Der Gesetzgeber hat mit dem Allgemeinen
Gleichstellungsgesetz (AGG) verbindlich
vorgeschrieben, was eigentlich nicht sein darf:
Diskriminierung am Arbeitsplatz und anderen wichtigen
Lebensbereichen.
Mit Profiplaza wurde eine Berufsplattform gegründet, die
just in diesem Zentrum der turbulenten
gesellschaftlichen Diskussion angesiedelt ist, denn sie
richtet sich an hochqualifizierte Mütter. Cornelia
Sengpiel erläutert im Gespräch mit Crosswater Systems
die Gründe für die Gründung von Profiplaza.
Welche Ziele verfolgt Profiplaza mit der „innovativen
Berufsplattform für hochqualifizierte Mütter“ – ist die
Plattform eine Jobbörse, eine Personalvermittlung oder
ein berufliches Netzwerk für Mütter auf dem Weg zurück
in den Beruf?
Sengpiel: Zunächst einmal möchte Profiplaza Transparenz in ein
Arbeitsmarktsegment bringen, das versteckt existiert,
aber nicht gebündelt angeboten wird: zeitlich reduzierte
Arbeitsmodelle auf qualifiziertem Niveau. Der Bedarf
daran ist vor allem bei Müttern besonders ausgeprägt,
insbesondere wenn sie über eine sehr gute Ausbildung und
weitreichende Berufserfahrung verfügen. Profiplaza ist
vor allem Vermittler dieser Stellen (Teilzeit, Projekte,
Interimsaufgaben etc.), bietet den Müttern darüber
hinaus aber auch Informationen, berufsbezogene Angebote
und Möglichkeiten zum Austausch.
Können auch qualifizierte Väter
von dieser Berufsplattform profitieren?
Sengpiel: Natürlich! Wir haben bereits männliche Mitglieder, im
Übrigen nicht nur Väter, und auch Frauen, die keine
Mütter sind. Im Grunde ist Profiplaza für alle
interessant, die außerhalb der üblichen 5-Tage-Woche ihr
fundiertes Know-How anbieten wollen. Da der Bedarf wie
erwähnt bei den Müttern am größten ist, haben wir unsere
Ansprache gezielt auf sie gerichtet.
Wie sind Sie auf die Idee zu
dieser Berufsplattform gekommen – stand Ihre derzeitige
persönliche Lebenssituation im Vordergrund oder ist es
das Ergebnis einer Markt- und Bedarfsanalyse für diesen
Arbeitsmarktsektor?
Sengpiel: Wie bei vielen Gründungen ist die Initialzündung der
Idee aus der eigenen Situation entstanden und einer erst
einmal subjektiven Wahrnehmung „da gibt es noch viele
andere, denen es ähnlich geht“. Da ich als BWL‘erin und
jahrelang sehr zahlenorientiert in der Industrie und
Beratung gearbeitet habe, war dennoch der nächste
Schritt zu analysieren, welchen Bedarf gibt es, nicht
nur auf Seite der Stellensuchenden, sondern auch der
Firmen.
Um nur mal plakativ eine Zahl zu nennen, auf die
ich dann gestoßen bin: 61% der erwerbstätigen
hochqualifizierten (!) Mütter mit 2 oder mehr Kindern
arbeiten in Teilzeit, also eine satte Mehrheit, keine
„vereinzelten“ – es wäre unlogisch, wenn die alle
glücklich, nicht wechselwillig wären, nie umziehen etc.
Dazu müssen Sie noch die Gruppe derjenigen hinzurechnen,
die zur Zeit nicht arbeiten, aber den Wunsch haben, in
einem zeitlich reduzierten oder flexiblen Modell zu
arbeiten…
Welches waren rückblickend gesehen die wichtigsten
Schritte zur Gründung von Profiplaza?
