Crosswater Job Guide
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Erste Schritte für Monster Deutschland:
Der schwierige Weg von der Übernahme zur Integration von Jobpilot

2. August 2004 (Eigenbericht). Schon lange gab es in der e-Recruiting-Branche Gerüchte über eine Übernahme von Jobpilot durch Monster, im April 2004 wurde es Gewissheit. Der durch Bilanzskandale und Kommunikations-Chaos in die Schlagzeilen geratene Personalzeitarbeits-Konzern Adecco veräusserte seine Beteiligung nach weniger als 18 Monaten, Monster Worldwide war für 74,5 Millionen Euro der Käufer.

Monster Übernahme von Jobpilot

Monster Worldwide
übernimmt jobpilot

Ein global agierender Konkurrent übernimmt den Marktführer in Deutschland und steigt durch einfache Addition zur größten Jobbörse im Lande auf.

Normalerweise wäre das kein Problem - wenn nicht solch unbequemen Faktoren wären, die im Marketing-Slang als "Branding Value", "Employer Branding" "Customer Relationship" oder "Customer Loyalty" umschrieben werden.

Jobpilot hat diese Stellung als Pionier-Jobbörse in Deutschland seit Firmengründung inne gehabt, hat den Markt der privaten Jobbörsen als "First Mover" quasi geschaffen und dominiert. Als Resultat wurde ein Marken- und Vertrauensbild geschaffen, das jetzt für die Strategen von Monster Worldwide zu einer Herausforderung werden könnte.

Bei jeder Übernahme, die Monster Worldwide in den letzten Jahren durchführte, stand am Ende immer der Verlust der Firmen-Identität der übernommenen Jobbörse. Der Strategie von Monster Worldwide liegt der agressive und konsequente Ausbau zur Weltmarke zugrunde, sowohl in den USA als auch in Europa und Asien.

Vor diesem Hintergrund ergeben sich bei der Übernahme von Jobpilot drei Strategie-Optionen für Monster Deutschland:

  1. Dominanz-Option
    Jobpilot wird komplett und in kurzer Zeit in Monster integriert, die Marke "Jobpilot" verschwindet vom Markt und Kunden- und Bewerber-Loyalität entscheided, ob diese Wanderung zu Monster nachvollzogen wird oder ob sich Kunden und Bewerber einem der Wettbewerber zuwenden.
     
  2. Dual-Branding-Option
    Aufgrund der starken Marktposition von jobpilot insbesondere im hochwertigen Segment der Fach- und Führungskräfte könnte Monster in Deutschland eine Zwei-Marken-Strategie umsetzen: Erstens: Jobpilot wird als "Premium" Marke gestärkt und spezialisiert sich auf das höher Preis- und Qualitätssegment. Zweitens: Monster wird in Deutschland als Marke für den mittleren Arbeitsmarkt ("Blue Collar", "White Collar") positioniert.
     
  3. Integrations-Option
    Zunächst behalten beide Jobbörsen ihre angestammte Positionierung, mittelfristig wird sukzessive die Integration der beiden Jobbörsen vorangetrieben.

Für die Öffentlichkeit ist es zunächst noch unklar, welche dieser drei Optionen wirklich umgesetzt werden - und welche am Ende erfolgreich sein werden.

In den ersten Pressemitteilungen nach der Übernahme wurde offensichtlich die Dominanz-Option bevorzugt, denn sie entspricht voll und ganz der Marken-Strategie von Monster Worldwide. Doch nun gibt es auch Anzeichen, dass nicht alles so schnell übers Knie gebrochen wird. Erste Schritte auf dem mühevollen Weg zur Integration sind bereits eingeleitet worden.

Management-Revirement

Kai Deininger Monster

Kai Deininger
Foto: ZDF

Zunächst sind einige Akteure der ersten Reihe aus dem Integrations-Prozess ausgeschieden oder haben andere Positionen im Konzern übernommen.

Christopher Funk

Christopher Funk
Foto: Der Spiegel

Kai Deininger, Geschäftsführer von Monster Deutschland übernahm bei Monster Worldwide die Position als Europäischer Marketingleiter und Unternehmenssprecher.

Bei Jobpilot hat Holger Lietz, Vice President Marketing, schon im Januar 2004 das Unternehmen verlassen. Nach der offiziellen Übernahme durch Monster Worldwide ist auch Christopher Funk, Vice President, bei jobpilot ausgeschieden. Jobpilot-Aufsichtsrat und Adecco-Statthalter in Bad Homburg Dr. Felix Weber musste schon vor der Übernahme im Zusammenhang mit Adeccos Bilanzskandal den Hut nehmen und schied aus dem Adecco Konzern aus.

