Die Nachricht von Google's Aktion gegenüber
BMW schaffte es in die Massenmedien wie SPIEGEL-Online oder den
Sydney Morning Herald in Australien, der dafür die reißerische
Schlagzeile: "Google Todesstrafe für BMW"
schrieb. Doch der Index-Ausschluss von Jobware blieb in
den Medien zunächst
unbemerkt.
Als erstem fiel es einem Jobbörsen-BLOG-Betreiber in München auf: Marcus Tandler
verfolgt das Online-Geschäft der Jobbörsen in
Deutschland und kommentiert seine persönliche
Sichtweise des Marktgeschehens auf seinem JoBLOG (http://www.secretsites.de/joblog/).
Wenn es um die Feinheiten des
Online-Marketing-Geschäfts geht, kann man Tandler nicht
so leicht etwas vormachen, ist er doch hauptberuflich
für das Karriere-Portal JobScout24 als Online-Marketing-Leiter tätig. Was
den Pressebüros der Medien entgangen war, entdeckte
Tandler bei näherem Hinsehen auf die Google-Ergebnis-Liste - dann war das Verdikt
für ihn klar:
Jobware hatte Search-Engine-Spamming betrieben und
bezahlt für diesen Verstoß gegen die Google-Richtlinien
mit einem Bann aus dem Google-Suchmaschinen-Index.
Google's Rundumschlag traf mit BM, Ricoh und Jobware
auch weitere Portale, so z.B. Porsche Dänemark oder Chevrolet Schweden.
In Paderborn, dem Hauptsitz des Karriere-Portals
Jobware war die Lage ebenfalls klar, zumindest was den
pünktlichen Feierabend der leitenden Angestellten
betraf. Jobware-Chef Dr. Randolph Vollmer rief zur
Lagebesprechung, schliesslich sind solche
aussergewöhnlichen Massnahmen des
Suchmaschinen-Betreibers Google nicht immer an der
Tagesordnung.
Was war eigentlich geschehen?
Wer die einschlägigen Berichte und Blog-Einträge dazu
liest, wird ohne Zweifel zuerst einmal mit Begriffen wie
"Javascript Re-direct" oder "Doorway Pages konfrontiert
- Rezepte aus der Zauberküche der Suchmaschinen-Spammer.
Im wesentlichen geht es dabei um Software-Techniken, mit
denen dem
unbedarften Surfer die scheinbar heile Welt einer
Webseite vorgegaukelt wird.
Dem Google-Suchrobot, der
ebenfalls die betreffende Webseite Wort für Wort
durchkämmt, wird aber etwas anderes präsentiert:
eine Unzahl von signifikanten Schlagworten, die das Ranking auf den
Trefferlisten nach oben treiben sollen.
Fast kann man das
Verhalten des Suchrobots mit einer Autofahrt auf der
Landstrasse vergleichen: der mit gesundem
Menschenverstand ausgestattete Fahrer biegt beim
Hinweis-Schild "Umleitung" ab, der etwas simpler
eingestellte Robot fährt stur geradeaus, ignoriert die
Anweisung zur Umleitung und findet sich dann in
einer Buchstabenwüste,
mit der Spammer den Robot füttern wollen, wieder.
Im Jargons des Webs bezeichnet man
solche Spam-Methoden als Javascript Re-direct,
Cloaking oder Doorway Pages. Wer sich von technischen
Einzelheiten nicht verwirren lässt, findet die
treffenden Beispiele der BMW-Webtechnik hier:
"BMW's Doorway Pages"
http://blog.outer-court.com/archive/2006-02-01-n31.html
Wir können auch anders
Der etwas hemdsärmelige und geheimniskrämerische
Umgang einiger Cyberwelt-Firmen steht im Gegensatz zu lange
etablierten Umgangsformen in eher traditionellen
Branchen.
