|
|
Crosswater
Job Guide Markt+Meinung
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Rückblick in Raten: Das Jahr 2003
für Jobbörsen.
Teil 1: Die Kommunikatoren.
Das Jahr 2003 stand ganz im Zeichen der steigenden
Arbeitslosigkeit und den Bemühungen der Bundesagentur
für Arbeit, ihr neues Flaggschiff, den Virtuellen
Arbeitsmarkt, flott zu bekommen und als Heilmittel im Kampf
gegen die Arbeitslosigkeit einzusetzen. Die kommerziellen
Jobbörsen - sonst eher im Wettbewerb untereinander und mit
fallenden Erträgen und reduzierten Marketingbudgets vollauf
beschäftigt, entdeckten in den Plänen der BA einen
gemeinsamen Feind und machten sich und die Öffentlichkeit
mobil. Die Stunde der Kommunikatoren hatte geschlagen. Das
Thema "Internet Jobbörsen" entwickelte sich zum Dauerbrenner
in den Medien und eignete sich für manche
Story der Journalisten. Der wirtschaftspolitische Zwist über
die Staats-Jobbörse und die Rückkehr zum staatlichen Vermittlungsmonopol
brachte eine neue Dimension in die Debatte. Vorhang auf für
die Kommunikatoren.
Scharf wie ein Rasiermesser
|
|
Wolf Lotter
Foto: z-punkt.de |
Wenn Texte aus Tastaturen verletzen könnten, bräuchte Wolf
Lotter, Redakteur beim Hamburger Wirtschaftsmagazin
brandeins, eigentlich einen Waffenschein. Glasklare
Argumente, gnadenlose Aufdeckung der Widersprüche und Geiselung der Staatsallmacht - das ist der rote Faden,
der sich durch seine Berichterstattung zum
Arbeitsmarkt und zum Arbeitsamt zieht.
Leseprobe 1: Feuern und Vergessen. Die Ich-AG im
Praxis-Test. "Die großspurig angekündigte Revolution
der Hartz-Reform wird zum Milliardengrab. Statt
Selbständigkeit zu fördern, werden Gründungswillige
gegängelt und ausgetrickts wie nie zuvor. Statt auf
eine Reparatur setzt die Regierung auf ein Feuerwerk
neuer Gesetze - die meisten davon sind handwerklicher
Pfusch erster Güte." (brandeins Wirtschaftsmagazin,
Mai 2003)
|
Wolf Lotter ist
Redakteur beim Wirtschaftsmagazin brandeins -
Teilsystem "Wirtschaft und Unternehmen".
Jahrgang 1962, íst beim Hamburger
Wirtschaftsmagazin Brand eins für Entwicklung &
Schwerpunkte verantwortlich. Seit 1985
Wirtschaftsjournalist mit dem Themenschwerpunkt
Innovative Technologien war er Mitglied der
Redaktionen von Cash Flow (Wien), News (Wien)
Profil (Wien). Seit 1998 arbeitet er mit
Gabriele Fischer zusammen, zunächst als Redakteur
des Wirtschaftsmagazins Econy, danach als
Gründungsmitglied von brandeins (1999). Sein
Fachgebiet ist Neue Wirtschaft, also die Ökonomie
des Wandels von der Industrie- in die
Wissensgesellschaft mit weitreichenden
Konsequenzen auf Gesellschaft und Staat. Er ist
Herausgeber von "Neue Wirtschaft. Das Kursbuch der
New Economy" (DVA, 2000) und verfasste u.a. mit
Jürgen Kluge, Reinhard K. Sprenger und Thilo Bode
"Patient Deutschland" (DVA, 2002). Für Brand Eins
verfasst Lotter die Leitartikel zu
Schwerpunktthemen des Wandels und der
Neuausrichtung der Ökonomie und Gesellschaft.
|
Leseprobe 2: Simulanten
- Die Reform der
Arbeitsämter geht wie Reform des Staates: Auf Kosten
anderer Leute wird die Wirklichkeit verdrängt.