Die derzeitig veröffentlichte integrationsrelevante Management-Struktur für Deutschland zeigt folgendes Bild:

Monster Deutschland
GmbH & CO KG
Monster  Worldwide
Central Europe
(organisatorische Einheit)
jobpilot GmbH
Stephen Cooney, Geschäftsführer Davide Villa, Chief Executive Officer Monster Worldwide Europe und Geschäftsführer jobpilot GmbH Stefan Simon, Vice President Finance
Kai-Uwe Deininger, Geschäftsführer Willi Stahlmann, Chief Financial Officer Monster Worldwide Central Europe und Geschäftsführer jobpilot GmbH Marco Bertoli, Sales Director
Peter Dolphin, Geschäftsführer Cipriani Moneta, Chief Operating Officer Monster Worldwide Central Europe und vice President International Marketing jobpilot GmbH Eckhard Hübner, Vice President Information Technology
Stefan Wolf, Geschäftsführer /
tmp Adcomms
Kai Deininger, Europäischer Marketingleiter und Unternehmenssprecher für Europa  

Es zeichnet sich ab, dass mit der organisatorischen Einheit Monster Worldwide Central Europe nun eine starke Präsenz in allen wichtigen acht EU-Ländern erreicht wird und dass diese Organisation auf Landesebene weiter gestärkt werden soll. So erläutert Kai Deininger, Europäischer Marketingleiter und Unternehmenssprecher für Europa, die weitere Entwicklung: "Ab September 2004 soll in einer graduellen Migration die Verschmelzung der deutschen GmbH's Step-by-step erfolgen und die Vorteiler beider Gesellschaften gebündelt werden. Das Vertrauen der Kunden in die neue Organisation soll hergestellt werden, die Kunden sollen überzeugt und Bedenken zerstreut werden". Nach der Maxime von Monster Worldwide "Think global, act local" soll natürlich auch das mit der Übernahme von jobpilot verbundene Investment der Muttergesellschaft in Höhe von 74,5 Millionen Euro sinnvoll eingesetzt werden.

Ein erster Schritt: Austausch der PR-Agenturen

Team Dripke

An der Public-Relations-Front hat Monster einen kompletten Neuanfang initiiert. Die Betreuung der bisher erfolgreichen PR-Arbeit durch Team Dripke wurde beendet. Team Dripke betreut als Spezial-Agentur für den High-Tech-Bereich Kunden wie Samsung, eBay (im deutschsprachigen Raum), der europäische Softwarekonzern CMG, den Verband der deutschen Internetwirtschaft, eco Forum e.V., oder Lufthansa AirPlus.

Karl-Ludwig Mehl, textstark

Karl-Ludwig Mehl, textstartk

Karl-Ludwig Mehl, einer der profiliterten Texter und Account-Director bei Team Dripke u.a. für Monster Deutschland und eBay Deutschland zuständig, machte sich selbständig und zeichnet nun für die Agentur Textstark in Wiesbaden verantwortlich.

In seinem Firmenprofil führt Mehl das Besondere an der Angebotspalette von textstark aus, nämlich die publizistische Breite. In Konzeption, Beratung und Ausführung deckt Textstark sowohl Maßnahmen der externen Kommunikation (zum Beispiel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit/PR, Geschäfts- und Jahresberichte, Image- und Produktbroschüren, Festschriften und Chroniken, Online- und Website-Redaktion, „Ghostwriting“ und Namensartikel, Anzeigen, Mailings, Geschäftskorrespondenz) wie auch der internen Kommunikation (gedruckte oder elektronische Mitarbeiterpublikationen und Newsletter etc.) ab. Einer der ersten Textstark-Kunden ist der Bad Homburger Finanzdienstleister re(cent AG

Jobpilot trennte sich von Borgmeier Media Communication in Delmenhorst, immerhin auf Rang 7 im Agentur-Ranking in Deutschland. Borgmeier ist als inhabergeführte Medienagentur schwerpunktmäßig in den Bereichen Publishing und Öffentlichkeitsarbeit, Direktmarketing sowie im Künstlermanagement aktiv. Die Agentur vertritt Mandanten aus den Bereichen IT, Telekommunikation, Internet, Entertainment Software, Medizin, Kosmetik sowie Markenartikler.

Stephan Fink

Die neue PR-Agentur von Monster Deutschland ist auf Rang 13 angesiedelt. Fink & Fuchs PR in Wiesbaden übernimmt seit kurzem die PR-Funktionen für Monster Deutschland und tritt mit einem guten Renommé an.

 Die Wiesbadener gewannen einen Branchen-Award im "Business-to-Business"-Sektor für ihre Kampagne "Telefonieren über das Datennetz, die sie für ihren Kunden Cisco konzipierten. Auch der Blick in die Fink & Fuchs Kundenliste offenbart einige bekannte Namen: Adobe Systems GmbH, Cisco Systems GmbH, Microsoft Deutschland GmbH, und die Deutschland-Gesellschaften von Sony und Xerox.