In der Finanzwelt haben es sich Rating-Agenturen wie Moody's, Standard & Poor's oder
Fitch zur Aufgabe gemacht, in ständigem Dialog mit den
Finanzvorständen der zu bewertenden Firmen zu sein,
börsennotierte Unternehmen koordinieren die
Informations- und Kontaktpflege in speziellen "Investor's
Relations" Abteilungen. Droht nun einmal eine aussergewöhnliche Herabstufung des Ratings, finden wie
selbstverständlich vertrauliche Gespräche zwischen
Konzern und Rating-Agentur statt, um etwaige
Mißverständnisse im Vorfeld auszuräumen und eine
Herabstufung nicht wie einen Blitz aus heiterem Himmel
donnern zu lassen. In der Jurisprudenz gibt es ebenfalls
Beispiele, wo Richter zusammen mit Verteidigern
und Staatsanwälten hinter verschlossenen Türen
Rechtsgespräche führten und mit ihren dargelegten
Auffassungen - wie der erste Düsseldorfer Mannesmann-Prozess zeigte - die Beteiligten informieren,
wie ihr weiteres Vorgehen zu erwarten sei.
Die Cyberwelt der Internet-Wirtschaft hat in einigen
Belangen noch nicht diese Reife im Umgang miteinander
gefunden. Giganten wie Google
kombinieren ein Flair des Geheimnisumwitterten mit einer
Portion Kreuzrittertum, wenn Zuwiderhandelnde mit Ausschluss
ohne Vorwarnung bestraft werden. Der hochkantige
Rauswurf aus dem Index ist ein Beispiel, das sang- und
klanglose Beenden von Partnerschaften in Google's
AdSense-Programm ein anderes.
Betroffene Unternehmen machen ausnahmslos keine
Ausflüchte über die Tatsachen des Search-Engine-Spammings,
doch die Art und Weise des plötzlichen Ausschlusses
verwundert, wie BMW-Sprecher Markus Sagemann dann auch
erklärt: Für BMW wäre es wünschenswert gewesen, von
Google schon im Vorfeld von den beanstandeten Praktiken
benachrichtigt zu werden, bevor die Webseite aus dem
Index entfernt wird und dies öffentlich bekannt gegeben
wird. "Ich bin davon überzeugt, daß ein Unternehmen eine
Chance eingeräumt bekommen sollte, auf diese Vorwürfe zu
reagieren bevor es in die Öffentlichkeit getragen wird,
denn der aus diesen schnellen Aktionen entstandene
Schaden kann durchaus hinterfragt werden".
So ist es nur treffend, daß Google sich des Mediums
eines Mitarbeiter-Blogs bedient, um halboffizielle
Statements in die Sphären des Internet-Universums zu
postulieren. Ebenfalls über den Kommunikations-Kanal eines
privaten Blogs gesteht Google verschämt ein, daß
es auch in diesen Angelegenheiten einen Nachholbedarf
sieht - das wird dann dezent als Pilot-Projekt "Notification
Program" bezeichnet. Matt Cutts beschreibt das in
seinem privat-offiziösen Blog dann so:
"Google
is
trying out a
pilot
program to alert
site
owners
when
we're
removing
their
site
for
violating
our
guidelines. JavaScript
redirects
are
the
first
trial,
but
we've also
sent a
few
emails
about
hidden text, I
believe.
This
is not
targeted to
sites
like
buy-my-cheap-viagra-here.com,
but
more
for
sites
that
have good
content,
but
may not
be as
savvy
about
what
their
SEO was
doing
or
what
that "Make
thousands of
doorway
pages
for $39.95"
software was
doing.
Personally,
I think
opening up a line of
communication to
let
webmasters
know
when
we're
taking
action
is a
really
good thing--a
site
owner
doesn't
have to
guess
about
what
happened.
But
again,
we're
starting
with a
trial
program.
I'll blog about it more
soon. [Note: Matt's blog is
here]".
Kenntnisse der
Web-Navigation sind überlebenswichtig
Letztlich bleibt die Frage nach den Leidtragenden.
