Schwamm drüber.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung kommentiert die
Affäre des Virtuellen Arbeitsmarkts der Bundesagentur
für Arbeit:
Das war's wohl. Über die Affäre um den virtuellen
Arbeitsmarkt der Bundesagentur für Arbeit kann man
sich nur wundern. Nach wenigen Tagen schon wird die
Frage nach personellen Konsequenzen zu den Akten
gelegt. Regierung und Union stärken der Behördenspitze
den Rücken. Der Verwaltungsrat pocht zwar auf bessere
Aufklärung, stellt den Vorstand selbst aber nicht in
Frage.
Die neue Affäre bestätigt: Inszenierung ist alles
im politischen Geschäft. Um den rasanten Kostenanstieg
für ein fragwürdiges Projekt kümmern sich jetzt die
Fachleute in den Prüfabteilungen. Die Tatsache, daß
der Vorstand lange von höheren Kosten wußte, aber
weder das Projekt gestoppt noch darüber informiert
hat, verkümmert zur Randnotiz.
Die Vorstände haben diesmal Glück. Im Gegensatz zum
Wirbel um die weit geringer dotierten Beraterverträge,
über die Florian Gerster stürzte, ist derzeit
niemanden an einem Skandal gelegen. Die Regierung will
neuen Aufruhr um die Agentur vermeiden. Der Union
liegt es fern, einem Parteimitglied zu schaden.
Arbeitgeber- und Gewerkschaftsvertreter im
Verwaltungsrat büßten an Glaubwürdigkeit ein, stellten
sie sich gegen den Vorstand, den sie gerade erst
bestimmt haben.
Sicherlich, ein nochmaliger Führungswechsel hätte
die Behörde schwer erschüttert. Doch daß darüber nicht
einmal debattiert wird, hinterläßt einen üblen
Nachgeschmack. Und es ändert nichts daran, daß auch
der neue Vorstand nun angezählt ist.
Quelle:
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. März 2004/clb.