"Ab Dezember 2003 soll der „Virtuelle
Arbeitsmarkt“ im Internet verfügbar sein. Dann kann
man eine Website der Bundesanstalt für Arbeit
angucken, auf der, falls vorhanden, Jobangebote
stehen. Oha. Eine ganz normale Website mit ein
bisschen Datenbank dahinter. Man darf sich fragen:
Warum gibt’s das nicht längst? Ganz einfach: Weil
dutzende verschiedener Systeme, Datenbanken und
Angebote der Bundesanstalt für Arbeit, im Netz oder
auch nicht, bisher derart plan- und lustlos
zusammengeschustert wurden, dass sie nicht den
Ansprüchen genügen, die heute jeder Zwei-Mann-Laden
hat. Sie sind veraltet, unzugänglich, schwer oder gar
nicht verfügbar, kurz und gut: Schrott.
Deshalb wird der Virtuelle Arbeitsmarkt
geschaffen. Was ist da drin? Die Inhalte der privaten
Jobvermittler im Netz, Stellenanzeigen aus Zeitungen,
Web-Magazinen und von anderen privaten Veranstaltern:
„Bundesweit werden dann alle Stellen und Bewerber
unter einer einzigen Adresse zu finden sein“, schreibt
die Anstalt. „Arbeitgeber und Arbeitnehmer können
selbstständig ihre Stellen- und Bewerberprofile
einstellen.“ So einfach ist das.
Die Kosten für das Projekt: zwischen 50 und
60 Millionen Euro. Für eine Website. Mit den Inhalten
anderer Leute. Ja, Herrschaften, so macht man
Geschäfte, wenn man die Macht hat. Können wir nicht
gibt’s nicht. Irgendwer kann. Irgendwer hat. Das holen
wir uns.
Die Panzerknacker-Mentalität der Regierung in
Sachen private Arbeitsmarkt-Dienste ist geübt: bei den
berüchtigten Personal-Service-Agenturen (PSA), die
zwar immer noch nicht funktionieren, aber zig
Millionen verschlungen haben. Zu welchem Zweck?
Diese aus den Arbeitsämtern geschaffenen
„Vermittler“ bieten Leiharbeiter zu Dumping-Preisen
an. Die Differenz zahlt der Steuerzahler. Ruiniert
werden Leiharbeitsfirmen, die sich nicht aus der
öffentlichen Kasse bedienen können. Die PSA der
Arbeitsämter kassieren für jeden Monat pro
Arbeitslosen 1000 Euro.
Unfassbar? Nein, Realität. Fakt ist auch,
dass die Unternehmer dabei keine Chance haben, weder
als Leiharbeitsfirmen noch als Anbieter von Jobs im
Web.
Die fünf führenden Jobvermittler im Netz verhandeln seit
langem mit der Bundesanstalt für Arbeit. Naiv könnte
man annehmen, dass der Staat eingesehen hat, dass das
Angebot der Unternehmen auch deshalb erfolgreich ist,
weil einige leistungsfähige Jobanbieter miteinander
konkurrieren. Das ist falsch. Die Tonlage in der
Staatswirtschaft ist eine andere: Entweder ihr liefert
eure Angebote schnurstracks an uns, oder wir ruinieren
euch. Der Staat hat genug Geld, um mit Werbung und
Marketing die Privaten zu übertönen, deren Ideen zu
klauen und deren Erfolg zunichte zu machen. Am Werk
sind Gesinnungstäter, die zudem wissen, dass sie ihre
Existenzgrundlage der Not anderer Menschen verdanken.
Die Staatswirtschaft ist teuer, dreist und
menschenverachtend. (brandeins Wirtschaftsmagazin,
10/2003)
Bärbel
Schwertfeger: Die Arroganz der
Mächtigen - rücksichtslose Bulldozer-Strategie
|
|
Bärbel
Schwertfeger |
Leseprobe: "Ein Blick zurück ergibt vor allem ein Lehrstück
über die Arroganz des Mächtigen: Bereits auf der CeBit
im März verkündete die Behörde (Bundesanstalt für
Arbeit) die Kooperation mit
großen Jobbörsen und schmückte sich sogar mit deren
Logos - obwohl die nichts davon wussten.
