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Marktübersicht

 

 

 

 

 

StepStone Deutschland erreicht die Gewinnzone - doch der Wettbewerb entpuppt sich zusehends als ein Kampf "David gegen Goliath"

London, März 2003 (Eigenbericht).

Stepstone Deutschland hat nach Jahren der Kostensenkungen, Umstrukturierungen und Anpassungen im Marketing die Gewinnzone erreicht. Doch aus dem Kopf-an-Kopf-Rennen mit jobpilot ist unversehens ein Kampf "David gegen Goliath" geworden. 

Die nun vorgelegten Quartalsergebnisse ermöglichen einen Vergleich mit den wichtigsten Wettbewerbern und offenbaren einige Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede. Die lang erwartete und viel zitierte Marktkonzentration läuft nun nach eigenen Regeln ab.

Die Früchte der Konsolidierungsarbeit

Ralf Baumann
Foto: StepStone

Wie Stepstone Deutschland AG anlässlich der Vorlage der Geschäftsergebnisse für das vierte Quartal 2002 bekannt gab, verzeichnete das Unternehmen mit einem Gewinnwachstum von 121,4 Prozent im vierten aufeinanderfolgenden Quartal  ein positives operatives Ergebnis (EBIT) und konnte einen Gewinn in Höhe von 859.000 Euro vorlegen. 

Mit rund 100 Mitarbeitern erzielte StepStone im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) einen Umsatz von 2.2 Millionen Euro. Damit fahren Ralf Baumann, CEO, Frank Hensgens (Marketing Director) und Kollegen die Früchte der schwierigen Konsolidierungsarbeiten der letzten Jahre ein. Neben den klassischen Massnahmen Personalabbau, Umstrukturierung der Organisation, Straffung des Service-Portfolios und Ausrichtung auf HR-Recruiting-Technologie (HR=Human Resource) hat auch ein Umdenken im Marketing eine Wende eingeleitet. 

Abkehr vom Hans-Dampf-in-allen-Gassen

Frank Hensgens
Foto: StepStone

In der euphorischen Hochphase des Internet-Hype folgte Stepstone und auch andere Jobbörsen nahezu jedem Marketing-Gag: Teure Fernsehwerbung und langfristig angelegte Sponsorship-Verträge, insbesondere in Großbritannien, brachten vielbeachtete Marken-Wiedererkennungswerte, doch sie führten auch in einzelnen Ländern zum urplötzlichen finanziellen Kollaps. 

Als Folge davon setzte ein Umdenken ein, und wie in der Bankbranche und im Transportgewerbe schon lange üblich, hat StepStone reagiert und ein Netzwerk von Vertriebs- und Abwicklungspartnern als kostengünstige Alternative zu einem eigenen kontinentalen Filialnetz auf- und ausgebaut. 

Zahlreiche Kooperationsvereinbarungen mit stark frequentierten Web-Portalen ("Traffic-Partner") erweitern nun die Reichweite bei den  Besucher. Zu den bekanntesten Traffic-Partnern zählen mittlerweile FOCUS, Allegra, die Suchmaschinen Lycos und Fireball oder auch das reichweitenstärkste Internet-Portal Aon der österreichischen Telekom Austria. 

Special-Interest-Portale im Finanzwesen, Automobil-Sektor und im IT-Bereich runden die Kooperationspartner ab.  Ausserdem vernetzt StepStone das Jobbörsen-Angebot mit zahlreichen regionalen Portalen. Mit diesem Ansatz der starken Präsenz auf regionalen WebPortalen kontert StepStone geschickt die Ausbreitung der zahlreichen regionalen Jobbörsen, die mit über 40 Jobbörsen-Betreibern einen nicht unerheblichen Anteil am Gesamtmarkt aufweisen.

In Europa hat StepStone das Netzwerk der Jobbörsen mittlerweile auf 22 Ländern ausgedehnt. In den europäischen Ländern veröffentlicht StepStone -Stand Anfang März- in Deutschland den Löwenanteil mit 7542 Stellenangeboten, gefolgt von Schweden (4098), Belgien (4078) und den Niederlanden mit 3502 Anzeigen. Italien (2443), und Frankreich (1226) folgen auf den weiteren Plätzen.

Jedoch sind auch die Schwächen in der Marktdurchdringung nicht zu übersehen: In StepStones Heimatmarkt Norwegen, in der Schweiz und in Österreich ist die Anzahl der Stellenangebote offensichtlich noch hinter den Erwartungen zurück geblieben.

