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Marktübersicht

 

 

 

 
Wieviele Jobbörsen braucht das Land? -
Deutsche Unternehmen starten Gemeinschafts-Stellenmarkt JobStairs

 

London, 28. März 2003 (Eigenbericht).

Trotz schwieriger Arbeitsmarktlage in Deutschland und regelmäßigen Schreckensmeldungen über Stellenabbau-Maßnahmen in fast allen Konzernen sehen namhafte Unternehmen in Deutschland noch Handlungsbedarf, wenn es um die Gründung und den Betrieb einer weiteren und gemeinsamen Jobbörse geht. Mit dem Launch von JobStairs am 27. März ist es dem Königsteiner Medien-Consulter Prof. Dr. Jäger und der Web-Agentur milch & zucker gelungen, die teilnehmenden Unternehmen von der Notwendigkeit eines gemeinsamen Auftritts zur Bewerberansprache und Personalbeschaffung zu überzeugen.

Mit Minimal-Funktionen zum maximalen Nutzen

Auf den ersten Blick erscheint die Jobbörse von JobStairs in einem klaren, strukturierten Design mit nur wenigen Funktionen: Die Stellensuche ist übersichtlich und komfortabel gestaltet, erlaubt Schnellsuche nach Schlagworten und eine Detailsuche. Die Ergebnisse werden übersichtlich und frei sortierbar nach Aktualitätsdatum, Stellenbezeichnung, Arbeitgeber und Ort präsentiert. Eine JobMail-Funktion ermöglicht es Stellensuchenden, ein Profil zu definieren und über passende Stellenangebote per e-Mail automatisch eine Mitteilung in täglichem oder wöchentlichem Rhythmus zu erhalten.

Online-Bewerbungen werden durch die Erfassung eines Stellengesuchs ermöglicht, dieses Profil wird dann allen Unternehmen, die unter "Unternehmensprofile" gelistet sind, direkt und automatisch zugestellt.

Wenn die persönlichen Daten auf die Reise gehen

JobStairs hat für Bewerber Datenschutzbestimmungen formuliert, und bevor die persönlichen Daten an Unternehmen weitergegeben werden, muss das eingetragene Stellengesuch aktiviert werden. 

Auszug aus den jobstairs Datenschutz-Bestimmungen:

3.4 Sie selbst entscheiden, ob und wann Ihre personenbezogenen Daten den an JobStairs teilnehmenden Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Die Offenlegung erfolgt erst, wenn Sie Ihr Stellengesuch "aktivieren". Anhand einer "Blacklist" entscheiden Sie, welchen Unternehmen Ihre personenbezogenen Daten zugänglich gemacht werden sollen. Eine Auflistung der an JobStairs teilnehmenden Unternehmen erhalten Sie unter dem Menüpunkt "Unternehmensprofile".

3.5 Da die Personalabteilungen der an JobStairs teilnehmenden Unternehmen auch im außereuropäischen Ausland liegen können, findet unter Umständen ein Transfer Ihrer personenbezogenen Daten in Gebiete außerhalb der Europäischen Union statt.

Mittels einer "Blacklist" erhält der Stellensuchende die Möglichkeit, persönliche Sperrvermerke einzugeben; in diesem Falle werden die Stellengesuchs-Daten nicht an das oder die betreffenden Unternehmen geschickt. Nicht auszuschließen ist jedoch ein Datenversand über die Landesgrenzen hinaus: Falls internationale Konzerne auch Personalabteilungen im Ausland betreiben, findet unter Umständen ein Datentransfer in solche Länder statt.

Ein genauer Blick auf die jeweilige Konzern-Struktur der teilnehmenden Unternehmen ist auf alle Fälle ratsam. Gerade bei internationalen Firmenübernahmen sind verschachtelte Konzernstrukturen entstanden, die nicht immer unter einem einheitlichen "Corporate Branding" in Erscheinung treten. So finden sich bei dem DAX-Unternehmen E.ON Konzerngesellschaften wie Powergen, LG&Energy oder Viterra, bei der Bertelsmann-Gruppe sind Unternehmen wie Arvato, BMG, Random House, RTL-Group, Direct Group oder der Springer-Verlag Bestandteil der dezentralen Unternehmens-Struktur. Und auch bei einem grundsoliden deutschen Unternehmen wie Porsche kann es vorkommen, dass Bewerbungsunterlagen bei der Personalabteilung von Porsche Middle East FZE in Dubai landen, denn auch dort sind Vakanzen zu besetzen.

Unternehmensprofile

JobStairs bietet eine kompakte Darstellung der teilnehmenden Unternehmen an und verweist mit entsprechenden Links auf die jeweiligen Webseiten der Personalabteilungen. Darüber hinaus werden die Unternehmens-Logos in einem Laufschrift-Band auf allen Seiten des JobStairs-Webautrittes angezeigt. Damit ist auch schon dem Bedarf des "Employer Branding" genüge getan. Doch wer jetzt gedacht hat, dass die Unternehmen nun auf ihre eigenen Karriere-Seiten verzichten würden, hat sich vielleicht zu früh gefreut. 