Im Juni
beklagte sich das Quartett der vier großen Jobbörsen, dass es noch immer kein Modell für eine Zusammenarbeit
gebe. Erst im Juli wurde vereinbart, dass die
Jobbörsen einzelne Stellenangebote an den "Virtuellen
Arbeitsmarkt" weiterleiten, sofern das Unternehmen
zustimmt."
|
Bärbel Schwertfeger:
Studium der Psychologie an der
Universität München (Diplom Psychologin), seit 1985
freie Journalistin vor allem im Bereich Management,
Weiterbildung und Personalentwicklung für
Wirtschaftsmagazine, Tageszeitungen und
Fachzeitschriften (u.a. Wirtschaftswoche, Süddeutsche
Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Welt, Welt am
Sonntag, Financial Times Deutschland, Handelsblatt,
die ZEIT, Stern, <e> market, Personalwirtschaft,
Personalmagazin, Spiegel online). Autorin von acht
Büchern, u.a. "Macht ohne Worte" (1988), "Der
Therapieführer" (1989 und 1995), "Die Körpersprache
der Bosse" (1990), "Das MBA-Handbuch" (1994), "Der
Griff nach der Psyche" (1998), "Die
Bluff-Gesellschaft" (2002) und "Der Ayurveda Boom"
(2004). Im Buchvorspann lesen wir:
In ihrer Tätigkeit als Journalistin
stößt Bärbel Schwertfeger immer wieder auf Blender, Bluffer und Scharlatane. Dabei ist sie manchmal
fassungslos, mit welcher Dreistigkeit man versucht,
sie an der Nase herumzuführen.
|
Fragetechnik: "Was sagen Sie zu dem Vorwurf
der Wettbewerbsverzerrung?" Heinrich Alt
(Vorstand der BA): "In der Tat
sind die Leistungen für die Unternehmen bei uns
gebührenfrei. Aber das ist keine Verzerrung des
Wettbewerbs. Bisher sind alle mit der Diesel-Lok
gefahren. Jetzt steigt die BA auf die E-Lok um und die
Jobbörsen klagen plötzlich über einen verzerrten
Wettbewerb. Dabei ist das doch nur ein Schritt zur
Anpassung der Technik, der mit den Beiträgen der
Arbeitgeber und Arbeitnehmer finanziert wird. Das ist
schließlich gesetzlich so gewollt". Quelle: Personalwirtschaft Nr.
10/2003
Bärbel Schwertfeger setzt sich im Spiegel mit dem
Erfolgsdruck der BA und dem Scheinargument des
Vermittlungsanspruchs für Fach- und Führungskräfte
auseinander: "Die Bundesbehörde erlebte in den letzten
Monaten heftige Kritik an den Personal Service
Agenturen, an Mini-Jobs und Jobfloatern. Nun braucht
sie ein Erfolgerlebnis und pumpt 57 Millionen Euro in
den Aufbau des "Virtuellen Arbeitsmarktes", der
möglichst viele der in Deutschland offenen Stellen im
Internet zugänglich machen sowie Arbeitgeber und
Bewerber zusammenführen soll. Schon die
Einführungskampagne wird teuer; allein für 2004 soll
ein Werbebudget von 20 Millionen Euro bereitstehen.
Doch die Sache hat einen Haken: Für eine wirklich
umfassende Stellenbörse fehlen der BA schlicht die
Jobangebote. Bisher wird nur jede dritte offene Stelle
den Arbeitsämtern gemeldet. Denn viele Unternehmen
sind unzufrieden mit der Qualität der Bewerber. Daher
nutzen sie verschiedene Rekrutierungskanäle: Wer einen
Lagerarbeiter braucht, geht meist übers Arbeitsamt.
Wer dagegen Fach- und Führungskräfte sucht, nutzt eher
Zeitungen oder Online-Jobbörsen". (Quelle: Spiegel
Online).
Constantin Gillies: Those were the
days my friend...
|
|
Constantin Gillies
Foto: Marcus Gloger |
Klicken für Millionen: "Man könnte
meinen, die goldene Internetzeit sei nie vergangen:
Ein Unternehmen lässt sich eine neue Internetseite
einrichten, und das mit großem finanziellen Aufwand.
