjunktur und der zwang
zur Kostenreduktion folgten als nächste Etappe.
Inmitten dieser Turbulenzen hat nun das internationale Karrierenetzwerk Stepstone eine neue strategische
Ausrichtung formuliert und bereits vor Jahresfrist mit der Umsetzung begonnen.
Das klassische Online-Recruiting mit der
Stellenanzeige als umsatzbringendes Produkt wird
zusehends als "Commodity", also als austauschbares,
handelbares Produkt gesehen.
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StepStone: OneStep Module |
Dieser volatile
Geschäftsbereich soll ergänzt werden und die StepStone-Gruppe wird zusehends zu einem e-Recruitment
Service Solution Provider ausgebaut.
Zwei Produkte spielen für
die Umsetzung dieser Strategie eine entscheidende
Rolle: Mit der e-Recruitment-Lösung "OneStep" werden
kleine und mittlere Unternehmen angesprochen, für
grössere Konzerne und Unternehmen mit einer
internationalen Ausrichtung, steht die Produktpalette
von Hire.com zur Verfügung, welches sich die
StepStone-Gruppe mittels einer exklusiven
Vertriebsvereinbarung für Europa gesichert hat.
Die neue Strategie ist zielgruppenkonform: Sowohl
das klassische Online-Recruiting mit der Platzierung
von Stellenanzeigen in der Online-Jobbörse als auch
die e-Recruitment-Lösungen helfen den Personalchefs
kleiner, mittlere und grosser Unternehmen, Kosten zu
senken, die Zeitdauer des Einstellungsprozesses zu
verkürzen und die Grundlagen zu schaffen, Teile des
Personalbeschaffungsprozesses kostengünstig auszulagern.
Die ersten Erfolge der neuen Strategie auf
internationaler Ebene spiegeln sich in der wachsenden Kundenliste
ab:
# |
StepStone Kunde |
1 |
Actief Interim, Belgien |
2 |
ANBO, Niederlande |
3 |
Carrefour, Belgien |
4 |
D'Ieteren (Volkswagen/Audi
Importeur) Belgien |
5 |
Elite Miljö, Dänemark |
6 |
Flughafen
Köln / Bonn GmbH, Deutschland |
7 |
Four Stars, Italien |
8 |
GSO German Scholars
Organisation, Deutschland |
9 |
Hudson Global
Resources Ltd., Großbritannien |
10 |
Icopal, Norwegen |
11 |
Institute of
Health Care Management (IHM), Großbritannien |
12 |
Irish Life & Permanent, Irland |
13 |
Maiorana Maggiorino, Italien |
14 |
NMI Recruiting,
Dänemark |
15 |
Novare Human Capital, Schweden |
16 |
Robert Bosch, Italien |
17 |
Six Flags, Belgien |
18 |
TNT Express, Italien |
19 |
Toyota Europe, Belgien |
20 |
Woonwerk, Niederlande |
Andererseits fällt StepStone ein solcher
Strategiewechsel nicht in den Schoss. Eine
Neu-Orientierung der Vertriebsmannschaft ist
notwendig. Haben die Vertriebsleute ehedem eine Online-Stellenanzeige
eher mit den Kosten- und Reichweitenvorteilen
gegenüber den Printmedien argumentiert, so müssen nun
andere Voraussetzungen geschaffen werden.
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Matthew Parker,
Group Sales Director, ERS division |
E-Recruitment-Lösungen sind hochgradig
erklärungsbedürftig. Neue integrierte Prozesse und die Auslagerung
von Teilfunktionen müssen in Beratungsgesprächen
erläutert werden.
Und am Ende steht die Frage nach dem
"Return-on-Investment", die der Personalchef des
Unternehmens beantwortet haben will, da er sich intern
auch mit seinem Finanz-Controller über Kosten und
Nutzen abstimmen muss.
Der
neue StepStone-Vertrieb benötigt also unterschiedliche
Skills und die Vorlaufzeiten bis zu einem Vertragsabschluss sind beträchtlich.
Andererseits ergänzt des Karriere-Netzwerk
kurzfristig schwankende Umsätze aus dem
Online-Recruitment-Geschäft durch mittelfristig
stabile Umsätze aus dem e-Recruitment Solution
Bereich.