Die Zielgruppe im Visier:

"Die Spezifika des Internets ist u.a., dass der Web-Besucher seinen Informationsbedarf schnellstmöglich gedeckt haben möchte. Dies bedeutet, dass er nicht nur zur selektiven Informationswahrnehmung neigt, sondern vor allem auch eine selektive Informationsbedarfs-Deckung wünscht bzw. intuitiv fordert. Kommt eine HRM-Seite [=Human Resource Management] dieser Erwartung bzw. Forderung nicht in adäquater Weise nach, so besteht die Möglichkeit, dass der Web-Besucher sehr schnell die Web-Präsentation des Unternehmens verlässt und eine andere Unternehmensseite aufruft. Um dies zu vermeiden, ist auf der HRM-Site eine zielgruppenspezifische Ansprache zu realisieren."

Christoph Beck: Professionelles E-Recruitment

Die teilnehmenden Unternehmen betreiben nach wie vor ihre eigene HR-Webseite für die Unternehmensdarstellung und Personalbeschaffung, häufig auch für interne Stellenmärkte. Insbesondere international operierende Unternehmen werden schwerlich auf eigene Webauftritte im In- und Ausland verzichten wollen. Beispielsweise hat die Bertelsmann-Gruppe einen vorbildlichen  Web-Auftritt im Personalbereich entwickelt und präsentiert damit eine Plattform für Karrierechancen in dem weitverzweigten Medien-Konzern. Und auch die Deutsche Lufthansa braucht sich mit ihrem neu gestalteten und mediengerechtem Webauftritt "Be Lufthansa" nicht zu verstecken. Leider bietet die Kranich-Linie nur 23 Stellenangebote auf ihrer eigenen Webseite an, bei JobStairs sind es zum Auftakt lediglich 17 Positionen.

Allerdings stehen die knappen Funktionsangebote von JobStairs nicht ganz im Einklang mit den umfassenden Online-Prozessen der Konzerne. So hat beispielsweise das zum E.ON-Konzern gehörende Traditionsunternehmen DEGUSSA schon seit geraumer Zeit ein Werkzeug zum Bewerbermanagement (digitalCAT=digital Company Application Tool) angeboten und es bleibt abzuwarten, wie nahtlos sich der Datenaustausch zwischen den bei JobStairs hinterlegten Bewerberdaten und den unternehmenseigenen Tools gestalten wird. 

Die Start-Aufstellung: BMW in Pole-Position

Bei der Betriebsaufnahme von JobStairs waren namhafte deutsche Unternehmen vertreten, so einige DAX-30 Unternehmen, Wirtschafts- und Beratungsfirmen sowie eher regional agierende Firmen wie Fraport aus dem Rhein-Main-Gebiet. 

Interessant ist jedoch, wer aus der DAX-30-Riege beim Start nicht mit dabei ist. Hier fehlen große Arbeitgeber wie Allianz,  Deutsche Post, Linde, METRO, Siemens, TUI oder Volkswagen. Auch sind die Unternehmen unterschiedlich stark vertreten: Der Autobauer BMW verzeichnet mit 636 Stellenangeboten den Löwenanteil der jobstairs-Offerten, Porsche folgt mit weitem Abstand mit 142 Angeboten auf Rang zwei.  Und über die Hälfte aller Unternehmen haben weniger als 50 Stellenangebote präsent. Schlusslicht ist die Salzgitter AG mit zwei Stellenanzeigen. Entweder wollen die Personaler des Unternehmens nicht alle Karten auf den Tisch legen oder die Datenübernahme läuft noch schleppend: Auf dem eigenen Karriereportal werden zum gleichen Zeitpunkt 40 Stellenangebote publiziert.

Auffallend ist, daß der dritte süddeutsche Automobil-Konzern nicht mit von der Partie ist: DaimlerChrysler verzichtet auf die Teilnahme in der Gemeinschaftsjobbörse. An mangelnden Kontakten zwischen DaimlerChrysler und milch & zucker, dem Entwickler und Betreiber von JobStairs,  kann es nicht gelegen haben, denn pikanterweise wurde der DaimlerChrysler Karriere-Auftritt im Web vom milch & zucker-Team entwickelt. 

Beeinträchtigt wird das Gesamtbild zu Betriebsbeginn leider von nicht ganz aktuellen Stellenangeboten. Ob die Datenübernahme von langer Hand vorbereitet war oder mit der heißen Nadel gestrickt wurde, auffallend ist, dass einige Stellenangebote relativ alt sind.Fraport sucht mit Datum vom 23. Oktober 2001, Degussa hat Vakanzen seit dem 30. November 2001 offen und auch der Gütersloher Medien-Konzern Bertelsmann bemüht sich, offene Stellen seit dem 29. Oktober 2002 zu besetzen.

Ist die Sättigungsgrenze schon erreicht?

