Crosswater Job Guide
Markt+Meinung

 

 

 

 
Charisma - Der Karrierebeschleuniger.
Ein Gastbeitrag von Norbert Abraham

Norbert Abraham Partner, Ingeniam Executive Search & Human Capital Consulting KG, Frankfurt/M

Charisma – Der Karrierebeschleuniger

An Universitäten und Business Schools hört man nicht viel über Charisma. Und Sie werden wahrscheinlich auch nicht viel in der Wirtschaftspresse dazu finden. Die meisten von uns vermuten aber zu recht, das Charisma ein starker, fast magischer Karrierebeschleuniger ist.

Nicht sehr viele Menschen haben Charisma. Wenn man aber mit denen spricht, die es haben, dann entdeckt man, dass es gar nicht so eine geheimnisvolle Fähigkeit ist.

Ja, es gehören Charme und eine persönliche Anziehung dazu – aber noch wichtiger ist die bemerkenswerte Fähigkeit, andere dazu zu bringen, eine fremde Vision zu bewundern und ihr mit Begeisterung zu folgen. Charisma macht Sie zu einem Führer.

Charisma ist aber gleichermaßen gefährlich. Slobodan Milosevic oder Osama Bin Laden haben es genau so wie Nelson Mandela. Auch Anna Lindh hatte Charisma. Sie kam möglicherweise tragisch ums Leben, weil der Täter es ihr nicht zugestand.

Kommunikationsgenies, Scharlatane und Größenwahnsinnige können Charisma genau so wirksam zu ihrem Instrument machen, wie die besten Vorstände, Schauspieler und Politiker. Klug und verantwortungsbewusst eingesetzt, ist es ein Segen. Aus egoistischen Motiven beeinflussend verwendet, kann es ein Fluch sein.

Charismatische Visionäre führen Menschen nach vorn – und manchmal in die Irre. Sie können unnachgiebig, unvorhersehbar sein, und es kann sehr erschöpfend sein, für sie zu arbeiten.   

Warum ist Charisma bedeutsam? Der Rektor einer Business School meint dazu: „Wenn einem Vorstand nachgesagt wird, er habe Charisma, dann lässt sich dies auch direkt an einer besseren Unternehmensleistung ablesen. Die erste Führungsebene fühlt sich inspiriert. Begeisterungswellen durchdringen die Organisation.“ „Selbst wenn dies so ist“, gesteht der Rektor ein, „unsere Seminare befassen sich mit Methoden und Techniken wie Führung mit Zielen, Konsens-Manage­ment und Change-Anpassung und nicht mit Führungskompetenz und Charisma. Das Ergebnis ist eine Art Guerilla Krieg gegen Charisma.“

Es ist schwierig, sich Charisma anzueignen. Viele Führungskräfte sollten erst gar nicht daran denken, ein Charisma-Training zu beginnen. Wer hat sich noch nicht über den Anblick eines Unbeholfenen amüsiert, der versuchte ein eleganter Star zu sein?

Dennoch, jeder kann anhand einiger Verhaltensweisen charis­matischer Personen lernen, ein besserer Manager zu werden.

Vereinfache und nutze plakative Bilder!

Charismatische Persönlichkeiten haben die bemerkenswerte Fähigkeit, komplexe Sachverhalte in einfache Botschaften zu übersetzen. Was ist ihr Geheimnis? Sie kommunizieren, indem sie Bilder, Symbole, Analogien, Metaphern und Vergleiche verwenden. Wenn sie wirklich charismatisch sind, dann gelingt es ihnen, Widerstände zu brechen und Gegner zu Mitstreitern zu machen. 

Verkläre das Risiko!

Charismatische Führer genießen das Risiko. Ohne Risiko fühlen sie sich leer.  „Die Furcht vor dem Fehlschlag“, sagt Arnold Schwarzenegger, „das ist der Nervenkitzel. Das ist das, was den Herzschlag beschleunigt.“ Große Optimisten, charismatische Führer sehnen sich danach, Dinge zu tun, die niemand vor ihnen je getan hat.

Ob sie erfolgreich sind oder nicht, es vollzieht sich etwas Bemerkenswertes: Ihre Sehnsucht verstärkt ihr Charisma. Charismatische Menschen sprechen sehr emotional darüber, ihre persönliche Reputation zu riskieren. Sie wirken über das Herz auf den Verstand.

