Charisma – Der
Karrierebeschleuniger
An Universitäten und
Business Schools hört man nicht viel über Charisma. Und
Sie werden wahrscheinlich auch nicht viel in der
Wirtschaftspresse dazu finden. Die meisten von uns
vermuten aber zu recht, das Charisma ein starker, fast
magischer Karrierebeschleuniger ist.
Nicht sehr viele Menschen haben Charisma. Wenn man aber
mit denen spricht, die es haben, dann entdeckt man, dass
es gar nicht so eine geheimnisvolle Fähigkeit ist.
Ja, es gehören Charme und eine
persönliche Anziehung dazu – aber noch wichtiger ist die
bemerkenswerte Fähigkeit, andere dazu zu bringen, eine
fremde Vision zu bewundern und ihr mit Begeisterung zu
folgen. Charisma macht Sie zu einem Führer.
Charisma ist aber gleichermaßen
gefährlich. Slobodan Milosevic oder Osama Bin Laden
haben es genau so wie Nelson Mandela. Auch Anna Lindh
hatte Charisma. Sie kam möglicherweise tragisch ums
Leben, weil der Täter es ihr nicht zugestand.
Kommunikationsgenies, Scharlatane
und Größenwahnsinnige können Charisma genau so wirksam
zu ihrem Instrument machen, wie die besten Vorstände,
Schauspieler und Politiker. Klug und
verantwortungsbewusst eingesetzt, ist es ein Segen. Aus
egoistischen Motiven beeinflussend verwendet, kann es
ein Fluch sein.
Charismatische Visionäre führen
Menschen nach vorn – und manchmal in die Irre. Sie
können unnachgiebig, unvorhersehbar sein, und es kann
sehr erschöpfend sein, für sie zu arbeiten.
Warum ist Charisma bedeutsam? Der
Rektor einer Business School meint dazu: „Wenn
einem Vorstand nachgesagt wird, er habe Charisma, dann
lässt sich dies auch direkt an einer besseren
Unternehmensleistung ablesen. Die erste Führungsebene
fühlt sich inspiriert. Begeisterungswellen durchdringen
die Organisation.“ „Selbst wenn dies so ist“, gesteht
der Rektor ein, „unsere Seminare befassen sich mit
Methoden und Techniken wie Führung mit Zielen,
Konsens-Management und Change-Anpassung und nicht mit
Führungskompetenz und Charisma. Das Ergebnis ist eine
Art Guerilla Krieg gegen Charisma.“
Es ist schwierig, sich Charisma
anzueignen. Viele Führungskräfte sollten erst gar nicht
daran denken, ein Charisma-Training zu beginnen. Wer hat
sich noch nicht über den Anblick eines Unbeholfenen
amüsiert, der versuchte ein eleganter Star zu sein?
Dennoch, jeder kann anhand einiger
Verhaltensweisen charismatischer Personen lernen, ein
besserer Manager zu werden.
Vereinfache und nutze plakative Bilder!
Charismatische Persönlichkeiten
haben die bemerkenswerte Fähigkeit, komplexe
Sachverhalte in einfache Botschaften zu übersetzen. Was
ist ihr Geheimnis? Sie kommunizieren, indem sie Bilder,
Symbole, Analogien, Metaphern und Vergleiche verwenden.
Wenn sie wirklich charismatisch sind, dann gelingt es
ihnen, Widerstände zu brechen und Gegner zu Mitstreitern
zu machen.
Verkläre das Risiko!
Charismatische Führer genießen das
Risiko. Ohne Risiko fühlen sie sich leer. „Die Furcht
vor dem Fehlschlag“, sagt Arnold Schwarzenegger, „das
ist der Nervenkitzel. Das ist das, was den Herzschlag
beschleunigt.“ Große Optimisten, charismatische Führer
sehnen sich danach, Dinge zu tun, die niemand vor ihnen
je getan hat.
Ob sie erfolgreich sind oder nicht,
es vollzieht sich etwas Bemerkenswertes: Ihre
Sehnsucht verstärkt ihr Charisma. Charismatische
Menschen sprechen sehr emotional darüber, ihre
persönliche Reputation zu riskieren. Sie wirken über das
Herz auf den Verstand.