Mit Verbundpartnern werden die restlichen europäischen Länder inklusive Mittel- und Oteuropa nahezu flächendeckend betreut. So hat die Stepstone-Gruppe Kooperationsabkommen mit CV-Online in den aufstrebenden Ländern Mittel- und Osteuropas, mit InfoJobs.net in Spanien sowie mit TotalJobs in Großbritannien abgeschlossen. Die Kooperationspartner in Spanien und Großbritannien repräsentieren zur Zeit nahezu zwei Drittel aller veröffentlichen Stelleangebote der Stepstone-Gruppe. Hinzu kommen noch strategische Übernahmen in den Niederlanden, wo Stepstone mit Careerportal ein Netzwerk von Personvermittlungsagenturen aufgekauft hat. 

Neupositionierung des Wettbewerbs

Die Boomjahre für elektronischen Jobbörsen sind nun zu Ende gegangen und hochfliegende Geschäftsmodelle finden sich auf dem Boden der Realität wieder. Es sind vor allem drei Trends, die nahezu zeitgleich auf die Jobbörsen zugekommen sind: 

1  Das Ende des Internet-Hype hat vor allem ein Austrocknen der Wagniskapitalgeber (Venture Capital) bewirkt. Die Goldgräberzeiten, als mit Börsengängen und Übernahmen horrende Kapitalbewegungen erzeugt wurden, sind entgültig zu Ende. In der Folge sind Börsenemissionen von Jobbörsen nahezu zum Erliegen gekommen, die Börseneinführung von jobpilot im April 2000 dürfte die bekannteste und auch die letzte derartige Kapitalbeschaffungsmaßnahme in Deutschland für längere Zeit gewesen sein. Nun steht ein anderes Finanzierungsmodell an: vermögende Privatpersonen investieren in Jobbörsen-Betreibergesellschaften, klassische HR-Konzerne oder Medien-Unternehmen stehen als Akquisiteure bereit und warten auf günstige Gelegenheiten.

Mit dem Siegeszug des Internets und der damit einhergehenden  steigenden Benutzerdurchdringung in breite Bevölkerungsschichten sind die klassischen Printmedien sowohl bei Auflagen als auch Anzeigenpreisen unter Druck gekommen. Einige Medien-Gesellschaften haben die Flucht nach vorne angetreten und bemerkenswerte Flops (Versum AG), aber auch sehenswerte Internet-Auftritte mit Jobbörsen (z.B. Süddeutsche Zeitung mit dem JobCenter) realisiert. Für die breite Masse der Jobbörsenbetreiber hat sich die Krise der Medienbranche  zeitverzögert ausgewirkt: Der frühere Preisvorteil einer elektronischen Stellenanzeige gegenüber den Stellenannoncen in den Printmedien hat sich in Wohlgefallen aufgelöst, da dieser Markt fast völlig zum erliegen gekommen ist.

3  Die Krise am Arbeitsmarkt ist auch zu einer Krise der elektronischen Jobbörsen geworden. Der "War of Talents", der Kampf um die besten Experten in der IT- und Multimediabranche hat sich relativiert, PR-Kampagnen wie die "Green Card" für ausländische IT-Spezialisten entpuppten sich als Arbeitsbeschaffungsmassnahmen für die Arbeitsämter. Bei fallenden Stellenanzeigen und in der Folge davon rückgängigen Umsatzerlösen mussten nahezu alle Jobbörsen zu rigidem Kostenmanagement greifen und viele liebgewonnene, aber teuere Marketingprojekte sind der Akribie der Controller zum Opfer gefallen. Nur in Nischenbereichen (z.B. Ingenieure, Controller, Gesundheitswesen, Vertreibsmitarbeiter) herrscht eine rege Nachfrage.

Aktien der HR-Unternehmen im zyklischen Börsen- und Konjunkturverlauf

Die veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingen hinterließen natürlich auch bei den Börsen-Notierungen der HR-Konzerne ihre Spuren und viele Firmen der weltweiten HR-Branche konnten sich diesen Trends nicht entziehen. 

Sinkende Börsennotierungen, Umsatz- Rückgänge und Gewinneinbussen sind mittlerweile an der Tagesordnung. Ein Vergleich der Börsenkursentwicklung in nebenstehendem Chart verdeutlicht diese Entwicklung. Ausgehend vom Jahresanfang 2002 (=100%), mussten nicht nur StepStone mit fallenden Aktienkursen Tribut zollen, sondern auch andere größere Wettbewerber, wie z.B. Adecco, Manpower, Korn/Ferry oder TMP worldwide litten unter dem Kursverfall.

Lediglich Manpower gelang es,  dem allgemeinen Baissetrend Paroli zu bieten. Die Aktie schnitt bei fallenden Kursen immerhin nicht so schwach wie der amerikanische Börsenindex S&P 500 ab. StepStone, TMP/Monster, Korn/Ferry und Adecco allerdings schafften es nicht, sich dem Trend entgegen zu stellen, eine schlechtere Performance als der Börsenindex spiegelte nur konsequenterweise die Markt- und Firmenprobleme wider.

