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Crosswater
Job Guide
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jobpilot wird auf Gegenwind
getrimmt
StepStone steht vor der Geröllhalde der Expansionsstrategie.
Wie zwei führende europäische Karriereportale
mit hausgemachten Problemen
und einem schwierigen Marktumfeld umgehen.
***
Inhaltsverzeichnis:
1. Gründerphase
2. Expansion
und Börsengang
3. Manager und
Aufsichtsräte
4. Übernahmen
von Wettbewerbern
5.
Investitionen in e-Recruiting Technologie
6. Trendwende
an Börse und Arbeitsmarkt
7. Auswirkungen
auf operative Ergebnisse
8.
Korrekturmassnahmen
Anhang:
A.
Unternehmensentwicklung im Vergleich
B. Personalia
C. Weiterführende Links
1.
Gründerphase
Die
Internet-Revolution entlässt ihre Kinder -
Online-Stellenbörsen müssen sich in der realen Wirtschaft
behaupten
Die beiden Online-Stellenmärkte jobpilot
und StepStone haben
wie keine anderen Unternehmen den Markt der europäischen
Online-Jobbörsen geprägt: als Anbieter umfassender
Dienstleistungen und Funktionen für
Online-Personal-Beschaffung, als visionäre Pioniere der
New-Economy-Gründerzeit und als Opfer ihrer expansions-geprägten
Kosten-Strukturen, konfrontiert mit dem
konjunkturellen Abschwung des Beschäftigungs-Zyklus.
Visionäre
als Gründer
In der Gründungsphase wurde jobpilot
durch die Ideen und Visionen von Dr. Roland Metzger
entscheidend geprägt. Ohne Rückhalt einer großen
Personal-Beratung oder eines Medien-Konzerns tauschte
Metzger seine Karriere als Wirtschaftswissenschaftler und
Unternehmensberater gegen die Selbständigkeit eines
Firmengründer ein. Aus den Anfängen im beschaulichen
Oberursel am Taunus hat er - zunächst unter dem Namen Jobs
& Adverts - ein börsennotiertes Unternehmen jobpilot AG
mit Konzernsitz in Bad Homburg v.d.H. aufgebaut.
High-Tech
Wikinger
Der 22-jährige Erik Bakkejord war in Norwegens
Hauptstadt Oslo einer der typischen Repräsentanten des
Internet-Gründungsbooms. Ähnlich wie Dr. Metzger - ohne Rückhalt
einer Großfirma - gründete Bakkejord 1994 den Website
ICES, der zwei Jahre später in 1996 auf den Namen
"Jobshop" (jetzt: StepStone)
umgetauft wurde.
Parallelen
und Differenzierungen
Sowohl Metzger als auch Bakkejord hatten
Mitte der 90er Jahre die Vorteile des Internets erkannt und
den in Europa noch unbedeutenden Markt der Online-Stellenbörsen
erschlossen.
Gegenüber den herkömmlichen Methoden der
Personalbeschaffung bieten Online-Stellenbörsen nachhaltige
Vorteile für alle Beteiligten:
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Kostenvorteile gegenüber herkömmlichen
Stellenanzeigen
in den Print-Medien |
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Aktive Mitwirkung beider
Marktteilnehmer, nämlich den
Stellenanbietern / Arbeitgebern und den Stellensuchenden |
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Datenbank-gestützte Matchingfunktionen
für die Suche nach
den Ziel-Kriterien |
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Beschleunigung des Geschäftsprozesses
von der
Platzierung eines Stellenangebots, der Online-Erfassung
eines
Bewerbungsprofils bis zur Erst-Kontaktaufnahme unter
Nutzung von e-Mails und elektronisch gespeicherten
Lebensläufen unter hohem Schutz der Datensicherheit |
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Logistik: elektronische Jobbörsen
müssen keine physischen
Produkte einkaufen oder ausliefern - Bewerber stellen
sich bei
potentiellen Arbeitgebern selbst vor. |
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Ertragspotential:
Betriebsprozesse (Stellenanzeigen und
Lebensläufe erfassen) sind weitgehend automatisiert und
integriert, werden zudem noch durch die Nutzer selbst
durchgeführt. |
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Hohe Verfügbarkeit: 24 Stunden
und 7 Tage mit weltweitem
Zugriff. |
Die
Zwischenbilanz
Nachdem in Norwegen der Online-Stellenmarkt
unter dem Namen "Jobshop" als führende Jobbörse
des Landes etabliert war und auch Dr. Metzger mit seinem
Stellenmarkt "Jobs & Adverts" eine
erfolgreiche und umfassende funktionale Jobbörse in
Deutschland durchgesetzt hatte, begann für beide Gründer-Unternehmer
der für die Dot-Com-Branche so typische Griff nach den
Sternen: Marketing-Massnahmen zum "Branding" der
Marke, Aufbau von Vertriebsstrukturen und die Expansion über
die Landesgrenzen des angestammten Heimatmarktes waren die
Visionen, die aus eigener Kraft nicht mehr finanziert werden
konnten - der Gang an die Börse wurde eingeleitet.
