Chaos, Chaos überall
Die Einkaufsverhandlung über den Erwerb der nächsten
Briefmarke führt der Chef. Vorgänge und Prozesse liegen
in Warteschleifen, weil Kollegen nicht anwesend sind und
keine Vertretungen organisiert sind.
Alle Entscheidungen trifft der Chef nach dem Motto:
“Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“. und
„Entscheidungen werden nicht begründet sondern
durchgesetzt“ Nach Lösungen braucht man nicht zu suchen,
man hat ja den seinen Vorgesetzten zur Entscheidung.
Wenn der nicht da ist, bleibt der
Vorgang halt liegen. Probleme werden benutzt, um
Mitarbeiter nieder zu machen und Kunden haben gefälligst
zu warten, bis sie dran sind. Letzteres sagt keiner,
aber danach denkt und handelt jeder. Und alle haben
Angst um ihren Arbeitsplatz, weil es dem Unternehmen
nicht gut geht – berechtigterweise.
Übertreiben zeigt Wege
Es gibt eine Regel, die sagt: vermittle 300% damit 50%
im Gedächtnis des Zuhörers verbleiben. Wenn auch das
Chaos in zuletzt beschriebenen Unternehmen nicht überall
so extrem zutrifft, so finden sich doch sehr viele
Firmen und deren Mitarbeiter in Teilbereichen oder in
abgeschwächter Form wieder. Dabei führt dieses Chaos
noch zu einem ganz anderen Problem: Unternehmen
verbringen einen großen Teil der täglichen Arbeit damit,
Kunden zu beschwichtigen, nach Entscheidungsträgern zu
suchen und sich zusammen mit Kollegen über das tägliche
Chaos zu beschweren. Da sind unsinnige und überflüssige
Überstunden vorprogrammiert und es bleibt keine Zeit,
sich um das zu kümmern, wofür man im Betrieb eigentlich
zuständig ist.
Gute Manager sind Nichtskönner
Je weniger ein Manager die Fachbereiche seiner
Abteilung, seines Unternehmens beherrscht, desto besser.
Je mehr er darüber weiß, umso größer die Gefahr, dass er
sich in die Arbeit seiner Mitarbeiter einmischt. Seine
Aufgabe ist nicht, die Arbeit seiner Mitarbeiter zu
machen, seine Aufgabe ist, seine Abteilung optimal
aufzustellen. Dazu muss er einen groben Überblick über
seinen Bereich haben und für seine Mitarbeiter optimale
Arbeitsbedingungen schaffen. Er muss die richtigen
Mitarbeiter für jeden Arbeitsplatz finden oder
entwickeln und durch Übertragung von
Entscheidungsbefugnis dafür sorgen, dass die besten
Entscheidungen schnell an den entscheidenden Stellen
getroffen werden können. Er braucht dazu natürlich auch
Kontrollmechanismen, um die Effektivität seines
Bereiches messen zu können. Letztendlich muss er seine
Abteilung nach außen vertreten und verteidigen und
Entscheidungen von außen zusammen mit dem Team seiner
Abteilung diskutieren, damit die Umsetzung erfolgen
kann. Die tägliche Arbeit seiner Abteilung muss
problemlos laufen, egal, ob er da ist oder nicht.
Menschen statt Vorschriften
Für einen Manager sind also ganz andere Fähigkeiten
gefragt, als man gemeinhin denkt. Menschenführung,
Delegationsfähigkeit, Teamfähigkeit sind ungleich
wichtiger als Fachwissen. Natürlich auch
Entscheidungsfähigkeit, Autorität und
Durchsetzungsvermögen, aber das an den richtigen
Stellen. Und nicht zu vergessen Menschenkenntnis, denn
neben den fachlichen Fähigkeiten von Mitarbeitern
besteht ein Team immer auch aus Menschen mit ihren
Eigenarten, die im Team zueinander passen sollten, damit
es gut funktioniert. Die klassische Konfrontation, die
man zwischen verkäuferisch und organisatorisch denkenden
Menschen kennt, ist hier das typische Beispiel für
Eskalationspotential.
Umdenken statt selber machen
Was eigentlich nach Nichtskönnen aussieht, ist also in
Wirklichkeit eine ungemein wichtige Aufgabe, die
Fähigkeiten werden nur noch nicht in dem Maße anerkannt,
wie es notwendig wäre. Unternehmenskulturen, die bei
ihrer Auswahl auf den neuen Typ des Managers setzen,
sind erfolgreich im Markt, man schaue nur auf die großen
Beispiele bei Ebay oder Google. Sie sind auch ungleich
effektiver als andere, weil sie viel weniger Zeit mit
Rückfragen, Reklamationen und Kollegen- oder
Mitarbeiterschelte verbringen und diese Zeit in ihre
eigentlichen Aufgaben stecken können. Effektiv arbeiten,
motiviert mit einer positiven Einstellung zum eigenen
Unternehmen macht Spaß und ist ungemein erfolgreich.
Dabei kostet es nur den Wegfall von Arroganz,
Überheblichkeit, Besserwisserei, Demotivation und
falscher Autorität.
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