Mit über 400 virtuellen Stellenmärkten ist Deutschland für die elektronische Arbeitsvermittlung bestens ausgestattet. Neben den bekannten Karrierportalen wie jobpilot, Monster, Stepstone oder dem Arbeitsamt gibt es für fast jede Berufsgruppe oder jede Branche eine Spezial-Jobbörse. Allein die stellensuchenden Ingenieure haben die Qual der Wahl, welche der sieben Spezial-Jobbörsen, wie z.B. www.ingenieurkarriere.de sie bei der Suche einschalten sollen. 

Auch auf internationaler Ebene konstatieren die HR-Marktforscher von iLogos eine zusehende Sättigung unter den Global-500-Unternehmen, mittlerweile werden Stellenangebote aller Verantwortungsstufen über die Firmen-HR-Portale gesucht.

Sättigungsgrenze bei Firmen-HR-Portalen 
Alle Verantwortungsstufen werden gesucht
Quelle: iLogos Research 2002

Die Namensgebung der vielen Stellenmärkte mit dem Begriff "Job" im Titel trägt nicht zu einer eigenständigen, wiedererkennbaren "Marke" bei. So ist JobStairs Nachzügler im überbesetzten Namenswettbewerb: Über 50 Stellenmärkte in Deutschland kämpfen mit Begriff "Job...." als Bestandteil des Namens um Wiedererkennung bei Stellensuchenden und Personalchefs. Doch mit Bannerwerbung bei der Konkurrenz wird der neue Stellenmarkt schon beworben: Bei der Jobbörse Jobs.de erscheinen schon auf den Unternehmensseiten der BASF Hinweise of JobStairs. Es bleibt außerdem abzuwarten, inwieweit die zufällige Namensgleichheit der Webadresse www.jobstairs.de mit der in Saarbrücken domizilierten Firma Jobstairs GbR in Übereinklang zu bringen ist.

Die etablierten Karriere-Portale reagieren auf den Newcomer gelassen: "Die neue Jobbörse JobStairs ist eine weitere der mittlerweile über 300 Jobbörsen in Deutschland. Auch das Arbeitsamt arbeitet an einer neuen Internet-Jobbörse. Das ist ein ganz klarer Indikator dafür, dass Rekrutierung heute über das Internet läuft. Deutsche Unternehmen entscheiden sich also ganz klar für Online Recruitment. Als Nummer eins auf dem europäischen Markt sieht StepStone dem also recht gelassen und mit optimistischer Spannung entgegen." so Ralf Baumann, Vorstand der StepStone Deutschland AG.

Der virtuelle Arbeitsmarkt Deutschland wird vernetzt

Die Konzeption von JobStairs als gemeinsame HR-Plattform für selektive deutsche Unternehmen zeigt klar auf, dass die Vernetzung der virtuellen Arbeitsmärkte in Deutschland schon in vollem Gange ist. Während für Bewerber vordergründig eine Online-Bewerbung direkt im digitalen Postkorb des Personalchefs landet, spielt sich hinter den Kulissen  zunehmend eine unternehmensübergreifende Vernetzung des Arbeitsmarktes ab. Stellenangebote können Online am Bildschirm erfasst und redigiert werden, per Mausklick wird diese bei einem oder mehreren Stellenmärkten direkt im 24-Stunden-Betrieb publiziert. Online Bewerbungen und die steigende Zahl der "Initiativ-Bewerbungen" werden zusehends durch automatische Profil-Analysen nach den gewünschten Erfahrungen und Fähigkeiten vorab durchsucht. International operierende Karriere-Portale konsolidieren ihre Datenbanken grenzüberschreitend und so ist e-Recruitment, die Vernetzung des unternehmensübergreifenden Personalbeschaffungsprozesses,  in vollem Schwung. 

Ein Rumpelstilzchen-Syndrom

Dass und wie dabei Unternehmensgrenzen überschritten werden und Wettbewerbsbeziehungen ad-acta gelegt werden können, zeigt auch das Beispiel der Deutschen Lufthansa: das neue Karriere-Portal "Be-Lufthansa" wird zweisprachig betrieben und ist für Bewerber aus der gesamten Welt verfügbar. Stellenangebote werden im eigenen "Employer Branding" mediengerecht dargestellt, technisch gesehen aber vom Paderborner Karriere-Portal Jobware zur Verfügung gestellt. Jetzt erscheinen die gleichen Lufthansa-Stellenangebote auch bei JobStairs, wobei der Datenaustausch über eine XML-Schnittstelle läuft, die Jobware für die Deutsche Lufthansa entwickelt hat. Ach wie gut, dass niemand weiß, ...

Weiterführende Links

Firmen:

bullet Be Lufthansa
bullet Bertelsmann
bulletBMW Group
bulletDaimlerChrysler
bullet Degussa
bulletDeutsche Post
bulletDr. Jäger Medien-Service & Consulting GmbH
bulletE.ON
bulletingenieurkarriere.de
bulletJobStairs
bulletJobware
bullet milch & zucker
bulletSalzgitter AG
bulletStepStone

Artikel:

bulletSpiegel-Online: Nur Jobs, kein Schnickschnak
bulletEmployer Branding is a Necessity in an Economic Slowdown
bullet"Attraktive Arbeitgeber 2002" - Eine Studie der Hewitt Associates
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Buch:

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