2. Expansion
und Börsengang
Venture
Capitalists ante Porte
Die überzeugend formulierten Geschäftsmodelle der beiden
Jobbörsen fanden bei den Venture Capital Finanziers offene
Ohren und schon bald spülten die Börsengänge der beiden
Firmen Fremdkapital in die Kassen. Doch hier zeigen sich die
ersten Differenzierungen in der Firmenentwicklung.
Trotz des einmal verschobenen Börsengangs der jobpilot
AG konnte sich Gründer Dr. Roland Metzger eine nennenswerte
eigene Beteiligung am Grundkapital (z.zt. 40%) und damit
auch den eigenen unternehmerischen Einfluss sichern. Der
einzige bedeutenswerte Großaktionär ist United
Internet AG mit 26%, der Rest von 25% verteilt sich auf
die Mitarbeiter und den breit gestreuten Besitz der Aktionäre.
Schaubild 1: jobpilot Aktionärsstruktur
bei Börsenemission
Februar 2000
Erik Bakkejord's Börsengang an die Oslo Bors und die
London Stock Exchange war sicherlich schillernder und
publizitätsträchtiger als derjenige von jobpilot: Zwar
konnte er für sich und seinen Vater noch einen
Aktien-Anteil von 7% sichern, doch damit war auch der
unternehmerische Einfluss verloren. Die Kontrolle von
StepStone wurde von professionellen Venture Capitalist
Finanziers und von prestigeträchtigen skandinavischen
Traditionsfirmen übernommen: Mit GeoCapital
Partners, einem US-domizilierten Venture
Capital-Unternehmen, dem traditionsreichen norwegischen
Misch-Konzern Orkla sowie Investor
AB, der Holding-Gesellschaft der schwedischen Wallenberg-Familie,
waren namhafte Gesellschaften im Aktionärskreis vertreten
und übten ihren Einfluss im Aufsichtsrat von StepStone
aus.
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GeoCapital ist
ein Venture Capital Finanzunternehmen mit Sitz in
Fort Lee, New Jersey, USA. Es bietet Finanzierung für
innovative neue Unternehmen, deren Geschäftspartner
an einer überdurchschnittlichen Wachstumsrate
partizipieren. Das Fonds-Kapital umfasst US-$ 500
Mio., davon sind US-$ 140 Mio. für Investitionen in
europäische Gesellschaften vorgesehen. Das europäische
Portfolio umfasst u.a. StepStone, Geneva
Technology Ltd, Qarana, Halogen AB, Iglu.com,
Omniticket Technologies Inc, Strategic Software Ltd,
Motivano, Axiom
Systems Ltd. |
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Orkla's Geschäftstätigkeiten
begannen vor rund 350 Jahren in Norwegens
Bergbau-Industrie. Heute ist Orkla eine der
wichtigsten Industrie-Holding-Gesellschaften
Norwegens und vertritt Beteiligungen in den
Bereichen Markenartikel, Chemie und
Finanzdienstleistungen. Zu den Beteiligungen gehören
u.a. Carlsberg Breweries, Feldschlösschen Brauerei
(Schweiz), Enskilda Securities. |
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Investor AB ist
die größte Holding-Gesellschaft in Schweden und
verfügt über Beteiligungen an den erfolgreichsten
international tätigen Gesellschaften in Schweden,
so u.a. Astra, Ericsson, Saab und Scania. Obwohl
Investor eine Politik der langfristig-angelegten
Verbesserung der Wertschöpfung anstrebt und aktives
Investment-Management betreibt, konnte sich Investor
der Kritik institutioneller Anleger nach besseren
"Return on Investment" Kennzahlen nicht
ganz entziehen. Höhere Wertsteigerungen und
Renditen erwartet Investor AB von einem
Technologie-Portfolio, in welchem über 40
Beteiligungen an Unternehmen und Start-ups in der
Informations-Technologie kontrolliert werden, so
u.a. StepStone, Lycos Europe oder Bredbandsbolaget. |
Schaubild 2: StepStone Aktionärsstruktur
bei Börsenemission
Management:
Globale Unternehmer und Kirchturmspolitiker
Nachdem neue Aktionäre bei StepStone an Bord waren, wurde
auch die Führungsriege auf die neuen Aufgaben des
Marketing, des Branding und der Expansion in die europäischen
Märkte ausgerichtet und zur Umsetzung wurden internationale
Führungskräfte eingestellt. Die Spitzenposition bei
StepStone wurde dem Oxford-Absolventen und Unternehmer Charles
Giles Clarke anvertraut, der zuvor als Investment Banker
arbeitete und dann mit Firmengründungen im Merchandising /
Retail-Sektor (Wein, Haustiernahrung) und anschließendem
Verkauf sein Gespür für gewinnbringende Transaktionen
unter Beweis stellte.
