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Schwarmintelligenz oder Würfelspiel? Über die rationale Auswahl von Jobbörsen

[Crosswater Systems] 5.10.2008/ghk.

Die Auswahl der geeigneten Jobbörse wird häufig durch das Zufallsprinzip oder das Bauchgefühl beeinflusst, denn in der Wahrnehmung der Stellensuchenden und Personaler haben die vielen Jobbörsen des Landes eine eher indifferenzierte Positionierung inne. Ein klares, faktenbasiertes Profil der adäquaten Zielgruppenorientierung fehlt häufig. Die Marketing-Strategen der Stellenbörsen verfallen eher dem Kaufhaus-Syndrom "Alles unter einem Dach", einer Branding Strategie oder engagieren sich im Reichweitenwettbewerb, das zusehends in ein Stimmen- und Meinungschaos  babylonischen Ausmaßes ausartet.

Selten genug publizieren Jobbörsen Informationen über ihr zielgruppenspezifisches Profil - was die Struktur der publizierten Stellenanzeigen, die Schwerpunkte der Arbeitgeber oder die Unternehmens-Klassifizierungen betrifft. Die oft angetroffene Channel-Orientierung beschränkt sich auf stark nachgefragte Berufe wie Ingenieure, IT-Spezialisten oder Vertriebsexperten. Der Versuch einer Differenzierungsstrategie erschöpft sich in PR-Ansprüchen, die selten genug durch Fakten untermauert werden.

Doch nur scheinbar sind Stellensuchende und Recruiter dieser Indifferenz hoffnungslos ausgeliefert, eine virtuelle Schwarmintelligenz könnte Abhilfe schaffen - wenn die Marktteilnehmer sich denn um die richtigen Informationen kümmerten.

Charles Darwin

Charles Darwin

Die Natur hat in ihren Evolutionsstufen bemerkenswerte Beispiele von Schwarmintelligenz hervorgebracht. Beispiele sind die V-förmige Flugformation der Zugvögel zur Reduzierung des Luftwiderstands, die Jagdstrategie eines Wolfsrudels mit genau festgelegt Rollen und Aufgaben oder das Verhalten eines Fischschwarms angesichts der Bedrohung durch einen Raubfisch.

Charles Darwin, der Grandseigneur der Evolutionsforscher, beschreibt in seinem wegweisenden Buch "The Origin of Species by Means of Natural Selection or the Preservation of Favored Races in the Struggle for Life" aus dem Jahre 1859 wie die mexikanische Bienengattung Melipona domestica sich weiterentwickelt hat zur modernen und nahezu perfekten Westlichen Honigbiene (Apis mellifera). Darwin kommentiert die Evolutionsstufen von der Melipona Biene zur Westlichen Honigbiene: "Durch die Modifikationen des Zellbau-Instinkts hat die Honigbiene durch natürliche Selektion eine unnachahmliche Fähigkeit in der Architektur und der Bauweise von Bienenstöcken erworben".

Intelligenz der Masse

1906 besuchte der britische Naturforscher und Schriftsteller Francis Galton die jährliche westenglische Nutztiermesse, bei der ein Ochsen-Gewicht-Schätz-Wettbewerb veranstaltet wurde. Für sechs Pence konnte jeder seine Schätzung abgeben. Insgesamt 787 Personen, sowohl Unbedarfte als auch einige Experten, nahmen teil und gaben einen Tipp ab.

Galton entschloss sich zu einem Experiment, um die Dummheit der Masse zu beweisen: Er wertete die fast 800 Schätzungen statistisch aus. Der Mittelwert aller Schätzungen (1197 Pfund) kam dem tatsächlichen Gewicht des Ochsen (1207 Pfund) erstaunlich nahe (Abweichung von 0.8 Prozent). Galtons Versuch, die Dummheit der Masse auf diese Art zu beweisen, war somit gescheitert. Er nannte seine Erkenntnis Vox populi (lat. „Stimme des Volkes“), in Anlehnung an das klassische Sprichwort „Vox populi, vox Dei“.

Auch die virtuelle Welt des Internets kennt bereits die equivalente Schwarmintelligenz oder das Phänomen des "Intelligenz der Massen".