Allein der Online-Auftritt kostet 57 Mio. Euro,
weitere Millionen fließen in die Werbung.
|
Constantin Gillies. Jahrgang 1970,
Diplom-Volkswirt. Freier Wirtschaftsjournalist und
Buchautor. Von 1999-2003 fester
Wirtschafts-korrespondent der WELT in Bonn. Constantin Gillies schreibt für WELT, Handelsblatt, Financial
Times Deutschland, FAZ, VDI-Nachrichten,
Handelszeitung (CH) und die Weltwoche (CH). Themen:
Wirtschaft, Management, E-Business, Technologie,
Internet. Buch: "Wie wir waren" (2003).
|
Das Unternehmen ist allerdings
nicht in der Lage, diese Summen selbst aufzubringen.
Darum macht es Schulden. Wir schreiben das Jahr 2003
und nicht das Jahr 1999, bei dem besagten Unternehmen
handelt es sich um die Bundesanstalt für Arbeit (BA).
Und die Kosten für deren Internet-Ambitionen müssen
deutsche Steuer- und Beitragszahler tragen.
"Virtueller Arbeitsmarkt"
nennt sich das neue Großprojekt aus Nürnberg. Mit
einer eigenen Jobbörse will die Behörde den Sprung ins
Netzzeitalter schaffen. Am kommenden Montag geht das
neue digitale Angebot unter
www.arbeitsagentur.de an
den Start. Auf der Seite sollen Jobsucher und
Arbeitsplätze zusammengebracht werden: Unternehmen
können hier Stellen ausschreiben, Arbeitssuchende sich
bewerben oder ihren Lebenslauf hinterlegen - alles
völlig kostenlos. Und genau hier liegt das Problem."
(DIE WELT, 28. November 2003)
Claudia
Bröll: Im Schleudersitz
|
Claudia Bröll ist Wirtschaftsredakteurin bei der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit den
Themenschwerpunkten Arbeit und Soziales sowie Buch-
und Verlagswesen.
|
"In weit höherem Maße als die Interessen der
Beitragszahler hat Gerster bisher jedoch das
Marktumfeld der Behörde ignoriert. Private
Personalvermittler, Zeitarbeitsfirmen,
Internet-Jobbörsen und die Tageszeitungen mit ihren
Stellenmärkten schlagen angesichts seiner Versuche, in
ihren Märkten zu fischen, seit längerem Alarm. Um
endlich Erfolge auf dem Arbeitsmarkt vermelden zu
können, scheuen er und seine Vorstandskollegen nicht,
die aus Beitrags- und Steuermittel finanzierte
Vormachtstellung der Bundesanstalt auf den privaten
Vermittlungsmärkten auszubauen.
Dies gilt für die Personal-Service-Agenturen ebenso
wie für den nächste Woche startenden virtuellen
Arbeitsmarkt. Statt private Angebote zu nutzen und mit
den Unternehmen Kooperationen einzugehen, baut die
Bundesanstalt auf eigene Präsenz - zum Schaden der
privaten Anbieter und des Wettbewerbs. Das
Vermittlungsmonopol für die Bundesanstalt für Arbeit
ist glücklicherweise vor einigen Jahren gefallen. Der
Aufbruch in eine neue Ära der Behörde darf nicht zu
einem Rückfall in diese Zeiten führen. (Quelle:
Claudia Bröll: "Auf dem Schleudersitz der
Republik". FAZ 28. November 2003).
Teil 2: Kurz und bündig. Der Virtuelle
Arbeitsmarkt in Zahlen
1 |
Anzahl
Zeitarbeitsunternehmen, die als Marktteilnehmer*) am VAM
mitwirken (Manpower) |
1 |
Anzahl Konzerne, die als
Marktteilnehmer*) am VAM mitwirken (Degussa) |
3 |
Anzahl Jobbörsen, die
als Marktteilnehmer*) am VAM mitwirken (Jobs.de, JobStairs, ArbeitAnzeige) |
4 |
Anzahl Werktage, bis die
für Bewrbungsprofile notwendige PIN per Post zugestellt
werden. |
4 |
Anzahl der
Stellenangebote, die der Degussa-Konzern im VAM
veröffentlicht |
14 |
Anzahl der
Stellenangebote, die der Degussa-Konzern auf der eigenen
Karriere-Homepage veröffentlicht |
350.000 |
Anzahl Stellenangebote
im VAM |
2.000.000 |
Anzahl Bewerberprofile
im VAM |
4.184.500 |
Anzahl Arbeitslose Stand
November 2003 |
15.000.000 |
Entwicklungskosten für
das Online-Portal arbeitsagentur.de (in Euro) |
20.000.000 |
Kostensteigerungen des
VAM-Projekts in 2003 (in Euro) |
20.000.000 |
geplante Ausgaben für
Öffentlichkeitsarbeit im Haushaltsplan 2003 (in Euro). |
77.000.000 |
Gesamt-Entwicklungskosten des VAM (in Euro) |
|
*)
Marktteilnehmer übermitteln automatisch ihre
Stellenangebote nach dem BA-HR-XML-Standard. Die Herkunft
dieser Stellenangebote ist bei Suchabfragen unter der
Bezeichnung "Datenbankquelle" ersichtlich.