Beim Barbier von Oslo: Christen Sveaas musste beim Kursverfall der StepStone-Aktie Haare lassen
Foto: NRK/Nyheter

Auffällig ist bei diesen HR-Firmen, dass wohlhabende Einzelpersonen unter den Grossaktionären vertreten sind. An der Schweizer Adecco S.A. ist der aus der Bremer-Kaffee-Dynastie stammende Unternehmer und Philanthrop Klaus J. Jacobs beteiligt. Als Haupteigner bei der Firma Adia Interim, die später in der Fusion mit Ecco zu Adecco verschmolzen wurde, hat er seinen erheblichen Anteilbestand auch in der neuen Adecco aufrechterhalten. Bei Stepstone ASA sind der norwegische Multimillonär Christen Sveaas oder die schwedische Wallenberg-Familie seit der letzten Kapitalzuführung im Herbst 2001 engagiert. Christen Sveaas, der sein Studium an der Handelshochschule St. Gallen (Schweiz) absolvierte, verfügt heute über namhafte Investmentportfolios (Orkla, Kistefos mit Unternehmensbeteiligungen in Reedereien oder beispielsweise der Carlsberg-Brauerei). Im November 2001 stieg er als Investor bei Stepstone ASA ein und ist mit über 12% der Aktien beteiligt. Seit der Kapitalzuführung am 20. November 2001 ist die an der Börse von Oslo gehandelte Stepstone-Aktie auf ein Sechstel des damaligen Preises gefallen. 

Andrew J. McKelvey,  Chairman & CEO
Foto: TMP/Monster

Auch in den USA steht bei TMP/Monster ein Multimillionär an der Spitze: Chairman und CEO Andrew J. McKelvey rangiert mit einem geschätzten Netto-Vermögen von 1.6 Milliarden US-$ gemäss Forbes unter den 400 reichsten Amerikanern. Zusammen mit Jeff Taylor das Monster Job Board gegründet, das bei TMP Worldwide den mit 37% grössten Anteil am Konzernumsatz erwirtschaftet. Im Gegensatz zu Christen Sveeas bei Stepstone oder auch Klaus Jacobs bei Adecco ist McKelvey als Chairman und CEO in der Konzernführung engagiert. McKelvey unterzieht den TMP worldwide Konzern gerade ein von langer Hand geplantes "Face-Lifting" und stärkt durch mehrere Namensänderungen einiger Divisions einen Re-Launch zu einer Dachmarke.

Vorwärts zu neuen Ufern

Vordergründig haben diese externen Einflüsse natürlich die wirtschaftliche Lage der Jobbörse erheblich beeinflusst, das vorteilhafte Geschäfts- und Prozessmodell "Jobbörse" bleibt jedoch nach wie vor intakt: Die Automation des Bewerbungsprozesses resultiert in beschleunigter Abwicklung der Personalbeschaffung und der konsequente Einsatz intelligenter IT-Lösungen führt zu einer Kosteneinsparung auf allen Prozess-Stufen. Darüber hinaus wird durch das moderne e-Recruitment auch die Grundlage geschaffen, gewisse kosten- und zeitintensive Teile des Personalbeschaffungsprozess an externe HR-Dienstleister im Outsourcing zu übertragen. Vor diesem Hintergrund entfalten sich die Möglichkeiten des e-Recruitment und der unternehmensübergreifenden Prozessintegration zu Erfolgsfaktoren der zweiten Jobbörsen-Generation.

Neupositionierung des Wettbewerbs

Der Markt der Jobbörsen hat sich in den letzten Jahren neu positioniert und einige der Einzelunternehmer sind in größere Unternehmensgruppen eingebunden worden. 

Derzeit zeichnen sich drei Unternehmensgruppierungen ab, die Investments in Jobbörsen-Betreiber kontrollieren.

1 Zum einen stellen die klassischen HR-Konzerne eine einflussreiche Gruppe, und mit Adecco (jobpilot), Manpower, Korn/Ferry (Futurestep) und TMP worldwide (Monster) sind hier mit unterschiedlichen Betriebs- und Geschäftsmodellen vertreten und betreiben direkt oder indirekt die jeweiligen Jobbörsen.