In der Welt der künstlichen Intelligenz wurden Computermodelle entwickelt, um Schwarmverhalten zu simulieren und optisch darzustellen. Ein interessantes Modell ist das eFloy-Modell, in dem das Sozialverhalten künstlicher Kreaturen unter Gesichtspunkten wie Territorialismus, Individualismus und genetischer Evolution dargestellt wird.

Die Überzeugungskraft der bezahlten Stellenanzeige

Auch bei der Auswahl der richtigen Jobbörse können die Merkmale der Massen-Intelligenz nutzbringend eingebracht werden.

Jeder Arbeitgeber, der eine bezahlte Stellenanzeige bei Online-Jobbörsen oder in Print-Medien schaltet, unterzog sich einem internen Entscheidungsprozess, an dessen Ende die bezahlte Schaltung der Stellenanzeige steht. Der Arbeitgeber meint es ernst, die kostenpflichtige Stellenanzeige drückt eine Erwartungshaltung aus, richtige Kandidaten zu finden und zu einer Bewerbung zu motivieren. Wird diese Erwartungshaltung nicht honoriert, wechselt der Jobanbieter zu einem anderen Stellenmarkt oder probiert alternative Recruiting-Kanäle aus. Erfüllen sich seine Erwartungen jedoch, wird er bei der nächsten Stellenbesetzung auf die bisherigen guten Erfahrungen zurück greifen und wiederum diese Jobbörse nutzen.

Wo viele gleichartige Stellenanzeigen geschaltet werden, haben viele Personaler gleichartige Erfahrungen gemacht. Diese Pauschalierung gilt natürlich nicht überall, insbesondere kann man diese Erfahrungs- und Entscheidungsgrundlagen nicht unbedingt auf Kostenlos-Stellenmärkte anwenden, weil der interne Entscheidungsprozess nicht so sensibilisiert wurde - der Volksmund sagt dazu "Was nix kostet ist nix wert".

Die Anziehungskraft der segmentierten Struktur

Erst bei näherem Hinschauen entpuppen sich bei den führenden Karriereportalen differenzierte Strukturen bei den publizierten Stellenanzeigen - nicht jede Jobbörse hat identische Schwerpunkte. Die Strukturen der Stellenanzeigen unterscheiden sich hinsichtlich

bulletKlassifizierung des inserierenden Unternehmens
(z.B. Konzern, mittelständisches Unternehmen, Personalvermittler)
bulletGeographische Verteilung der Stellenanzeige bzw. Standort des Arbeitsplatzes
bulletBerufliche oder Tätigkeits-Schwerpunkte
(z.B. Branchen- oder berufsbezogene Schwerpunkte)
bulletHierarchische Einstufung des Stellenangebots
(z.B. Führungspositionen, Fachkräfte und Experten, Berufseinsteiger, Auszubildende)

Genau hier liegt der Untersuchungsansatz von Prof. Dr. Christoph Beck, der mit seinem Team von der FH Koblenz alljährlich einen Vergleich der populären Jobbörsen durchführt. Der aktuellen Studie liegt ein beeindruckendes Mengengerüst zugrunde: Nahezu 100.000 Stellenanzeigen wurden in mehreren Zeiträumen analysiert und klassifiziert. So ergab beispielsweise die Analyse der suchenden Stellenanbietern nach Unternehmensgröße folgendes Bild:


Quelle: Studie "Jobbörsen im Vergleich 2008" von Prof. Dr. Christoph Beck (FH Koblenz)

Wenn nun eine Jobbörse besondere Schwerpunkte in einem dieser Segmente aufweist, kann davon ausgegangen werden, daß bei dem zugrundeliegenden Auswahl- und Entscheidungsprozess zur Schaltung von Stellenanzeigen besonders gute Erfahrungen gemacht worden sind - entweder durch einen einzelnen Arbeitgeber oder durch die kollektive Erfahrung dieser Kundengruppe. Daraus schliesst sich die Erkenntnis, daß die Information über die Struktur der Stellenanzeigen einer Jobbörse sowohl für Stellenanbieter als auch Stellensuchende ein wertvoller Indikator für die Erfolgschance im avisierten Zielgruppensegment ist.