Der politische Erfolg des charismatischen Schauspielers hat seine Wurzeln in den Charakteren seiner bekannten Rollen. Als politischer Newcomer zieht er es vor, als Terminator zu antworten: „In all meinen Rollen habe ich vernichtet, was schlecht war.“

Bekämpfe den Status Quo!

Charismatiker sind Widerstandskämpfer gegen Konventionen. Utz Claassen, Vorstandsvorsitzender der EnBW AG und damit wohl vor der spannendsten Sanierungsaufgabe dieser Tage, ist nicht nur ein Künstler des plakativen Wortes, sondern auch ein echter Revolutionär der Management Konventionen.

Nicht Rang, Status und makelloser Auftritt, sondern „Brain Power“ und Durchsetzungskompetenz entscheiden.

Wähle den Blickwinkel des anderen!

Charismatische Menschen sind fähig, die Dinge mit dem Blickwinkel  einer anderen Person zu sehen.

„Niemand braucht einen Porsche, um von A nach B zu kommen.“ Ein Kernsatz von Wendelin Wiedeking, Porsche. Nicht nur mutig und direkt gegenüber den eigenen Mitarbeitern, sondern auch ein gezielter Wechsel der Blickrichtung! Nicht Funktion, sondern Emotion ist die Botschaft von Porsche.

Fordere und provoziere!

Charismatische Führer stacheln an und  fordern heraus. Sie testen Ihren Mut und Ihre intellektuelle Kraft. Werner Seifert, Deutsche Börse  und Jürgen Schrempp, Daimler-Chrysler wür­den schnell das Interesse an Ihnen verlieren, wenn Sie nicht auf gleicher Ebene mitspielen können – oder es zumindest versuchen.

Das kommunikative Spiel mit den Grenzen und den Freiräumen ist ein Spiel mit ungleichen Waffen. Ein sehr schneller persönlicher Prozessor und der Charme der Schlagfertigkeit helfen, den Nachteil auszugleichen.

Charisma von Personen zu lernen, die davon überfließen, ist ein bisschen so wie Schauspielunterricht von Meryl Streep oder eine Runde Golf mit Tiger Woods. Egal wie intensiv Sie es auch versuchen, Sie werden wahrscheinlich weder einen Oskar bekommen noch werden Sie es bis zum Golfprofessional schaffen. Sie werden aber sicherlich Ihre Technik verbessern – ein entscheidender Vorteil, welche Karriere Sie auch immer machen.

 Wie viel Charisma haben Sie?

Sind Sie charismatisch veranlagt? Beantworten Sie den folgenden Test, um Ihren Charisma-Quotienten herauszufinden.

1.      Ich mache mir eher Gedanken über
a) meine aktuellen Wettbewerber.
b) meine zukünftigen Wettbewerber.

2.      Ich fühle mich eher wohl, wenn
a) ich generalistisch denke.
b) ich spezialistisch denke.

3.      Ich konzentriere mich eher auf Chancen,
a) die wir verpasst haben.
b) die wir genutzt haben.

4.      Ich bevorzuge es,
a) Traditionen zu folgen, die uns überlegen gemacht haben.
b) neue Traditionen zu erschaffen.

5.      Ich stelle ein neues Konzept vor:
a) mit einer schriftlichen Analyse.
b) mit einer einzigen Graphik.

6.      Ich neige zu der Frage
a)“Wie können wir es besser machen?“
b) „Warum machen wir es überhaupt?“

7.      Ich glaube,
a) es gibt immer einen Weg, um Risiko zu verringern.
b) einige Risiken sind einfach zu groß.

8.      Wenn ich mit meinem Chef nicht übereinstimme, werde ich ihn normalerweise
a) diplomatisch überzeugen, seine Meinung zu ändern.
b) direkt und offen ansprechen: „Sie sehen es falsch!“

9.      Ich neige dazu, Menschen zu überzeugen, in dem ich
a) ihre Gefühle anspreche.
b) ihren Intellekt anspreche.

10.  Ich denke, dieser Test ist
a) unnötig.
b) informativ.

Antworten siehe unten

Wenn Sie vier oder weniger Antworten richtig hatten, werden Sie wahrscheinlich wenig Charisma haben. Bei sieben oder mehr: Ihr Charisma-Quotient ist hoch!

 

Antworten:

1a, 2a, 3a, 4b, 5b, 6b, 7a, 8b, 9a, 10b

Über den Autor:
Norbert Abraham ist Partner bei Ingeniam, Executive Search & Human Capital Consulting KG, Frankfurt/M. http://www.ingeniam.de/