Gründer Bakkejord schied nach einer Übergangsfrist aus
der operativen Führung aus - nicht ohne vorher mehr als die
Hälfte seiner Aktien zum Emissionskurs von NOK 27,50 zu
verkaufen.
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Nach
seinem Ausscheiden bei StepStone ist Ex-Firmengründer
Bakkejord als Director Administration bei Intility
SA, in Oslo tätig. Intility wurde am 2. Mai
von André DiBiagio, Arne Asplem, Lars
Helledal und Trygve Skibeli gegründet und
ist auf IT-Outsourcing spezialisiert. |
Foto: Aftenposten
Kein Blick zurück |
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Foto:StepStone
Kein Blick nach oben |
Charles
Giles Clarke, 53, Oxford-Absolvent , beschrieb in
typisch englischem Humor und mit viel Selbstironie
seine Rolle zu Beginn seiner CEO-Tätigkeit: "I
knew nothing about Norway, nothing about the internet,
and very little about recruiting, so it was obvious
that I should do this," says Mr Clarke. "I
became known as 'the old man running the internet
company'." Financial
Times FT.com vom 5. März 2001 |
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Der Aufsichtsrat von StepStone ASA setzte sich aus den
Vertretern der größten Kapitaleigner zusammen und
versammelte für die Aktionärstreffen in Oslo einen
internationalen Jet-Set von professionellen Aufsichtsräten:
Whitney Bower aus New Jersey (USA), Colin Tenwick und
Karen Slatford aus London, Jean-Claude Marchand
aus der Schweiz, Jan Stenberg und Klas Hillstrom aus
Stockholm sowie Alberto Fresco aus Mailand.
Foto: Stadt Oberursel |
Dr. Metzger von jobpilot verfolgte eher eine
konservative
"Kirchturm-Personalpolitik" und
orientierte sich an den Tugenden der bodenständigen
Tradition: Aufsichtsräte und Management-Team
stammen oft aus der Region. So war
Aufsichtsratsvorsitzender F. Udo Siegert bei
der Telemation in Oberursel jahrelanger Nachbar und
auch Finanzvorstand Willi Stahlmann kommt von
Dimension Data AG & Co, die zuvor Telemation in
Oberursel übernommen hatte. Für beide war es nur
ein Katzensprung zum früheren Firmensitz der
jobpilot in Oberursels Gewerbegebiet "In
den drei Hasen".
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Mit Stefan Simon (Finanzen) und Stephan
Lindenfeld (Public and Investor Relations) sind Führungskräfte
aus der Region an Bord geholt worden, David Hart
(Content Development) hat es aus den USA nach mehreren
Stationen in Brüssel und Frankfurt/M in den Vordertaunus
gezogen.
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Börsengang:
Im zweiten Anlauf wurde das Baby nach Hause
geschaukelt. Rebecca Polley (Finanzvorstand
und CFO) mit Dr. Roland Metzger,
Vorstandsvorsitzender jobpilot AG in der
Frankfurter Wertpapierbörse. Rebecca Polley ist
mittlerweile aus dem Unternehmen ausgeschieden. |
Foto: jobpilot AG
Kein Blick nach rechts |
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Foto: jobpilot AG
Kein Blick nach hinten |
Gefangen
zwischen Bulle und Bär: Dr. Roland Metzger (jobpilot
AG) beim Börsengang. Der Neue Markt leistete dem Kurs
der jobpilot-Aktie einen Bären-Dienst, der Börsenkurs
sank von 23 Euro Ausgabepreis im April 2000 auf 2,70
Euro am
9. November 2001.
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Die
Expansions-Phase
Nachdem StepStone in Norwegen und jobpilot in Deutschland
etabliert waren, brachen beide Stellenmärkte auf, um Europa
zu erobern. Innerhalb kurzer Zeit wurden Niederlassungen in
den wichtigsten Ländern eröffnet und die Funktionalität
und Mehrsprachigkeit der Websites den jeweiligen nationalen
Anforderungen angepasst. Im Kampf um Stellenanzeigen,
Lebensläufe und Benutzer-Zugriffszahlen wurde gelegentlich
eine härtere Gangart eingeschlagen und so musste sich
jobpilot zur Abwehr eines Gerichtsverfahrens beispielsweise
schon eines Wirtschaftsprüfers bedienen, der die
Korrektheit der Anzahl Stellenanzeigen in ihrer Datenbank
testierte.