Resonanz ist was zurück kommt

In regelmässigen Abständen für die Profilo-Rating GmbH eine Online-Umfrage unter den Personalchefs deutscher Unternehmen durch. Im Mittelpunkt dieser Untersuchungen steht einerseits die generelle Kundenzufriedenheit des Personalers mit einer Jobbörse,andererseits gilt der Resonanzanalyse das besondere Augenmerk der Personaler. Hierbei geht es spezifisch um die Ergebnisse einer publizierten Stellenanzeige in quantitativer und qualitativer Hinsicht, als wieviele Bewerbungen eine Stellenanzeige bei einer Jobbörse erzielt hat und welche Qualität die Bewerber verkörperten.


Quelle: Profilo-Umfrage März 2008 zur Bewerber-Qualität. Grafik: Crosswater Systems Ltd.

In der Gegenüberstellung der Umfrage-Ergebnisse der Profilo-Studie lassen sich wichtige Erkenntnisse ableiten. Wenn die Ergebnisse auf die Frage der Bewerberqualität in den Kontext eines Peer-to-Peer-Vergleichs mit anderen Jobbörsen gestellt werden, ergibt sich am Beispiel der Karriere-Portale Jobpilot und Monster Deutschland, die als zwei eigenständige Marken-Portale aus einem Hause betrieben werden, die relative Positionierung am Markt. Hinsichtlich der Bewerberqualität erzielt die beste Jobbörse in den Augen von Personalchefs einen Wert von 1,8 (auf einer Skala von 1-6), Jobpilot liegt mit 2,8 genau im Markt-Durchschnitt, während Monster geringfügig unter dem Durchschnitt bewertet wird.

Auf der Suche nach mehr Jobbörsen-Transparenz

Der Markt der Jobbörsen in Deutschland bleibt unübersichtlich, zahlreiche Branchen- und Berufs-Stellenmärkte stehen im qualitativen Wettbewerb mit den bekannten Karriere-Portalen. Wenn sich Personaler und Stellensuchende nicht auf den Zufall verlassen wollen, müssen sie sich mit den zurzeit verfügbaren Marktübersichten und Analysen beschäftigen. Quantitative orientierte Übersichten, z.B. nach der Anzahl der publizierten Stellenanzeigen oder der Reichweite der einzelnen Jobbörsen stehen auf dem Crosswater-Portal zur Verfügung. Hier werden die zahlreichen Jobbörsen des Landes einer bestimmten Zielgruppe zugeordnet, anhand quantitativer Angaben zur Anzahl der publizierten Stellenanzeigen, zu Preis und Brutto-Umsatzpotential oder zur Reichweite und Besucher-Frequentierung auf der Basis des Alexa-Rankings können erste Anhaltspunkte in der Marktübersicht gewonnen werden.

Eine Struktur-Analyse der publizierten Stellenanzeigen bei Online-Stellenmärkten bietet die Studie "Jobbörse im Vergleich". Wer inseriert Wo? Diese Analysen bieten Aufschluss über die Platzierungsgewohnheiten der Unternehmen und deren Personalchefs.

Die qualitative Sichtweise und Beurteilung der Personaler wird in der Resonanz-Analyse von Profilo reflektiert. Diese Studie gibt letztendlich Aufschluss darüber, welche Jobbörse die besten Ergebnisse hinsichtlich quantitativem und qualitativer Bewerber-Resonanz liefert.

Doch alle Studien und Übersichten leiden zu einem gewissen Grade an der Allgemeinverbindlichkeit und Repräsentanz der Zahlenbasis. Bei der Analyse der Anzahl publizierter Stellenanzeigen pro Jobbörse kann aus Aufwandsgründen nicht näher ermittelt werden, ob eine Jobbörse Dubletten schaltet oder nicht. Bei der Wertschöpfungsanalyse kann von außenstehenden Dritten nicht erkannt werden, in welchem Umfang einzelne Jobbörsen ihre offiziellen Preise auch am Markt durchsetzten und inwieweit diese Preise durch Großkundenrabatte, Rahmenverträge oder ähnliches verwässert werden. Die Reichweiten-Analyse, die Messung der Besucherfrequentierung  einer Jobbörse oder gar die Anzahl Aufrufe einer einzelnen Stellenanzeige, leidet unter dem Handicap der Intransparenz der Jobbörsen. Reichweiten-Zahlen werden in der Regel nur dann veröffentlicht, wenn diese besonders gut sind und von einem einheitlichen, verbindlichen Messverfahren ist die Branche der Karriereportale noch weit entfernt. Weniger als ein Dutzend Jobbörsen nehmen an dem objektiv vergleichbaren Messverfahren IVW teil. der Rest hält sich vornehm zurück. Natürlich nutzen die Marketingstrategen der Karriereporteile professionelle Meßverfahren wie Comscore, Nielsen, ACTA oder index.de - diese werden bestenfalls hinter vorgehaltener Hand diskutiert und finden selten den Weg in die Öffentlichkeit. 