2 Zum anderen sind Medien-Unternehmen als Inhaber von Jobbörsen im Markt vertreten, da sie das klassische Print-Anzeigen-Geschäft auf das neue Medium "Internet" transferiert haben. In unterschiedlichen Konstellationen und Beteiligungsverhältnissen sind hier die WAZ Mediengruppe (kontrolliert 50% von Stellenanzeigen.de), die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck und die Verlagsgruppe Ippen mit ISA, ingenieurkarriere.de (über Verlag Handelsblatt/VDI) oder  die Medien-Union mit Jobware.de vertreten. Zahlreiche Printmedien haben ihre Online-Portale direkt mit Jobbörsen ergänzt, so z.B. die Süddeutsche Zeitung oder die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Die Financial Times Deutschland hingegen verfolgte einen wechselhaften Kurs und landete schließlich als Kooperations-Partner bei Monster.de.

3 Eine dritte Gruppe betreibt das sogenannte Portal-Geschäft und bündelt die konsumenten-orientierten Bereiche wie Jobs, Auto, Immobilien unter einem gemeinsamen Portal. Obwohl sich das von Medien-Konzernen gemeinsam gegründete Portal  VERSUM AG wieder vom Markt verabschiedete, sind hier noch kapitalstarke Unternehmen, wie die Bleisheim-Gruppe (BSH-Holding aus der Schweiz mit Jobscout24, Autoscout24, Immoscout24) vertreten. Dieses Geschäftsmodell verfolgt auch Yahoo!, die seinerzeit in den USA die Jobbörse HotJobs zu Spitzenpreisen übernommen hatte.

Gegenüber diesen starken Gruppierungen kämpfen einzelne unabhängige Jobbörsen-Betreiber mit wechselndem Erfolg am Markt. Die Hamburger Wordwidejobs allerdings hat mit ihrem Geschäfts- und Betriebsmodell als "Multiplikator" von Firmenstellenanzeigen mengenmässig einen der vorderen Plätze im Markt erreicht. Und natürlich ist das Arbeitsamt als Quasi-Monopolist nicht zu unterschätzen, doch mit den Empfehlungen der Hartz-Kommission im Rücken wird in Nürnberg an einer komplett neuen Jobbörsen-Technologie gebastelt, um das etwas betagte SIS (Stelleninformations-System) abzulösen.

Trotz aktueller kritischer Situation auf dem Arbeitsmarkt gilt es, einige der Grundströmungen im Auge zu behalten und abzuschätzen, wie sie sich auf den Markt der Jobbörsen auswirken. Ein oder mehrere Trends verstärken die zugrundeliegende "Job-Rotationsgeschwindigkeit", d.h. wie häufig Menschen die Stelle und den Arbeitgeber wechseln. Die wichtigsten Einflussfaktoren sind in der folgende Tabelle im Überblick dargestellt. 

Einflussfaktoren Unternehmen Einflussfakturen Individuum 
Globalisierung steigende Lebenserwartungen,  längere Lebensarbeitszeiten 
Deregulierung des Arbeitsmarktes steigende Ausbildung
verbesserte Kommunikations-Technologie, Spezialisierung und räumliche Trennung des Arbeitsort  zunehmende Mobilität
weitergehende Arbeitsteilung und Spezialisierung der Arbeitsprozesse und damit der Anforderungs-Profile Änderung der Einstellungen zu Job und Beschäftigungsdauer
Neue HR-Strategien Neue Work-/Lifestile
Schnellere und flexiblere Besetzung der Arbeitsplätze (just in time) Multi-skilling
Zunehmende Präzision bei Angebotsprofilen (Just in skills) Aneinderkettung von Beschäftigungsverhältnissen und zunehmender Anteil von temporären Jobs.
flexiblere Anpassung der Beschäftigten an wechselnde Auslastungsniveaus   Umschulungsmassnahmen
Quelle: Adecco

Die aus der Gründerzeiten des Internet stammenden Einzelunternehmen wie StepStone sehen sich jetzt unvermittelt nicht mehr im Wettbewerb gegenüber anderen unabhängigen Jobbörsen-Betreibern, sondern in einem Wettbewerb "David gegen Goliath", und das gleich gegen mehrere Großunternehmen der HR-Branche. Denn mittlerweile haben sich nahezu alle große Konzerne eine elektronische Jobbörse durch Eigenentwicklung oder Akquisition einverleibt. 

Adecco

Der grösste Personal-Konzern mit globaler Ausrichtung domiziliert in Cheserex in der Schweiz und entstammt dem Zusammenschluss von Adia (Schweiz) und Ecco (Frankreich). Mittlerweile hat Adecco neben seinem Hauptgeschäft, der Zeitarbeit, durch zielgerichtete und regelmässige Akquisitionen von HR-Spezialfirmen das Dienstleistungsportfolio ausgebaut und in den Gesamtkonzern integriert. Der Konzern beschäftigt 30.000 Mitarbeiter in 6000 Niederlassungen verteilt über 60 Länder.