Expansion
durch Übernahme #1: Stellenmagazin
StepStone, damals noch unter der früheren
Firmenbezeichnung Jobshop, begann die Expansion in
Deutschland durch die Übernahme von Stellenmagazin. Die
1996 in Lippstadt gegründete Firma A1
Online-Internet-Dienste GmbH & Co KG, Betreiber des
Online-Stellenmarkts www.stellenmagazin.de,
wurde im September 1998 übernommen.
Expansion
durch Übernahme #2: Careernet
Careernet wurde 1995 gegründet und verzeichnete ein starkes
Wachstum in den Jahren 1997 und 1998. In der neu formierten
Gesellschaft Careernet Jobshop Online GmbH wurden alle
Aktivitäten in Deutschland unter der neuen Struktur
zusammengeführt und die bisherigen Aktionäre von Careernet
wurden am neuen Unternehmen beteiligt.
Expansion
durch Übernahme #3: Job-Today AG
Job-Today war der nächste Übernahmekandidat. Der Vorläufer
von Job-Today AG war DV-Job, von Jürgen Grenz und Achim
Leinberger gegründet und später durch Dr. Andreas Albath
in einem Management-Buy-Out verstärkt. Nach
erfolgreicher Spezialisierung auf die IT-Branche wurden von
DV-Job weitere regionale Jobbörsen ins Leben gerufen, um
neben dem IT-Stellenmarkt DV-Job die Regionalisierung
voranzutreiben. Regionale Marken, wie z.B. HH-Job,
Schwaben-Job oder Bayern-Job erhielten ein gemeinsames
Erscheinungsbild und wurden unter einem einheitlichen
technologischen Dach zusammengeführt.
Das Marketing-Konzept basierte auf der Überzeugung, dass
der Marketing- und Vertriebsaufwand für spezialisierte
Branchen-Stellenmärkte und regional positionierte Jobbörsen
erheblich günstiger ist als bei den Generalisten unter den
Jobbörsen. Die Präzision der Zielgruppen-Ansprache wurde
den umfassenden kostspieligen Werbekampagnen im Fernsehen
oder den Zeitschriften mit deren inhärenten Streuverlusten
vorgezogen.
Aufgrund der besonderen Aktionärsstruktur bei Job-Today
AG konnte Dr. Albath, der zusammen mit seinen
Management-Kollegen nahezu 44% der Aktien kontrollierte und
damit mehr als doppelt so viele Stimmen als der
Konradin-Verlag mit 21% des Aktienkapitals besaß, die
Richtung bei der Übernahme durch StepStone ASA
beeinflussen.
Der Kaufpreis betrug Euro 34,9 Mio. bzw. 8,40 Euro
pro Job-Today-Aktie. Dr. Andreas Albath übernahm die
Geschäftsführung der neuen Gesellschaft, StepStone
Deutschland AG und begann, die Aktivitäten der beiden
Firmen zu integrieren.
In dieser Expansionsphase begannen beide Jobbörsen,
unterschiedliche Wege im Marketing-Mix einzuschlagen: In Großbritannien
nutzte StepStone in hohem Maße die klassischen Methoden der
Promotion und schloss dort umfassende und entsprechend
kostenträchtige Sponsoren-Verträge mit Fernsehanstalten
ab. Damit stieg der Aufmerksamkeitswert sprunghaft an, das
"Branding" führte zu hohen Benutzerzahlen und
auch bei den Stellenanzeigen konnte StepStone im
wettbewerbsintensiven Großbritannien ein sehr gutes
Mengenvolumen erzielen.
In Deutschland und in der Schweiz agierte StepStone
jedoch im Marketing-Bereich wesentlich kostenbewußter. In
Deutschland erzielte StepStone einen Bekanntheitsgrad mit
Top-Werten trotz starker Konkurrenz.
Schaubild 3: Besucherstatistik
2001
jobpilot hingegen setzte eher auf geringere Werbebudgets
für Print und TV, sorgte jedoch durch umfassende
Kooperationen mit Community-orientierten Web-Sites und
Online-Medien für die Durchdringung des Marktes und
Steigerung der Reichweite und Besucherhäufigkeit. Wenn auch
dieser Marketing-Mix nicht so glamourös angesehen wurde,
war er doch entscheidend kostengünstiger.
Inzwischen haben sowohl StepStone Deutschland als auch
jobpilot AG bei wichtigen Medien-Portalen in Deutschland
Kooperationsvereinbarungen abgeschlossen und erschließen
sich somit einen potentiell umfangreichen Besucherkreis.