Alle Angaben Stand 15.12.2003 |
Teil 3: Im
Spiegelbild der Zitate.
"Mit der E-Lok ins E-Recruiting"
- und
dann mit der Postkutsche zum Personalchef.
|
|
Florian Gerster |
"Ich war in der Jugend kein Marxist und ich bin heute
kein Hartzist." (Florian Gerster)
"Die alte Bundesanstalt ist überfordert, fremdbestimmt und
missbraucht", beschreibt BA-Chef Gerster die Entfremdung
vieler Mitarbeiter.
Trotz allen Steigerungen im Haushalt der BA behauptet
Florian Gerster im Interview mit der FAZ vom 23.11.2003:
"wir können schon nach
einem Jahr nachweisen, daß wir mit weniger Aufwand
bessere Leistung erbringen."
|
|
Heinrich Alt |
"In der Tat sind die Leistungen für die Unternehmen bei uns
gebührenfrei. Aber das ist keine Verzerrung des Wettbewerbs.
Bisher sind alle mit der Diesel-Lok gefahren. Jetzt steigt
die BA auf die E-Lok um und die Jobbörsen klagen plötzlich
über einen verzerrten Wettbewerb.
Dabei ist das doch nur ein Schritt zur Anpassung an den
Stand der Technik, der mit den Beiträgen der Arbeitgeber und
Arbeitnehmer finanziert wird.
Das ist schließlich gesetzlich so gewollt". Heinrich Alt,
Vorstand der BA zum Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung.
"Ich bin ziemlich sicher, dass diese Debatte entschärft
wird, wenn sich der Arbeitsmarkt belebt und die kommerzielle
Zeitarbeit und das Geschäft wieder zulegen. "(Florian
Gerster auf die Frage, dass der Virtuelle Arbeitsmarkt mit
den Personal-Service-Agenturen und den Internetjobbörsen
konkurrieren und diese aus dem Markt drängen könnte)
|
|
Prof. Dr. Wolfgang König |
Die empirische Untersuchung "Bewerbungspraxis 2004 (König;
Keim; von Westarp: "Bewerbungspraxis 2004 - Eine empirische
Untersuchung mit über 6.200 Stellensuchenden im Internet",
Frankfurt am Main, 2003) hat gezeigt, dass etwa die Hälfte der
Stellensuchenden den Erhalt einer Eingangsbestätigung nach
bis zu sieben Tagen erwartet.
Dies kann auch für die Zeit zwischen dem Eingang der
Bestätigung und der Einladung zum Interview gesagt werden.
Etwa drei Viertel der Befragten erwarten eine Einladung zum
Interview nach höchstens weiteren 14 Tagen.
|
|
Dr. Falk von Westarp |
Dennoch erreicht fast jedes zweite Unternehmen die internen
Ziele nicht. Der Vergleich der angestrebten
Bearbeitungsdauern mit der Summe der tatsächlichen
Prozesszeiten ergibt, dass nur 49 Prozent der Unternehmen
die internen Vorgaben erreichen.
Es wird deutlich, dass
Unternehmen nicht nur in der internen Koordination, sondern
auch in der Kommunikation nach außen
Effizienzsteigerungspotenziale ungenutzt lassen.
|
|
Ursula
Engelen-Kefer |
Ursula Engelen-Kefer, Verwaltungsrat der BA, im
Interview:
"NDR
Info:
Wozu braucht die Bundesanstalt für Arbeit ein
Marketingkonzept, wenn ihr größter Erfolg die Erfüllung
ihrer Aufgabe, nämlich das Bekämpfen der
Arbeitslosigkeit wäre?