Geschäftsbereiche Zielgruppe / Dienstleistung
Adecco Zeitarbeit und Executive Search
Ajilon Professional Staff, Managed Services
jobpilot e-HR-Services, online Jobbörse
LHH Lee Heacht Harrison Career Services, Outplacement
Alexandre TIC Executive Search
Geschäftsziele  
Wachstum Organisches Wachstum, mehr als 50% des Marktes
Akquisitionen
Marktposition Nr. 1 oder Nr. 2 in allen Märkten mit mindestens 20% Marktanteil
Qualität / Kosten Verbesserung durch hohen Automationsgrad
Diversifikation Erweiterung des Dienstleistungs- Portfolios: Wandlung von Zeitarbeit zum  Ausbau der HR-Services

Bei Adecco reflektiert die Umsatzverteilung (Zahlen aus dem 4. Quartal 2002) die Herkunft aus dem klassischen Zeitarbeitsgeschäft. Neue Geschäftsbereiche, wie z.B. Ajilon oder LHH spielen eine wichtige, aber umsatzanteilig geringfügige Rolle.

 

Auch die im April 2002 übernommene jobpilot AG verblasst mit einem Umsatzanteil von unter 1% in dem Reigen der erfolgsgewohnten  Zeitarbeitssparte. Zwar hat Adecco in gewohnter Weise die organisatorische Integration zügig in die Wege geleitet und sogar das erst vor zwei Jahren gegründete Online-Jobportal "Idealjob" wieder zugunsten von jobpilot geschlossen - umsatzmässig oder gemessen an den veröffentlichten Stellenangeboten hat sich die Übernahme durch Adecco noch nicht nennenswert ausgewirkt. Offensichtlich spielt hier auch das Kundensegment der Zeitarbeitsbranche in wichtige Rolle: als unabhängiges Karriereportal bot jobpilot vielen eher mittelständisch organisierten Zeitarbeitsunternehmen eine gute Plattform zur Platzierung von Stellenanzeigen - nach der Übernahme durch Adecco dürften diese Kunden eher wenig geneigt zu sein, nun Stellenangebote bei der Tochtergesellschaft des Marktführers und Konkurrenten Nr. 1 zu platzieren.  

Konsequent verfolgt Adecco die Ziele der Marktpositionierung und den Anspruch, die Nummer 1 oder 2 auf allen wichtigen Märkten zu sein oder zu werden. 

Land Markt-
position
(2001)
Markt-
anteil (%)
Italien 1 35
Frankreich 1 32
Spanien 1 30
Schweiz 1 24
Skandinavien 2 22
Australien 1 17
Belgien 2 15
UK 2 11
Canada 1 9
Japan 1 9
USA 1 7
Niederlande 5 6
Deutschland 2 6
Quelle: Adecco

Auffallend ist hierbei der Zusammenhang zwischen Marktposition und dem Grad der Deregulierung der (Zeit-) Arbeitsmärkte. In Ländern mit einem gewissen Nachholbedarf bei der Liberalisierung der Arbeitsmärkte (insbesondere Japan, die Niederlande und Deutschland) ist Adeccos Marktposition naturgemäß weniger stark ausgeprägt. 

Parallel zum organischen Wachstum verfolgt Adecco eine relativ aggressive Strategie der Übernahmen zur Arrondierung und Ergänzung der eigenen Geschäftsfelder. Die Akquisitionen im Überblick:

Jahr Firma Bereich Kaufpreis
1997 TAD Technical, IT, Clerical,  light industrial SFR 570 Mio
1999 Delphi IT services, staffing business Sfr. 395 Mio
1999 Career Staff Temporary and permanent generalist business Sfr. 128 mio
2000 Olsten General staffing and IT USD 1.55 Mrd
2001 Workcard e-commerce, workflow information application 20% investment
2002 jobpilot  online staffing, recruitment services Euro 70 Mio.

Korn/Ferry

Mit 70 Niederlassungen in 36 Ländern ist Korn/Ferry eine der grössten globalen Firmen der Executive Search Branche. Die Geschäftsfelder sind in Executive Search und Middle Management Recruitment untergliedert, die geographischen Aktivitäten verteilen sich auf Nord-Amerika, Europa und Asien/Pazifik. 

Der Bereich Middle Management Recruitment wird unter dem WebPortal "futurestep" betrieben und erwirtschaftete zuletzt rückläufige Umsätze von 7,8 Mio US-$ (-22%). Die Marktpositionierung ist gekennzeichnet durch Fokussierung auf Kundenbeziehungen, die mit einer Reihe von Produkten und Dienstleistungen gepflegt und ausgebaut werden. Im Rahmen der Geschäftsanpassungen wurde das WebPortal JobDirect eingestellt und Korn/Ferry hat sich aus dem College Recruitment zurück gezogen. Ausgebaut wurde dagegen der Bereich Incentive Strategie. 