Sengpiel:
Die wichtigsten Schritte
waren erst einmal den Markt, die Bedürfnisse auf Frauen-
und auf Firmenseite zu sondieren, und dann gemeinsam mit
von der Idee überzeugten Mitstreitern den Startschuss zu
geben. Hindernisse im engeren Sinne gab es keine,
allerdings kann man die ganze Bürokratie einer Gründung,
inklusive rechtlicher und steuerlicher Beratung etc. als
solches empfinden…aber das ist ein anderes Thema.
Welche Überzeugungsarbeit
müssen Sie gegenüber den Personalchefs von konservativ
ausgerichteten Arbeitgebern leisten?
Sengpiel: Überzeugungsarbeit gegenüber Personalchefs leisten wir
eigentlich keine – wir werden niemanden bekehren, der
flexiblere Arbeitsmodelle nicht für sinnvoll erachtet.
Allerdings versuchen wir natürlich mit dem Know-How, der
Erfahrung und Expertise unseres Talent Pools zu
überzeugen. Unsere Aufgabe besteht vielmehr darin, diese
zeitlich flexiblen Stellen, Aufgaben, Projekte etc.
ausfindig zu machen, die heute nur vereinzelt, manchmal
gar nicht öffentlich ausgeschrieben werden; vieles wird
auf interne Mitarbeiter verlagert, gar nicht ausgeführt
oder nur über persönliche Kontakte besetzt. Hier können
wir einen echten Mehrwert leisten, indem wir Angebot und
Nachfrage poolen und zusammenbringen.
Haben Sie einen Bussinesplan entwickelt, um
potentielle Gründungsinvestoren zu gewinnen oder hätten
Sie die Firmengründung und weitere Entwicklung auch ohne
solche Formalien geschafft?
Sengpiel: Wir haben einen detaillierten Business Plan geschrieben,
zunächst für uns selbst, denn uns ist ein nachhaltiger
Geschäftsaufbau wichtig – wir sind nämlich unsere
eigenen Investoren! Besonders gefreut hat uns, dass wir
mit diesem Business Plan bei der Gründerinitiative „Best
Excellence“ des F.A.Z.-Instituts den ersten Platz 2007
belegt haben – dadurch ergeben sich natürlich auch für
unsere weitere Entwicklung neue Möglichkeiten.
Welcher Zusammenhang besteht
zwischen dem allseits beklagten Mangel an Fach- und
Führungskräften und dem Ziel, qualifizierte Mütter
wieder zurück in den Beruf zu bringen?
Sengpiel: Im Rahmen der Diskussionen zum Fachkräftemangel wird
immer wieder von den sog. „unausgeschöpften Potenzialen“
gesprochen: Fachkräfte aus dem Ausland, ältere
Arbeitnehmer und eben auch qualifizierte Mütter. Aus dem
Blick in unseren Pool, den dort vorhandenen beruflichen
Profilen, kann ich nur sagen, dass hier viel Know-How
brach liegt oder nicht angemessen eingesetzt wird und
dies durchaus eine interessante, zusätzliche
Recruiting-Quelle für Arbeitgeber sein kann.
Viele Frauen, die am Ende der Kinderphase stehen,
suchen oft lediglich einen Zuverdienst oder eine
Beschäftigung außerhalb der eigenen vier Wände – Ihre
Zielgruppe agiert jedoch auf einer anderen Motivation.
Was treibt die Mütter wieder zurück in den Beruf?
Sengpiel: Zunächst einmal: viele der Frauen in unserem Pool stehen
noch in einem Arbeitsverhältnis (das eventuell nicht
mehr passt) oder sind selbständig tätig; andere können
durch Umzug, Verkauf oder Insolvenz des Arbeitgebers
während der Elternzeit nicht an ihrer alten Stelle
anknüpfen. Manche haben sich bewusst für eine längere
Familienphase entschieden. Die Situationen sind also
sehr individuell. Aber aus meiner Erfahrung steht bei
fast allen diesen Frauen vor allem eines im Vordergrund:
sie wollen ihr über lange Jahre aufgebautes Know-How
wieder einsetzen, dort wo es anerkannt und wertgeschätzt
wird und somit einen sichtbaren Beitrag leisten, nur
nicht um jeden (zeitlichen) Preis. Viele sind daher sehr
auf die Aufgabe, den Inhalt der Arbeit ausgerichtet,
nicht auf eine Position in der Hierarchie.