Tabelle 4: Reichweiten der
Online-Medien mit Jobbörsen-Kooperationen in Anzahl Visits
im Oktober 2001*)
Web-Portal |
jobpilot |
StepStone |
Monster |
OnVista |
|
7.184.433 |
|
ZD-Net |
|
6.548.451 |
|
T-Online
Resort Karriere & Wissen**) |
566.000 |
566.000 |
|
Focus
Online |
|
14.545.347 |
|
Spiegel
Online |
18.431.027 |
|
|
Stern
Online |
|
|
4.418.906 |
Sat.1
Online |
8.989.453 |
|
|
eVita |
1.587.628 |
|
|
*) Quelle: Online-Nutzungsdaten Oktober
2001 - IVW Informationsgemeinschaft zur Feststellung der
Verbreitung von Werbeträgern e.V. **) T-Online Mediendaten
/ Jupiter MMXI Okto.2000 - Sept. 2001 / Domains
Investitionen
in e-Recruitment Technologie
jobpilot hatte sich bei den relativ teuren Übernahmen
anderer Jobbörsenbetreibern immer zurückgehalten und eher
ein organisches Wachstum angestrebt. Doch für den
erfolgsrelevanten Bereich Software-Technologie wurden
langfristig sinnvolle Investitionen geplant und mit der
strategischen Firmen-Übernahme von Virtual Village auch
umgesetzt. Die in Richmond bei London, Großbritannien,
domizilierte Firma Virtual Village Ltd. wurde in einem
Aktien-Tauschgeschäft für 882,353 neue Aktien der jobpilot
AG übernommen, als Kaufpreis wurden 17 Euro pro Aktie
vereinbart (bei einem Handelskurs von Euro 10,60 zum
Zeitpunkt der Ankündigung).
|
Virtual Village entwickelt
eine Softwareanwendung für Human Resource
Recruiting, die auf Internet-Browser-Technologie
basiert ist. Damit können die Geschäftsprozesse
bei der Personalbeschaffung, insbesondere
Personalanforderung, Recruiting und
Personal-Einstellung automatisiert werden. Diese Lösung,
die von jobpilot als ASP (Application Service
Provider) Arbeitgebern und Personalagenturen
angeboten wird, bietet den Nutzern kostengünstige,
transparente und schnelle Abwicklung im
Personalbeschaffungsbereich. Das Produkt wird nun
als "jobpilot Workflow" vermarktet.
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Auch StepStone blieb im Technik-Bereich nicht stehen und
konzentrierte sich auf die Verbesserung der
Datenbanktechnologie, um Bewerbungsprofile von
Stellensuchenden mit neuartigen Methoden der Unschärfen-Suche
("fuzzy logic") mit weniger Streuverlusten zu
finden. Das neue Produkt "Profile" war
gleichzeitig die Route, um neue zusätzliche Ertragsquellen
zu erschließen: Arbeitgeber können nun entweder selbst
Stellenanzeigen plazieren (gegen Gebühr), oder sie können
nach geeigneten Bewerberprofilen in den umfangreichen
StepStone-Datenpools suchen (ebenfalls gegen Gebühr).
|
Mr Clarke says
he has no intention of competing head-on with
Monster.com by opening an office in the US or having
American jobs on StepStone's website. But it does
intend to battle for space in the curriculum vitae
(CV) and resume database search market. Monster.com
earned about 36 per cent of its revenues from CV
searches, while StepStone had less than 5 per cent
last year. |
Die
Zwischenbilanz
Ungeachtet des schwierigen Umfeldes haben jobpilot und
StepStone als europäische Marktführer wichtige
Meilensteine erreicht:
| Branding und hoher Bekanntheitsgrad der Marke |
| Marktpräsenz in allen wichtigen europäischen Ländern |
| Steigende Nutzerzahlen und Besucherfrequenz |
| Hohe Funktionalität, Bedienerfreundlichkeit und
Zusatz-
Informationen |
| Gute qualitative Ergebnisse bei Stellenanzeigen und
Bewerbern |
| Kostenführerschaft im Stellenanzeigen-Markt gegenüber
den Print-Medien |
| Strategische Kooperationen bei Zweitverwertern |
| Lösungsanbieter für die Verbesserung des
Personalbeschaffungs-Prozesses
(Workflow-Management),
damit einhergehend gesteigerte Transparenz und
Geschwindigkeit im Gesamtablauf. |
| Weiterentwicklungen in der Datenbank-Technologie ermöglichen
Verbesserungen
in der Suchtechnik und Matching-Logik. |
Schaubild 4: Niederlassungsnetz und
Anzahl Stellenangebote
Die
Trend-Wende
Die Trend-Wende wurde durch das Ende der Internet-Euphorie
eingeleitet und dies machte es zunächst schwieriger, neues
Eigenkapital durch Kapitalerhöhungen dem Unternehmen zuzuführen.
Wichtigster Indikator ist der Rückgang der Börsenkurse von
StepStone und jobpilot, die sogar noch stärker als der
vergleichbare Markt-Index NEMAX-50 gefallen sind.