Manpower

Manpower ist nach Adecco der zweitgrößte Personalvermittler der Welt und beschäftigt 22.400 Mitarbeiter in 3900 Büros in 61 ändern. Die Geschäftstätigkeit umfasst Temporäre Beschäftigung, Zeitarbeit für Administrative Tätigkeit, Industrie- und Handel, Call Center sowie Professionals.

Manpower als Nummer 2 im globalen Markt der HR-Service-Unternehmen ist im Gegensatz zu Adecco noch den traditionellen geographisch orientierten Geschäftsfeldern verbunden. Das ursprüngliche Stammgebiet Frankreich repräsentiert über 37% Umsatzanteil, gefolgt von den restlichen Ländern Europas. In USA (17%) und Großbritannien (13%) ist Manpower relativ gut am Markt etabliert, lediglich in Asien/Pazifik ist die Wettbewerbsposition schwächer ausgeprägt.

TMP worldwide

Der global agierende HR-Konzern deckt mit etwa 10.000 Mitarbeitern unterschiedliche Geschäftsbereiche ab:

AdComms
Advertising & Communications: global HR communications business and HR solutions provider. Service areas: recruitment advertising, interactive communications, response management, employer branding, student communications and employee communications
eResourcing global recruitment und human resources consulting solutions. (find, hire and retain)
Executive Search retained executive search firm spezialicing at the CEO, COO, CIO CFO and board of director level. 
Monster  global online career network
DM Directional Marketing - Advertising in Yellow Pages directories
Quelle: TMP Annual Report

Die Webportale unter dem Markennamen "Monster" umfassen zunehmend zusätzliche Funktionalitäten. So existieren neben Monsterlearning oder Monstertrak auch Monstermoving, das Dienstleistungen zum Thema Umzug (Stichwort Bewerbermobilität) mit Adressänderungen, Umzugskostenvoranschläge, Refinanzierung von Hypothekendarlehen und ähnlichem bündelt. Das zugrundeliegende Geschäftsmodell basiert einerseits auf der hohen Zielgruppenaffinität (Stichwort Bewerber-Mobilität) und andererseits auf Banner-Werbung und andere werbliche Ansprachen an diese Zielgruppe. 

Im Mittelpunkt der Branding-Massnahmen steht eindeutig die Marke "Monster", die zuletzt in besten Sendezeiten des US-Sportfernsehens kostenträchtig und publikumswirksam beworben wurde (TV-Spots von Monster oder Yahoo/Hotjobs hier anschauen). Die anderen Geschäftssegmente erfreuen sich dagegen nicht einem ähnlich hohen Wiedererkennungswert. Nun hat die Muttergesellschaft von Monster ein mittelfristig angelegtes Branding-Programm in die Wege geleitet und gibt einzelnen Bereichen ein anderes Gesicht: eResourcing und Executive Search werden unter dem Namen "Hudson Highland Group" firmieren. Im Laufe der nächsten zwei Jahre soll der Begriff "TMP" zusehends im Firmenerscheinungsbild verschwinden und das Unternehmen wird sich  verstärkt in zwei separate "Corporate Identities" entwickeln. Aber wer sich schon auf das Verschwinden des knallbunten Monster-Maskottchen gefreut hat, wird sich gedulden müssen, denn zuerst schaffen die TMP-Marketing-Experten dann eine gemeinsame Verbund-Dachmarke.

Auch TMP worldwide konnte sich der schwierigen Marktlage nicht entziehen und reduzierte die Belegschaft um 1000 Mitarbeiter, schloss etwa 100 Niederlassungen und straffte die Marketing-Ausgaben um US$ 47.3 Millionen bzw. 31%. Anders als bei den Mit-Wettbewerbern Adecco und Manpower steht bei TMP worldwide die Geschäftssparte Monster als Online Karriereportal im Mittelpunkt. Mit 37% Anteil am Konzernumsatz überflügelt Monster traditionelle Geschäftsbereiche wie Executive Search (8%), AdComms (15%) oder Directional Marketing, dem Werbegeschäft in den Yellow Pages. 