Welches sind die wichtigsten Dienstleistungen, die
Sie mit Profiplaza anbieten?
Sengpiel: Für Firmen: Suchaufträge in unserem Talent Pool,
passgenaues Matching, Übermittlung von Profilen
insbesondere für zeitlich flexible Aufgaben auf
qualifiziertem Niveau; darüber hinaus Möglichkeiten,
Arbeitsteams zusammenzustellen, oder sich als Firma zu
präsentieren (z.B. um selbständige Netzwerkpartner zu
finden genauso wie sich unter Diversity-Gesichtspunkten
zu positionieren)
Für Frauen: Aufnahme in die Jobvermittlung,
berufsbezogene Vorbereitungs- und Informationsangebote,
Austausch mit Gleichgesinnten
Auf welchen Merkmalen basiert
Ihr Geschäftsmodell?
Sengpiel: Wir verstehen uns als Mittler, nicht als Berater, und
sind daher für die Firmen im Prozedere unkompliziert,
kosteneffizient und dabei durch die starke Fokussierung
unseres Pools von hoher Qualität.
Welche Maßnahmen haben Sie zur
zielgruppenspezifischen Positionierung ergriffen, was
ist angesichts der zahlreichen Marktteilnehmer
(Jobbörsen, Personalvermittler) Ihr
Alleinstellungsmerkmal?
Sengpiel: Unsere Fokussierung auf hochqualifizierte Teilzeitarbeit
bzw. Aufgaben in zeitlich flexiblen oder limitierten
Modellen macht uns zu etwas Besonderem. Durch unseren
speziellen, glaubwürdigen Zugang zur Zielgruppe der
hochqualifizierten Mütter können wir auch tatsächlich
diesem Anspruch Rechnung tragen. Was uns aber
eigentlich, sozusagen im Hintergrund, besonders macht,
ist eine darauf ausgerichtete, differenzierte
Profilerfassung und Abgleichslogik, die sich deutlich
von dem Kästchen-Denken vieler Jobbörsen unterscheidet.
Angesichts der zahlreichen Möglichkeiten zum Networking in Xing und anderen Social Networks könnten
qualifizierte Mütter bequem vom heimischen PC ihr
berufliches Netzwerk wieder aktivieren und neu ausbauen.
Wie sehen vor diesem Hintergrund die Zukunftschancen von
Profiplaza aus?
Sengpiel: Ich kann allen qualifizierten Müttern nur raten, diese
Netzwerke aktiv zu nutzen und ihre Chancen damit zu
erweitern. Je aktiver diese Mütter sind, sich präsent
machen, ihre (Bewerbungs-)Erfahrungen sammeln, desto
mehr kann davon die „Gruppe“ als solche profitieren und
Aufmerksamkeit auf den Wert ihrer (wenn auch
reduzierten) Arbeit ziehen. Aus Sicht der Arbeitgeber
ist es sogar wichtig, dass sie wissen, bei Profiplaza
sind eben diese aktiven, leistungsstarken Frauen mit
hoher Eigeninitiative, denn das ist, was sie im
Endeffekt bei uns für ihr Unternehmen suchen – und wenn
es eben nur 50% oder 60% der Zeit oder nur für ein
Projekt ist, immer noch besser, als dieses Potenzial gar
nicht zu nutzen.
Frau Sengpiel, vielen Dank
für das Gespräch.
Weitere Informationen:
www.profiplaza.de
+++ Ein Presse-Service von Crosswater Systems Ltd.
zu den Themengebieten e-Recruiting, Jobbörsen,
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