Schaubild 5: Börsenkursentwicklung
|
Die Zeichen der Zeit nicht erkannt:
"Among online stocks, StepStone looks one of
the most solid, with management reiterating
expectations of positive cash flow at the end of
this year, assuming that costs grow only moderately,"
says Atle
Vereide, an media analyst at Orkla Enskilda
Securities. (März 2001) |
Den sinkenden Börsenkursen folgte alsbald die Flaute am
Arbeitsmarkt. Der konjunkturell bedingte Rückgang führte
zu einem Einbruch der Stellenanzeigen in Online-Medien und
in den klassischen Print-Medien, dadurch war die
Haupt-Ertragsquelle für Online-Jobbörsen gefährdet.
Unter diesem Umsatzeinbruch litten viele Firmen des
Human-Resources-Sektors in den USA und in Europa. So mussten
im 3. Quartal 2001 im Vergleich zum gleichen Quartal des
Vorjahres Umsatzrückgänge von über 50% verkraftet werden.
Schaubild 6: Ertragseinbruch bei
Recruiting-Firmen
Nun zeigen die vorgelegten Zahlen zum Abschluss des 3.
Quartals 2001 Bremsspuren, da von beiden Jobbörsen heftig
gegensteuert wurde, um durch Kostensenkungsmaßnahmen möglichst
bald die mehrfach angekündigte Gewinnzone zu erreichen.
Die Gegenüberstellung der operativen 9-Monats-Ergebnisse
von StepStone und jobpilot zeigen klar die Unterschiede auf:
Auf der Ertragsseite liegt StepStone noch um Euro 13 Mio
besser als jobpilot, doch bei den Kosten dreht sich das Bild
zugunsten von jobpilot: Mit einem um Euro 93 Mio. geringeren
Aufwand wirtschaftete jobpilot wesentlich kostengünstiger
und liegt deshalb im operativen Ergebnis viel näher an der
Gewinnschwelle als StepStone.
StepStone konnte In verschiedenen Ländern jedoch bessere
Einzelergebnisse erzielen, so arbeiteten beispielsweise die
Niederlassungen in Deutschland und Belgien seit dem 3.
Quartal 2001 profitabel (auf Basis EBITA), Dänemark seit
dem 4. Quartal 2000.
Schaubild 7: Operatives Ergebnis 9
Monate 2001
Noch deutlicher wird das Bild bei der Gegenüberstellung
der Cost/Income-Ratio beider Unternehmen, d.h. dem Verhältnis
zwischen Umsatzerlösen (Income) und Betriebsausgaben (Costs).
Schaubild 8: Cost / Income Ratio
Tabelle 5: Kennziffern der
9-Monats-Ergebnisse 2001
Kennziffern* |
jobpilot
(=100%) |
Stepstone |
Ratio |
Stellenanzeigen |
36,989 |
45,985 |
+24% |
Gesamtumsatz |
35,560 |
48,600 |
+37% |
Aufwand |
-55,595 |
-149,180 |
-168% |
Operatives
Ergebnis |
-20,035 |
-100,580 |
-402% |
*) Basis: Die Anzahl der Stellenanzeigen
wurden per Datenbankabfragen am 27.November 2001 ermittelt;
Umsatz, Aufwand und Operatives Ergebnis per
9-Monats-Ergebnis 2001. Beträge in
Euro '000.
Im Vergleich wichtiger Kennziffern schneidet StepStone
bei den Stellenanzeigen (24% mehr Stellenanzeigen gegenüber
jobpilot) und beim Gesamtumsatz (+37% mehr als jobpilot).
Diese Vorteile kompensieren sich jedoch auf der Aufwands-
und Ergebnisseite: im Gesamtaufwand wirtschaftet StepStone
um 168% schlechter als jobpilot und im operativen Ergebnis
sogar um 402% schlechter.
Die
Amputation des englischen Patienten
Im Spätsommer 2001 konnten die finanziellen Probleme der
beiden Karriereportale nicht mehr auf die lange Bank
geschoben werden. Personalabbau war die Zauberformel, um die
Kosten den rückläufigen Umsatzzahlen anzupassen.
jobpilot AG kündigte einen Personalabbau von 15% an und
Finanzvorstand Rebecca Polley schied aus dem
Unternehmen aus, vermutlich ohne in den Genuss gekommen zu
sein, ihre 100.000 Optionen auf jobpilot-Aktien zu annähernd
günstigen Kursen verkauft zu haben. Auch andere Jobbörsen
griffen zum gleichen Rezept. So erklärte Versum
AG, noch vor Jahresfrist als Gemeinschaftsgründung
vieler Zeitschriftenverlage ins Leben gerufen, den Notstand
und kündigte an, jede dritte Mitarbeiter-Stelle abzubauen.