Der politische Erfolg des
charismatischen Schauspielers hat seine Wurzeln in den
Charakteren seiner bekannten Rollen. Als politischer
Newcomer zieht er es vor, als Terminator zu antworten:
„In all meinen Rollen habe ich vernichtet, was schlecht
war.“
Bekämpfe den Status Quo!
Charismatiker sind
Widerstandskämpfer gegen Konventionen. Utz Claassen, Vorstandsvorsitzender
der EnBW AG und damit wohl vor der spannendsten
Sanierungsaufgabe dieser Tage, ist nicht nur ein
Künstler des plakativen Wortes, sondern auch ein echter
Revolutionär der Management Konventionen.
Nicht Rang, Status und makelloser
Auftritt, sondern „Brain Power“ und
Durchsetzungskompetenz entscheiden.
Wähle den Blickwinkel des anderen!
Charismatische Menschen sind fähig,
die Dinge mit dem Blickwinkel einer anderen Person zu
sehen.
„Niemand braucht einen Porsche, um
von A nach B zu kommen.“ Ein Kernsatz von Wendelin
Wiedeking, Porsche. Nicht nur mutig und direkt gegenüber
den eigenen Mitarbeitern, sondern auch ein gezielter
Wechsel der Blickrichtung! Nicht Funktion, sondern
Emotion ist die Botschaft von Porsche.
Fordere und provoziere!
Charismatische Führer stacheln an
und fordern heraus. Sie testen Ihren Mut und Ihre
intellektuelle Kraft. Werner Seifert, Deutsche Börse
und Jürgen Schrempp, Daimler-Chrysler würden schnell
das Interesse an Ihnen verlieren, wenn Sie nicht auf
gleicher Ebene mitspielen können – oder es zumindest
versuchen.
Das kommunikative Spiel mit den
Grenzen und den Freiräumen ist ein Spiel mit ungleichen
Waffen. Ein sehr schneller persönlicher Prozessor und
der Charme der Schlagfertigkeit helfen, den Nachteil
auszugleichen.
Charisma von Personen zu lernen,
die davon überfließen, ist ein bisschen so wie
Schauspielunterricht von Meryl Streep oder eine Runde
Golf mit Tiger Woods. Egal wie intensiv Sie es auch
versuchen, Sie werden wahrscheinlich weder einen Oskar
bekommen noch werden Sie es bis zum Golfprofessional
schaffen. Sie werden aber sicherlich Ihre Technik
verbessern – ein entscheidender Vorteil, welche Karriere
Sie auch immer machen.
Wie
viel Charisma haben Sie?
Sind Sie charismatisch
veranlagt? Beantworten Sie den folgenden Test, um Ihren
Charisma-Quotienten herauszufinden.
1.
Ich mache mir eher
Gedanken über
a) meine aktuellen Wettbewerber.
b) meine zukünftigen Wettbewerber.
2.
Ich fühle mich eher wohl,
wenn
a) ich generalistisch denke.
b) ich spezialistisch denke.
3.
Ich konzentriere mich eher
auf Chancen,
a) die wir verpasst haben.
b) die wir genutzt haben.
4.
Ich bevorzuge es,
a) Traditionen zu folgen, die uns überlegen gemacht
haben.
b) neue Traditionen zu erschaffen.
5.
Ich stelle ein neues
Konzept vor:
a) mit einer schriftlichen Analyse.
b) mit einer einzigen Graphik.
6.
Ich neige zu der Frage
a)“Wie können wir es besser machen?“
b) „Warum machen wir es überhaupt?“
7.
Ich glaube,
a) es gibt immer einen Weg, um Risiko zu verringern.
b) einige Risiken sind einfach zu groß.
8.
Wenn ich mit meinem Chef
nicht übereinstimme, werde ich ihn normalerweise
a) diplomatisch überzeugen, seine Meinung zu ändern.
b) direkt und offen ansprechen: „Sie sehen es falsch!“
9.
Ich neige dazu, Menschen
zu überzeugen, in dem ich
a) ihre Gefühle anspreche.
b) ihren Intellekt anspreche.
10.
Ich denke, dieser Test ist
a) unnötig.
b) informativ.
Antworten siehe unten:
Wenn Sie vier oder weniger
Antworten richtig hatten, werden Sie wahrscheinlich
wenig Charisma haben. Bei sieben oder mehr:
Ihr Charisma-Quotient ist hoch!