Auf den ersten Blick erscheint die
Jobbörse von JobStairs in einem klaren,
strukturierten Design mit nur wenigen Funktionen: Die Stellensuche
ist übersichtlich und komfortabel gestaltet, erlaubt
Schnellsuche nach Schlagworten und eine Detailsuche.
Die Ergebnisse werden übersichtlich und frei
sortierbar nach Aktualitätsdatum, Stellenbezeichnung,
Arbeitgeber und Ort präsentiert. Eine JobMail-Funktion
ermöglicht es Stellensuchenden, ein Profil zu
definieren und über passende Stellenangebote per
e-Mail automatisch eine Mitteilung in täglichem oder
wöchentlichem Rhythmus zu erhalten.
Online-Bewerbungen werden durch die
Erfassung eines Stellengesuchs ermöglicht, dieses
Profil wird dann allen Unternehmen, die unter
"Unternehmensprofile" gelistet sind, direkt
und automatisch zugestellt.
Wenn die
persönlichen Daten auf die Reise gehen
JobStairs hat für Bewerber Datenschutzbestimmungen formuliert, und bevor die
persönlichen Daten an Unternehmen weitergegeben
werden, muss das eingetragene Stellengesuch aktiviert
werden.
Mittels einer "Blacklist"
erhält der Stellensuchende die Möglichkeit,
persönliche Sperrvermerke einzugeben; in
diesem Falle werden die Stellengesuchs-Daten nicht an
das oder die betreffenden Unternehmen geschickt. Nicht
auszuschließen ist jedoch ein Datenversand über die
Landesgrenzen hinaus: Falls internationale Konzerne
auch Personalabteilungen im Ausland betreiben, findet
unter Umständen ein Datentransfer in solche Länder
statt.
Ein genauer Blick auf die jeweilige
Konzern-Struktur der teilnehmenden Unternehmen ist auf
alle Fälle ratsam. Gerade bei internationalen
Firmenübernahmen sind verschachtelte
Konzernstrukturen entstanden, die nicht immer unter
einem einheitlichen "Corporate Branding" in
Erscheinung treten. So finden sich bei dem
DAX-Unternehmen E.ON Konzerngesellschaften wie
Powergen, LG&Energy oder Viterra, bei der
Bertelsmann-Gruppe sind Unternehmen wie Arvato, BMG,
Random House, RTL-Group, Direct Group oder der
Springer-Verlag Bestandteil der dezentralen
Unternehmens-Struktur. Und auch bei einem grundsoliden
deutschen Unternehmen wie Porsche kann es vorkommen,
dass Bewerbungsunterlagen bei der Personalabteilung
von Porsche Middle East FZE in Dubai landen, denn auch
dort sind Vakanzen zu besetzen.
Unternehmensprofile
JobStairs bietet eine kompakte
Darstellung der teilnehmenden Unternehmen an und
verweist mit entsprechenden Links auf die jeweiligen
Webseiten der Personalabteilungen. Darüber hinaus
werden die Unternehmens-Logos in einem
Laufschrift-Band auf allen Seiten des JobStairs-Webautrittes
angezeigt. Damit ist auch
schon dem Bedarf des "Employer
Branding" genüge getan. Doch wer jetzt gedacht
hat, dass die Unternehmen nun auf ihre eigenen
Karriere-Seiten verzichten würden, hat sich
vielleicht zu früh gefreut.
Die teilnehmenden
Unternehmen betreiben nach wie vor ihre eigene
HR-Webseite für die Unternehmensdarstellung und
Personalbeschaffung, häufig auch für interne
Stellenmärkte. Insbesondere international
operierende Unternehmen werden schwerlich auf eigene
Webauftritte im In- und Ausland verzichten wollen.
Beispielsweise hat die Bertelsmann-Gruppe einen
vorbildlichen Web-Auftritt im Personalbereich
entwickelt und präsentiert damit eine Plattform für
Karrierechancen in dem weitverzweigten Medien-Konzern. Und auch die Deutsche Lufthansa
braucht sich mit ihrem neu gestalteten und
mediengerechtem Webauftritt "Be Lufthansa"
nicht zu verstecken. Leider bietet die Kranich-Linie
nur 23 Stellenangebote auf ihrer eigenen Webseite an,
bei JobStairs sind es zum Auftakt lediglich 17
Positionen.