Kunde |
e-Recruitment
Lösung |
Laufzeit in
Monaten |
Umsatz in €
(geschätzt) |
Novare Human Capital, Schweden |
Hire.com |
48 |
400.000 |
TMP/Hudson Global Resources, UK |
Hire.com |
36 |
k.A. |
Irish Life & Permanent, Irland |
Hire.com |
36 |
200.000 |
Flughafen
Köln / Bonn,
NMI Recruiting |
OneStep |
k.A. |
75.000 |
Robert Bosch, Italien
TNT Express, Italien
ANBO, Niederlande |
OneStep |
12 - 36 |
175.000 |
Hinter diesen Zahlen verbirgt sich ein für
StepStone sicherlich willkommener Effekt: Die
Umsatzerlöse der genannten Vertragsabschlüsse
entsprechen in etwa den Umsätzen, die von 1.735
Stellenanzeigen (bei aktuellen Preisen von € 490.- pro online platzierten Stellenanzeige) erzielt werden
könnten.
Allerdings darf die zukünftige Preis- und
Kostendynamik nicht ausser Acht gelassen werden: Das
Preisgefüge für Online-Stellenanzeigen erodiert im
Zuge der allgemeinen Nachfrageschwäche und
Online-Jobbörsen differenzieren im Preiswettbewerb
zusehends ihre Preismodelle. Andererseits muss jede
einzelne Stellenanzeige, wenn es sich nicht um eine
Verlängerungs-Annonce handelt, individuell und
kostenträchtig akquiriert werden.
Und der Trend der Akquise-Kosten zeigt eher nach oben. Die ungünstige
zukünftig zu erwartende Preis- und (Akquisitions-)
Kostenschere verleiht der strategischen Ausrichtung
auf das neue "Enterprise Recruiting Solution"
Geschäftsmodell zusätzliche Bedeutung.
Die Aussichten auf zukünftige stabile Umsätze
verstellen jedoch nicht den Blick auf die derzeitige
Finanzstruktur der StepStone-Gruppe. In einer
ausserordentlichen Aktionärsversammlung im
renommierten Radisson-Hotel in Oslo stellten die
Vorstandsmitglieder klar, dass ihnen das Risiko der
derzeitigen Kapitalstruktur durchaus bewußt ist. Demzufolge
beträgt das Vermögen 50% des Atkienkapitals.
Zur
Verbesserung der Bilanzstruktur ist in einem "Private
Placement" mit Leif Hübert ein neuer Grossaktionär
eingetreten. Neben dem amerikanischen Venture-Capital Fund
Geocapital sind skandinavischen
Unternehmer-Familien wie die schwedische
Wallenberg-Familie oder der norwegische
Multi-Millionär
Christen Sveeas über ihre diversen
Holdinggesellschaften ebenso an StepStone beteiligt.
Aktienkurs-Entwicklung der
StepStone
ASA
(Börse Oslo) Quelle: Yahoo
Finance |
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Nach schwierigen Zeiten scheint auch die Börse die
Zukunftsaussichten zu honorieren. In den letzten 24
Monate zeigte der Kursverlauf der StepStone-Aktie
einen lang andauernden Abwärtstrend, ehe im August
2003 mit einem Turnaround ein Kurswechsel gelang.
Seither ist die Aktie in einem intakten Aufwärtstrend
- zusätzlich untermauert von steigenden Handelsvolumen.
Andere börsennotierte HR-Konzerne wie Adecco
(Muttergesellschaft von jobpilot) und TMP / Monster
unterlagen einem ähnlichen Trendverlauf. Allerdings
ist der Kurssturz, der die Schweizer Adecco-Aktie im
Verlauf eines Bilanzierungs- und Informations-Skandals
wie ein Sturz von der Eiger-Nordwand heimsuchte, recht
atypisch, die anschliessende Erholung des Börsenkurses
rückte die Bewertung der Aktie wieder in ein eher
normales Licht.
Auffallend bei der Kundenliste von StepSstone
e-Recruitment-Lösungen ist es, daß Wettbewerber
offensichtlich keine grossen Berührungsängste haben,
wenn es um die Auswahl von geeigneten Lösungen geht.
So hat Hudson Global Resources in Großbritannien sich
für die Lösung aus der Hand eines Wettbewerbers
entschieden. Hudson Global ist die Tochtergesellschaft
des US-amerikanischen TMP / Monster Konzerns, der mit
seinem Monster-Karrierenetz ein direkter StepStone
Konkurrent ist.
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