Für StepStone fiel die Diagnose und anschliessende
Therapie noch radikaler aus:
| Die verlustbringende englische Niederlassung wurde
liquidiert, |
| die Website von StepStone UK wurde abgeschaltet, |
| 350 Mitarbeiter wurden entlassen, |
| die verbleibenden europäischen Niederlassungen wurden
restrukturiert, |
| zentrale Funktionen in der Hauptverwaltung wurden
ausgedünnt, |
| die Firmenorganisation wurde auf die
ertragsreichen Länder
Belgien, Dänemark und Deutschland fokussiert, |
| die lokale Präsenz in den restliche europäischen
Niederlassungen
wurde stark reduziert und wird von den drei regionalen
Knoten
Belgien, Dänemark und Deutschland gesteuert, |
| die physische Präsenz in den Ländern Frankreich,
Italien, Indien,
Irland, Spanien, Schweiz und Portugal wird beendet, |
| soweit möglich, wird StepStone die Marken-Rechte,
Websites
und die rechtlichen Firmenstrukturen in den
Austritts-Ländern beibehalten, |
| die Führungsmannschaft wurde umgebaut, |
| die Börsennotierung der StepStone Aktien in Großbritannien
wird mit Wirkung zum 12. Dezember 2001 eingestellt, an
der
Oslo Stock Exchange / Oslo Bors werden die Aktien
weiterhin
gehandelt. |
StepStone fand sich auf dem harten Boden der
wirtschaftlichen Realität wieder: Während der Hochphase
war StepStone eine weitverbreitete und bekannte Marke mit
Niederlassungen in 18 Ländern und mehr als 1.400
Mitarbeitern.
Den Preis der Therapie zahlten Mitarbeiter mit dem
Verlust der Arbeitsplätze, Führungskräfte mit ihrem
Ausscheiden und Aktionäre, die im Zuge einer
Kapitalerhöhung 25 Mio. Euro dringend benötigte zusätzliche
Liquidität zuschießen mussten.
|
Kommentar eines
UK-Wettbewerber:
"The gold rush is over and this week's events
with Randstad withdrawing from New Monday, and
StepStone withdrawing financial support for their UK
operation drive home what every sensible executive
has always known. That to succeed a company must
simply offer a strong business proposition to their
clients and deliver it in a cost effective manner.
Outrageous expansion and business plans based on
branding alone are now mere blushes in the cheeks of
executives soon to be spending more time in their
garden than the boardroom.
It is important for recruiters and job hunters to
understand however that there are strong players in
the Online Recruitment Industry and for recruiters
to realise the importance of choosing financially
secure business partners with viable business plans.
GoJobsite and Jobserve, for instance, have both
maintained high levels of profitability and revenue
growth consistently over the last 5 years. What
connects the two companies? Simply a sensible
approach to business that is based on delivering
results to their clients and not massaging their
egos with TV advertising and branded hot air
balloons."
Keith
Potts, Managing Director, GoJobsite UK
Wesentlich kooperativer äußert
sich Dr. Albath von StepStone über den Mitbewerber
jobpilot AG: "Ein junges Unternehmen, das ohne
Printmarke und Verlagskompetenz in wenigen Jahren
den Markt aufgerollt hat. Das zeigt, wie sehr sich
die Wettbewerbsparameter durch das Internet verändern."
FirstSurf:
Gesuchte Jobs. Das Internet als Stellenbörse von
Roland Karle, 1. November 1999 |
Überzeugungstäter:
Super-Reiche investieren in StepStone
Dringend benötigte moralische und finanzielle Unterstützung
fanden die StepStone-Manager bei ihren Gründungs-Finanziers. Trotz
eines deutlich schwieriger gewordenen Umfelds in der
Kapitalbeschaffung für Internet-basierte Unternehmen gelang
es StepStone, bei neuen Aktionären Vertrauen in das Geschäftsmodell
und die potentiellen Zukunftschancen aufzubauen.
Eine Kapitalzuführung Ende November 2001 brachte somit
auch neue Aktionäre auf den Plan.
|
|
Foto: Dagbladet / SCANPIX |
Unterwegs
mit den Super-Reichen. Christen Sveaas (*1956),
schloss sein Studium der Wirtschaftswissenschaften
an der Hochschule St. Gallen in der Schweiz als
"lic.oec." ab. In Norwegens Rangliste der
Mega-Reichen ist er auf Platz 10 positioniert. |
|
|
Christen Sveaas ist alleiniger Eigentümer der
norwegischen Holdinggesellschaft Kistefos und damit viertgrößter
Aktionär von StepStone ASA. Als einer der größten
Einzelaktionäre des norwegischen Mischkonzern Orkla ASA
setzte er die Demisssion des langjährigen
Vorstandsvorsitzenden Jens Heyerdahl jr durch,
der von Age Korsvold (*1946) und CEO von Storebrand ersetzt
wurde. Sveaas erhielt einen Sitz im Aufsichtsrat von Orkla
und sicherte sich so seinen Einfluss. Sveaas
kontrolliert eine Reihe von weiteren Investments, u.a. in
Internet Start-up-Gesellschaften wie z.B. Pacific Challenge,
Hong Kong.