Mehr Licht bitte: Informationen zur Transparenz der Jobbörsen

 

Auf zu neuen Ufern

Was bisher noch fehlte ist eine Jobbörsen-übergreifende Präferenz-Analyse der Nutzer als  Stellensuchende. Mit einem neuen Ansatz starten nun die beiden Marktbeobachter Crosswater Systems Ltd. und Profilo-Rating-GmbH mit einem Gemeinschaftsprojekt (siehe www.crosspro-research.com) auf den steinigen Weg zu mehr Jobbörsen-Transparenz. Mit Hilfe einer Online-Umfrage, die sich an Stellensuchende und Bewerber wendet, soll deren individuelle Präferenz der Jobbörsen-Nutzung ermittelt werden. Neben den üblichen demoskopischen Details der Nutzer stehen auch Bewerbungs- und Nutzungspräferenzen im Mittelpunkt der Untersuchung. Auch der steigende Einfluss der Jobsuchmaschinen bei der Online-Stellensuche wird in der Online-Umfrage berücksichtigt, Nutzer können nicht nur eine Bewertung der bevorzugten Karriereportale abgeben, sie können ebenfalls ihre Präferenzen zu den deutschen Jobsuchmaschinen, wie z.B. ICjobs.de, Jobs.de oder Kimeta.de bewerten.

Bienenvölker haben hundert Millionen Jahre Evolution gebraucht, bis sie ihre jetzige Stufe der Schwarmintelligenz erreichten. Personaler und Stellensuchende können sich den Luxus der zeitraubenden Evolution nicht erlauben, sie müssen heute eine Stelle besetzen, der Bewerber braucht morgen einen Job. Doch der Wissenstransfer auf dem Weg zur Recruiting-Schwarmintelligenz ist nicht unmöglich - die Informationen müssen nur genutzt werden.

To-Do-Liste Für Personaler und Stellensuchende


Studie "Jobbörsen im Vergleich 2008" von Prof.Dr.Beck (FH Koblenz) kostenlos bestellen >>>hier
 

Für Personaler: Teilnahme an der aktuellen Profilo-Umfrage zur Resonanz-Analyse der Jobbörsen. Hier geht’s zum Fragebogen: http://www.profilo.de/servlets/FB.do
 

Für Stellensuchende: Teilnahme an der neuen Präferenz-Umfrage zur Nutzung von Jobbörsen und Jobsuchmaschinen unter www.crosspro-research.com
 

Für international suchende Personalchefs: Die wichtigsten Jobboards Europas im Überblick - eine Studie von Aktor International
 

Weiterführende Links

Wunderwerk Vogelflug

Schwarmintelligenz virtueller Kreaturen: eFloy

Jobbörsen im Vergleich 2008. Studie von Prof. Dr. Christoph Beck

Jobbörsen von A-Z: Die Crosswater Systems Online-Datenbank

Die neue Nutzer-Präferenz-Analyse über Jobbörsen und Jobsuchmaschinen:
www.crosspro-research.com

Die wichtigsten Jobboards Europa im Überblick: Aktor International

Das Alexa-Ranking: www.alexa.com

Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. www.ivw.de

Comscore: Measuring the Digital World

ACTA Allensbacher Computer- und Technik-Analyse

index.de: Öffentlichkeitsarbeit, Werbung, Internet und Medienforschung

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+++ Ein Presse-Service von Crosswater Systems Ltd. zu den Themengebieten e-Recruiting, Jobbörsen, Arbeitsmarkt, Personaldienstleistungen, Human Resources Management. Die in den Firmen-Pressemitteilungen vertretenen Meinungen müssen nicht notwendigerweise mit der Redaktion von Crosswater Systems übereinstimmen +++