Mit dem Etat für Monster Deutschland gewinnt Fuchs & Fink das Mandat sowohl für strategische Beratung als auch für die Medienarbeit des Online-Stellenmarkts. Als erstes Ziel gilt es, den Bekanntheitsgrad von Monster in Deutschland weiter zu erhöhen und das Unternehmen als Meinungsführer im Markt für Online Recruitierung zu etablieren, wie in der Firmenmitteilung vom 20.7. erläutert wird.

Der Kampf um die Kunden-Loyalität

Entscheidend für den Integrations-Erfolg sind jedoch nicht Marketing-Strategien oder PR-Kampagnen, die sicherlich auch wichtig und notwendig sind, sondern eine dauerhafte Kunden-Loyalität. Insbesondere bei Jobbörsen gibt es wenige nachhaltige Mittel, um die Kunden mittelfristig an die "Marke" zu binden. Der Wechsel zum Wettbewerber ist relativ leicht, falls keine Rahmenverträge bestehen oder andere Hindernisse, wie z.B. organisatorische und prozessorientierte Einbindung in proprietäre e-Recruiting-Lösungen vorhanden sind.

In diesem Zusammenhang hat die Profilo-Rating Agentur in Hamburg durch qualitative Marktforschung und Analysen einige Loyalitäts-Faktoren ermittelt. Diese haben sich aus Beurteilungen von insgesamt 486 Bewertungen (Stand 26.7.2004) von verschiedenen Online-Jobbörsen herauskristallisiert. (Alle Beurteilungen erfolgten im Schulnotensystem von 1 = sehr gut bis 6 = ungenügend).
 
Betreuung

So fühlen sich z.B. die Kunden der Jobbörse „Jobs.de“ am besten betreut; mit der Note 1,9 erhält diese Jobbörse bei der Beurteilung des Services / der Kundenbetreuung die beste Bewertung, dicht gefolgt von „Jobpilot“ und „JobScout24“ mit der Note 2,0.

Preis-/Leistungsverhältnis

Ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis sehen Kunden der Jobbörsen „Jobware“ und „Stellenmarkt“ mit der Note 2,3.

Resonanz

Entscheidend bei der Auswahl eines Partners sind jedoch die Resonanzen auf Stellenausschreibungen. Hier schneidet „Jobpilot“ sowohl bei der Beurteilung der Quantität als auch der Qualität der Bewerbungen am besten ab. 95% der Unternehmen haben Bewerber eingeladen und 70% davon konnten eine Einstellung tätigen.

Interview Einladungsrate

Bei der Jobbörse „StepStone“ wurden von 94% der Unternehmen Bewerber aufgrund von Stellenausschreibungen eingeladen und 54% konnten eine Einstellung tätigen, gefolgt von „Jobware“ mit 90% und 52%, die Einstellungen vornehmen konnten und „JobScout24“ (89% und 66%).

Wiederbuchungsrate

Diese Zufriedenheit drückt sich auch in der Wiederbuchungsrate aus, d.h. 93% der Kunden von „Jobpilot“ würden ein neues Vertragsverhältnis eingehen, 86% der „JobScout24“-Kunden und 85% der Kunden von „Stellenmarkt“. Bei „StepStone“ und „Jobware“ sind es jeweils 83%.

Quelle: Profilo Rating Agentur

Wanderungsanalyse

Der Wettbewerb um die Kundenloyalität kann auf quantitativer Ebene durch die Gegenüberstellung der relativen Veränderungen bei der Zahl der publizierten Stellenangebote deutlich gemacht werden.

In der nachstehenden Kurvengrafik werden die relativen Veränderungen der publizierten Stellenanzeigen bei Monster Deutschland und bei Jobpilot (Stichtag 15.4.2004, Basis Jobpilot mit 12.119 Stellenanzeigen (=100%) und Monster mit 4.486 Stellenanzeigen (=100%), jeweils für die letzten 4 Wochen bzw. 30 Tage).

Fazit

Im Wettbewerb um die Kundenloyalität zwischen Jobpilot und Monster haben sich nach der Übernahme im April 2004 noch keine entscheidenden Veränderungen gezeigt. Jobpilot hält ein nahezu gleichbleibendes hohes Niveau an publizierten Stellenanzeigen, Monster Deutschland zeigt schwankende Zuwächse.

Ob diese aber als Abgänge aus dem jobpilot-Portfolio zu werten sind, ist offen. Monster treibt die graduelle Integration schrittweise kontinuierlich voran, die Kunden scheinen die weitere Entwicklung am Markt noch abzuwarten.

+++ Ein Markt+Meinungs-Bericht von Crosswater Systems Ltd. zu den Themengebieten e-Recruiting, Jobbörsen, Arbeitsmarkt, Personaldienstleistungen, Human Resources Management+++