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Erbsenzählerei im e-Recruiting: Der lange Weg zu mehr Transparenz

[Crosswater Systems 11.6.2007/ghk]

Früher, vor den Zeiten des webbasierten Recruiting, war die Welt noch in Ordnung. Um die Jahrhundertwende wurden Stellenanzeigen einfach an eine Litfaß-Säule geklebt, in den Zeiten des Nachkriegswirtschaftswunders bis zur Mitte der 1990er Jahre regierte die Stellenanzeigen in den Printmedien.

Der Weg zur Transparenz im e-Recruiting

Der Weg zur Transparenz
im e-Recruiting

Qualifizierte Stellen wurden überregional in der FAZ, der Süddeutschen Zeitung oder dem Handelsblatt ausgeschrieben, andere Stellen blieben den Regional-Zeitungen vorbehalten. Längst vorbei sind die Zeiten, als die ehrwürdige FAZ am Wochenende so viele Stellenanzeigen veröffentlichen sollte, daß das maximal zumutbare Gewicht einer Zeitungsausgabe überschritten wurde und fortan auch die Freitags-Ausgabe mit einem umfangreichen Stellenteil aufwartete.

Gezählt wurde in der Personalabteilung - wenn überhaupt - einfach der Stapel der eingegangenen Bewerbungsmappen, damit war es auch schon gut.

Seitdem das Internet eine Hauptrolle im Recruiting spielt, stehen den Personalern wesentlich mehr und differenzierte Werkzeuge zur Verfügung, um den Erfolg einer Recruiting-Kampagne zu messen und vergleichbar zu machen - wenn man sich dieser Mühe und den daraus resultierenden Erkenntnisgewinn unterziehen möchte.

Um das eigentliche Erfolgserlebnis, die zügige Einstellung des Wunschkandidaten, nicht zu einem Roulette-Spiel ausarten zu lassen, sollten Personaler nicht nur den prüfenden Blick in die Bewerbungsunterlagen werfen, sondern auch analysieren, wie der quantitative Verlauf der einzelnen Recruitierungs-Kampagnen auf allen Bewerbungs-Stufen, genutzte Jobbörsen und andere Herkunftskanäle zustande gekommen ist.

Zahlreiche quantitative Indikatoren stehen beim web-basierten Einstellungsverfahren zur Verfügung, einige haben ihre Tücken, die der Recruiter kennen sollte. 

Überblick: Quantitative Messungen im e-Recruiting

  Mess-Grösse Beschreibung Bezug Quelle
1. Zielgruppe  Gesamtverzeichnis der aktiven Jobbörsen in Deutschland und ihrer Zielgruppen Jobbörse Crosswater Job Guide
2. Insertionsvolumen Anzahl veröffentlichte Stellenanzeigen der letzten vier Wochen Stellenanzeige Crosswater Job Guide
3. Struktur Analyse der Anzeigen-Struktur nach Unternehmensgrösse, Zielgruppe der gesuchten Kandidaten, Matching-Qualität Stellenanzeige Studie der FH Koblenz Prof. Dr. Beck
4. Reichweite Leserfrequentierung / Besucherpopularität Jobbörse IVW, Alexa
5. Resonanz Quantitative und Qualitative Resonanz der eingegangenen Bewerbungen Bewerber Profilo
6. Kostenrelation Bewerbung / Stellenanzeige Ermittlung der durchschnittlichen Anzahl Bewerbungen pro Stellenanzeige und Kosten pro Bewerbung Stellenanzeige / Bewerbung Aktor
7. Response Rücklauf-Analyse der kontaktierten Bewerber und Einladung zu Interviews Bewerber Profilo
8. Einstellung Getätigte Einstellungen Bewerber Profilo

Zielgruppen-Analyse

Angesichts der vielen aktiven Jobbörsen in Deutschland muss der Personaler eine Stellenanzeige nicht unbedingt immer und automatisch bei den bekannten Karriereportalen plazieren. Vielmehr sollte man sich vor einer Platzierungsentscheidung einen Überblick über die aktiven Jobbörsen und deren Spezialisierung auf bestimmte Zielgruppen verschaffen.