Engelen-Kefer:
Wir wissen, dass ohne Marketing sehr schwierig zu
arbeiten ist - und gerade bei einem solch enormen
Umbruch, den die Bundesanstalt vor sich hat, deshalb
tragen wir dies ja auch als Gewerkschaften mit. Aber auf
der anderen Seite ist die Bundesanstalt schon recht
üppig ausgestattet mit Mitteln für
Unternehmensberatungen, die ja gerade diese
Veränderungen mitgestalten sollen. Und deshalb hatten
wir Probleme damit, dass noch zusätzlich ein derartig
großzügig bemessener Etat für Öffentlichkeitsarbeit
verabschiedet werden sollte. Deshalb haben wir uns ja
auch nicht daran beteiligt. Das war auch einer der
Gründe, weshalb wir am Ende auch den gesamten Haushalt
nicht mittragen konnten, weil wir die Verantwortung
dafür nicht übernehmen können. Wir können es nicht
nachvollziehen, dass auf der einen Seite die Maßnahmen
gerade zur Bekämpfung der immer weiter steigenden
Langzeitarbeitslosigkeit reduziert werden und auf der
anderen Seite gerade die Marketingmaßnahmen so üppig und
zusätzlich ausgestattet werden.
NDR Info: Fehlt ein bisschen an
Transparenz in der Behörde?
Engelen-Kefer: In diesem Punkt
offensichtlich. Wir hatten uns darum bemüht, gerade den
Kommunikationsetat etwas näher kennenzulernen und wir
hatten auch ein Konzept vorgestellt bekommen von Herrn
Schiphorst. Nun ist das nicht nur die
Gewerkschaftsmeinung gewesen, dass das, was dort
vorgetragen wurde, nicht überzeugend war. Und deshalb
ist auch von allen gemeinsam der Sperrvermerk verfügt
worden. Aber wir sind natürlich nur sehr begrenzt
handlungsfähig. Denn die Verträge mit Herrn Gerster, da
hat die Selbstverwaltung überhaupt keinen Einblick. Und
das zweite, die Verträge zwischen Herrn Gerster und
Herrn Schiphorst, die kennt die Selbstverwaltung genauso
wenig.
"Wenn ich mich sowieso beim Arbeitsamt
arbeitslos melden muss, wieso muessen die dann EUR 25
Mio. fuer Marketing ausgeben?" aus einem Leserbrief an
die BILD-Zeitung von Anfang Dezember 2003.
Kai-Uwe Deininger, Managing Director von Monster
Deutschland, erläutert die ordnungspolitische Bewertung des
VAM-Projekts. Das BA-Konzept ist Rückfall in die Zeit des
Vermittlungsmonopols: "Die Behörde macht alles, aber nichts
passiert".
"Das ist doch nichts anderes als die virtuelle
Wiedereinführung des Vermittlungsmonopols auf Kosten der
Arbeitslosen".
|
|
Kai Deininger |
"Mit
dem 'VAM' vernichtet die Bundesanstalt für Arbeit
mittelfristig mindestens 50.000 Arbeitsplätze in der
Verlags- und Internetwirtschaft", verweist Kai
Deininger, Leiter der Initiative Arbeitsmarkt im
eco-Verband, auf Expertenschätzungen: "Besonders
skandalös ist, dass die BA mit einem Startbudget von
über 70 Mio. Euro Steuergeldern den Kampf gegen die
Privatwirtschaft antritt. Wir fordern Minister
Wolfgang Clement auf, diesem Frontalangriff auf die
soziale Marktwirtschaft durch BA-Chef Florian
Gerster ein Ende zu setzen!"
|
|
"Das wäre so, als ob Beate Uhse alle
Single-Treff-Börsen verbieten würde"
Anonymer Beitrag in einem Internet-Diskussions-Forum
über die Pläne der BA, eine zentrale einheitliche
Jobbörse für Deutschland zu errichten.