Betroffene Webseiten-Betreiber fühlen sich des Spams
ertappt und an den Pranger gestellt, Surfern auf der
Suche nach Treffern wie "BMW" fühlen sich von Google
enttäuscht, weil die Suchergebnisse nicht die reale
Popularität der Links wiedergibt, Manipulation hin,
Spamming her. Suchmaschinen der Wettbewerber liefern
andere Trefferlisten, die Konfusion des unbedarften
Surfers ist vorprogrammiert.
Für Stellensuchende hat diese Episode
ebenfalls eine erhellende Konsequenz. Angesichts der
mehr als 600 Jobbörsen in Deutschland ist dieser Markt
hochgradig intransparent und nur der geübte Surfer nutzt
die verfügbaren Informationen zu den Jobbörsen oder
spezialisierten Jobsuchmaschinen auf effiziente Weise.
Wer routinemässig mit Google nach dem Begriff "Jobs"
in der Hoffnung nach dem Traumjob oder einer gut
bezahlten Tätigkeit sucht, wird schnell fündig:
Die Suchabfrage nach "Jobs" liefert alleine
1.470.000.000 Treffer. Interessanterweise präsentiert Google auf Platz
#1 der Trefferliste eine Webseite von Jobs.de. Diese
Jobseite ist schon seit der Übernahme durch JobScout24
im Oktober 2004 ausser Betrieb und führt mittels "Re-Direct"
direkt zu Jobscout24. Doch als Cyber-Zoombie
überlebt sie auf den Festplatten-Indices der
Suchmaschinen. Es wird wohl ein Geheimnis von Marcus
Tandler, Online-Marketing-Chef bei JobScout24 bleiben,
wie er es denn schafft, den Platz an der Sonne zu
verteidigen.
Abbildung: Anteil an Suchabfragen von Nutzern (Privat
und am Arbeitsplatz) in den USA im November 2005. Basis:
5.1 Milliarden Suchabfragen in November 2005 bei über 60
Suchmaschinen.
Quelle: Nielsen/NetRating - Searchengingewatch.
Online-Stellensuche: Fehlendes Know-How keine
Alternative
Der Einsatz von Google oder anderen Suchmaschinen sind eine
Möglichkeit, Online auf die Suche nach Stellenanzeigen
zu gehen. Es ist sicherlich eine der zeitraubenden
Möglichkeiten, zum Traumjob zu kommen. Welche anderen Alternativen hat der Stellensuchende in der
Web-Welt des e-Recruitings?
Zunächst einmal muss er sich
mit den grundlegenden Prinzipien der
Jobbörsen-Navigation befassen und einige goldene Regeln
beherzigen. Dazu gehört die Kenntnis der wichtigsten,
für seinen Beruf, seine Branche oder Wunsch-Region geeigneten
Jobbörsen. Diese Jobbörsen gilt es, regelmässig nach
neuen aktuellen Stellenanzeigen zu
durchsuchen oder sich bequem einen Such-Agenten zu
abonnieren. Die Datenbank-Abfragen der
Online-Stellenmärkte sind in der Regel
funktional und bequem ausgelegt und liefern
Suchergebnisse in Sekundenbruchteilen.
Weiterhin sollten
parallel zu den Jobbörsen spezialisierte
Jobsuchmaschinen, wie z.B. JobWORLD, Safari, Joboter
und ähnliche genutzt werden, um zeitraubende
Einzelsuchen zu vermeiden. Diese sind aufgrund ihrer
spezialisierten Such-Robots anders als Google, Yahoo und
Co in der Lage, in den Tiefen
der Jobbörsen-Datenbanken die Stellenangebote zu
durchforsten und diese dann in benutzerfreundlichen
Trefferlisten bereitzustellen.