Neben den Generalisten der Online-Stellenmärkte gibt es regional tätige Jobbörsen, die eine ganz bestimmte Region im Visier hat und sicherlich bei Mobilitätsschwierigkeiten der Bewerber eine Überlegung wert sind.

Wenn es um qualifizierte Fachkräfte und Spezialisten geht, führt eigentlich kein Weg an den zahlreichen Spezialbörsen vorbei, die sich als Zielgruppe auf bestimmte Berufe oder Tätigkeiten fokussiert haben.

Insertionsvolumen

Die Anzahl der veröffentlichten Stellenanzeigen bei einer Jobbörse ist ein wichtiger Marktindikator, in welchem Umfang eine Jobbörse ihre Zielgruppen bedient und wie erfolgreich sie bei den unterschiedlichen Insertionspreisen und Abrechnungsverfahren wie "pay-per-click" ihre Akquisition argumentiert. Während die Mehrzahl der Jobbörsen ihr Insertionsvolumen klar darstellt, gibt es noch immer einzelne Online-Stellenmärkte, die diese Kennziffer geheim halten und mit aktiven Suchblockaden das Licht der Öffentlichkeit scheuen.

Struktur-Analyse

Die bekannten Jobbörsen fokussieren sich bevorzugt auf das Premium-Segment der qualifizierten Fach- und Führungskräfte, doch nicht immer lässt sich dieser Anspruch in der Praxis rechtfertigen. Wie die Studien der FH Koblenz unter Leitung von Prof. Dr. Christoph Beck ("Wer inseriert wo?") wiederholt zeigen, bestehen bemerkenswerte Unterschiede hinsichtlich der Struktur des Stellenanzeigenportfolios sowohl nach Unternehmensgrösse als auch nach Kandidatenzielgruppe.

Reichweiten-Analyse

Kaum eine Branding-Strategie der Karriereportale verzichtet darauf, die Reichweite, d.h. die Besucherfrequentierung der Webseite, als ein Erfolgskriterium zu nutzen und als Alleinstellungsmerkmal darzustellen. Und kaum ein anderes Kriterium entzieht sich der objektiven Messung und Vergleichbarkeit, weil die Messverfahren und konsequenterweise die publizierten Ergebnisse kaum unterschiedlicher sein könnten. Schon unternehmensinterne Messungen des Internet-Traffics anhand eines Server-Logs mit unterschiedlichen Analyse-Tools führen zu unterschiedlichen Ergebnissen und bei der Veröffentlichung der eigenen Reichweiten-Zahlen liegt die Hürde der Glaubwürdigkeit besonders hoch. Sind die Zahlen zu schlecht, werden sie nicht veröffentlicht. Und sind sie gut, werden Zweifel an der Objektivität laut. Eine schnelle Abhilfe ist vorerst nicht in Sicht, denn nur eine geringe Minderheit der Jobbörsen nehmen an dem objektiven und öffentlich verfügbaren Messverfahren der IVW (Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V.) teil.

So verbleibt nur der Blick auf das Alexa-Ranking (www.alexa.com) als Ersatz-Indikator für die Reichweitenmessung. Trotz aller methodischen und statistischen Einschränkungen des Alexa-Rankings vermittelt diese Kennziffer einen relativen Vergleich der Reichweiten-Popularität der allgemeinen Webseiten und natürlich auch der Jobbörsen.

Resonanz-Analyse

Die Analyse der qualitativen und quantitativen Resonanz auf eine Stellenanzeige steht im Mittelpunkt einer halbjährlich durchgeführten Umfrage unter Personalentscheidern durch die Hamburger Rating-Agentur Profilo GmbH. In dieser Umfrage bewerten Recruiter ihre Erfahrungen mit Jobbörsen, beurteilen die Funktionalität der Webseiten, das Preis-/Leistungsverhältnis und weitere quantitativen und qualitativen Aspekte des e-Recruiting.