Allerdings stehen die knappen
Funktionsangebote von JobStairs nicht ganz im
Einklang mit den umfassenden Online-Prozessen der
Konzerne. So hat beispielsweise das zum E.ON-Konzern
gehörende Traditionsunternehmen DEGUSSA schon seit
geraumer Zeit ein Werkzeug zum Bewerbermanagement (digitalCAT=digital
Company Application Tool) angeboten und es bleibt
abzuwarten, wie nahtlos sich der Datenaustausch
zwischen den bei JobStairs hinterlegten Bewerberdaten
und den unternehmenseigenen Tools gestalten
wird.
Die Start-Aufstellung:
BMW in Pole-Position
Bei der Betriebsaufnahme von JobStairs
waren namhafte deutsche Unternehmen vertreten, so
einige DAX-30 Unternehmen, Wirtschafts- und
Beratungsfirmen sowie eher regional agierende Firmen wie
Fraport aus dem Rhein-Main-Gebiet.
Interessant ist jedoch, wer aus der DAX-30-Riege beim Start nicht mit
dabei ist. Hier fehlen große Arbeitgeber wie Allianz,
Deutsche Post, Linde, METRO, Siemens,
TUI oder Volkswagen. Auch sind die Unternehmen
unterschiedlich stark vertreten: Der Autobauer BMW
verzeichnet mit 636 Stellenangeboten den Löwenanteil
der jobstairs-Offerten, Porsche folgt mit weitem
Abstand mit 142 Angeboten auf Rang zwei. Und
über die Hälfte aller Unternehmen haben weniger als
50 Stellenangebote präsent. Schlusslicht ist die Salzgitter
AG mit zwei Stellenanzeigen. Entweder wollen die
Personaler des Unternehmens nicht alle Karten auf den
Tisch legen oder die Datenübernahme läuft noch
schleppend: Auf dem eigenen Karriereportal werden zum
gleichen Zeitpunkt 40 Stellenangebote publiziert.
Auffallend ist, daß der dritte süddeutsche
Automobil-Konzern nicht mit von der Partie ist:
DaimlerChrysler verzichtet auf die Teilnahme in der
Gemeinschaftsjobbörse. An mangelnden Kontakten
zwischen DaimlerChrysler und milch & zucker, dem
Entwickler und Betreiber von JobStairs, kann es
nicht gelegen haben, denn pikanterweise wurde der
DaimlerChrysler Karriere-Auftritt im Web vom milch
& zucker-Team entwickelt.
Beeinträchtigt wird das Gesamtbild zu
Betriebsbeginn leider von
nicht ganz aktuellen Stellenangeboten. Ob die
Datenübernahme von langer Hand vorbereitet war oder
mit der heißen Nadel gestrickt wurde, auffallend ist,
dass einige Stellenangebote relativ alt sind.Fraport
sucht mit Datum vom 23. Oktober 2001, Degussa hat
Vakanzen seit dem 30. November 2001 offen und auch der
Gütersloher Medien-Konzern Bertelsmann bemüht sich,
offene Stellen seit dem 29. Oktober 2002 zu
besetzen.
Ist die
Sättigungsgrenze schon erreicht?
Mit über 400 virtuellen
Stellenmärkten ist Deutschland für die elektronische
Arbeitsvermittlung bestens ausgestattet. Neben den
bekannten Karrierportalen wie jobpilot, Monster,
Stepstone oder dem Arbeitsamt gibt es für fast jede
Berufsgruppe oder jede Branche eine Spezial-Jobbörse.
Allein die stellensuchenden Ingenieure haben die Qual
der Wahl, welche der sieben Spezial-Jobbörsen, wie
z.B. www.ingenieurkarriere.de
sie bei der Suche einschalten sollen.
Auch auf internationaler Ebene
konstatieren die HR-Marktforscher von iLogos eine
zusehende Sättigung unter den Global-500-Unternehmen,
mittlerweile werden Stellenangebote aller
Verantwortungsstufen über die Firmen-HR-Portale
gesucht.