|
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Foto: Kistefos AS |
Foto: Aftenposten / Ricky Chung/SCMP |
Die asiatische
Herausforderung: Christen Sveaas (links vorne mit
seinem Management Team der Kistefos Holding) scheut
keine Konflikte mit Pacific Challenge, Hong Kong um
Einfluss und Führungspositionen. Dr. Lily
Chiang (oben rechts), Executive Director von Pacific
Challenge, setzt sich mit Aktionär Sveaas über die
Verwässerung des Eigenkapitals auseinander |
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Schaubild 9:
StepStone Aktionäre nach Kapitalerhöhung November 2001
Der Aktionärskreis verzeichnete dann bis Mitte Dezember
2001 weitere Arrondierungen, so wurden die von der
Wallenberg-Familie über deren Holding Investor
kontrollierten Anteile transferiert und nun wurde
Skandinaviska Enskilda Bank, die ebenfalls in hohem Maß von
der Wallenberg-Familie kontrolliert wird, größter
Einzelaktionär.
Schaubild 10:
StepStone Aktionäre Stand 17. Dezember 2001
Schlussfolgerungen
Die Hausaufgaben für StepStone und das Management-Team
um Colin Tenwick und Dr. Albath sind klar vorgegeben, wie es
auch in den offiziellen Aufsichtsrats-Protokollen formuliert
wurde:
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Whitney Bower,
Chairman of StepStone ASA said: "The Board
feels confident that with the combination of a new
business plan, the proposed financing and a new
management team led by Colin Tenwick, the recently
appointed CEO, StepStone will continue to be a
leader in the European online recruitment market.
The endorsement by the
original founding investors in a more focused and
conservatively managed company, that is based around
proven operations, will form the solid foundations
upon which the company will go forward.
The company feels confident
that its wide customer base will for the foreseeable
future, be able to continue to get significant
competitive advantage in sourcing quality people
with StepStone."
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Auch das neue Management-Team unter Colin Tenwick kann
sich Hoffnungen auf eine Wertsteigerung ihrer
Aktien-Optionen machen, falls der allseits erwartete
turn-around erreicht wird.
Name |
Anzahl
Optionen
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Colin Tenwick CEO |
8.000.000 |
Ian Cole CFO |
6.000.000 |
Dr. Andreas Albath,
Regional Manager Central Europe |
2.210.245 |
Jan Goossens,
Regional Manager Northern Europe |
1.750.000 |
Anders Fritz
Carlssen, Regional Manager Nordic |
1.640.000 |
Vorwärts in
die wirtschaftliche Realität
Zum Ende der Web-Euphorie haben StepStone und jobpilot
wie andere Jobbörsen und Human-Resource-Firmen lernen
müssen, die Kostenstrukturen den konjunkturell
schwankenden Erträgen anzupassen.
Die Akquisition der Anzeigenaufträge und die
Vertriebswege müssten fortan aus den regulären Umsatzerlösen
finanziert werden und könnten nicht mehr problemlos durch
Kapitalinfusionen über die Börse beschafft werden.
Akquisitionskosten in allen wichtigen Bereichen
(Stellenanzeigen, Nutzerregistrationen, Besucherfrequenz,
Eintragungen in Bewerber-Profil-Datenbanken) erfordern
strikte Kontrollen.
Ein kosteneffektiver Marketing-Mix unter Einbeziehung
vielfältiger Maßnahmen und Kooperationen ist notwendig, um
letztlich die Dienstleistung "elektronische
Job-Vermittlung" wirtschaftlich und gewinnbringend
erbringen zu können.
Zum Ausgleich des konjunkturell bedingten zyklischen
Geschäftsvolumens müssten zusätzliche Ertragsquellen
erschlossen werden, so beispielsweise durch stärkere
regionale Durchdringung und demoskopische Ausweitung der
Nutzer.
Noch haben elektronische Jobbörsen einen gravierenden
Kostenvorteil gegenüber den Stellenanzeigen in den
Print-Medien und ein enormes Potential, den gesamten Geschäftsprozess
der Personalbeschaffung gemeinsam mit ihren Kunden zu
verbessern.
Inwieweit die Anstrengungen des Managements von jobpilot
und Stepstone sich in den Ergebnissen niederschlagen werden,
wird mit Spannung erwartet. Die Jahresergebnisse 2001 sind
schon für Ende Januar 2002 angekündigt.
Lesen Sie die Fortsetzung im
Teil 2:
Im Gleichschritt aus dem Tal der
Tränen: jobpilot und StepStone legen hoffnungsvolle
Ergebnisse für das 1. Quartal 2002 vor.
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