Kostenrelation Bewerbung / Stellenanzeige

Die Analyse der durchschnittlichen Anzahl Bewerbungen pro Stellenanzeige zeigt insbesondere im Zeitverlauf, wie sich die Reichweite der Stellenanzeigen bei einer Jobbörse entwickelt hat. Öffentlichkeitsarbeit, Werbemassnahmen, Online-Suchmaschinen-Marketing tragen im Mix dazu bei, die Leserfrequentierung einer Stellenanzeige zu steigern und demzufolge auch eine höhere Anzahl von Bewerbungen pro Stellenanzeige zu generieren. Werden diese quantitativen Ergebnisse auf die Kosten einer Stellenanzeige bezogen, ergibt sich die Kostenrelation Bewerbung / Stellenanzeige.

Response-Analyse

Nicht jeder Bewerber reagiert auf eine Kontaktaufnahme des potentiellen Arbeitgebers gleich mit der gewünschten Zusendung der Bewerbungsunterlagen. Ursache dafür können in den nicht aktualisierten Bewerberdatenbanken oder dem schlechten "Employer-Branding" des Arbeitgebers liegen - oder der Bewerber hat bereits seinen Traumjob anderweitig gefunden. In der Response-Analyse bewerten Personalentscheider die unterschiedlichen Quoten an Zu- und Absagen für die einzelnen Jobbörsen.

Einstellungs-Analyse

Hier untersucht die Profilo-Umfrage, in welchem prozentualen Verhältnis das inserierende Unternehmen überhaupt Personal-Einstellungen vorgenommen hat. Sei es, weil sich unter den Bewerbern der Wunschkandidat fand oder weil die unter den Bewerbern niemand war, der das Anforderungsprofil überzeugend erfüllte.

Datenverfügbarkeit: Tendenz abnehmend

Bei den quantitativen Grössen im e-Recruiting lässt sich eine Tendenz der abnehmenden Datenverfügbarkeit erkennen: Je detaillierter qualitative Aspekte wie Response und Personal-Einstellung untersucht werden, um so stärker reduziert sich die öffentlich verfügbare Datenbasis.

Während in Deutschland über 890 aktive Jobbörsen oder Medien-Portale mit Stellenmarkt Stellenanzeigen für die unterschiedlichsten Zielgruppen veröffentlichen, reduziert sich bei der Reichweiten-Messung schon die zu zugrunde liegende Basis. Am IVW-Messverfahren nehmen weniger als 10 Jobbörsen-Webseiten teil, darunter DocCheck, Kalaydo, Stellen-Online.de sowie Stellenanzeigen.de.

Das Alexa-Ranking wird zwar weltweit auf der Basis des Surfverhaltens von über 10 Millionen Internauten gemessen, doch wer beispielsweise das Alexa-Add-on im Internet Explorer nicht installiert hat, dessen Click-Statistiken werden im Alexa-Ranking nicht berücksichtigt. Ebenfalls aussen vor sind die Nutzer von anderen Browsern wie z.B. dem Mozilla Firefox. Doch trotz dieser Einschränkungen lassen die öffentlich verfügbaren Alexa-Zahlen wichtige Rückschlüsse zu.

Die Analysen von Prof. Dr. Beck über die Struktur von publizierten Stellenanzeigen weisen eine gute statistische relevante Datenbasis auf, in der jüngsten Studie werden beispielsweise in der Summe 9.000 Stellenanzeigen der grossen Jobbörsen Monster.de, Jobpilot.de, Jobscout24.de, Jobware.de, StepStone.de und Stellenanzeigen.de analysiert. Datenbasis für die Untersuchung der erzielten Matching-Qualität, d.h. der Paßgenauigkeit von Stellenbezeichnung und Schnellsuchen, lag sogar bei über 65.000 Stellenanzeigen für insgesamt 15 verschiene Tätigkeitsbilder. 

Steigende Beteiligung bei Profilo-Umfragen

Die Profilo-Umfragen werden zusehends von Recruitern verstärkt genutzt. So erzielte die jüngste im März 2007 abgeschlossene Umfrage die bisher höchste Teilnehmerzahl seit Beginn der Umfragen, von 792 Personalern wurden insgesamt 33 unterschiedliche Jobbörsen bewertet.