Die Gemeinschafts-Jobbörse
der DAX-30-Konzerne, JobStairs, bietet eine sinnvolle
Alternative zu den etablierten und bekannten Jobbörsen
wie Monster, Jobpilot, Jobware, StepStone, JobScout24,
Stellenanzeigen.de oder Stellenmarkt.de aus Frankfurt. Auch die Jobbörse
der Bundesagentur für Arbeit bietet die wohl grösste
Sammlung von Stellenanzeigen. Wer die oft als
benutzerunfreundliche Jobbörse der BA meiden will,
sollte bei
Kooperations-Partner der BA wie meinestadt.de
http://www.meinestadt.de/,
Rekruter.de
http://www.rekruter.de/ oder beim Opus-Forum
http://www.opusforum.org/ vorbeisurfen.
Diese bieten
komfortable Navigations-Alternativen, die dank
privatwirtschaftlicher Initiative oftmals benutzerfreundlicher als die
der staatlichen Arbeitsagentur-Jobbörse sind. Wer sich schnell einen Überblick über
Stellenangebote auf den Karriereseiten der Arbeitgeber
verschaffen will, findet gute Hinweise bei Wordwidejobs.de
http://www.wwj.de/.
So bleibt Google's Elchtest für Jobsuchende
eigentlich ohne wirkliche Konsequenzen für den
Stellensuchenden. Die Suche
im e-Recruiting sollte besser mit Spezial-Werkzeugen
und unter Nutzung der funktionalen Job-Datenbanken der
Karriere-Portale erledigt werden.
Als Teil der Krisenbewältigung musste die Jobware-Mannschaft gegenüber ihren Anzeigenkunden
jedoch Schadensbegrenzung betreiben:
"Betroffen
von der Herausnahme aus dem Index der Suchmaschine sind in
erster Linie die
Content-Bereiche von Jobware. Was den
Anzeigentraffic angeht, handelt es sich demgegenüber um
eher geringfügige Effekte, weil Jobware in dem hierfür
relevanteren Bereich des "Paid Ranking" nach wie vor bei
Google gelistet ist.
Dies können wir kurzfristig durch
zusätzliche Maßnahmen kompensieren, so
dass unsere
Anzeigenkunden von diesem Vorgang nicht betroffen sind.
Wir gehen im Übrigen davon aus,
dass Jobware ebenso wie
BMW in Kürze wieder bei
Google gelistet sein wird".
Diese Hoffnung konnte Jobware bislang nicht erfüllen. Schon
nach wenigen Tagen war sowohl BMW als auch Ricoh wieder
gnädig in den Google-Index aufgenommen worden, wohl
mit tatkräftiger Hilfe des Google Web Spam Teams um Matt
Cutts, während die Paderborner derzeit noch weiter hoffen.
Am Ende der Aufregungen um den Rauswurf aus dem
Google-Index verbleiben einige Schlussfolgerungen. Der
Suchmaschinen-Gigant hat endlich seine strikten
Anti-Spam-Vorschriften nicht nur angekündigt, sondern
auch Maßnahmen getroffen, diese einzuhalten. Dabei geht
Google nun nicht mehr ausschliesslich gegen kleiner
Webseiten-Betreiber vor, sondern knüpft sich auch grosse
Konzerne vor. Die damit verbundene
Öffentlichkeitswirkung ähnelt dem mittelalterlichen
Pranger, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den
betroffenen Unternehmen steht noch in weiter Ferne.
Unterschiedliche Präferenzen bei der Wiederaufnahme in
den Google-Index offenbaren, daß einige Konzerne eine
Sonderbehandlung geniessen. Für Stellensuchende im World
Wide Web wird klar, dass generelle Suchmaschinen wie
Yahoo oder Google nicht die besten Werkzeuge sind. Alle
Beteiligen am Arbeitsvermittlungsprozess müssen sich
notwendigerweise mit den speziellen Such- und
Navigationsmitteln des e-Recruiting vertraut machen.
Auch wenn Jobware
aus dem Google Suchmaschinen-Index zunächst verbannt
bleibt,
ist das Karriere-Portal nicht ganz von der Bildfläche
verschwunden: Unter den
Koordinaten 51° 42'05.48'' N 8° 45'53.84'' E
findet man bei Google Earth die Jobware Hauptverwaltung im Paderborner
Technologiepark.