"Es gibt eine Defizithaftung des Bundes, da kann Herr
Eichel gar nichts deckeln." (Florian Gerster zur Absicht des
Bundesfinanzministers, den Zuschuss des Bundes im Jahr 2004
auf 5,2 Milliarden Euro zu deckeln).
"Wir wollten gern mehr über die konzeptionelle Umsetzung
wissen, aber das wusste man bei der BA offenbar auch nicht".
Kai Deininger, Monster Deutschland, über die
Kooperationsgespräche zwischen BA und den Internet-Jobbörsen
zum Thema Mitwirkung beim Virtueller Arbeitsmarkt.
|
|
Jürgen Koch |
"Alle Jobbörsen machen mit beim Virtuellen Arbeitsmarkt.
Nur nicht schon am 1. Dezember 2003".
Jürgen Koch, BA-Projektleiter Virtueller Arbeitsmarkt.
|
|
Frank Hensgens |
"Die möchten einfach bessere Vermittlungserfolge haben als
mit den Arbeitslosen, um ihr Image aufzupolieren", glaubt
Frank Hensgens, Marketing-Direktor bei der Jobbörse
Stepstone.
"Dabei würde es viel mehr Sinn machen, sich auf ihre
Kernsegmente der schwerer vermittelbaren Arbeitslosen zu
konzentrieren."
Statt die Jobbörsen von Anfang an in die Strategie mit
einzubeziehen, verfolgte man bisher eine Art
Bulldozer-Politik. So wurde bereits auf der CeBIT im März
2003 die Kooperation mit den großen Jobbörsen verkündet.
Sogar mit deren Logos schmückte die BA die Demoversion des
"Virtuellen Arbeitsmarktes" - obwohl die Jobbörsen noch
nichts davon wussten." (Bärbel Schwertfeger, Journalistin).
|
|
Christopher Funk Foto: Der Spiegel |
"Wenn alle Bewerber - so wie es die BA möchte
- irgendwann auf den Virtuellen Arbeitsmarkt gehen,
dann bräuchten die Unternehmen bei privaten Anbietern
keine Anzeigen mehr zu schalten", sagt Christopher
Funk, Deutschland-Manager bei Jobpilot.
Die Bundesanstalt solle sich daher auf ihr
Kerngeschäft beschränken und überlegen, wie sie die
Prozesse unter Einbindung der großen Jobbörsen
gestalten könne, forderte Funk daher bereits im
September gemeinsam mit seinen Kollegen von Monster,
Stepstone und Jobscout24.
"Subventionierte Marktkonkurrenz durch die BA ist
Kampfansage" (Die Jobbörsen Jobpilot, Jobscout24, Monster
und StepStone zu den VAM-Plänen der BA).
"Wir sehen den Virtuellen Arbeitsmarkt definitiv nicht als
Wettbewerb, sondern eher als Ergänzung.
Schliesslich verdiene Jobs.de nur noch einen geringen Teil
seiner Einnahmen mit den Anzeigen, das Gros käme von
Zusatzleistungen im Personalmarketing und
Bewerbermanagement". Thomas Züchner, Leiter Marketing bei
der Jobs.de Karrieremarkt GmbH.
Der Job-Roboter ist eine hochinteressante Möglichkeit, wie
wir Jobs einsammeln können. Da gibt es keine juristische
Grauzone. Denn technisch ist es möglich, jede Website für
Job-Roboter zu sperren. Jedes Unternehmen kann sich also
wehren. Wer das nicht tut, ist unserer Ansicht nach damit
einverstanden. Aber wir gehen natürlich nicht auf die Seiten
der Jobbörsen. Heinrich Alt, Vorstand der BA.
|
|
"17 Prozent aller Stellenangebote für Akademiker entfallen
auf die fünf größten privaten Internet-Jobbörsen. Dabei
haben wir die Jobportale Jobpilot, Jobs, Stellenanzeigen,
Stellenmarkt und Stepstone ausgewertet." Beate Raabe,
Arbeitsmarkt-Informationsservice der Zentralstelle für
Arbeitsvermittlung in Bonn.
|
|
"Durch intelligentes Auffinden von gespeicherten
Unternehmensdaten erkennt finBot auf der Basis der
ähnlichkeitsbasierten Suche semantische Zusammenhänge
zwischen einzelnen Begriffen und findet so auch auf sehr
unspezifische Anfragen schnell die relevanten Antworten. (Financialbot.com,
Suchroboter-Lieferant der BA, zur Funktionsweise des
Roboters).