Kennziffern

Betriebswirtschaftliche Kennziffern im Vergleich

Kennziffer Adecco Korn/Ferry Manpower StepStone
Deutschland
TMP worldwide
Währung SFR US-$ US-$ Euro US-$
Umsatz (in Mio) 6300 85.7 2800 2.2 272.9
Ergebnis (in Mio) 40 -18 40,1 +1,07 -51.1
Mitarbeiter 30.000 1590 22.400 100 10.000
Berichts-
Periode
Q4-2002 Q2-FY2003 Q4-2002 Q4-2002 Q4-2002

Added Values

Neben den finanziellen Kennziffern ist besonders der Blick auf die Wertschöpfungsfaktoren der Unternehmen von Interesse. Die Umsätze, die diese Gesellschaften  pro Kopf und pro Monat im letzten Quartal 2002 erwirtschaftet haben, verdeutlichen große Unterschiede. 

Es ist offensichtlich, dass bei den beiden Wettbewerbern Adecco (47.895 pro Monat) und Manpower (38.723 pro Monat) der höchste Umsatzanteil pro Mitarbeiter erwirtschaftet wird. Korn/Ferry erzielt als klassisches Unternehmen mit dem Schwerpunkt "Executive Search" einen mittleren Wert, und TMP worldwide (Monster) und Stepstone Deutschland AG fallen schon beträchtlich ab. Allerdings zeigt dieses Schaubild auch auf, dass das Wertschöpfungspotential der Wettbewerber entscheidend vom zugrunde liegenden Geschäftsmodell beeinflusst wird:

Adecco und Manpower sind überwiegend dem traditionellen Geschäftsmodell "Zeitarbeit" zuzuordnen. Hier geht es um die effektive Steuerung von möglichst vielen "Zeitarbeitern" durch möglichst wenige Mitarbeiter, da die Zeitarbeiter für jede gearbeitete Stunde oder Tag einen wichtigen Mehrwert beitragen. Aus dieser "Hebelwirkung" resultiert bei diesen Unternehmen die relativ hohe Wertschöpfung (Umsatz pro Mitarbeiter).

Korn/Ferry als klassisches Executive Search Unternehmen erzielt Umsätze in Abhängigkeit von der Anzahl der neu zu besetzenden Führungspositionen. Branchenübliche Margen hängen vom Jahresgehalt des platzierten Führungspersonal und dem Platzierungsfaktor ab, das Beratungs- bzw. Platzierungshonorar ist in vielen Fällen erfolgsabhängig. Entscheidenden Einfluss auf die Wertschöpfungskette ist die Anzahl der abgewickelten Besetzungsaufträge pro Berater sowie die Größe des jeweilig benötigten Support-Teams.

TMP worldwide ist mit einer diversifizierten Unternehmensstruktur in mehreren unterschiedlichen Geschäftsbereichen involviert, jedoch repräsentiert das Online-Karriere-Netz Monster mit 37% einen erheblichen Anteil. Der Wertschöpfungsfaktor für Monster und damit generell auch für andere Jobbörsen ergibt sich aus dem Verhältnis der umsatzbringenden platzierten Stellenanzeigen zu den für die Akquisition benötigten Mitarbeiter-Organisation. Fixkostenblöcke für den Technologie-Betrieb der Online-Datenbanken können unterschiedlich hoch werden, wenn die zu Grunde liegenden Datenbanken von Land zu Land (beispielsweise aufgrund unterschiedlicher Gesetzgebung oder Personal-Usancen) differenzieren.

StepStone Deutschland AG und damit auch die gesamte Stepstone Gruppe kann bei ihrer Wertschöpfungskette überwiegend nur auf das umsatzbringende Geschäft mit den Stellenanzeigen zurückgreifen. Da dieses Geschäftsmodell hochgradig personalintensiv und zudem stark konjunktur-zyklisch ist, hat sich die StepStone Gruppe schon frühzeitig mit komplementären Strategien befasst, um beispielweise kostengünstige Reichweiten-Modelle durch Traffic Kooperationen oder als ASP (Application Service Provider) für "white-label" Jobbörsen zu erschließen. 

Merkmale der Marktpositionierung

Firma
Arbeitsmarkt-
Segment
Zeitarbeit
Executives Zeitarbeit Middle Management
Fachkräfte
Executives
Middle Management
Methode der Personal-
Vermittlung
Filialnetz Head Hunting Filialnetz Jobbörse Filialnetz
Head Hunting
Geographische Schwerpunkte Europa USA & Global USA Europa
Frankreich
Europa USA & Global
Online Jobbörse jobpilot Futurestep Manpower StepStone Monster

Quo vadis, Stepstone?

Nur in der biblischen Überlieferung endet der Kampf zwischen David und Goliath mit einem Sieg des vermeintlich Unterlegenen. In der derzeitigen Wettbewerbssituation sieht sich "David" StepStone allerdings gleich mehreren "Goliaths" gegenüber.