Sättigungsgrenze
bei Firmen-HR-Portalen |
|
Alle
Verantwortungsstufen werden gesucht |
|
Quelle: iLogos Research 2002 |
Die
Namensgebung der vielen Stellenmärkte mit dem Begriff
"Job" im Titel trägt nicht zu einer
eigenständigen, wiedererkennbaren "Marke"
bei. So ist JobStairs Nachzügler im überbesetzten
Namenswettbewerb: Über 50 Stellenmärkte in
Deutschland kämpfen mit Begriff "Job...."
als Bestandteil des Namens um Wiedererkennung bei
Stellensuchenden und Personalchefs. Doch mit
Bannerwerbung bei der Konkurrenz wird der neue
Stellenmarkt schon beworben: Bei der Jobbörse Jobs.de
erscheinen schon auf den Unternehmensseiten
der BASF Hinweise of JobStairs. Es bleibt
außerdem abzuwarten, inwieweit die zufällige
Namensgleichheit der Webadresse www.jobstairs.de
mit der
in Saarbrücken domizilierten Firma Jobstairs GbR in Übereinklang zu bringen ist.
Die etablierten Karriere-Portale
reagieren auf den Newcomer gelassen: "Die
neue Jobbörse JobStairs ist eine weitere der
mittlerweile über 300 Jobbörsen in Deutschland. Auch
das Arbeitsamt arbeitet an einer neuen
Internet-Jobbörse. Das ist ein ganz klarer Indikator
dafür, dass Rekrutierung heute über das Internet
läuft. Deutsche Unternehmen entscheiden sich also
ganz klar für Online Recruitment. Als Nummer eins auf
dem europäischen Markt sieht StepStone dem also recht
gelassen und mit optimistischer Spannung
entgegen." so Ralf Baumann, Vorstand der
StepStone Deutschland AG.
Der virtuelle
Arbeitsmarkt Deutschland wird vernetzt
Die Konzeption von JobStairs als
gemeinsame HR-Plattform für selektive deutsche
Unternehmen zeigt klar auf, dass die Vernetzung der virtuellen
Arbeitsmärkte in Deutschland schon in vollem Gange
ist. Während für Bewerber vordergründig eine
Online-Bewerbung direkt im digitalen Postkorb des
Personalchefs landet, spielt sich hinter den
Kulissen zunehmend eine
unternehmensübergreifende Vernetzung des
Arbeitsmarktes ab. Stellenangebote können Online am
Bildschirm erfasst und redigiert werden, per Mausklick
wird diese bei einem oder mehreren Stellenmärkten
direkt im 24-Stunden-Betrieb publiziert. Online
Bewerbungen und die steigende Zahl der
"Initiativ-Bewerbungen" werden zusehends
durch automatische Profil-Analysen nach den
gewünschten Erfahrungen und Fähigkeiten vorab durchsucht.
International operierende Karriere-Portale
konsolidieren ihre Datenbanken grenzüberschreitend
und so ist e-Recruitment, die Vernetzung des unternehmensübergreifenden Personalbeschaffungsprozesses,
in vollem Schwung.
Ein
Rumpelstilzchen-Syndrom
Dass und wie dabei Unternehmensgrenzen
überschritten werden und Wettbewerbsbeziehungen
ad-acta gelegt werden können, zeigt auch das Beispiel
der Deutschen Lufthansa: das neue Karriere-Portal
"Be-Lufthansa" wird zweisprachig betrieben
und ist für Bewerber aus der gesamten Welt
verfügbar. Stellenangebote werden im eigenen "Employer
Branding" mediengerecht dargestellt, technisch
gesehen aber vom Paderborner Karriere-Portal Jobware
zur Verfügung gestellt. Jetzt erscheinen die gleichen
Lufthansa-Stellenangebote auch bei JobStairs, wobei der Datenaustausch
über eine XML-Schnittstelle läuft, die Jobware für
die Deutsche Lufthansa entwickelt hat. Ach wie gut,
dass niemand weiß, ...