"Internet-Suchmaschine unterstützt
Arbeitsvermittler - Roboter schaffen Transparenz auf
dem Arbeitsmarkt.
Trotz mäßiger Konjunktur gibt es in Deutschland
hunderttausende offene Stellen. 360.000 sind bei den
Arbeitsämtern gemeldet, viele aber nur auf den
websites der Unternehmen. Deshalb wird seit August
mit dem so genannten Roboter ein Instrument
eingesetzt, das die Vermittler in den Arbeitsämtern
bei der Suche nach offenen Jobs unterstützt. Die
neue Software wird zunächst in insgesamt 15
Arbeitsämtern getestet. Die Vermittler erhalten
durch die neue Technologie Zugang zu allen
Stellenangeboten, die Firmen im Internet anbieten.
(Pressemitteilung der BA)
"Wir können den Arbeit Suchenden seither rund
2000 Stellen mehr anbieten", freut sich Gerd Bleier,
Teamleiter des Arbeitsamtes München, "durch die neue
Maschine haben wir unser Potenzial um rund ein Drittel
erhöht". (Gerd Bleier, Arbeitsamt München, zu den
Testergebnissen der Suchmaschine Wimmi)
In Deutschland gibt es derzeit 64 878 offene
Stellen, von denen der Bundesanstalt für Arbeit (BA)
nichts bekannt ist. Insgesamt ermittelten DMEuro und
3satbörse, dass es in Deutschland derzeit 223 343 offene
Stellen gibt. Der Nürnberger Bundesanstalt sind davon
nur 158 465 Stellen bekannt. Mitarbeiter für 64 878
Stellen suchen die Unternehmen direkt, ohne Einschaltung
des Bundesamtes. (DMEuro und 3satbörse am 27.7.2003)
"Nur Jobs, kein Schnickschnack" Bärbel
Schwertfeger (Journalistin) über den Start von
JobStairs.
Die von der
Bundesanstalt für Arbeit betriebenen Datenbanken "sis",
"asis" und "ais" unterliegen dem Schutz der §§ 87a -
87e des Urheberrechtsgesetzes (UrhG). Gem. § 87 b Abs.
1 UrhG hat nur die Bundesanstalt für Arbeit das Recht,
ihre Datenbanken zu vervielfältigen. Eine
"Vervielfältigung" (vgl. § 16 Abs. 1 UrhG) ist dann
gegeben, wenn beim Browsen von Datenbanken eine
kurzzeitige Festlegung der digitalisierten Fassung
eines Werkes im Arbeitsspeicher eines Computers
erfolgt (vgl. z.B. Schricker, UrhG, § 16 Rd. 19).
Diese kurzfristige Festlegung kann durch die
Bundesanstalt für Arbeit nicht geduldet werden (Aus
einem Schreiben der BA zur Nutzung von den
BA-Datenbanken)
|
|
Prof. Dr. Stefan
Sell,
FH Koblenz |
"Diese Erlasse sind ein typisches Beispiel für
die Mentalität in der Bundesanstalt für Arbeit, alles
in Eigenregie zu machen.
Man hat manchmal den Eindruck, das hat so ein bisschen
Kombinatscharakter in der Bundesanstalt für Arbeit,
man will alle Vorprodukte selber herstellen.
Das ist betriebswirtschaftlich überhaupt nicht
nachzuvollziehen, das ist nicht begründbar."
|
|
Dr. Peter Hartz
Foto: Bundesregierung |
Das Wort von der Kanzel. Peter
Hartz: „Wir haben eine Bibel für den Arbeitsmarkt
geschrieben!“ (Stern v. 2.10.02).
Bei der Präsentation des
Kommissionsberichts "Moderne Dienstleistungen am
Arbeitsmarkt" im Französichen Dom zu Berlin.
"Die können da meinetwegen 'ne Micky Maus vorne
draufpacken, neue Jobs bringt das auch nicht", schimpft ein
48-jähriger Diplom-Kaufmann über die generalüberholten
Internetseiten der BA.
|
|
|
|
|
|