Abbildung 1: Teilnehmer der Profilo-Umfrage nach Branchen
Quelle: Profilo Rating-Agentur

Abbildung 2: Teilnehmer der Profilo-Umfrage nach Unternehmensgrösse (Anzahl Mitarbeiter)
Quelle: Profilo Rating-Agentur

 

Abbildung 3: Berufsgruppen, die über das Internet gesucht werden?
Quelle: Profilo Rating-Agentur

Welche Jobbörsen wurden von den Personalern bewertet?

Nr Jobbörse Anzahl
Bewertungen
1 Monster 137
2 Jobpilot 112
3 StepStone 96
4 Arbeitsagentur 84
5 Stellenanzeigen.de 70
6 Jobware 63
7 Jobscout24 53
8 JobStairs 23
9 FAZjob.Net 21
10 Kalaydo 19
11 Stellenmarkt.de 19
12 Jobsintown 14
13 Berufsstart 13
14 Ingenieurkarriere 12
15 Süddeutsche / Stellenmarkt 9
16 GULP 7
17 Unicum 6
18 Consultants 5
19 Ingenieurweb 5
20 Stellen-Online 5
21 Jobmonitor 2
22 dv-Treff 2
23 Health-Job.net 2
24 Praktika 2
25 Rekruter.de 2
26 Salesjob 2
27 Bankjob 1
28 Biokarriere 1
29 Chemiekarriere.net 1
30 Ingenieur24 1
31 Jobvector 1
32 Job-Kurier 1
33 Math-Jobs.com 1
  Summe der Bewertungen 792

In der Summe wurden 33 Jobbörsen mit insgesamt 792 Einzelbewertungen erfasst. Aufgrund der statistischen Relevanz wurden von Profilo Rating Agentur jedoch nur diejenigen Jobbörsen in einer Gesamtbewertung berücksichtigt, die mindestens 10 Bewertungen erhalten haben.

Fazit

Wenn die Personaler die Platzierung von Stellenanzeigen und die daraus folgende Bewerber-Resonanz in quantitativer und qualitativer Sicht nicht dem Zufall überlassen möchten, führt kein Weg daran vorbei, sich mit den quantitativen Konzepten und Verfahren im e-Recruiting zu beschäftigen und die verfügbaren Information zu nutzen. Sinkende Arbeitslosenzahlen, ein Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum sowie die steigende Nachfrage nach Fachkräften und Spezialisten rücken die erfolgreiche und passgenaue Personalbeschaffung wieder mehr in den Mittelpunkt des Unternehmensinteresses. Nur vordergründig geht es um die richtige Allokation des Recruiting-Budgets, die Kernfrage bleibt die zeitnahe Besetzung offener Stellen mit geeigneten Kandidaten. Denn deren Verfügbarkeit sind oft ein Erfolgskriterium für neue Projekte, Produktentwicklungen oder  Vertriebsmaßnahmen, die im Wettbewerb einen entscheidenden Anteil zum Unternehmenserfolg beitragen.

Weiterführende Links

Alexa
http://www.alexa.com/
Aktor Interactive S.A. / Robopost: Jobbörsen-Studien für Deutschland und andere europäische Länder
http://www.robopost.de
Crosswater Jobbörsen-Verzeichnis
http://www.crosswater-systems.com/ej2000.htm 
IVW
http://www.ivw.de/
Jobbörsen im Vergleich: Wer inseriert wo? Studie der FH Koblenz und Prof. Dr. Beck
http://www.crosswater-systems.com/ej_angebot_premium.htm
Profilo Rating Agentur
http://www.profilo.de/

+++ Ein Presse-Service von Crosswater Systems Ltd. zu den Themengebieten e-Recruiting, Jobbörsen, Arbeitsmarkt, Personaldienstleistungen, Human Resources Management. Die in den Firmen-Pressemitteilungen vertretenen Meinungen müssen nicht notwendigerweise mit der Redaktion von Crosswater Systems übereinstimmen +++
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