David und der Kopf des Goliath. Gemälde von Orazio Gentileschi (1563 - 1639)
Foto: Galleria Spada, Rom

Die weltweit agierenden Zeitarbeitsfirmen Adecco, Manpower und andere breit aufgestellte HR-Konzerne wie TMP/Monster haben beträchtliche Vorteile in den Wertschöpfungsfaktoren und können naturgemäß finanziell schwächer gestellte Geschäftsbereiche quer subventionieren. Auch  Investitionen, insbesondere im Software-Technologiebereich,  sind leichter zu finanzieren. Es  bleibt abzuwarten, inwieweit eine bessere Technologie den Ausschlag im Wettbewerb geben kann.

Bei Stepstone beginnt nun die Suche nach neuen, regelmäßig und kontinuierlich fließenden Ertragsquellen. Der Weg dorthin führt vermutlich über ein ganzes Maßnahmenbündel, zu denen Software-Kooperationen, "White-Label" Processing, verbesserte Search/Matching-Verfahren und leistungsfähige Datenbanktechnik gehören.

Stepstone und einige andere virtuelle Stellenmärkte verändern damit  ihre Wettbewerbspositionierung. Waren sie einst bei Stellenanzeigen eine kostengünstige Substitutions-Alternative gegenüber den Printmedien, so positionieren sie sich nun für Arbeitgeber als Partner mit einem komplementären Geschäftsmodell. Dieses  basiert auf "Outsourcing", "Prozessintegration" und "Kostenreduktion" und adressiert damit wieder hochaktuelle und wirtschaftlich einleuchtende Vorteile. War Stepstone bisher  ein im vertikalen Beratungssegment tätiger Jobbörsen-Betreiber, so fügt das Karriereportal jetzt einen neuen, technologisch fokussierten Geschäftsbereich hinzu. Durch den Abschluss von strategischen Kooperationen mit ausgewählten Technologie-Partnern vollzieht Stepstone eine rasche und flexible Anpassung an die neuen Marktbedürfnisse im e-Recruitment.

Die oft zitierte Marktkonsolidierung der Jobbörsen verläuft jetzt nach anderen Regeln als zunächst erwartet. Immer wieder scheiden schwach positionierte Jobbörsen aus dem Markt aus oder stehen dem Erfolg des Geschäftsmodells selbst im Wege, wie die Saga der Versum AG deutlich gemacht hat. Die zahlreichen Nischenanbieter, die als Branchen- und Berufsspezialisten oder als regional-fokussierte Jobbörse auftreten, sehen sich zusehends einer doppelten Phalanx von Unternehmens-Gruppierungen gegenüber: einerseits vertikal integrierten HR-Konzernen, andererseits reichweitenstarken Multimedia-Konzernen und Portal-Betreiber. 

Hinzu kommen neue evolutionäre Geschäftsmodelle, die den Trend von der reinen Platzierung von elektronischen Stellenanzeigen, garniert mit Karriere-Informationen und -Dienstleistungen, hin zum  e-Recruitment Dienstleistungsunternehmen verstärken.

Wie sich diese Ausrichtung auf e-Recruitment gestaltet, wird Thema des nächsten Berichts sein.

Weiterführende Links

Firmen

Adecco
Careerportal (Niederlande)

futurestep (Deutschland)

Jacobs Foundation

jobpilot (Deutschland)

Jobware / Medien Union

Kistefos (Norwegen)

Korn/Ferry

Manpower

Monster (Deutschland)

Stepstone Deutschland

TMP worldwide

Finanzdaten

Forbes Global 50 Private Companies
WorldVest Europe Switzerland Equity Research (PDF)

Yahoo! Finance

Berichte und Pressemitteilungen

Ingenieure auf Platz 1 der Mitarbeiter-Wunschliste. Stepstone ermittelt die gefragtesten Mitarbeiter für das Jahr 2003.

 

Ein Mann der ersten Stunde - Dr. Roland Metzger verlässt jobpilot

 

Regionale Tageszeitungen bündeln Immobilien- und Stellenanzeigen 

 

Roland Karle (Wirtschaftswoche): "Jobportale: Schwieriger Aufbruch.

 

Das langsame Sterben: Versum AG soll liquidiert werden

 

Bin ich schon drin? jobpilot und Stepstone weiterhin im Kopf-an-Kopf Rennen in die Gewinnzone.

 

Im Gleichtakt aus dem Tal der Tränen? jobpilot und StepStone legen hoffnungsvolle Ergebnisse für das 1. Quartal 2002 vor.

USA Today: TV-Werbung in US-Football-Superbowl

Bibliographie

Christoph Beck: Professionelles E-Recruitment. Strategien - Instrumente - Beispiele. Sept. 2002 Luchterhand Verlag